Title: Taktische Ventilation
1Taktische Ventilation
von Paul Grimwood aus dem Englischen von
Adrian Ridder
2Taktische Ventilation
Ventilationsmaßnahmen, die von Feuerwehrmännern
vor Ort durchgeführt werden wird dazu genutzt,
die Kontrolle über die Bedingungen im Innern
eines brennenden Gebäudes zu erlangen und zum
Vorteil der dort tätigen Feuerwehrleute
einzusetzen. Derartige Tätigkeiten können
Versuche beinhalten, Rauch sowie überhitzte und
brennende Gase vom Innern des Gebäudes unter
Verwendung natürlicher oder künstlicher Mittel
abzuführen bzw. deren Ausbreitung zu lenken.
Rauch und Gase werden durch horizontale und
vertikale Öffnungen im Gebäude abgeführt, die
entweder schon vorhanden sind oder erst
geschaffen werden müssen. Diese Tätigkeiten
können auch beinhalten, das Gebäude
abzuschotten, um so den Zustrom von Frischluft
zu reduzieren. () Paul Grimwood 1987
3Warum müssen wir in Betracht ziehen, schon früher
als bisher zu ventilieren ?
Dadurch wird es ermöglicht, Search
Rescue-Maßnahmen schneller und genauer
durchzuführen
Es erleichtert die Arbeit für die Feuerwehrleute
4Taktische Ventilation kann folgendermaßen
durchgeführt werden
Vertikal
Horizontal
Durch technische Mittel (Unter- oder Überdruck)
5Wind
Schaffen einer vertikalen Ventilationsöffnung
6Vertikale Ventilation
7Schaffen einer horizontalen Ventilationsöffnung
8Horizontale Ventilation
9Zwangsventilation Die Haupttechniken sind
- Unterdruckventilation (UDV)
- Überdruckbelüftung (ÜDB)
- Ortsfeste Einrichtungen
10Unterdruckventilation Hydraulisch, unter
Verwendung eines Strahlrohrs
Innerhalb des Gebäudes
600
Fenster-öffnung
11Überdruckbelüftung
- Bei ÜDB werden Lüfter mit großem Luftdurchsatz
eingesetzt, um im Innern eines Gebäudes einen
Überdruck zu erzeugen. Außerdem drücken die
Lüfter die erhitzten Brandgase von den
vorgehenden Feuerwehrleuten weg.
12Überdruckbelüftung
Abluft-öffnung
Zuluft-öffnung
Überdruck
13Überdruckbelüftung
Platzierung des Lüfters
14Überdruckbelüftung
Große Öffnungen
15Belüften einer Wohnung
Zuluftöffnung schaffen
Abluftöffnung im Erdgeschoss schaffen
Abluftöffnung im Erdgeschoss schließen
Abluftöffnung im 1. Stock schaffen
16 Defensive Anwendung von ÜDB bei angrenzenden
Räumen
17Überdruckbelüftung
Räume ohne eigene Abluftöffnung
18Überdruckbelüftung
Räume ohne eigene Abluftöffnung
19 Ventilieren von mehrstöckigen Gebäuden
Im obersten Stockwerk Abluftöffnung schaffen
Überdruck im Treppenhaus erzeugen
20ABSCHNITTSWEISE VENTILATION
- Raumgröße so klein wie möglich halten
- Undichtigkeiten vermeiden
- Systematisches Vorgehen bei der Ventilation
Schlafzimmer
WIND
21Abschnittsweise Ventilation
Abluftöffnung schaffen
Abluftöffnung schließen
Abluftöffnung schaffen
Abluftöffnung schaffen
Abluftöffnung schaffen
Türen nutzen, um den Luftstrom zu kontrollieren
Abluftöffnung schaffen
Abluftöffnung schaffen
Überdruck im Gebäude erzeugen
22Falls Überdruckbelüftung nicht funktioniert
- Befinden sich zwischen Lüfter und Abluftöffnung
Hindernisse? - Ist die Abluftöffnung zu groß?
- Ist der belüftete Raum zu groß?
- Ist abschnittsweise Ventilation nötig?
- Arbeitet der Lüfter mit maximaler Effizienz?
- Beeinträchtigt die Windrichtung oder
geschwindigkeit die ÜDB?
23Geschichte der ÜDB
- 1950 Fennovent Finnland
- 1955 ÜDB in USA eingesetzt
- 1961 LAFD nutzt ÜDB nach Bränden
- 1982 LAFD setzt ÜDB schon im
Anfangsstadium der Brandbekämpfung ein - 1989 Erster Artikel über ÜDB in UK
- 1990 Wiltshire Fire Brigade setzt ÜDB ein
- 1996 TW Realbrandversuche
- 1998 Realbrandversuche der Greater
Manchester Fire Brigade (GMC)
24WARUM VENTILIEREN?
- Um Rettungsaktionen zu unterstützen
- Um Angriff und Brandbekämpfung zu beschleunigen
- Um Sicherheit der Feuerwehrleute zu verbessern
- Um fliehende Bewohner zu unterstützen
- Um Rauchschaden zu vermeiden
- Um Brandausbreitung einzugrenzen.
25GRUNDSÄTZE DER ÜBERDRUCKBELÜFTUNG
- Die natürliche Ventilation unterstützen
- Durch Einsatz mechanischer Lüfter Luft in Gebäude
pressen - Im Vergleich zur Umgebung Druck im Gebäude erhöhen
26EFFIZIENZ DES ÜDB-EINSATZES
Abhängig von
- Wind
- Größe Konstruktion des Lüfters
- Luftmenge, die ins Gebäude gelangt
- relative Größe von Zu- und Abluftöffnungen
- Größe des Raums
- Temperatur der Brandgase
27CHECKLISTE FÜR DEN EINSATZ VON ÜDB
1. Beschaffenheit des Gebäudes feststellen 2.
Alle Brandherde lokalisiert 3. Angriffstrupps
müssen ausreichende Mittel haben, um den Brand zu
kontrollieren zusätzliche Schlauchleitungen in
Betracht ziehen 4. funktionierende
Kommunikationsstruktur 5. Abluftöffnung
geschaffen und Absprache zwischen Angriffstrupp
und Einsatzleiter
28- 6. Der Angriffstrupp darf sich nicht zwischen dem
Brand und der Abluftöffnung befinden. - 7. Nur ein einzelner Zugangspunkt ins Gebäude.
- 8. An Abluftöffnungen darf sich kein Personal
aufhalten. - 9. Alle Angriffstrupps bestätigen, dass ÜDB
verwendet werden kann. - 10. Einsatzleiter trifft endgültige Entscheidung.
2911. keine Brandausbreitungsgefahr bzw.
Gegenmaßnahmen sind vorbereitet. 12. Lüfter muss
jederzeit kontrollierbar sein. 13. Falls
innerhalb von Gebäuden eingesetzt, muss
ausreichender Luftstrom zum Lüfter hin möglich
sein. 14. Lüfter dürfen ohne Information der
Angriffstrupps nicht abgeschaltet werden. Im
Zweifelsfall ÜDB NICHT ANWENDEN.
30VERSUCHE DER GREATER MANCHESTER FIRE BRIGADE
(GMC) ZUM EINSATZ VON ÜDB NACH EINEM BRAND
- Vermisste innerhalb von 5 bzw. 10 min. gerettet
- Brand unter Kontrolle nach 16 min.
- Feuer aus und Ventilation gestartet nach 17 min.
- Bedingungen verschlechterten sich während dem
gesamten Versuch - Rauch gelangte ins Treppenhaus
31Defensive ÜDB
Weg vom Brandraum oder Brandherd, um Bedingungen
in Flucht- und Rettungswegen zu verbessern
32Defensive Ventilation
Wind
Zustrom kontrollieren
Abluftöffnung schaffen
Zuluftöffnung schaffen
33VERSUCHE DER GMC ZUR DEFENSIVEN VENTILATION
- Brand unter Kontrolle und Ventilation gestartet
nach 2 min. - Vermisste nach 3 5 min. gerettet
- Brand gelöcht nach 16 min.
- Bedingungen verbesserten sich während des
gesamten Versuch.
Feuer
34Offensive ÜDB (ÜDB-Angriff)
Nahe am Brand ventilieren, um direkt auf den
Brand selbst einwirken zu können dadurch werden
Bedingungen für Feuerwehrleute und Vermisste
verbessert und sicherer gemacht.
35Offensive Ventilation
Wind
36VERSUCH DER GMC ZUR OFFENSIVEN VENTILATION
- Schon vor Betreten Ventilation gestartet
- Brand sofort bekämpft
- Vermisste in 1 3 min. gerettet
- Brand unter 4 min. gelöscht
- Bedingungen verbesserten sich dramatisch
verglichen mit früheren Versuchen.
FEUER
37ERGEBNISSE NACH REALBRANDVERSUCHEN DER GMC
- Eine SER Ventilation in Verbindung mit einer
fortlaufenden Gefährdungsanalyse trägt zum
sicheren Einsatz der ÜDB bei - ÜDB ist unangebracht, wenn Backdraftpotential
vorhanden ist Rückzug der Trupps in Betracht
ziehen
38WEITERE SCHLUSSFOLGERUNGEN DER GMC
- Offensive Ventilation kann sicher sein, wenn die
SER befolgt wird wenn die Brandbekämpfung nicht
verzögert wird! - ÜDB kann zu unerwartetem und manchmal
unvorhersehbarer Brandausbreitung führen
wichtig, Kontrollmaßnahmen einzuführen - Der Brandraum muss noch intakt sein (Dach
geschlossen, Wände intakt etc.)
39ANFORDERUNGEN AN DIE AUSBILDUNG
40AUSBILDUNGSABSCHNITTE
- Ventilation nach dem Brand
- Training für das Verhalten im Innenangriff
- Defensive Ventilation
- Offensive Ventilation
41KRITERIEN, ÜDB NUR NACH DEM BRAND EINZUSETZEN
- 1. Alle Brandherde müssen gefunden und gelöscht
sein. - 2. Löschbereitschaft soll gegeben sein (Leitung
zur Sicherung). - 3. Angriffstrupps müssen mit EL in Kontakt
stehen. - 4. Schaffen einer Abluftöffnung, die zwischen
Angriffstrupps und EL abgesprochen ist. - Vor keiner Abluftöffnung nach außen dürfen sich
Einsatzkräfte aufhalten. - 6. Alle Angriffstrupps bestätigen, dass ÜDB
eingesetzt werden kann. - 7. EL bestätigt, dass ÜDB eingesetzt werden
kann. - 8. Lüfter muss jederzeit bedienbar/kontrollierba
r sein. - Nota Bene ÜDB im Zweifelsfall NICHT anwenden.
42Überdruckbelüftungs-Angriff
- Der offensive Einsatz von ÜDB wird
Überdruckbelüftungs-Angriff (ÜDB-Angriff) genannt.
43ÜDB-Angriff
Abluftöffnung schaffen
44ÜDB-Angriff
45Auswirkungen offensiver ÜDB (ÜDB-Angriff)
ÜDB gestartet
Temp 0C
Natürliche Ventilation
ÜDB
Zeit (Minuten)
Thermo-Element in 2,40 m Höhe
46Offensive Ventilation eines mehrstöckigen Hauses
Luftströmung durch betroffenes Stockwerk schaffen
Abluftöffnung schaffen
Überdruck im Treppenhaus erzeugen
47Überlegungen
Mögliche Gefahren Lage des Brandherdes Ausdehnung
des Brandes Konstruktion des Gebäudes Mögliche
Öffnungen Wetterbedingungen (Wind)
48Abschnittsleiter Taktische Ventilation
Evtl. einen Führungsdienstgrad mit der
Koordinierung der Taktischen Ventilation
beauftragen (Abschnittsleiter Takt. Ventilation)
Die Person, die zum Abschnittsleiter Takt.
Ventilation bestimmt wurde, sollte den gesamten
Einsatz hindurch diese Position beibehalten
49Grundsätzliches Vorgehen
Lage erkunden Ventilationsplan
erstellen Abluftöffnung schaffen Abluftöffnung
überwachen Zuluftöffnung und Weg für Luftströmung
schaffen Lüfter einsetzen und Lage wiederholt
bewerten Mannschaften einsetzen
50Offensiver Einsatz nur wenn
Einzelner Raum
Brandherd lokalisiert
Kein Backdraft-Potential
Ausreichende Ressourcen
Wenn die Anwendung sicher erscheint Wenn keine
Personen im Raum vermisst werden
51Backdraft
Backdraft-Raum zuletzt ventilieren
Wenn Backdraft aufgetreten ist, Tür zum Raum
öffnen und Brand wie gewohnt bekämpfen, unter
Verwendung von PPV
Schließen der Abluftöffnung
Explosible Gase außerhalb des Raums durch ÜDB
beseitigen
52Weitere Anwendungen
- GSG-Einsätze
- Fahrzeug- und Containerbrände
- Rettung aus Schächten/Kanälen
- Schnellere Verbrennung z.B. bei Heuhaufenbränden
- Nach dem Brand letzte Glutnester lokalisieren
- Rauch von Fassaden entfernen
53Erfahrungen aus der Praxis (Fehler)
- Abluftöffnungen an falscher Stelle geschaffen
- Schaffung zu vieler Abluftöffnungen -gt geringere
Effektivität - Fehlerhafte Leitung des Luftstroms durch das
Gebäude
54Denken Sie dran
ÜDB ist nur ein weiteres Werkzeug und Offensive
ist nur eine weitere Taktik. Sie kann nicht in
allen Situationen angewandt werden und die
Effektivität ist vom Wissen des Anwenders
abhängig.
ÜDB wird nicht den Brand löschen!
55Mit ÜDB gegen den Wind arbeiten
Laut Forschungen aus den USA können Gegenwinde
mit bis zu 40 km/h durch ÜDB überwunden werden.
Neueste Forschungen aus GB kommen jedoch zu dem
Schluss, dass schon Gegenwinde mit nur 10 km/h
ÜDB unwirksam machen können der natürliche
Luftstrom kann nicht mehr verändert werden. In
diesem Fall sollten die Abluftöffnungen kleiner
als die Zuluftöffnungen sein (d.h. Verhältnis Zu-
zu Abluft 21), um dem ÜDB-Luftstrom zu
beschleunigen.
56Geräuschbelastung durch ÜDB-Lüfter
- In England ist die tägliche persönliche
Geräuschbelastung eine Messgröße für den
durchschnittlichen Lärm, dem eine Person während
eines Arbeitstages ausgesetzt ist. - Durchschnittliche Belastungen über 84 dBA machen
Lärmschutzmaßnahmen erforderlich dies kann bei
ÜDB-Anwendung der Fall sein.
57Geräuschbelastung durch ÜDB-Lüfter
- Bereiche, in denen Gehörschutz getragen werden
muss, sind der effektivste Weg, mit der
Geräuschbelastug durch Lüfter umzugehen. Es ist
empfehlenswert, eine solche Zone von sechs Metern
um den Lüfter einzurichten. - Ein Abstand von neun Metern würde das Tragen von
Gehörschutz überflüssig machen, wenn die leiseren
Hochleistungslüfter verwendet werden (z.B. Group
Leader MT236).
58Vielen Dank an FEUERWEHR WEST MIDLANDS FEUERWEHR
GREATER MANCHESTER COUNTY UNIVERSITÄT LE HAVRE,
FRANKREICH Forschungen und Evaluationen zu ÜDB
in Zusammenarbeit mit
Leader Group UK Ltd