MODAK - Kommunikative Aphasietherapie - PowerPoint PPT Presentation

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MODAK - Kommunikative Aphasietherapie

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Title: MODAK - Kommunikative Aphasietherapie


1
MODAK - Kommunikative Aphasietherapie
Hintergrundinformationen zu einem ganzheitlichen
Therapiekonzept
  • Luise Lutz, Hamburg

Vortrag anläßlich der XVII.
Bad Griesbacher Fachgespräche
der akademischen Sprachtherapeuten
Bad Griesbach, 1. Dezember
2006
2
Grundlagen
MODAK Modalitäten-Aktivierung
Das MODAK-Konzept ist in der praktischen Arbeit
mit Aphasikern entstanden. Es verknüpft die enge
symptomorientierte Behandlung aphasischer
Störungen mit der Behandlung tieferliegender
neurophysiologischer Störungen und legt
besonderes Gewicht auf Kommunikation,
realitätsnahen Kontext und die Beachtung der
individuellen Lebensumstände der Aphasiker. MODAK
wurde zunächst für die Therapie schwerer Aphasien
entwickelt, aber inzwischen vielfach erweitert,
so dass es für die Therapie aller Schweregrade
eingesetzt werden kann. Das MODAK-Konzept
entstand ab 1980. Die Überlegungen für seine
Entwicklung gingen von verschiedenen
neuro-linguistischen Modellen der
Sprachverarbeitung aus, insbesondere von
Erweiterungen des Logogen-Modells, die die
verschiedenen Ebenen der Sprachverarbeitung -
Planung, semantische / syntaktische /
phonologische Verarbeitung - mit einbeziehen
(z.B. Garrett 1979, Butterworth 1985, vor allem
Levelt 1989 mit der Beschreibung der
inkrementiellen Sprachproduktion und dem
auditiven System, das das Verstehen der eigenen
Sprache einbezieht).
3
CONCEPTULIAZER
discourse model, situation knowledge, encyclopedia
etc.
message generation
monitoring
parsed speech
preverbal message
FORMULATOR
SPEECH- COMPREHENSION SYSTEM
grammatical encoding
LEXICON
lemma s
surface structure
forms
phonological encoding
phonetic plan
phonetic string
(internal speech)
AUDITION
ARTICULATOR
overt speech
LEVELT 1989
4
Grundlagen
Die bisher bekannten neurolinguistischen
Modelle versuchen, die ungestörte
Sprachverarbeitung zu beschreiben.
Sprachtherapeuten versuchen, die aphasisch
gestörte Sprache zu therapieren.
Sprachtherapeuten müssen also (
Modellvorstellungen der ungestört
ablaufenden Sprachsysteme vor Augen ) die
Ursachen, die diese Systeme in ihren normalen
Abläufen stören, zu beheben versuchen.  
Auf die Frage nach diesen Ursachen gibt es
nur hypothetische Antworten, die aus
Beobachtungen aphasischer Reaktionen
resultieren.
5
Grundlagen
Die genaue Beobachtung des Genesungsprozesses ...
zeigt eindeutig, dass ... bestimmte grundlegende
physiologische Prozesse , die mit der
Aktivierung, Kontrolle oder Erzeugung von
Sprache zusammenhängen, gestört sind. Tritt eine
klinische Besserung ein, so ist sie nicht auf den
Erwerb neuer Wörter oder grammatischer Regeln
zurückzuführen, sondern auf das Verschwinden
hemmender Faktoren, auf ein stärker werdendes
Erinnerungsvermögen, auf besser kontrollierte
Organisation von Elementen usw.



(Lenneberg 1972)
Lenneberg, Eric H (1972) Biologische Grundlagen
der Sprache. Suhrkam, Frankfurt am Main
(S.253/254)
6
Grundlagen
Die Studien an hirngeschädigten Patienten mit
Sprachausfällen ... belegen, dass man zum
Sprechen, Lesen oder Schreiben nicht nur
linguistische Kompetenzen einsetzen muss,
sondern dass zeitliche Randbedingungen des
Gehirns hinsichtlich von Informations- verarbeitun
g ebenfalls erfüllt sein müssen. In der Therapie
muss man auch diese neuronalen Aspekte
berücksichtigen. ... (Pöppel 1997)


Pöppel, Ernst (1997) Grenzen des Bewußtseins.
Insel, Frankfurt am Main und Leipzig (S.32)
7
(No Transcript)
8
Grundlagen
Die Verlangsamung von Prozessen aufgrund von
teilweisen Hirnschädigungen scheint ein
Grundgesetz der Neurologie zu sein.Es ist
bemerkenswert, dass diese Verlangsamung nur jene
Funktionen betrifft, die an dem Ort im Gehirn
repräsentiert sind, der durch die Verletzung
gelitten hat.
(Pöppel 1997)
Pöppel, Ernst (1997) Grenzen des Bewußtseins.
Insel, Frankfurt am Main und Leipzig (S.55)
9
Grundlagen
Auf dem lexikalischen Niveau ergeben sich die
Annahmen, (1) daß Inhaltswörter wenig
lateralisierten und weit über den Kortex
verteilten Assemblies entsprechen. (2) daß
Funktionswörter stark lateralisierte
perisylvische Assemblies haben ...
Pulvermüller 1996



Pulvermüller, F (1996) Neurobiologie der Sprache.
Pabst Science Publishers, Lengerich Berlin
Düsseldorf (S.36)
10
Grundlagen
Aphasie auch ein Problem der Zeitverarbeitung
/ Koordination von Netzwerken?
11
Neurophysiologische Prozesse Hemmung
12
Hemmung
Die Konzepte der Hemmung (eine gewisse Zeit lang
zurückhalten) und des Abrufens (zum richtigen
Zeitpunkt verfügbar machen) sind für die Aphasie
relevant Beides sind Aspekte der zeitlichen
Steuerungs- mechanismen.
(Lenneberg 1972)
Lenneberg, Eric H (1972) Biologische Grundlagen
der Sprache. Suhrkam, Frankfurt am Main (S.268)
13
Hemmung
Hemmende Schaltungen spielen bei linguistischen
kognitiven Vorgängen innerhalb der Großhirnrinde
vermutlich eine ähnlich bedeutsame Rolle wie bei
sensomotorischen Funktionen. ...
Es wäre nicht erstaunlich, wenn sich weitere
Hinweise dafür fänden, dass sich bei
Aphasikern viele Störungen durch einen
Ausfall hemmender Schaltungen, also durch eine
Enthemmung, erklären ließen.
(Schlote 1988)
Schlote, W. (1988) Sprache und Sprachstörungen
Neuroanatomie und Neurophysiologie. verlag
modernes lernen, Dortmund (S.45)
14
Hemmung
Variability in naming performance ...This
certainly looks like a problem in access to
words, not a problem of knowing the words.
... Recent views ... maintain that the speaker
is unable to inhibit incorrect responses.

(Butterworth 1985)
Butterworth, B. (1985) Jargon aphasia processes
and strategies. in Current Perspectives in
Dysphasia, Chuchill Livingstone, Edinburgh
London Melbourne New York (S. 82/83)
15
Hemmung
Wird (in einem interaktiven Netzwerk) ein Eintrag
ausgewählt, werden andere Einträge inhibiert.
Dieses Konzept bietet die Möglichkeit,
Satz-Verschränkungen in ihrer Genese zu erklären
... Durch den Wegfall inhibierender
Verbindungen werden mehrere Satzfragmente oder
Strukturen zugleich aktiviert. ... Wenn man bei
Wernicke-Aphasikern generell Hypo-Inhibition
annimmt, dann könnte man erklären, warum
semantische und phonematische Paraphasien und
paragrammatische Fehlleistungen häufig zusammen
auftreten.
Tesak 1997
Tesak, J. (1997) Einführung in die Aphasiologie.
Thieme Stuttgart New York (77/78)
16
Hemmung
  • Hypothese
  • Hirnverletzungen wie z.B. Schlaganfälle
    verursachen
  • Störungen der Hemmprozesse
  • Folge Die Sprachprozesse blockieren und
    entgleisen

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Probleme der Hemmung
  • Kontamination von Wörtern (Neologismen)
  • Ich graufel
  • Kontamination von Sätzen
  • Das fällt mir Mühe
  • Abruf von Assoziationen (semant. Paraphasien)
  • Sprechen Der Bus kommt für Das Taxi kommt
  • Zeitberechnungsfehler
  • (innerhalb eines Wortes phonemat. Paraph.)
  • Ther. Wie kam Ihr Sohn nach Hamburg?
  • Pat. Er zugte
  • Perseveration
  • Redundanz
  • Meine Frau hat mich angerufen, mit dem
    Telefon

18
Neurophysiologische Prozesse
Aktivierung
19
Aktivierung

Die sich ausbreitende Aktivierung sorgt dafür,
dass bei Aktivierung eines Wortes im Netzwerk
naheliegende Bedeutungen mit aktiviert
werden... Wenn man das Wort weiß sieht,
schwappt die Erregung ein Stück weit zu
schwarz

(Spitzer 1996)
Spitzer, M. (1996) Geist im Netz. Spektrum
Akademischer Verlag, Heidelberg Berlin Oxford
(S. 245)
20

Aktivierung
Bekanntlich arbeitet die Hirnrinde im
Normalzustand nach dem


Gesetz der Stärke starke (oder
wesentliche) Reize rufen eine starke Reaktion
hervor, schwache (oder unwesentliche) Reize
eine schwache Reaktion.
Luria 1982

Luria, A. (1982) Sprache und Bewußtsein. Volk und
Wissen Volkseigener Verlag Berlin (S.107)
21
Aktivierung
Betonungshypothese (Goodglass, 1968, 1976 u.a)
Durch die Betonungshypothese kann die Auslassung
unbetonter Funktionswörter motiviert werden ...


( Tesak 1990)
Tesak, J. (1990, Heft 1) Agrammatismus. in
Neurolinguistik HochschulVerlag, Freiburg
(Breisgau), S. 11
22
Aktivierung
  • Hypothese
  • Hirnverletzungen wie z.B. Schlaganfälle
    verursachen
  • Schwankungen in der neuronalen Aktivierung
  • Folge Bei unbetonten Sprachelementen ist die
    Aktivierung schwächer, so dass sie
    evtl.weder produziert noch
    verarbeitet werden können.

23
Reduzierte Aktivierung
Sprechen



Wegfall unbetonter Elemente
Unbetonte Silben kanische Publik (für
Republikanische Republik) Unbetonte
Funktionswörter fährt hause (für fährt nach
hause) Thema (worüber etwas gesagt
wird) fährt mit (für Peter fährt mit)
24
Versprecher
25
Reduzierte Aktivierung
Verstehen

  • (Es klingelt) Das ist Andreas !
  • betont aktiviert
  • (einige Tage später, mündliche Mitteilung)
  • Andreas kommt morgen!
  • unbetont, nicht genügend aktiviert


26
Reduzierte Aktivierung
Verstehen
  • Wegfall unbetonter Wörter
  • Bevor wir uns treffen,
  • möchte ich etwas
  • essen.
  • Wir treffen uns
  • und wir essen.

27
Neurophysiologische Prozesse
Parallelität
28
Parallelität
Incremental Processing
...message encoding, formulating, and
articulating can run in parallel. Fry (1969)
and Garrett (1976) made the obvious assumption
that the next processor can start working on
the still-incomplete output of the current
processor. ... All components can work in
parallel, but they all work on different bits
and pieces of the utterance under construction.
(Levelt
1989)
Levelt, J.M. (1989) Speaking. MIT Press,
Cambridge, Mass. (S.24)
29
Parallelität
  • Hypothese
  • Hirnverletzungen wie z.B. Schlaganfälle
    verursachen
  • Störungen der Fähigkeit, parallel (gleichzeitig)
  • verschiedene neuronale Netzwerke zu steuern
  • Folge - Ausfall von Systemen / Subsystemen /
  • ganzen Modalitäten
  • - Agrammatische
    Äußerungen

30
Parallelitätsstörung
Sprechen
Bus kommen nein für der Bus
ist gekommen
nicht
http//home.snafu.de
31
Parallelitätsstörung
Sprechen / Verstehen
Sprechen
  • Viele Aphasiker bleiben stehen,
  • wenn sie sprechen
  • Solange ich zuhöre, ist meine
  • Sprache blockiert
  • Viele Aphasiker können nicht
  • sprechen, wenn in ihrer Nähe
  • irgend etwas geschieht
  • Verstehen
  • Manche Aphasiker können das, was sie
  • selbst sagen, nicht hören
  • Während ein Aphasiker etwas konzentriert macht,
  • versteht er evtl. schlechter oder gar
    nicht

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Neurophysiologische Störungen beim lauten Lesen
  • Hemmungs-Probleme
  • z.B. Paraphasien
  • Aktivierungsprobleme
  • z.B. Auslassung von unbetonten Sprachelementen
  • (Laute, Silben, Funktionswörter,
    Inhaltswörter)
  • Parallelitätsprobleme
  • z.B. Wort-für-Wort-Lesen
  • (Aphasiker können nicht einige Wörter laut
    lesen
  • und gleichzeitig den weiteren Satz
    überblicken

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Neurophysiologische Störungen beim Schreiben
  • Hemmungs-Probleme
  • z.B. Paragraphien
  • Aktivierungsprobleme
  • z.B. Auslassungen
  • Parallelitätsprobleme
  • z.B. Denken (Planung) und Schreiben sind
    teilweise
  • nicht gleichzeitig möglich

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Diskonnektion
Hören und Schreiben (Diktat)
  • Diktiert wurde
  • Grünkohl
  • Der Aphasiker sagte
  • Kanzler
  • Und schrieb gleichzeitig
  • Künpazer

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Therapie
36
Ziele der MODAK-Therapie
  • Neurophysiologische Störungen der
  • Hemmung
  • Aktivierung
  • Parallelität
  • zu verringern
  • Semantische
  • Syntaktische
  • zu deblockieren und zu automatisieren

Grundstrukturen
37
MODAK-Konzept
  • Grundprogramm
  • systematisches Training von Verb-Objekt-
  • Kombinationen (häufig Kollokationen)
  • in 8 Phasen, mit Situationsbildern
  • Erweiterungen
  • Kommunikationstraining
  • Kommunikative Grammatik-Übungen
  • Automatisierung von grammatischen
  • Strukturen in Dialogen
  • Arbeit mit Texten in Kombination
  • mit Bildern, Diagrammen, Graphiken
  • (Zeitungen, Zeitschriften etc.)
  • Wort- und Satzlegen / Inhaltsstrukturen
  • Kommunikation über aktuelle Themen

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Das MODAK-Grundprogramm
  • besteht aus
  • 4 Situationsbildern
  • einem ANLAUF zum mündlichen
  • Reagieren (7 Phasen)
  • einem Dialog

39
ANLAUF zum mündlichen Reagieren
  • Zeigen je eines von vier Bildern
  • Zuordnen von Schriftkarten
  • Zurückgeben von Schriftkarten
  • Zurückgeben der Bilder
  • Wortlegen
  • Abschreiben des Wortes mit
  • Einsetzen des Hauptvokals
  • Selbständiges Schreiben des
  • gelegten Wortes

ANLAUF
DIALOG
40
ANLAUF
  • Zeigen der Bilder (Schwerpunkt auditives
    Verstehen)
  • - parallele Aktivierung sämtlicher zum auditiven
  • Verstehen führender sprachsystematischer
    Prozesse
  • und der Prozesse der Handmotorik
  • - Hemmung der Signale der drei
    nicht genannten Bilder
  • - verbales Gedächtnis

41
ANLAUF
Zuordnen der Schriftkarten (Schwerpunkt
Lesesinn)
  • parallele Aktivierung sämtlicher zum
    Lesesinn-Verständnis
  • führender sprachsystematischer Prozesse und
    der Handmotorik
  • Hemmung der Signale der drei nicht genannten
    Bilder

Zurückgeben der Schriftkarten / danach
Zurückgeben der Bilder (Schwerpunkt
auditives Verstehen Lesesinn)
- Wiederholung sämtlicher Arbeitsschritte
wie beim Zeigen und Zuordnen
42
ANLAUF
Wortlegen (Schwerpunkte Graphem-Phonem-Korrespond
enz/ Orthographie
  • Aktivierung des abstrakten Schriftbildes
  • parallele Aktivierung sämtlicher
    sprachsystematischer Prozesse,
  • die zur Herstellung des aus Buchstaben
    gelegten Wortes führen
  • Hemmung von Assoziationen zum Zielwort
  • innere Artikulation

43
ANLAUF
Abschreiben des gelegten Wortes mit Einsetzen des
betonten Vokals Schwerpunkt
Abschreiben / Abruf des betonten Vokals
  • parallele Aktivierung sämtlicher
    sprachsystematischer
  • Prozesse, die zum Abschreiben des gelegten
    Wortes
  • führen, gleichzeitig Abruf und
    selbständiges Schreiben
  • des beim Wortlegen wahrgenommenen Vokals
  • Hemmung von Assoziationen zum Zielwort
  • innere Artikulation

44
ANLAUF
Selbständiges Schreiben des Zielwortes
  • parallele Aktivierung sämtlicher
    sprachsystematischer
  • Prozesse, die zum selbständigen Schreiben
    führen
  • Hemmung von Assoziationen zum Zielwort
  • innere Artikulation

45
ANLAUF
Warum intensive semantische Aktivierung über 7
Phasen?
Hypothese Allein schon das Benennen von
einfachen Objekten könnte von schwer betroffenen
Aphasikern zuviel an paralleler Steuerung
verschiedener Netzwerke verlangen

46
Einfaches Benennen
Detailwahrnehmung und Erfassen von Bedeutung
(z.B. Kategorisierung, Abstrahieren,
Generalisieren, Identifizieren und
Interpretation) sind gleichermaßen wichtig keine
Hirnregion kann beides gleichzeitig tun. Es gibt
kein Neuron oder Neuronenverband, die ein Objekt
wie einen Stuhl in all seinen Details und in
seinen verschiedenen Bedeutungen repräsentieren
können. Die Wahrnehmung eines konkreten Objektes
erfordert die simultane Aktivität vieler
Zellverbände, die jeweils nur sehr begrenzte
Aspekte kodieren.


Getrennt verarbeitete Aspekte
Wahrnehmnungsinhalt
Roth,G.(1994) Das Gehirn und seine
Wirklichkeit.Suhrkamp,Frankfurt/M. (S.234)
47
Dialog
3. Übungsstufe
1. Übungsstufe
2. Übungsstufe
Objekt
Verb
Subjekt
3.Pers.Sing. Präsens
3.Pers.Sing. Perfekt
1.Pers.Sing. Präsens
1.Pers.Sing. Perfekt
Namen
48
Dialog
schwer betroffener Patient, erste Übungsstufe
fragt nach dem Objekt Ther. (zeigt auf
isst Suppe) Sie isst ... isst sie
Brot? Pat. Suppe
schwer bis mittelschwer betroffener Patient,
zweite Übungsstufe fragt nach dem
Verb Ther.(zeigt auf isst
Suppe) Ther. sie macht was mit
Suppe kocht sie Suppe? Pat.
isst Suppe schrittweise Verlängerung des
Dialogs durch diverse Strukturen

49
MODAK-Grundprogramm
Charakteristika
  • Es werden immer mehrere (mindestens zwei)
  • Modalitäten verknüpft
  • Geübt wird immer mit einem ganzen Satz
  • Das Subjekt ist im Bild zu sehen
  • das Verb wird von der Therapeutin gesprochen
  • das Objekt verarbeitet und produziert der
    Patient
  • Das Vorgehen ist kleinschrittig
  • Systematische Übungen werden kommunikativ
  • durchgeführt
  • Das Therapiematerial ist realitätsnah und
  • auf den Patienten bezogen

50
MODAK Grundprogramm
Warum Modalitäten-Verknüpfung?
Die Zusammenarbeit zweier Zellen schafft in ihren
Kontaktstellen eine erhöhte Bereitschaft zur
Zusammenarbeit.

Changeux 1985 184
Die Hebbsche Lernregel besagt, dass immer dann,
wenn zwei miteinander verbundene Neuronen
gleichzeitig aktiv sind, die Verbindung zwischen
ihnen stärker wird. ... Die Veränderung (geschieh
t) nur, wenn tatsächlich beide Signale zugleich
bei den Zielzellen eintreffen. Treffen sie
zeitversetzt auf, geschieht nichts.

Spitzer 199644/45
51
MODAK Grundprogramm
Warum Modalitäten-Verknüpfung?
Therapie der gestörten Synchronisierung

visuelle Netzwerke Umwandlung von
Lichtenergie in Impulse, die vom Gehirn
verstanden werden relativ langsame chemische
Prozesse akustische Netzwerke Umwandlung von
akustischer Energie in Gehirnsprache schnellere
Prozesse
(siehe Pöppel 1997 30)


52
MODAK Grundprogramm
Warum Modalitäten-Verknüpfung?
  • Übung der Parallelität
  • Deblockierungseffekt

53
MODAK Grundprogramm
Warum arbeiten wir mit einem ganzen Satz?
Die Sprech- und Spracheinheiten sind hierarchisch
angeordnet aufgrund des Ineinandergreifens der
muskulären Korrelate kann ihre sequentielle
Ordnung erst dann geplant werden, wenn die
Ordnung der Phoneme bekannt ist. Die Ordnung
der Phoneme kann erst bestimmt werden,
nachdem die Ordnung der Morpheme bestimmt ist.
Die Ordnung der morphologischen Einheiten hängt
von der Phrasenstruktur und diese wiederum von
der Struktur des Satzes ab.


Lenneberg 1972135
54
MODAK Grundprogramm
Hierarchie der Sprech- und Spracheinheiten
Lenneberg 1972135
55
MODAK Grundprogramm

Warum arbeiten wir mit einem ganzen Satz?
If no element is focused in surface structure,
the pitch accent goes to the last lexical head.

(Levelt
1989383)

In einem Aussagesatz ist das Wort am Satzanfang
(Thema/Topic) am wenigsten, das Wort am
Satzende (Rhema/Comment) am stärksten betont.
(siehe Lutz 1981)




Lutz, L. (1981) Zum Thema Thema. Hamburger
Buchagentur. Hamburg
56
MODAK Grundprogramm
Warum arbeiten wir mit einem ganzen Satz ?
Assoziative Aktivierung
A logogen also gathers relevant contextual
information from the Cognitive System. The word
table, for instance, is easier to recognize when
it follows the sentence fragment The cup was
placed on the - than when it follows They went
to see the new The first context gives a high
transitional probability for table, whereas the
transitional probability is low after the second
sentence fragment. (Levelt 1989203)
57
MODAK Grundprogramm
S
Assoziative Aktivierung
Das Verb fungiert als Auslöser für das Objekt (
Priming)
siehe Hörmann 1970
Kollokation
Wein
Jan
trinkt
(Priming)
Hörmann, H. (1070) Psychologie der Sprache.
Springer, Berlin Heidelberg New York (S.142 ff)
58
MODAK Grundprogramm

Versuch der Verstärkung ungenügender Hemmprozesse
durch
  • die Arbeit mit vier Bildern Während der Patient
    sich auf ein Bild konzentriert, muss er die
    Signale der anderen drei Bilder hemmen
  • ständigen Wechsel der Aufgaben und
    Modalitäten

zuhören
entscheiden
auswählen
zeigen
Der Aphasiker muss
aushändigen
Wörter aus Buchstaben legen
Sätze aus Wörtern legen
Wörter oder Sätze schreiben
Fragen der Therapeutin beantworten
59
MODAK Grundprogramm

Versuch der Deblockierung zu starker
Hemmprozesse durch
  • ANLAUF vor der Aufforderung zum Antworten im
    Dialog
  • arbeitet der Aphasiker in 7 Phasen mit dem
    Zielwort
  • Zeigen / Schriftkarten Zuordnen / Karten
    Zurückgeben /
  • Bilder Zurückgeben / Wortlegen / Abschreiben
    mit
  • Vokal Einsetzen / selbständig Schreiben
  • Assoziative Aktivierung (Priming)
  • Das Verb wird als Auslöser für den Objektnamen
  • eingesetzt

60
MODAK Grundprogramm

Versuch, die reduzierte Aktivierung zu steigern
durch
  • ständige Kombination der Modalitäten
  • ständigen Wechsel der Aufgaben
  • erhöhte Aufmerksamkeit aktiviert
  • Beachtung der individuellen Interessen
  • der Aphasiker
  • Motivation aktiviert
  • Erfolgserlebnisse
  • die durch den ANLAUF angeregten mündlichen
    Dialog-
  • Reaktionen könnten die Aphasiker bestärken
    und dadurch
  • aktivieren

61
MODAK Grundprogramm

Therapie der Parallelitätsstörung
  • Berücksichtigung der Störung durch kleine
  • Übungsschritte
  • nur jeweils ein Problem im Mittelpunkt
  • Versuch, durch ständige Kombination mehrerer
  • Modalitäten die Fähigkeit zur parallelen
    Steuerung
  • wiederaufzubauen



62
Erweiterungen des Grundprogramms
63
Kommunikationstraining
Die Automatisierung bestimmter einfacher
sprachlicher Strukturen erscheint für schwer
Betroffene sinnvoll
z.B. Ther. Ist der Kaffee heiß Pat.
Sehr heiß! usw.
Ther. Es regnet Pat. Ich weiß, es
regnet! usw.
64
Kommunikative Grammatik
Agrammatismus
Beispiel
Ich habe mich für dich Jutta einen EC-Karten
und das Geld abnachgeliegten. Ich habe mich
einem anderes EC-Karten von das Bank
zugenimmen. Die Bankapparat neben den Reha habe
ich das Geld gezunachnimmten.
65
Kommunikative Grammatik
Lesen Einfluss der Grammatik
Originaltext, den der Patient nicht lesen
konnte Robert wurde mitten in der Nacht wach
und stellte fest, dass es nicht hell werden
wollte Vereinfachter Text, der problemlos
gelesen wurde Robert erwachte mitten in der
Nacht und merkte, dass es nicht hell war weil
sie erwachen (finites Vollverb)
Lexikalische Bedeutung Zeit Modalität Aktionsart
Numerus
weil sie wach werden
(Duden Die Grammatik Band 4 S.421)
66
Kommunikative Grammatik
für weniger schwer Betroffene
Mündliche und schriftliche Automatisierung bestim
mter grammatischer Strukturen unter
Berücksichtigung einer Schwierigkeitshierachie m
it steigendem Schwierigkeitsgrad
67
Kommunikative Grammatik-Übungen
z.B. mit Personalpronomen im Dativ
  • Ther. Möchten Sie mit Michael Schumacher
    im Ferrari sitzen?
  • Pat. Nein, ich möchte lieber mit ihm
    Wein trinken
  • mit Angela Merkel Urlaub machen?
  • mit Thomas Gottschalk in Wetten
    dass...auftreten?
  • mit der Queen zum Pferderennen?
  • mit Loriot einen Sketch drehen?
  • usw.

68
Kommunikative Grammatik
Schwierigkeitshierarchie
(individuelle Abweichungen möglich)
  • Grundprogramm
  • Substantive
  • Verben
  • (3.P.Präs Perf., 1.P.Präs. Perf.)
  • Erweiterungen
  • Subjekt (Namen)
  • Fragen
  • Negation
  • vorher / nachher
  • Personalpronomen
  • - 3.P.Sing. Akkusativ
  • - 3.P.Sing. Dativ
  • Präpositionen
  • - in Akkusativ
  • - in Dativ
  • - mit Pers.Pron. im Dativ
  • Ergänzungen am Satzanfang
  • Sätze mit dir. indir. Objekt
  • Gleichzeitigkeit (während)
  • diverse Personalpronomen
  • Adjektive
  • direkt / indirekt
  • Verben ( Partikel / im

69
Arbeit mit Texten
70
Arbeit mit Texten
  • Zeitungstitel / Bildunterschriften
  • - Kommunikation über aktuelle/individuelle
    Themen
  • - Wortlegen und schreiben (Schlüsselwörter)
  • Satzlegen zu Textinhalten Satzstruktur S-P-O-pO
    aktivieren
  • (Sätze laut lesen mit unterstützenden
    Handbewegungen)
  • Selbstständige mündliche / schriftliche
    Produktion
  • zu Bildern oder aktuellen Themen
  • Zeitungsartikel und Geschichten
  • Inhaltsstrukturen graphisch darstellen
  • (Hinführen zum selbstständigen freien Erzählen)

71
Irrtum Übungsmaterial
Therapie
  • Irrtum Das Übungsmaterial muss einfach sein
  • Richtig Die sprachlichen Strukturen
  • (Wörter / Sätze / Texte)
  • müssen einfach sein
  • Aber die Themen können komplex sein
  • und sollten die Welt in den Kopf bringen
  • z.B.
  • Zeitungen/Zeitschriften
  • Bildbände
  • Atlanten
  • etc.

72
Arbeit mit Texten
Kommunikation über aktuelle / individuelle Themen
Kombination von spontanem Sprechen /
Schreiben von Schlüsselwörtern / Zeichnen
Ganz offensichtlich hängt die Wahl eines Namens
vom Kontext ab, von der Anzahl der
Distinktionen, die in einer besonderen Situation
getroffen werden müssen, und von vielen anderen
Faktoren, die mit der semantischen Struktur
einer bestimmten Sprache per se wenig zu tun
haben z.B. könnte die Absicht des Sprechers,
die Person, an die er sich wendet, oder die Art
des sozialen Anlasses die Wahl eines Namens
leicht beeinflussen. (Lenneberg
1972419)
73
Arbeit mit Texten

Kommunikation über aktuelle/individuelle Themen
http//www.suvinfo.org/
74
Arbeit mit Texten
Kommunikation über aktuelle/individuelle Themen
Herr U. (globale Aphasie) zeichnet auf die
Frage Welchen SPD-Politiker würden Sie
als Kanzler-Kandidaten vorschlagen?
75
Arbeit mit Texten
Kommunikation über aktuelle/individuelle Themen
ein mach, zwei mach...
76
Kommunikation über ein individuelles Thema

Herr K. erzählt von seiner Reise
77

Arbeit mit Texten
Wortlegen aus Buchstaben
78
Arbeit mit Texten
Satzlegen
Frau Merkel besucht Putin in Moskau
79
Arbeit mit Texten
Satzlegen zu Textinhalten
  • zu Die Erde von oben Jangtse-Damm
  • die Chinesen - bauen - einen Damm - am -
    Fluss
  • zu Stern-Artikel über eine Entführung
  • die Geiseln - fotografieren - das Versteck
    - in - der Höhle
  • zu Geo, Inhaltsverzeichnis
  • ein Fotograf - beobachtet - Ameisen - in
    - der Wüste

80
Arbeit mit Texten
selbständiges Schreiben zu einem Zeitungsthema
81
Selbstständige schriftliche Produktion
82
Selbstständige schriftliche Produktion
83
Selbständige schriftliche Produktion
84
Inhaltsstruktur zum Text herstellen
Elchkalb
Kuh
Autofahrer
dpa Moskau Mutterliebe und Findigkeit bewies
eine Elchkuh, als ihr Kalb in den russischen
Wäldern bis zum Hals in einem Schlammloch
versank. Die Elchkuh Stellte sich kurzerhand auf
die Straße vor ein herrannahendes Auto. Der
Fahrer bremste scharf ab. Als er weiterfahren
wollte, blockierte die Elchkuh das Auto erneut
und deutete Mit dem Schädel zum Wald.
Schließlich Steigen Fahrer und Beifahrer aus und
folgten dem Tier, bis sie das kalb im Schlamm
fanden. 30 Minuten schufteten die Männer - dann
hatten sie das laut röhrende Elch-Baby befreit.
Die Retter zur Prawda Als die Mutter ihr
Junges ableckte, sahen wir Tränen der
Dankbarkeit in ihren Augen.
Loch
Autobahn
Auto
hält an
1.guckt
2.steigt aus
Loch
zeigt zum
geht zum Loch
holt das Kalb raus
leckt das kalb ab
85
Insgesamt
Es geht beim MODAK-Vorgehen
nicht um Form - sondern um Inhalt nicht
um das Üben von Wörtern - sondern um
Kommunikation
nicht um einen Aphasiker - sondern
um den Menschen, der an der
Welt wieder teilnehmen möchte
86
(No Transcript)
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