Sozialstruktur u. Soziale Ungleichheit I: - PowerPoint PPT Presentation

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Sozialstruktur u. Soziale Ungleichheit I:

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Title: Sozialstruktur u. Soziale Ungleichheit I:


1
Sozialstruktur u. Soziale Ungleichheit I
  • Auflösung von Klassen- u. Schichtstrukturenund
    Individualisierung u. Pluralisierung sozialer
    Milieus?

2
Übersicht
  • Was ist soziale Ungleichheit?
  • Theoretische Konzepte sozialer Ungleichheit
  • Struktur sozialer Felder (Modifikation der
    Klassentheorie) (s. Sitzung zur Theorie v.
    Bourdieu)
  • These der Auflösung von Klassen,
    Individualisierung u. Pluralisierung (Beck)
  • Konzept sozialer Milieus (Vester u. SINUS)
  • Anwendung für das Sozialmanagement (z.B.
    Sozialraumanalyse)

3
Was bedeutet Soziale Ungleichheit? I
  • Soziale Ungleichheit wird von sozialen
    Unterschieden (Andersartigkeit bei relativer
    sozialer Gleichstellung) unterschieden, nicht
    alle sozialen Unterschiede sind relevant im Sinne
    von Ungleichheit
  • Soziale Ungleichheit begründen solche
    Unterschiede, die eine gewisse Dauerhaftigkeit
    aufweisen und sich positiv oder negativ auf die
    objektiven und subjektiv wahrgenommenen und
    wahrnehmbaren Handlungs- oder Lebensmöglichkeiten
    der Betroffenen auswirken

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Was bedeutet soziale Ungleichheit? II
  • 1) Ungleichheit wertvoller
  • 2) nicht absolut gleicher (widersprechend einer
    allgemeinen Gleichheitsnorm)
  • 3) systematisch verteilter (überpersönliche
    Reproduktion, Verteilungsmechanismus, nicht
    individuell oder zufällig)
  • 4) vorteilhafter und nachteiliger
    Lebensbedingungen von Menschen(z.B. materielle
    Güter, Titel, Bildung, Arbeit), die ihnen
    aufgrund ihrer Position in gesellschaftlichen
    Beziehungsgefügen zukommen (vgl. Hradil, 1999,
    Soziale Ungleichheit)

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Was bedeutet soziale Ungleichheit? III
  • Soziale Ungleichheit liegt dort vor,
  • wo die Möglichkeiten des Zugangs zu allgemein
    verfügbaren und erstrebenswerten sozialen Gütern
  • oder zu sozialen Positionen, die mit ungleicher
    Macht- oder Interaktionsmöglichkeiten
    ausgestattet sind,
  • dauerhafte Einschränkungen erfahren und dadurch
    die Lebenschancen der betroffenen Individuen,
    Gruppen und Gesellschaften beeinträchtigt oder
    begünstigt werden (vgl. Kreckel, 1992, Politische
    Soziologie der sozialen Ungleichheit, S. 17)

6
Soziale Ungleichheit Fragestellungen
  • Legitimation
  • Notwendigkeit der normativen Beurteilung sozialer
    Ungleichheit
  • Ursachen u. Mechanismen
  • Determinanten u. Dimensionen Macht, Ökonomie,
    Beruf, Bildung, Status, Prestige o.
    Zuschreibungen, Funktionen
  • Wirkungen
  • Einfluss der Ungleichheit auf die
    Lebensverhältnisse, Einstellungen, Verhalten
    u.s.w.
  • Vorkommen und Struktur
  • Relativ stabil, regelmäßig, überpersönliche
    Differenzierung der Gesellschaft in Blöcke,
    Figurationen, Schichten, Klassen, Milieus etc.

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Was ist Sozialstruktur?
  • Sozialstruktur als Muster sozialer Beziehungen,
    Positionen und Mengen von Individuen, das relativ
    losgelöst von individuellen Interpretationen,
    Interessen, Werthaltungen etc. funktioniert
    (soziale Tatsachen)
  • Sozialstruktur als Grundgerüst der sozialen
    Organisation einer Population mit Positionen
    (Status) als anerkannte Plätze im Feld sozialer
    Beziehungen, die in der Regel mit typischen
    Einstellungen und Verhaltenserwartungen (Rollen)
    oder Dispositionen (Habitus) verbunden sind
  • Es ist eine Wechselwirkung zwischen der
    Sozialstruktur (Bedingungen der Möglichkeiten)
    und den sozialen Handlungen, Interpretationen,
    Werten etc. der Individuen anzunehmen
  • Soziale Positionen sind Gegenstand ständiger
    Auseinandersetzungen und Kämpfe und also in
    ständiger Entwicklung oder dynamisch

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Was ist ein Stand?
  • Hierarchisch geprägte Figuration
  • Angehörige sind hinsichtlich ihrer Herkunft oder
    Berufs, ihrer Rechte und Pflichten sowie ihrer
    gesamten Lebensumstände strengen sozialen Regeln
    und Zwängen unterworfen (z.B. Standesethos,
    Verhaltensregeln, Privilegien)
  • Stände reproduzieren sich durch Abstammung und
    Tradition sowie Normen u. Werte (z.B. Mittelalter
    mit Klerus, Adel) sie erscheinen nach außen
    homogen
  • Ständische Zugehörigkeit zeigt eine enorme
    Dauerhaftigkeit (z.B. verarmte Adlige)

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Was ist eine soziale Klasse?
  • eine Figuration, deren Mitglieder einerseits
    durch eine bestimmte ähnliche ökonomische Lage
  • andererseits durch ein spezifisches
    Zusammengehörigkeitsgefühl und einheitliches
    ideologisches Bewusstsein geprägt sind
  • Bourgeoisie als Besitzer von Kapital oder
    Produktionsmittel und Proletariat als
    Lohnabhängige

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Was ist soziale Schichtung?
  • Dimension der Gesellschaftsstruktur mit
    ungleicher Verteilung von Ressourcen,
    Lebenschancen und Statuspositionen
  • Gruppe von Personen, die eine ähnliche Position
    in dieser Struktur einnehmen, relativ unabhängig
    von ihren individuellen Merkmalen.
  • Die Statuspositionen können auf verschiedenen
    sozialen Merkmalen beruhen, z.B. Vermögen,
    Prestige, Macht, soziale Beziehungen, Beruf
  • Geschlossene Schichten kaum Übergang (Auf- und
    Abstieg) zwischen verschiedenen sozialen
    Schichten möglich (z.B. Kasten in Indien)
    typisch für vormoderne oder traditionale,
    religiös geprägte Gesellschaften
  • Offene Schichtung Geringe Statusdifferenzen
    relativ leichte Statusveränderungen u. große
    Mobilität typisch für moderne funktional
    differenzierte Gesellschaften

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Ungleichheit i.d. funktional differenzierten
Gesellschaft
  • Offene Schichtung bei relativ geringer
    Ungleichheit, relativ leichte Veränderung von
    Statuspositionen möglich (Anspruch u. Mythos i.d.
    USA)
  • Ungleichheit nur infolge funktionaler
    Differenzierung und daraus entstehende soziale
    Ungleichheit ist offen, funktional und effizient,
    weil Koordination, differenzierte Handlungen und
    Lebensstile möglich werden und Anreize entstehen,
    best. Aufgaben zu übernehmen, in Ausbildung zu
    investieren etc.
  • Erworbener statt zugeschriebener (askriptiver)
    Status
  • Soziale Mobilität nimmt in funktional
    differenzierten Gesellschaften zu und ist v.a. in
    sozialen Umbrüchen groß (z.B. bei Kriegen, neuen
    Techniken)
  • Gleichheit besteht in funktional differenzierten
    Gesellschaften formal (vor dem Gesetz) und als
    Anspruch auf Chancengleichheit nicht im Hinblick
    auf Ergebnisse (aber Anspruch auf statistische
    Normalverteilung)

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Haben wir eine Klassen o. Mittelschichtsgesellsch
aft?
  • Die meisten Menschen (ca. 80-90) fühlen sich in
    Deutschland der Mittelschicht zugehörig
  • Nicht alle der objektiv armen Bevölkerung
    fühlen sich auch so, viele empfinden die
    Klassifikation als Arme o. Unterschicht als
    diskriminierend (vgl. Barlösius, Kämpfe um
    soziale Ungleichheit, 2004 15)
  • Die Selbst- u. Fremdwahrnehmung der Menschen
    hinsichtlich sozialer Ungleichheit steht in
    krassem Gegensatz zu objektiven Befunden der
    Einkommens- oder Vermögensverteilung, der Bildung
    etc.
  • Auch von Sozialwissenschaftlern wird die
    Auflösung der Klassengesellschaft (Geiger) u. die
    These der nivellierten Mittelstandsgesellschaft
    (Schelsky), Erlebnisgesellschaft (Schulze) oder
    der Individualisierung oder Pluralisierung
    i.d. Risikogesellschaft (Beck) behauptet

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These der Auflösung von Klassen und die
gesellschaftliche Individualisierung (Beck)
  • Durch Niveauverschiebungen (Wohlfahrtsaufschwung,
    Bildungsexpansion usw.) werden subkulturelle
    Klassenidentitäten weggeschmolzen, ständisch
    eingefärbte Klassenlagen enttraditionalisiert und
  • Prozesse einer Diversifizierung und
    Individualisierung von Lebenslagen und
    Lebenswegen ausgelöst
  • Diese unterlaufen das Hierarchiemodell sozialer
    Klassen und Schichten und stellen es in seinem
    Realitätsgehalt in Frage (Beck, 1983, Jenseits
    von Stand u. Klasse, S. 36)

14
These der Auflösung der Klassengesellschaft (Beck)
  • Mit der Individualisierung und Pluralisierung
    sozialer Risiken in der Risikogesellschaft hat
    sich die Ungleichheits- oder Klassenfrage
    verkrümelt
  • Relativ konstant geblieben sind in der
    Entwicklung der Bundesrepublik die
    Verteilungsrelationen sozialer Ungleichheit,
    geändert haben sich gleichzeitig ... ziemlich
    drastisch, die Lebensbedingungen der Menschen.
  • Möglich wurde dies u. a. durch Verschiebungen im
    Niveau (insbesondere von Einkommen und Bildung
    ..., die ... nie systematisch als eine
    wesentliche eigenständige sozialstrukturelle
    Entwicklung in der Bundesrepublik begriffen und
    ausgearbeitet wurden. (Beck 1983)

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Drei Dimensionen der Individualisierung
  • Freisetzungsdimension
  • Herauslösung aus traditionellen Sozialformen,
    Herrschafts- und Versorgungsbeziehungen
  • Entzauberung
  • Verlust traditioneller Sicherheiten und
    Überzeugungen des Handelns, Glaubens und der
    Normen
  • Kontrolle und Reintegration
  • Die Individuen werden zum Akteur ihrer
    marktvermittelten Existenzsicherung u. ihrer
    Biographieplanung, die gleichzeitig
    institutionalisiert und standardisiert (durch
    Markt, Bildung, Recht etc.) u. damit politisch
    gestaltbar sind
  • Neue flexible, spontane u. innovative oder
    alternative Formen der sozialen Integration u.
    Kollektivorganisation unter dem Zwang zum
    individuellen Planungsbüro, Selbsthilfeaktionen,
    direkte Aktionen etc. (vgl. Beck, 1986,
    Risikogesellschaft, S. 205 ff.)

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Formen, Ursachen u. Folgen der Individualisierung
I
  • Durch Mobilität (soziale und geographische) haben
    sich die Lebenswege aus dem Herkunftsmilieu
    herausgelöst, durcheinandergewirbelt und
    individualisiert
  • Absicherung u. Verrechtlichung v.
    Arbeitsbeziehungen u. Lohnarbeitsrisiken, d.h.
    sozialstaatliche Leistungen bewirken einen Abbau
    von Klassensolidarität und Individualisierung
  • Wandel im Beschäftigungssystem, v.a. Ausbau der
    Dienstleistungen mit dem Aufstieg von
    Arbeitern, Differenzierung v. Bildungsabschlüssen
    u. betrieblicher Hierarchien
  • Ausweitung von Konkurrenzbeziehungen u.a. durch
    Bildung u. Herauslösung aus traditionellen
    Verbindungen als Stand, Klasse, Schicht (weitere
    Medien Recht u. Geld) (Beck, U. 1983, Jenseits
    von Stand und Klasse, 36 ff.)

17
Formen, Ursachen u. Folgen der Individualisierung
II
  • Auflösung der Homogenität von Siedlungsstrukturen,
    Zunahme von Distanz, Enttraditionalisierung,
    Entsolidarisierung, aber auch Wahlmöglichkeiten
    (z.B. beim Wohnen)
  • Einbezug weiter Kreise in die Erwerbsarbeit,
    langfristiger Rückgang von Selbständigen u. nicht
    Arbeitenden, aber auch Rückgang der
    Erwerbsarbeitszeit als Teil der Lebenszeit
  • Die Menschen werden in historischen
    Kontinuitätsbrüchen aus traditionellen Bindungen
    und Versorgungsbezügen herausgelöst und auf sich
    selbst und ihr individuelles Arbeitsmarktschicksa
    l mit allen Risiken, Chancen und Widersprüchen
    verwiesen
  • Diese Individualisierungsschübe führen zur
    Auflösung ungleichheits-relevanter (ständisch
    gefärbter, klassenstruktureller),
    lebensweltlicher Gemeinsamkeiten (vgl. Beck, U.
    1983, Jenseits von Stand und Klasse, S. 39 ff.)

18
Individualisierung als neue Form der
Vergesellschaftung I
  • Individualisierung als ein ...
    widersprüchlicher Prozess der Vergesellschaftung
  • Diese vollzieht sich unter den Bedingungen des
    wohlfahrtsstaatlich organisierten Arbeitsmarktes,
    ist in diesem Sinne also Produkt
    gesellschaftlicher Verhältnisse und führt
    ihrerseits hinein in einen bestimmten
    konfliktreichen Modus der Vergesellschaftung,
  • nämlich in eine kollektiv individualisierte
    Existenzweise, die sich allerdings der
    Kollektivität und Standardisierung ihrer
    Existenzweise nicht ohne weiteres bewusst werden
    kann (vgl. Beck 1983, Jenseits von Stand und
    Klasse, S. 42 f.)

19
Individualisierung als neue Vergesellschaftung II
  • Individualisierung meint nicht
    Atomisierung, Vereinzelung, nicht
    Beziehungslosigkeit des freischwebenden
    Individuums, auch nicht Individuation,
    Emanzipation, Autonomie ...
  • Sondern Erstens die Auflösung, zweitens die
    Ablösung industriegesellschaftlicher Lebensformen
    (Klasse, Schicht, Geschlechterrolle, Familie)
    durch solche, in denen die Individuen ihre
    Biographie selbst herstellen, inszenieren,
    zusammenschustern müssen (Beck, Vom Verschwinden
    der Solidarität, 1993).
  • Durch Individualisierung muss der einzelne
    lernen, sich selbst als Handlungszentrum, als
    Planungsbüro in bezug auf seinen Lebenslauf,
    Fähigkeiten, Orientierungen, Partnerschaften usw.
    zu begreifen (Beck 1983 59)
  • Daraus folgen wachsende Ansprüche der
    Rationalisierung u. Optimierung der
    Lebensführung, Zeit, Selbstverwirklichung etc.

20
Individualisierung und Resozialisierung? I
  • Gerade das Sich-Verschärfen und Bewusstwerden
    dieser Widersprüchlichkeit kann zur Entstehung
    neuer soziokultureller Gemeinsamkeiten führen
  • Entweder entlang sich verschärfender sozialer
    Risiken (Arbeitslosigkeit) u. der Bildung
    nichttraditionaler Solidarität unabhängig von
    Klassenlagen
  • Oder Individualisierung u. Erwartungen an
    persönliche Entfaltung führt zur Herausbildung
    von Alternativ- u. Jugendsubkulturen,
    Pluralisierung von Lebensstilen, mit neuen Ehe-
    u. Familienformen, Wohnformen Protestformen,
    Bündnissen etc.
  • Damit schlagen gesellschaftliche Problemlagen in
    psychische Dispositionen um, in persönliches
    Ungenügen, Schuldgefühle, Ängste, psychische
    Konflikte u. Neurosen ... gesellschaftliche
    Krisen erscheinen als individuelle und psychische
    (Beck 1983 59 f.)

21
Individualisierung und Resozialisierung? II
  • Die entstehende soziale Isolation scheint zu
    ihrer Überwindung der eigentümlichen Konkretheit
    von Naturkategorien zu bedürfen,
  • was daran deutlich wird, dass sich Gruppenbildung
    lebensweltlich immer weniger an erworbenen
    Lagen (Bildungsstufen, Einkommen etc.)
    festmachen,
  • sehr wohl dagegen an askriptiven Merkmalen von
    Personen, die nach wie vor mit offensichtlichen
    Benachteiligungen verbunden sind
  • Rasse, Hautfarbe, Geschlecht, Alter,
    Behinderungen (vgl. Beck 1983 69)

22
Paradoxien der Individualisierung oder riskante
Freiheit
  • Die Lebensbedingungen der Menschen werden ihnen
    zugerechnet und dies in einer Welt, die sich fast
    vollständig dem Zugriff der Menschen verschließt.
  • So wird das eigene Leben zur biographischen
    Lösung systemischer Widersprüche oder die
    Individualisierung birgt riskante Freiheiten
  • Die Krise der Repräsentation spiegelt sich als
    Krise des Individuums, der Überlastung der
    Familie, des Privaten etc., u.a. weil die
    normative Entlastung durch Institutionen verloren
    geht, was sich z.B. als ständiger Kampf um
    Lebensstile, Beziehungen, Erziehung, Konsum,
    Werte etc. ausdrückt.
  • Im Zeitalter der Individualisierung ist der Zwang
    zum Normbruch allgemein, gleichsam zur paradoxen
    Norm geworden (Beck, Das Zeitalter des eigenen
    Lebens, in Aus Politik und Zeitgeschichte, 2001,
    B29, S. 3, Hervorh. i. Orig.)

23
Differenzierung sozialer Milieus (Vester) I
  • Das Feld der Kräfte (Bourdieu) ist nicht
    strukturlos, sondern nach Milieus gegliedert.
  • Milieu
  • soziale Gruppen, die aufgrund gemeinsamer
    Beziehungen einen Korpus moralischer Regeln
    (Durkheim) entwickeln, die sich zu Traditionen
    der Mentalität mit einem spezifischen Habitus
    verfestigen
  • sich selbst reproduzierende Beziehungszusammenhäng
    e als Teile größerer Milieukonstellationen passen
    sich neuen ökonomisch-politischen Bedingungen an
  • Die großen Mentalitätstraditionen, in denen diese
    Milieus stehen, haben sich nicht spurlos
    aufgelöst, sondern in neue moderne Zweige
    aufgefächert
  • Erodiert sind nicht die Milieus sondern die
    Hegemonien von Institutionen, v.a. Parteien in
    den gesellschaftspolitischen Lagern als Krise der
    Repräsentation (Politikverdrossenheit 1980 ca.
    10, seit 1989 ca. 60) Vester 2001 136

24
Differenzierung sozialer Milieus (Vester) II
  • Vertikale Achse oben u. unten
  • Machtachse mit sozialer Lage in Schichten auf der
    Basis von Vermögen, Beruf, Bildung u. Alter
    (Machtachse)
  • Grenze der Distinktion (oben) und Grenze der
    Respektabilität u. Statussicherheit (unten)
  • Horizontale Achse
  • Arbeitsteilung, Einstellungen, Werte, Lebensstil
  • Avantgarde, Selbstbestimmung, Hedonismus vs.
    Autoritätsbindung u. Tradition
  • Wanderungen zwischen den horizontalen Polen der
    Wertorientierung sind häufiger als zwischen den
    vertikalen
  • Entwicklung der Arbeitsteilung mit veränderten
    Tätigkeiten und Ansprüchen in der
    Dienstleistungsgesellschaft (Wandel zum kult.
    Kapital)

25
Sozialer Raum n. Vester et al. 2001
Differenzierungsachse
Avantgardistisch
Autoritär
Bildungsbürger
Ökon./Staatl. Elite
Herrschaftsachse
respektable VolksmilieusTradition d.
Facharbeit, prakt. Intelligenz
respektable Volksmilieus ständisch-kleinbürgerlic
he Tradition
jugendkulturelle Avantgarde
benachteiligte Volksmilieus, gering Qualifizierte
26
Tradition sozialer Milieus in Deutschland
  • Obere Milieus (22-26)
  • Tradition v. Macht u. Besitz, Akademische u.
    technische Funktionseliten, Grenze der
    Distinktion (kultiviert vs. ungebildet,
    fein-grob, anspruchsvoll-leicht etc.)
  • Respektable Volks- u. Arbeitnehmermilieus
    (64-69)
  • Tradition der Arbeiter, ständisch-kleinbürgerliche
    Tradition, beständige, gesicherte, anerkannte
    Position in Abgrenzung nach unten, Tradition der
    Betonung v. Leistung u. Pflicht
  • Tradition der Benachteiligten Volks- u.
    Arbeitnehmermilieus (8-13)
  • Habitus der Notwendigkeit u. der Traditionslosen,
    Resignierten etc.
  • Diese Großgruppen blieben erstaunlich stabil in
    der Größe u. mit geringen vertikalen Wanderungen
    (Vester 2001 146 ff.)

27
Soziale Milieus nach Sinus (2004)
28
Soziale Milieus nach Sinus (2004)
Quelle www.sociovision.de
29
Soziale Milieus, Prekarität u. Verdrossenheit I
  • Zunehmende Prekarität und Diskontinuität von
    Lebensläufen
  • Ausweitung der Prekarität von Berufspositionen u.
    Soziallagen
  • Prekarität betrifft heute mehr als 25 der
    Bevölkerung (jeder 2. Beschäftigte war schon
    einmal arbeitslos), also Wohlstand auf Widerruf
  • Mind. ca. 10 Prozent der Bevölkerung befindet
    sich in Dauerarmut und tendenzieller Exklusion
    mit Segregationstendenzen in den Städten
    (Schulen, Wohnen etc.)
  • Je nach Soziallage u. Habitus sowie Normen,
    Werten u. Erwartungen folgen unterschiedliche
    Bewältigungsstrategien (vgl. Vester 2001 159)

30
Soziale Milieus, Prekarität u. Verdrossenheit
  • Verdrossenheit v.a. mit den Leistungen des
    politischen Systems steigt (heute ca. 60-70 der
    Bevölkerung)
  • Verdrossenheit v.a. bei den eher in prekärer
    Situation Befindlichen (Arbeitslose, Ostdeutsche,
    einfache u. ungelernte Arbeiter, aber auch
    Facharbeiter u. von Arbeitslosigkeit Bedrohten
    sowie Frauen)
  • 27 der Bevölkerung befindet sich im
    enttäuscht-autoritären Lager (Vester 2001 169
    ff.), Milieus mit geringer u. unmoderner
    Ausbildung u. schwachen sozialen Netzen, Ältere
    u. Jugendliche, Arbeitslose
  • Aber auch Zunahme von politischem Interesse u.
    ca. 30 sind ehrenamtlich aktiv (positiv
    korreliert mit Bildung)

31
Analyse der Sozialstruktur i.d. Praxis
  • Sozialplanung, Sozialraumanalyse, strategisches
    Management
  • Analyse sozialer Milieus bezogen auf einzelne
    Wohngebiete oder in einem Stadtteil als Basis für
    die kommunale Sozialplanung oder soziale Dienste
  • Analyse von Zielgruppen u. Arbeitsbelastung
    sozialer Dienste
  • vgl. Geiling am Bsp. Hannover, http//www.agis.uni
    -hannover.de/
  • Perspektiven
  • Kombination von Struktur- und Individualdaten,
    qualitative u. quantitative Daten
  • Analyse und Messung sozialen Kapitals und
    sozialer Kohäsion etc. mit Hinweisen zur
    Aktivierung von Sozialkapital
  • Analyse Sozialer Kompetenz (siehe Ullrich
    Ullrich 1976)
  • Ansätze zur Veränderung sozialer Räume und
    sozialer Kompetenz durch Erziehungs- und
    Bildungsprogramme, Gemeinwesenarbeit etc.
  • Messung der Effizienz sozialer Intervention und
    sozialer Dienste

32
Sozialraumanalyse Grundlegende Daten
  • Einkommen u. Vermögen
  • Beruf u. Erwerbsverhalten
  • Wirtschaftsformen
  • Architektur u. Wohnformen (u.a. Boden- u.
    Mietpreise)
  • Raumnutzung
  • Soziale Infrastruktur, öffentliche Versorgung u.
    Institutionen
  • Bevölkerung (Alter, Geschlecht, Dichte, Zu- und
    Wegzug)
  • Gesundheit u. Lebensstile
  • Religion u. Ethnien
  • Bildung, kulturelles Kapital
  • Haushalts- u. Familienformen
  • Soziale Netzwerke, Vereine u. soziale Aktivitäten
    (soziales Kapital u. soziale Kohäsion)
  • Politische Beteiligung
  • Devianz (z.B. Müll, Herumlungern,
    Verwahrlosung, Sucht u. Gangs)
  • Delinquenz (z.B. Gewaltdelikte)
  • Einstellungen, Lebensstile, Habitus
  • Prestige, diskursive Macht

Alle Daten müssen relational in einem Machtfeld
konzipiert werden!
33
Bsp. Sozialraumanalyse Hannover-Vahrenheide
Quelle Heinzelmann 2001, agis info 12
34
Literatur
  • Barlösius, E. (2004) Kämpfe um soziale
    Ungleichheit Machttheoretische Perspektiven,
    Wiesbaden VS-Verl, S. 116-185.
  • Beck, U. (1983) Jenseits von Stand und Klasse
    Soziale Ungleichheiten, gesellschaftliche
    Individualisierungsprozesse und die Entstehung
    neuer sozialer Formationen und Identitäten, in
    Kreckel, R. (Hg.) Soziale Ungleichheiten,
    Soziale Welt, Sonderband 2, Göttingen Schwartz,
    S. 35-74.
  • Beck, U. (1986) Risikogesellschaft,
    Frankfurt/M. Suhrkamp.
  • Beck, U (2001) Das Zeitalter des eigenen
    Lebens, in Aus Politik und Zeitgeschichte, B29.
  • Bock-Rosenthal, E. (2004) Soziale
    Ungleichheiten, in Biermann, B. u.a. (Hg.)
    Soziologie Studienbuch für soziale Berufe (4.
    Aufl.), UTB, Stuttgart, S. 208-260.
  • Bourdieu, P. (1983) Ökonomisches Kapital,
    Kulturelles Kapital, soziales Kapital, in
    Kreckel, R. (Hg.) Soziale Ungleichheiten,
    Soziale Welt, Sonderband 2, Göttingen Schwartz,
    S. 183-198.
  • Bourdieu, P. (1985) Sozialer Raum und Klassen.
    Lecon sur la lecon, Suhrkamp, Frankfurt/M, S.
    9-46.
  • Bourdieu, P. (1998) Sozialer Raum, symbolischer
    Raum, in ders. Praktische Vernunft Zur Theorie
    des Handelns, Frankfurt/M., S. 13-32.
  • Geissler, R. (2002) Die Sozialstruktur
    Deutschlands, Westdeutscher Verlag, Wiesbaden, S.
    110-144.
  • Hradil, S. (2004) Die Sozialstruktur
    Deutschlands im internationalen Vergleich,
    Wiesbaden VS-Verlag, S. 195-202.
  • Statistisches Bundesamt (Hg.) (2004) Datenreport
    2004, Wiesbaden.
  • Vester, M. u.a. (2001) Soziale Milieus im
    gesellschaftlichen Strukturwandel Zwischen
    Integration und Ausgrenzung, Suhrkamp,
    Frankfurt/M., S. 23-64.
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