Title: DER GEBRAUCH VON ANALGETIKA, SEDATIVA UND MUSKELRELAXANTIEN BEI KINDERN
1DER GEBRAUCH VON ANALGETIKA, SEDATIVA UND
MUSKELRELAXANTIEN BEI KINDERN
- CHERI LANDERS, M.D.
- University of Kentucky
- LYNNE W. COULE, M.D.
- Medical College of Georgia
- NORBERT LUTSCH, FA IP
- Ostschweizer Kinderspital St.Gallen
- (Übersetzung ins Deutsche/Ergänzungen)
2Warum ein Kind sedieren?
- Verbessert Patiententoleranz z.B. bei
Untersuchungen, invasive Monitorisierung und
unbekannter Umgebung - Kontrolle über Atemwege
- Reduzierung von Atemarbeit
- Reduzierung des Sauerstoffverbrauchs
- Reduzierung von Angst und Schmerz
3Beispiele
- Verfahren
- Radiologische Untersuchungen
- Knochenmarkspunktion
- Kleinere chirurgische Maßnahmen
- PIC/ZVK/Silastic Katheter
- Vermindert Agitiertheit bei mechanischer
Ventilation - Verbessert Gasaustausch bei schwerem Asthma
- Vermindert O2-Verbrauch bei septischem Schock
4Analgesie/Sedation Mythen und Ängste
- Kinder fühlen keinen Schmerz/Angst wie Erwachsene
- Respiratorische Depression
- Haemodynamische Gefährdung
- Abhängigkeit/Sucht
5Analgesie/Sedation Märchen
- Kinder fühlen DOCH Schmerz/Angst
- Anatomisch
- Myelinierte und unmyelinierte Fasern übertragen
elektronische Impulse - Impulse reisen schneller myeliniert
- Psychisch
6Analgesie/Sedation Ängste
- Respiratorische Depression
- Rezeptor basiertes Phänomen
- Titrieren des Medikaments nötig
- Vorbehalte bei Kindern lt 6 Monate
- Opiate bewirken eher Apnoen als Schmerzreduktion
7Analgesie/Sedation Ängste
- Sucht
- Sucht vs. Toleranz vs. Abhängigkeit
8Sucht
- Weit verbreitete Angst, von Eltern geäußert
- Weit weniger häufig bei hospitalisierten
Patienten als in der übrigen Population - Schließt ein psychologisches Müssen oder
Verlangen mit physischen Entzugs-erscheinungen
bei unregelmäßiger Medikation ein
9Toleranz
- Dieselbe Dosis der Medikation reicht nicht länger
aus, um den gleichen Effekt wie bei der ersten
Dosis zu erzielen - Tritt öfter bei Patienten mit Langzeit-
kontinuierlicher Infusion von Sedativa oder
Analgetika auf als bei intermittierender
Dosierung
10Abhängigkeit
- Absetzen der Medikation resultiert in
Entzugserscheinungen - Um Entzug zu vermeiden, sollten Sedativa oder
Analgetika ausgeschlichen werden, wenn die
Medikationsverabreichung 1 Woche oder länger
angedauert hat
11Was ist Sedation?
12Kontinuum des Bewußtseins
allgemeine Anästhesie
wach, Grundlinie
bewusste Sedation
schläfrig
tiefe Sedierung
13Erforderlicher Grad der Sedation
- Generell, desto jünger das Kind und desto tiefer
seine kognitiven Fähigkeiten, desto tiefer muß es
sediert werden um das gleiche verfahrenstechnische
Ziel zu erreichen
14Bewusste Sedation
- Ein medikamentös deprimierter Zustand des
Bewusstseins, der Reflexfähigkeit erlaubt um
sichere Atemwege zu gewährleisten und
angemessene neurologische Antworten auf verbale
Stimuli zu erhalten.
15Tiefe Sedation
- Ein medikamentös deprimierter Zustand des
Bewusstseins oder Unbewusstseins, aus dem der Pat
nicht einfach zu erwecken ist. Kann von einem
Verlust protektiver Reflexe begleitet werden und
schließt die Unfähigkeit die eigenen Atemwege zu
sichern, sowie angemessene Antwort auf verbale
Stimuli zu geben mit ein.
16Benzodiazepine
- Wirken an GABA Rezeptoren im ZNS
- Skelettmuskel-relaxierend
- Amnesierend
- Antegrade und retrograde Amnesien
- Anxiolytisch
- Respiratorisch depressiv
17Midazolam (Dormicum)
- Vorteile
- Anxiolytisch, sedierend, Bewegungskontrolle
- Retrograde Amnesie
- Wirkung 2-6 min nach IV-Gabe, 45-60 min Wirkdauer
- PO, IV, IM, PR Verabreichung möglich
- Erhältlicher Antagonist
- Flumazenil (Anexate)
18Midazolam (Dormicum)
- Nachteile
- Keine Analgesie
- Paradoxe Reaktionen möglich
- Mehr als additives Risiko einer respiratorischen
Depression, wenn mit Opiaten kombiniert - Neonaten Hypotension und Anfälle bei rascher
Injektion - Erhöhte Serumwerte bei Kombination mit
Itraconazole, Erythromycin und Clarithromycin
19Barbiturate
- Generell ZNS dämpfend
- Einleitung der Anästhesie
- Hypnotisch
- Sedierend
- Respiratorische Depression
20Pentobarbital (Nembutal)
- Vorteile
- Ziemlich sicher
- Sedation, Bewegungskontrolle, anxiolytisch
- Wirkung nach 3-5 min. (IV), 15-45 min. Wirkdauer
- Alternative zu Chloralhydrat bei älteren Kindern
- PO, IV, IM, PR Verabreichung möglich
- Längere Anflutungszeit und längere Wirkdauer bei
anderer Verabreichung als IV!
21Pentobarbital
- Nachteile
- Erhöht Schmerzwahrnehmung
- Kein Antidot verfügbar
22Chloralhydrat
- Vorteile
- PO, PR Verabreichung
- Initial 25-100 mg/kg
- Wiederholung nach 30 min wenn nötig 25-50 mg/kg
- Anxiolytisch, Sedation, Bewegungskontrolle
- Toxizität von Einzeldosen ist sehr niedrig
- Erfolgreich bei jüngeren Patienten (lt 2-3J)
- Medizinisches Personal oft mit Gebrauch vertraut
23Chloralhydrat
- Nachteile
- 15-30 min bis Anflutung, wirkt 1-2 h
- Weniger erfolgreich bei älteren Kindern
- Höhere Dosen können resp. Depression und
Arrhythmien verursachen - Keine Schmerzbekämpfung
- Nicht reversibel (kein Antagonist verfügbar)
- Wiederholte Gaben verursachen Metaboliten
Akkumulierungen unbekannter Toxizität
24Was ist Schmerz?
- Physisches oder mentales Leid / Not
- Schmerz ist, was der Patient sagt das es ist
- Eine unangenehme sensorische / emotionale
Erfahrung im Zusammenhang mit aktuellem oder
potentiellem Gewebeschaden.
25Zwei Komponenten des Schmerzes
- Physischer Stimulus (Nadelstich)
- Affektive Antwort (Hand wegziehen)
26Analgesie
- Mir fällt kein anderes Gebiet in der Medizin
ein, in der die so extravaganten Sorgen um die
Nebenwirkungen die Behandlung so drastisch
limitiert. - M. Angell. The quality of mercy. NEJM, 1982306.
27Analgesiemanagement
- Zeitlich konstante Dosierung
28WHO-Stufenschema
- Schmerzbekämpfung nach Stärke und Wirkmechanismus
der Medikation
Stufe 3 Starke Opiate
Stufe 2 Schwache Opiate
Adjuvans
Stufe 1 Nichtopioide Analgetika
Schmerzen
29Was ist Analgesie?
- Erleichterung/Behebung der Wahrnehmung von
Schmerz ohne absichtliche Sedierung. Ein
veränderter Mentalstatus kann ein sekundärer
Effekt der für diesen Zweck verabreichten
Medikation sein.
30Lokale Analgesie für Eingriffe
- EMLA Salbe
- 30-60 min vor Eingriff (mittels
Okklusions-verband!!) auf intakte Haut verteilen - Gepuffertes Lidocain
- (1 ml bicarb/9 ml 1 lidocain)
- Maximum Dosis Lidocain
- 4.5 mg/kg ohne Epinephrine (Adrenalin)
- 7 mg/kg mit Epinephrine (Adrenalin)
31Narkotische Analgetika
- Aktivieren deszendierende Schmerzbahnen im ZNS
- Sedieren
- Analgesieren
- Wirken respiratorisch depressiv
- Wirken moderat anxiolytisch
32Fentanyl
- Opioid
- Vorteile
- Analgesie
- 100x potenter als Morphin
- Kürzere Wirkdauer als Morphin
- Anflutung in 2-3 min, wirkdauer etwa 30-60 min
- Weniger Histaminfreisetzung als bei Morphin
- Antagonist
- Naloxon/Narcanti
33Fentanyl
- Nachteile
- Keine Amnesie
- Steel chest oder Thoraxrigidität Phänomen
- Durch zu schnelle IV Applikation
- Oft beobachtet bei großen Bolusmengen
- Mit Antidot oder Paralysierung behandelbar
34Morphin
- Opioid
- Vorteile
- Analgesie
- Anxiolyse
- Günstiger als Fentanyl
- Nachteile
- Keine Amnesie
- Histaminfreisetzung Keuchen, Schwindel,
Hypotension etc - Längere Anflutung als bei anderen Opioiden
35Ketamin
- Dissoziatives Anästhetikum
- Hypnotikum Analgetikum
- Vorteile
- Bewirkt Analgesie und Amnesie
- Oberer Atemwegstonus und Reflexe bleiben erhalten
- Bewirkt Bronchodilatation
36Ketamin
- Nachteile
- Erhöht intrakraniellen Druck
- Laryngospasmus
- Hypersekretorische Antwort
- Eltern sind oft wegen leerem Blick beunruhigt
- Auftretendes Phänomen/Agitation, tonisch
klonische Bewegungen, Halluzinationen,
Angstzustände
37Ketamin
- Relative Kontraindikationen
- SHT
- Abnormalitäten der Atemwege
- Procedere bei denen der posteriore Pharynx
stimuliert wird - Glaukom, akute perforierte Augenverletzungen
- Psychosen
- Schilddrüsenfunktionsstörungen
38Prae-MedikationVorgeschichte
- Gesundheitsstatus
- Risikofaktoren für eine Sedation
- Zur Zeit eingenommene Medikamente
- Allergien
- Vorhergehende anästhesiologische Reaktionen
- Patient / Familie des Patienten
- Warum ist die Sedierung nötig?
- Medikamente die benutzt werden
39ASA Physischer Status
- Klasse I Gesunder Patient
- Klasse II Systemische Erkrankung
- Klasse III Schwere systemische Erkrankung
- Klasse IV Schwere systemische Erkrankung,
- ständig Lebensbedrohlich
- Klasse V Moribund / keine Überlebens-
- aussicht ohne Operation
40- Denken Sie im Allgemeinen über die Einbeziehung
der Anästhesie oder Intensivmedizin nach, bei
Patienten die ASA Klasse III oder darüber
einkategorisiert werden und nicht auf der PIPS
liegen
41Prae-MedikationPhysische Untersuchung
- Neurologische Untersuchung
- Atemwegs Untersuchung
- Respiratorische Untersuchung
- Kardiovaskuläre Untersuchung
42Persönliche Verantwortlichkeit
- Evaluation
- Monitoring / Überwachung
- Vertrautheit mit Medikamenten
- Erwartung von Nebenwirkungen
- Reanimation / ALS
43Monitoring Überwachungsmaßnahmen
- Herzfrequenz, Atemfrequenz, Blutdruck
- Kontinuierliche Pulsoxymetrie
- EKG
- Perfusion
- Neurologischer Status
- Bewusstseinszustand
- Pupillenreaktion
44Entlassung nach Kurznarkose
- Fähigkeit alleine zu sitzen oder Flexion des
Nackens auszuführen - Altersgerechte verbale Antwort
- Protektive Reflexe der Atemwege intakt
- Hämodynamisch stabil
- Spontanatmung / gute Oxygenation
- Der Patient ist zum Zustand vor Sedierung
zurückgekehrt
45Neuromuskuläre Blockade
-
- Bewirkt Relaxierung der quer-gestreiften
Muskulatur, ohne jedoch die Funktion des
zerebralen Kortex, der glatten Muskulatur oder
des Myokard zu beeinträchtigen.
46Neuromuskuläre Blockade
- NIE Patienten ohne ausreichend Sedation/Analgesie
relaxieren! - IMMER sicherstellen, dass der Patient einfach mit
Hand-Beutel zu ventilieren ist, bevor paralysiert
wird.
47Überwachungder Muskelrelaxierung
- Progression der Muskelschwäche
- Kleine, schnelle Muskelbewegungen der
- Finger und Augen
- Muskulatur des Nacken, Glieder und Stamm
- Atemmuskulatur
- Erholung tritt in umgekehrter Reihenfolge auf
Das Diaphragma erholt sich zuerst
48Überwachungder Muskelrelaxierung
- Nervenstimulatoren
- Stimulieren Nerven und verursachen dadurch eine
Kontraktion der korrespondierenden Muskeln - Überwachung der Viererfolge (TOF)
- Folgt auf 1 von 4 Stimulationen eine Zuckung
90 der Rezeptorblockade erreicht - Fehlende Muskelantwort
49Überwachungder Muskelrelaxierung
- Klinische Überwachung
- Negative inspiratorische Kraft
- Flexion der Nackenmuskeln
- Kinder
- Handgriff
- Grimassen
- Flexion der Hüfte
50Muskelrelaxantien
- Verursachen Schwäche, gefolgt von einer schlaffen
Paralyse - Depolarisierende Muskelrelaxantien
- Stimulieren motorische Endplatte
- Nicht-depolarisierende Muskelrelaxantien
- Konkurrieren am Rezeptor
- Alle verursachen eine Paralyse des Diaphragmas
51Muskelrelaxantiendepolarisierende Vertreter
- Imitieren den Effekt von Azetylcholin
- Initiale Faszikulationen, gefolgt von Paralyse
- Verhindern Repolarisation der Muskel- membran
- Schnelles Anfluten
- Succinylcholin ist der einzig depolarisierende
Vertreter von Muskelrelaxantien im klinischen
Gebrauch
52Succinylcholin Nebenwirkungen
- Tiefe Bradykardie
- Hyperkaliämie
- Erhöhter intrakranieller und okkulärer Druck
- Hypersensibilitätsreaktionen
- Muskelschmerzen (Kater)
- Malige Hyperthermie
- Rhabdomyolyse
53Succinylcholin
- Kontraindikationen
- Patienten mit Paraplegie
- Nach Schlaganfällen oder Verbrennungen
- Muskeldystrophie, Myotonie
- Patienten mit maligner Hyperthermie in familiärer
Vorgeschichte.
54MuskelrelaxantienNicht-depolarisierende Vertreter
- Beeinträchtigen kompetitiv die Bindung von
Azetylcholin am Rezeptor - Die meisten R. sind auf Steroidbasis
55Pancuronium
- Nicht-depolarisierend
- Tachykardie und Hypertension wegen
muskarinisch-cholinerger Blockade - Renale Eliminierung
56Vecuronium
- Nicht-depolarisierend
- Keine Kardiovaskulären Effekte
- Teurer als Pancuronium
- Hepatische Eliminierung
57Atracurium und Cisatracurium
- Nicht-depolarisierend
- Kurze Halbwertszeit
- Am Besten als kont. Infusion zu nutzen
- Hofmann elimination
- Ideales Mittel bei Hepatorenalem Versagen
58Zusammenfassung
- Das Spital, speziell die PIPS sind für Kinder
meist erschreckende Orte. Deshalb ist der
Gebrauch von Anxiolytika und Analgetika um
gewisse Prozeduren und Med. Therapien
gewährleisten zu können der Schlüssel zur
richtigen Behandlung für das Kind.
59Zusammenfassung
- Der sichere Gebrauch von Sedativa setzt Wissen
über die verwendete Medikation, wie auch
engmaschige Beobachtung und Überwachung für die
Zeit des veränderten Bewusstseinszustandes
voraus.
60Zusammenfassung
- Wird eine Muskelrelaxierung nötig, sollte
sichergestellt sein, dass das Kind adäquat
sediert ist und manuell ventiliert werden kann,
bevor die Relaxanz verabreicht wird.