Title: Lehrstuhl f
1Lehrstuhl für ComputerlinguistikRuprecht-Karls-Un
iversität HeidelbergWS 2004/ 2004PS
Satzübergreifende PhänomeneAccessibility
Theory
- Leitung Dr. Anke Holler
- Referent Philipp Scheffzek
- 30.11.2004
2Diskurs Information
3Ãœbersicht
- Ursprung der Accessibility Theory
- Funktion der Accessibility Theory
- Marker und Partikel
- Hierarchien
- Kontext
- Fragen
- Mögliche Anwendungen
- Bibliographie
4Herkunft der Accessibility Theory
- Stammt aus der Pragmatik/ Diskursanalyse
- Basiert auf der Idee der Relevanz von Sperber und
Wilson (1982, 1986) - Weiterentwickelt von Mira Ariel (1985 ff)
5Psycho-linguistischer Ansatz
- Struktur des Gedächtnisses
- Langzeit
- Kurzzeit
- Ultrakurzzeit
- Struktur der Umwelt
- Welt (global)
- Situation (physisch)
- Diskurs (linguistisch)
unpassende Zuordnung, da fließende Übergänge und
nicht 11
6Psychologische Gegebenheit
- Wissen über sieben Wörter oder 30 Sekunden
wörtlich speicherbar. - Danach paraphrasiert gespeichert
- Atom positiv, aktiv und bildlich
(non-negative, non-passive, non-verbal)
7Motivation der Accessibility Theory
- Diskurs als Informationsaustausch zwischen
Sprechern - Vermitteln unterschiedlicher Standpunkte
- Sender Nachricht/ Code Empfänger
- (Kommunikationsmodell nach Martinet)
8Vorläufer der Accessibility Theory
- Optimale vs. Maximale Relevanz
- (Sperber/ Wilson)
- Maximale Anzahl der möglichen Implikationen/
Implikaturen - Optimale, notwendige Anzahl von Implikationen zum
richtigen Verständnis
9Accessibility vs. Givenness
- Accessibility Grad an Zugänglichkeit, den ein
Marker ausdrückt. Preisschild. - high intermediate - low accessibility
- (Ariel, 1985)
- Givenness ist Kontext gebunden. Adresse.
- Knowledge Givenness - Physical Givenness -
- Linguistic Givenness
- (Ariel, 1985 Clark/ Marshall, 1981)
10Funktion
- Kostenmesser für unterschiedlich hohe
Zugänglichkeit von Information. - Je unzugänglicher, abwegiger die Information,
desto höhere Verarbeitungskosten. - Wegweiser zum Auffinden der richtigen, vom
Absender gemeinten Botschaft.
11R-Gespräch
- Accessibility ist ein Preisschild, das dem
Empfänger eine Orientierung liefert, wie
aufwändig die Entschlüsselung der Botschaft ist. - 0190- (80 ct/ min)
- 0621- (12 ct/ min)
- 06221- (6 ct/ min)
12Definition
- that we presuppose a referent when
using a referring expression corresponds to the
intuition that we normally assume some
precondition must obtain for referring
expressions to be felicitous. - The nature of this intuition as it is formally
expressed in natural language, is the object of
Accessibility Theory - (Ariel, 1990,45)
13Faktoren der Accessibility von Antezentia
- Entfernung (Distance) zwischen Antezedens-Anapher
- Wettbewerb (Competition) Anzahl möglicher
Kandidaten - Salienz (Saliency) Antezedens ist Thema vs.
Nicht-Thema - Einheit (Unity) Antezedens innerhalb/ außerhalb
des Rahmens - Ariel (1990, 2829)
14Erwartungen
- Innerhalb des Rahmen werden inferred entities
leichter verarbeitet, als unerwartete
Vorkommnisse. - Bsp.
- Wir waren gestern essen. Der Kellner kam ewig
nicht. - Wir waren gestern essen. Der Automechaniker kam
ewig nicht.
15Ãœbersicht
Wissen Gedächtnis Zugänglich keitsgrad Linguistischer Marker
Weltwissen Langzeit niedrig NP
Situations- Wissen Kurzzeit mittel Demonstrativa
Sprachliches Wissen Ultrakurzzeit hoch Pronomen
16Kriterien der Markereinteilung
- Rigidity eindeutige Referenz
- Informativity lexikalische Information
- Attenuation phonologische Abschwächung (es,
ø) - (Ariel, 1990, 29, 80ff)
17Accessibility - Information
- Je informativer und starrer der Marker, desto
geringer die Zugänglichkeit. - Je höher die Zugänglichkeit, desto geringer der
Informationsgehalt und die Starrheit.
- Der Weltuntergang kommt.
- NP semantisch voller.
- Er kommt.
- Pronomen semantisch leerer.
18Marker und bevorzugte Textposition
- High Accessibility
- Intermeditate Accessibility
- Low accessibility
- Pronomen im selben bzw. vorherigen Satz
- Im Vorsatz, absatzübergreifend
- Im selben Absatz, absatzübergreifend
19Partikel und Adverbien
- Partikel
- doch, ja, harey
- Adverbien
- after all, of course, obviously
- Intonation
- Diese Partikel und Adverbien sind Fährten
- und kennzeichnen Information als bekannt oder
- als neu.
20Sonderfunktionen der Marker
- Manipulierendes Kennzeichnen von Information als
zugänglich - Ich bin doch nicht blöd
- Höflichkeit Gesicht wahren, da neue
Informationen absichtlich als zugänglich markiert
werden. - Sie haben natürlich Chomsky gelesen.
- Ironie Ein bisschen zwanghaft sind wir
schließlich alle.
21Accessibility Hierarchie
- Kontinuierliche Hierarchie nach Ariel (1990, 70)
22Accessibility Hierarchie
- Nach steigender Accessibility geordnet
- Joan Smith, the president gt Joan Smith gt The
president gt Smith gt Joan gt That/ this hat we
bought last year gt That hat gt This hat gt That gt
This gt SHE gt she gt herself gtø
23Accessibility Hierarchie
- a Full name modifier
- b Full (namy) name
- c Long definite description
- d Short definite descripition
- e Last Name
- f First Name
- g Distal demonstrative modifier
- h Proximal demonstrative modifier
- I Distal demonstrative ( NP)
- j Proximal demonstrative ( NP)
- k Stressed pronoun gesture
- l Stressed pronoun
- m Unstressed pronoun
- n Cliticized pronoun
- o Extremely High Accessibilty Markers (gaps,
including pro, Pro and wh-traces, reflexives,
and Agreement.) -
Low Accessibility
High Accessibility
24Accessibility Hierarchie
- Abstufung referenzieller Ausdrücke nach Givón
-
- Most continuous/ accessible topic
- zero anaphora
- unstressed/ bound pronouns or grammatical
agreement - stresssed/ independent pronouns
- R-dislocated DEF-NPs
- neutral-ordered DEF-NPs
- L-dislocated DEF-NPs
- Y-moved NPs (contrastive topicalization)
- cleft/ focus construction
- referential indefinite NPs
- Most discontinuous/ inaccessible topic
25Kontext - Funktion und Bedeutung
- Hermeneutischer Zirkel
- Diskursinterpretation braucht Kontext
- Die Relevanz der Äußerung zu ermitteln benötigt
Kontext. - Der Kontext wird vom Hörer ausgesucht.
- Vorgehen
- Syntaktisch unabhängige Propositionen dienen als
Hintergrund für andere Äußerungen. Die
Information wird dem Adressaten zugänglich. - Je nach Kontext und selektionalen Beschränkungen
werden bestimmte Auflösungen bevorzugt. - es kommt drauf an
26Fragen?
27Beispiel
- Text
- Die Erde ist eine Scheibe. Sie ist nicht rund
und dreht sich um die Sonne. Und nicht die Erde
um sie. Es stand nie zur Debatte, dass sie nicht
das Zentrum der Welt war. - Dies war für viele Jahre und Menschen ein
Glaubensstreit. Schließlich auch starben Galileo
und sein kleiner Bruder, der dies glaubte, dafür.
Doch sie dreht sich weiter um die Erde.
28Beispiel
- Text
- Die Erdei ist eine Scheibe. Siei ist nicht rund
und øi dreht sich um die Sonnek. Und nicht die
Erdei um siek. Esl stand nie zur Debatte, dass
siei nicht das Zentrum der Welt warl. - Diesl war für viele Jahre und Menschen ein
Glaubensstreit. Schließlich starben auch Galileom
und seinm kleiner Brudern, dern diesl glaubte,
dafürl. Doch siek dreht sich weiterhin um die
Erdei.
29Anwendungsmöglichkeiten
- Verbesserte Anaphernresolution
- Bsp. dynamische Salienzgewichtung,
- Lebensdauer.
- Gewichtung der Information nach given und new
- Strukturanalyse für IE
- FAS
- Etc.
30Accessibility Theory in a nutshell
- Preisvergleich Funktion und Hierarchie
- Ich bin doch nicht blöd! Partikel und Marker
- Kommt drauf an! - Kontext
31Bibliographie
- Ariel, Mira (1985) The Discours Function of Given
Information. In Theoretical Linguistics, Vol.
12, 99-113. - __ (1987) Referring and accessibility. In
Journal of Linguistics, Vol. 24, 1988, 65-87. - __ (1988) Retrieving propostions from context
why and how. In Journal of Pragmatics, 12, 1988,
567-600. - __ (1990) Accessing Noun-Phrases Antecedents. New
York Routledge - __ (2001) Accessibility Theory an overview. In
Sanders, T., Schiperoord, J., Spooren, W. (Hrsg.)
Text representation linguistic and
psycholinguistic aspects. Amsterdam John
Benjamins