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Schreibwettbewerb 2005 Textpotpourri Textpotpourri Zum Geleit: Dann stellen Sie sich doch einmal vor, die Abgeord-neten im Bundestag w rden reden wie ... – PowerPoint PPT presentation

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Title: LEO


1
Schreibwettbewerb 2005
2
Textpotpourri
Merkwürdiges aus 95 Wettbewerbsbeiträgen
3
Textpotpourri
  • Zum Geleit
  • Dann stellen Sie sich doch einmal vor, die
    Abgeord-neten im Bundestag würden reden wie die
    dralle Blondine hinter der Wursttheke, oder der
    Fernseh-reporter hätte den gleichen Tonfall wie
    die Kinder-gärtnerin Ihres Jüngsten. Die Reden
    eines Lehrers passen nicht in die Werkhalle, das
    Gebrüll eines Unteroffiziers würde die Dame von
    der Telefonauskunft wahrscheinlich ihren Job
    kosten und der Priester mit dem Wortschatz einer
    Prostituierten wäre eine fragwürdige
    Erscheinung.
  • Joachim Dethlaff (Au in der Hallertau) Wie
    beim Turm zu Babel

4
Textpotpourri
  • Der erste Tag in der Klinik
  • Die Schwester auf dem Rundgang erklärt ihnen
    den Pesel und die Gegensprechanlage. Sie spricht
    von MW-Bädern, von ansteigenden Konzentrationen,
    von einem Drittel, zwei Drittel und vom
    Bulli-Plan. Die Neulinge nicken und lauschen und
    können doch ihren Ohren nicht trauen - es
    scheint, als wären sie mit der Fähre in ein
    fremdes Land gereist. Es liegt nur zwei Stunden
    vom Festland entfernt und doch bräuchten sie ein
    Wörterbuch, um sich in der Klinik zu
    verständigen. Nach dem Rundgang fragt die
    Schwester, ob noch jemand etwas wissen möchte,
    doch niemand meldet sich. Man will sich
    schließlich keine Blöße geben. Und überhaupt
    sie hätten so viele Fragen, dass es peinlich
    wäre.
  • Cornelia Desch (Amrum) Klinikkommunikation

5
Textpotpourri
  • Die Schachpartie
  • Wäre das Spiel zu Ende gespielt worden, hätten
    die Spieler einander insgesamt sechsmal Schach!
    geboten. Eine ganz außergewöhnliche Partie!
    Glücklicherweise geht es nicht in allen Partien
    so turbulent zu. Nach dem Spiel wird Schlechter
    von einem Reporter gefragt, was er über die
    Partie denke. So vui auf oamal redn, mir is scho
    ganz schlecht. Dann schlurft er geschwächt
    hinaus aus dem Saal, für Tage nicht mehr
    ansprechbar. Das wird jeder, der mit dem edlen
    Spiel vertraut ist, nachvollziehen können.
  • Hanns Schneider (Köln) Schonung der
    Sprechwerkzeuge

6
Textpotpourri
  • Die Ärztin
  • Für mich gibt es in der Medizin nur zwei
    Vorgehens-weisen, wenn man jemandem eine
    schlechte Nachricht überbringt Die eine wird
    meistens von den Leuten angewendet, die anstelle
    eines Herzens einen Kapitalfonds haben und selbst
    als Erstsemester niemals Kaffeeflecken auf dem
    Kittel rumtrugen. Sie kommen schnell zum Punkt.
    Sie müssen sterben. Sie haben Krebs. Es tut mir
    leid. Verbaler Todesstakkato, bei dem man sich
    fühlt, als wäre man schon unter der Erde. Die
    andere Vorgehensweise ist meine. Ich lasse mir
    Zeit. Sagen tu ich überhaupt nix anders. Gut
    vielleicht sag ich öfters, dass es mir leid tut.
    Mein Unterschied ist eben der, das ich warte. Ich
    finde, wenn man an einer Kasse bei McDonalds
    durchschnittlich 4,5 Minuten ansteht, sollte das
    verbale Sterben nicht kürzer sein.
  • Jasmin Schellong (Gaimersheim) Sterben auf
    Englisch

7
Textpotpourri
  • Der Sanitäter und der Tod
  • Der Sanitäter, der gerade seinen Zivildienst
    beim DRK ableistet, ist sichtlich geschockt. Sein
    Partner entgegnet ihm Wir sind keine Engel, wir
    machen nur unseren Job und den, so gut wir
    können. Und manchmal müssen wir auch feststellen,
    dass nichts mehr zu machen ist. Die Leitstelle
    wird wieder kontaktiert Leitstelle Mayen von
    16/83/1, kommen. Kommen Sie. Wir haben einen
    Ex. Verstanden, Ende.
  • Andreas Thelen (Koblenz) Wir sind keine Engel

8
Textpotpourri
  • Der Essayist
  • Nie habe ich etwas Eigenes geschrieben, alles
    ist compiliert. Ich bin ein melancholischer
    Schrotthändler Aus Abfällen zimmere ich meine
    Ansichten. Alles ist drin, aber nichts passt
    zusammen. Die Sprache hinkt und klemmt an allen
    Ecken und Enden. Das ist ein trauriges, aber mein
    liebstes Spiel. Ein Spiel fast ohne Regeln. Wie
    bei jedem Spiel ist das einzig Wahre das Spiel
    selbst.
  • Matthias Hagedorn Feature über die
    Notwendigkeit des Essays

9
Textpotpourri
  • Der Pfarrer und die Sprachlosigkeit
  • Du klingelst, sagt Thomas und stellt sich
    hinter mich. Im Haus geht das Licht an, wenig
    später öffnet Marion die Tür. Sie schaut mich an,
    erkennt mich und fragt Sie? Mitten in der
    Nacht? Schaut mir über die Schulter, sieht
    Thomas und sagt Oh je, Sie und ein Polizist
    ...? Und dann Axel? Wir beide nicken
    gleichzeitig. Unfall? Marion hält eine Hand vor
    den Mund Tot? Das Ja muss sie uns vermutlich
    an den Augen angesehen haben. Ich suche etwas für
    meine Hände, etwas zum Ziehen, zum Reiben, zum
    Zerbröseln, - ganz gleich was. Niemand sagt auch
    nur ein einziges Wort.
  • Dieter Schupp (Kaiserslautern) Makaber und wir
    lachten dennoch

10
Textpotpourri
  • Der Ingenieur und das Ost-West-Problem
  • Kommunikationshilfen, Moderationen, soziale
    Kompetenz, womöglich noch interkulturelle
    Kenntnisse? Das brauchen wir Techniker nicht. Das
    ist etwas für Leute aus dem sozialen Bereich. In
    der Welt der Techniker geht es klar, deutlich und
    zielgerichtet zur Sache. Gefühle und
    Befindlichkeiten behält man sich für den
    Feierabend vor. So dachte ich. Bis vor zwei
    Jahren, als ich Projektleiter eines
    Ost-West-Projektes wurde.
  • Günther Müller-Czygan (Brilon) Verstehe ich
    wirklich, was Du meinst?

11
Textpotpourri
  • Der Rapper
  • Vor allem Track Nummer Zwei, meinte der
    Künstler, der im selben Atemzug die Kollegen aus
    der Kolchose grüßte, also direkt nach dem Intro,
    sei der totale Burner. Da wäre ihm etwas
    geglückt, wofür er sich selbst auf die Schulter
    klopfe. Doch auch der Support seiner Crew hätte
    ihm geholfen, den Conqueror zu vollenden. Der
    Rap stehe dabei im Hintergrund. Es gehe eher ums
    Voicen, weniger um Inhalte, wobei es wichtig
    gewesen sei, dass die verschiedenartigen Pattern
    den Style abgaben. Ferner kämen ihm beim Weeden
    die coolsten Flows. Und an einem Flow erkenne
    man, ob man dem jeweiligen Artist respektieren
    könne oder was manchmal vorkommt vor allem
    dissen müsse.
  • Matthias Kröner (Nürnberg) Utopiesprache

12
Textpotpourri
  • Die Managerin
  • Am Konferenztisch habe ich verbal richtig
    ausgeteilt, in Besprechungen meist das letzte
    Wort gehabt. Ich habe ganz einfach jeden
    Konkurrenten oder Kritiker vom Platz gebellt. So
    war schnell jeder der Meinung, bei mir müsste man
    knallhart sein, um mich zu überzeugen. Der Haken
    war, dass ich leider nicht so knallhart war, wie
    mir nun jeder begegnete. Wenn man mich gleich
    morgens kalt erwischte, saß ich danach heulend
    auf der Toilette. Diskussionen und
    Auseinandersetzungen verfolgten mich oft ein
    ganzes Wochenende. Dieser Arbeitsatmosphäre war
    ich nicht lange gewachsen und habe das Handtuch
    geworfen.
  • Angela Fischmann (Hannover) Muss man im Beruf
    neu sprechen lernen?

13
Textpotpourri
  • Der Straßengeiger
  • Arme Länder/reiche Länder, Hartz IV oder das
    liebe Geld seien Dinge mit denen er sich
    beschäftige. Hartz ist richtig, Hartz ist
    wichtig, Hartzer Käse ist gesund, Esser, Fresser,
    Ackermänner werden dabei kugelrund, schmettert
    er seinen Zuhörern beispielsweise in
    Montagsdemo unverblümt an den Kopf. Und freut
    sich, wenn die Getroffenen in hitzige
    Diskussionen verfallen. Normalerweise sagen die
    Leute Leck mich am Arsch! Mich interessiert
    Politik nicht.
  • Maike Steuer (Köln) Straßenmusiker mit Diplom

14
Textpotpourri
  • Die Call-Center-Mitarbeiterin
  • Die ersten Gespräche sind immer die
    schlimmsten. Da habe ich noch nicht meine dicke
    Callcenter-Agent-Elefantenhaut angelegt, da bin
    ich noch persönlich betroffen, wenn der Mensch am
    anderen Ende kein Interesse an meiner
    Telefonwerbung hat und unfreundlich reagiert.
    Nach ein paar Gesprächen wird es besser, ich
    werde raffinierter, so, wie ich sonst nie reden
    würde. Und manchmal macht das Telefonieren sogar
    richtig Spaß und ich entwickele eine Art
    Jagdinstinkt. Zwischen Kollegen entsteht dann ein
    richtiger Wettbewerb, wer mehr positive Gespräche
    führt.
  • Ulrike Maris (Hamburg) Himmel und Hölle
    Expedition ins Call Center

15
Textpotpourri
  • Die Kritikerin
  • Früher war der Beruf des Kritikers die reinste
    Erfüllung für mich. Stark und mächtig bohrte ich
    meine spitze Feder in alles und jeden. Die
    Freude, Missstände aufzudecken und anzuprangern
    überdeckte sämtlichen Frohsinn. Was für ein
    Vergnügen, dass Denken und Leben anderer zu
    analysieren und ad absurdum zu führen. Die Welt
    war schlecht und ich suhlte mich darin, wie ein
    Schwein, das sich anschließend wohlig kratzt.
  • Nicole M. Susca (Schwäbisch Hall) Der einsame
    Kritiker

16
Textpotpourri
  • Der Knobelfan
  • Am liebsten sammelt er Wörter. Meistens
    einfache und kurze. Manchmal aber auch sind es
    die komplizierten und langen, die Johannes Susen
    notiert. Eine lange Reihe von Eigennamen und
    Benennungen, die er erst auf lose Zettel
    schreibt, dann sortiert und in den Computer
    eingibt. Per Mausklick bastelt der Familienvater
    aus Bergisch Gladbach an dem, was andere in ihrer
    Freizeit beschäftigt Er erfindet
    Kreuzworträtsel.
  • Annika Wind (Köln) Lesefutter für Knobelfans

17
Textpotpourri
  • Der Paketdienst
  • Der Teamleiter steht unter Druck. Die Zeit für
    eine Abfahrt ohne Verspätung läuft ihm davon.
    Ja, hier hast du die letzte für die Schweiz, der
    Rest ist Luft. Gut, dann schaffen wirs ja doch
    noch. Danke. Inzwischen ist Hitze schon normal
    und die Getränke sind Geschichte. Alles scheint
    zu kleben und die Dusche zu Hause ist das einzige
    Zielm, das alle noch kennen. Sind die Papiere
    für USA noch immer nicht gekommen? Nein? Dann
    muss die Sendung eben hier bleiben. Verdammt,
    wieder eine Blockade. Das wird ja ne schöne
    Performance heute geben! Der Teamleiter ist
    sichtlich angespannt, denn alles wird bei TNT
    genauestens in Statistiken festgehalten.
  • Christine Rübenach (Koblenz) Wenn Perfektion
    das Ziel ist

18
Textpotpourri
  • Der Redenschreiber
  • Ich weiß halt, dass jede Medaille zwei Seiten
    hat, auch Penicillin kann ein Fluch sein für
    Bazillen nämlich. Nur muss es in einer Demokratie
    jedem gestattet sein, jedem seine möglicherweise
    originelle Sichtweise darzulegen. Und das in den
    höchsten Tönen. Nun können Sie mir vorhalten,
    dass ich den Mist anderer nur schön verpacke, um
    ihn zu verkaufen, aber ich sehe eine viel größere
    Gefahr darin, eine mögliche Goldgrube unentdeckt
    zu lassen, nur weil die Wegbeschreibung
    mangelhaft ist.
  • Thomas Brock Der Sekretär der Sekretärin

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Textpotpourri
  • Im Kinderhospiz
  • Bis in die 70er Jahre hinein waren Mediziner
    der Ansicht, dass es besser sei, kranken Kindern
    die Tragweite ihrer Erkrankung zu verschweigen.
    Dabei merkten die Kinder sehr wohl, dass die
    Eltern bestimmten Themen auswichen und ihre
    Fragen unbeantwortet bleiben. Das hatte zur
    Folge, dass die Kinder mit ihren Problemen allein
    gelassen wurden. Dabei hatten sie schon längst
    begriffen, dass sie eine lebensbedrohliche
    Erkrankung hatten. Kinder sollten Fragen zum
    Thema Sterben stellen dürfen. Was kommt dann?
    Spielt Gott mit mir Fußball? Geht man da alleine
    hin oder holt einen jemand ab?
  • Tanja Friehe (Wunstorf) Hand in Hand

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Textpotpourri
  • Der Dirigent
  • Manchmal ist das Orchester wie ein kleines Dorf
    und Müller ist der Bürgermeister. Er muss
    versuchen zu vermitteln und gleichzeitig klare
    Ansagen geben, die befolgt werden müssen. Bei den
    Proben wird dann schon mal erklärt, wie die
    Posaunen beim Safari-Beat klingen müssen.
    Stellt euch vor ihr seid große, schwere, dicke
    Elefanten, die von einem Fuß auf dem anderen
    wanken!, ruft Müller den vier Posaunisten zu,
    während das Orchester weiterspielt. Und ihr seid
    die Vögel, die auf den Elefantenrücken tanzen.
    Also spielt leichter und lockerer!, sagt der
    Dirigent zu den Flöten und den Klarinetten.
  • Dennis Mittelmann (Koblenz) Der Dirigent als
    Kommunikator

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Textpotpourri
  • Die Kellnerin
  • Josys erster Arbeitstag war ein Desaster.
    Getränke in einer gutbürgerlichen Wirtschaft
    ausschenken nach kurzer Einarbeitung eigentlich
    kein Problem. Der Schock traf sie beim Kontakt
    mit den Gästen. Die orderten nämlich teilweise
    recht ungewöhnliche Dinge Eine Frau wollte eine
    erfrischende Seiltänzerbouillon, ein Herr
    Wurstwasser, ein junger Typ einen Drecksack
    und die nette ältere Dame bestellte zum Kaffee
    einen Advokat. Josy traute ihren Ohren kaum,
    fragte nach und erntete herzhafte Lacher oder
    zumindest schiefe Blicke.
  • Monika Olheide (Wehr) Pfütze, Diesel, Kalter
    Kaffee

22
Textpotpourri
  • Im Operationssaal
  • Schön pusten! Oh, das machst Du aber schön. Du
    musst nur den Traumballon aufblasen, dann träumst
    du gleich wunderschön. Ja, noch mal. Oh, was für
    ein starker Junge. Wir blenden ein. Wir befinden
    uns in einem Operationssaal. Der zehnjährige
    Patient ist gerade eingeschlafen. Das
    Gesamtprojekt Narkose beginnt und mit ihm auch
    der Dialog zwischen Anästhesist und
    Anästhesieschwester.
  • Christin Wannagat (Chemnitz) Anästhesie 25

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Textpotpourri
  • Die Übersetzerin
  • Denn natürlich soll nicht auffallen, dass der
    Text ursprünglich in einer anderen Sprache
    geschrieben wurde. Doch Metaphern, Wortspiele
    oder Visualisierungen, die auf Kulturgut beruhen,
    lassen sich leider nicht immer in andere
    Sprachkreise retten. Manche sind schlichtweg
    unübersetzbar oder würden stark an ihrer
    Werbewirksamkeit verlieren. Zum Beispiel ein Bild
    mit Computermäusen und dazu die Schlagzeile
    Sehen Sie weiße Mäuse? Doch statt weißer Mäuse
    tauchen vor meinem inneren Auge nur rosa
    Elefanten auf, denn die Entsprechung dieser
    Redewendung im Englischen wäre to see pink
    elephants.
  • Corinna Wieja (Karben) Die Wortfischer

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Textpotpourri
  • Im Bus in Wolgograd
  • Lesen können ist das Wichtigste, wenn man in
    einen City-Express einsteigt. Denn es gilt Der
    Fahrer ist der Chef im Bus. Seine Kommandos gibt
    er am liebsten per Computerausdruck. Und wenn man
    als Passagier die Fahrt genießen will, muss man
    die vorgegebenen Kommunikationsmittel akzeptieren
    und ihre Botschaften befolgen!
  • Larisa Zaytseva (Chemnitz) Zehn Minuten Angst
    und Sie sind zu Hause

25
Textpotpourri
  • Die besondere Schule
  • Was willst du Kleiner? Soll ich dir gleich noch
    eine klatschen? - Fuck you. Das ist cool. - Wenn
    du mir jetzt nicht meine Karten wiedergibst, dann
    mach ich gar nichts mehr. - Das geht voll ab. -
    Viva colonia, und wennwe nix zum Ficken haben,
    dann gehnwe innen Puff. - Sprache am Arbeitsplatz
    in einer Schule für Erziehungshilfe.
  • Annette Pietig (Köln) Deine Mutter

26
Textpotpourri
  • Der Trauerredner
  • Trotz seiner Erfahrung fehlen auch Peter Ahrens
    hin und wieder fast die Worte. Wenn Kinder
    sterben zum Beispiel oder sich jemand selbst
    umgebracht hat, fällt mir eine Rede sehr schwer,
    sagt er und seine Augen sehen ein bisschen
    traurig aus. Was soll man auch sagen über einen
    Dreijährigen, der sich beim Spielen erhängt hat,
    oder eine junge Frau, die aus dem Fenster
    sprang?! Doch irgendwie muss er auch solche
    Hürden meistern. Man darf das alles nicht so
    sehr an sich ranlassen, findet er.
  • Sara Schmiedel (Chemnitz) Der Tränenmacher

27
Textpotpourri
  • Der Stotterer
  • Mir selbst erschien es nie wirklich als ein
    Grund, diesen oder jenen Bildungs- oder Berufsweg
    nicht einzuschlagen, obwohl ich mitunter eine
    Prüfung mehr recht als schlecht durchgestottert
    hatte oder mitunter gar ein Stück Kreide zur Hand
    nehmen musste, um mich von der inneren Anspannung
    befreien zu können. Kaum hatte ich damals in
    meiner mündlichen Abiturprüfung übrigens die
    Kreide zum Schreiben auf der Tafel aufgesetzt,
    kamen die Worte geflossen. Nun ja, sagen wir, sie
    flossen schubweise wie Wasser, wenn man eine
    Handpumpe betätigt.
  • Michael Winkler (Dresden) Spr-Spr-Sprache im
    B-B-B-Beruf

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Textpotpourri
  • Im Lehrerzimmer
  • Lästerlehrer. Wie weit bist du eigentlich in
    deiner 6. Klasse in Mathe? Fang gerade mit
    Prozent an. Sag mal, ist die 9d bei dir auch so
    träge? Ja, richtige Schallschlucker. So
    werden im Kollegenkreis Klassen genannt, die
    alles ohne Reaktion über sich ergehen lassen. Bei
    den Lehrerinnen und Lehrern geht es nicht weniger
    verschwätzt zu als im Pausenhof.
  • Oliver Manger (Gemünden am Main) Von
    Schallschluckern und Modulation im Unterricht

29
Textpotpourri
  • Briefträgernostalgie
  • Doch plötzlich huscht ein Glänzen in seine
    Augen, er strafft den Rücken, reckt das Kinn und
    schaut richtig träumerisch. Wissen Sie noch?,
    fragt er die alte Dame. Der Liebesbrief?
    Rosarot, da fehlten eigentlich nur noch die
    Herzchen drauf. Und nach Parfum gestunken hat
    der. Schon zwei, drei Jahre sei das her, den
    habe er der alten Dame einfach zeigen müssen.
    Ja, ja, ich weiß Briefgeheimnis und so. Aber
    wir haben ihn ja nicht aufgemacht. Nur
    draufgeschaut und sich daran gefreut. Und so
    manche Geschichte darum erfunden.
  • Andrea Niebergall (Koblenz) Botschaften in
    Grün und Rosa

30
Textpotpourri
  • Die Beiträge in voller Länge demnächst in
  • Wir bedanken uns bei allen Teilnehmerinnen und
    Teilnehmern
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