Title: Archivierung elektronischer Unterlagen
1Archivierung elektronischer Unterlagen
- Sachstand Möglichkeiten Perspektiven
Dr. Beate Dorfey, Irma Löffler, Marc Straßenburg
2Digital oder Papier Wohin geht die Reise?
- Frage längst beantwortet Einsatz in allen
Bereichen - Euphorie der ersten Jahre ist weg, neue Wege
werden gesucht und beschritten - Archivarinnen und Archivare müssen sich dem
Thema stellen!
3Digital oder Papier Wo steht das Land
Rheinland-Pfalz?
- Kabinettsbeschluss 2005 zu landeseinheitlichem
DMS - eGovernment-Strategie des Landes
- IT-Zentralstelle
- Gemeinsame technische Plattform durch rlp-Netz
und rp-Middleware
- De facto mehrere Systeme DMS im Einsatz
- Unübersehbare Vielfalt bei Fachverfahren
- Grad der IT-Unterstützung schwankt schon
innerhalb einer Behörde - Weitgehende Ressort-Autonomie in IT-Fragen
4Digital oder Papier Wo stehen die Kommunen?
- Beschluss zu einheitlichem DMS
- Zentrale Betreuung durch Beraterfirma KommWis
- Aufbau Verbünde kommunaler Rechenzentren
- De facto mehrere Systeme DMS im Einsatz
- Unübersehbare Vielfalt bei Fachverfahren
- Grad der IT-Unterstützung schwankt schon
innerhalb einer Behörde - Weitgehende Behörden-Autonomie in IT-Fragen
5Elektronische Unterlagen in der Verwaltung ein
weites Feld
- DMS/VBS
- Fachverfahren
- eGovernment
- Kommunikationsplattformen
- Email
- File-Server
- Arbeitsplatz-PCs
-
- Überall hier können archivwürdige Unterlagen
vorhanden sein, die dauerhaft zu übernehmen sind!
6Vor welchen Herausforderungen stehen wir?
- Bunte Vielfalt an Anwendungen im Land
- Mangelhafter Überblick
- Zu wenig Personal
- Zu geringe Mittel
- Räumliche Distanz zu anbietenden Stellen
- Nicht abgeschlossene Standardisierungen in vielen
Bereichen
7Archivare und digitale Archivierung Konsequenzen
- Keine Archivarin und kein Archivar kann sich auf
Dauer diesem Thema vollständig verweigern. - Auch in der digitalen Umgebung bleibt des die
Aufgabe des zuständigen Facharchivars/in, die
Behörden zu beraten, deren Unterlagen zu
bewerten, zu übernehmen und zu erschließen. - Archivare/innen programmieren nicht, sie
formulieren inhaltliche und organisatorische
Anforderungen an die Behörde. - So wie sich Archivare/innen in die
papiergestützte Schriftgutverwaltung einarbeiten
mussten, müssen sie es in die digitale.
8Beispiel Behördenbetreuung
- Verlust von Informationen durch lückenhafte
Veraktung von Dokumenten - Mangelhafte Nachvollziehbarkeit von
Geschäftsprozessen gefährdet die Rechtssicherheit - Unzureichende Vorbereitung erhöht die Kosten und
reduziert die Akzeptanz in den Behörden - Vergessen der Anbietungspflicht an die
Pflichten führt zu unerwarteten Kosten und
Aufwendungen
- Prinzipien der Schriftgutverwaltung müssen stets
beachtet werden - IT-Anwendungen sind stets auch Aufgabe der
Organisation - Unterstützung und Begleitung durch die Hausspitze
ist unverzichtbar - Rechtssicherheit geht vor bequemer
Aufgabenerledigung
9Beispiel Aussonderung
- Archivarinnen und Archivare müssen die
IT-Anwendungen in den Behörden kennen und
verstehen - Archivarinnen und Archivare müssen den Behörden
mitteilen können, welche Daten sie wie übernehmen
möchten - Archivarinnen und Archivare müssen die Behörden
auf Fehlentwicklungen in der Schriftgutverwaltung,
der Organisation oder der Langzeiterhaltung
aufmerksam machen - Archivarinnen und Archivare müssen dazu die
wichtigsten Standards, Verfahren und Prozesse der
digitalen Archivierung kennen, einschließlich der
Technik
10Technische Voraussetzungen
- Definition Software
- Sammelbegriff für ausführbare Programme und die
zugehörigen Daten. -
- Kann nicht angefasst werden
- BIOS, Betriebssystem, Anwendungsprogramme
- Wird auf Hardware (z. B. Medien, wie USB, CD/DVD)
gespeichert - (http//de.wikipedia.org/wiki/Software)
11Technische Voraussetzungen
- Definition Hardware
- Oberbegriff für die mechanische und elektronische
Ausrüstung eines Systems z. B. eines
Computersystems. - Physische Komponente lässt sich anfassen
- Z. B. Festplatte (Speicher), Bildschirm,
Tastatur, ... - Funktioniert nur zusammen mit Software
- (http//de.wikipedia.org/wiki/Hardware)
12Technische Voraussetzungen
- Definition technische Infrastruktur
- Zusammenschluss verschiedener technischer ...
elektronischer Systeme (insbesondere Computer
...), der die Kommunikation der einzelnen
Systeme untereinander ermöglicht. - Insb. Netzwerke wie LAN, W-LAN
- (http//de.wikipedia.org/wiki/Rechnernetz)
13Technische Voraussetzungen
Software Hardware IT-Infrastruktur
14Digitales Magazin Was wird nun benötigt?
- Hardware
- Bereitstellung von skalierbaren
Speichersystemen/-kapazitäten - Serversystem(e)
- Software
- Spezielle Software zur Verwaltung der AIPs
- Flexible Schnittstellen/Tools zur
(automatisierten) Übernahme und Bearbeitung von
SIPs und deren Umwandlung in AIPs sowie zur
Zugänglichmachung der AIPs zur Benutzung
15Anforderungen im Sinne der Langzeitarchivierung
- Redundante Auslegung von Hardwarekomponenten,z.
B. Server, Stromversorgung, Speichersysteme (SAN,
NAS) - Datensicherung(skonzepte) Wann werden welche
Daten wie gesichert? - Absicherung der Archivdaten gegen z. B.
mutwillige und versehentliche Veränderungen - Organisation des Datenzugriffs / der
Berechtigungen Wer darf welche Daten einsehen? - Unterstützung / Support der Systeme auf Jahre
durch Hersteller
16Digitales Magazin Speicherformate
- PDF/A
- für digitale Dokumente wie Word, Excel,
ASCII/Textdateien, Internetseiten - XML
- für Datenbankarchivierung als
Schnittstellenformat (Datenaustausch) - TIFF, JPEG2000, SVG
- für Bilder wie BMP, JPEG, Vektorgrafiken
- WAV/MP4
- für Audio, bewegte Bilder (Filme)
17OAIS Der Standard für Digitale Magazine
- OAIS Open Archival Information System
- OAIS Modell zur Beschreibung der Struktur eines
digitalen Archiv - Definition zentraler Aufgabenbereiche und
Verantwortlichkeiten - Benennung von Funktions- und Informationsmodellen
- Festlegung von Terminologien
18OAIS Der Standard für Digitale Magazine
19OAIS Der Standard für Digitale Magazine
20OAIS Übernahme (Ingest)
Entgegennahme von zu archivierender Information
und Aufbereitung der Information für Speicherung
und Verwaltung innerhalb des Archivs.-
Aushandeln von Vereinbarungen mit Produzenten-
Entgegennahme von SIPs- Kontrolle der
Vollständigkeit und Authentizität des SIP-
Umwandlung SIP zu AIP- Erzeugen von Descriptive
Information (Metadaten) zu AIPs- Weitergabe AIP
an Archival-Storage-Prozess
21OAIS Archivspeicher (Archival Storage)
Speicherung und Erhaltung der Bitströme der
archivierten Information.- Übernahme AIPs von
Ingest- Verteilung AIPs auf verschiedene
Speichermedien- Speicherverwaltung- Prüfung der
Unversehrtheit der AIPs gegenüber Speicherfehlern
und periodisches Wiederauffrischen der
Speichermedien- Sicherstellung der
Rekonstruierbarkeit der AIPs nach Systemausfall-
Auf Anfrage Weitergabe der AIPs an Access-Prozess
22OAIS Datenverwaltung (Data Management)
Verwaltung von Descriptive Information
(Metadaten) und von den Daten, die für das
Funktionieren des Systems verantwortlich sind.-
Administration und Fortschreiben einer Datenbank,
in der die Daten gehalten werden- Verteilung
AIPs auf verschiedene Speichermedien-
Durchführung von Anfragen an Archivdatenbank-
Aufbereiten der gelieferten Daten
23OAIS Systemverwaltung (Administration) I
Sicherstellen des routinemäßigen Funktionieren
des gesamten Archivs.- Aushandeln von
Bedingungen mit Produzenten, unter denen sie ihre
Information an das Archiv sendet- Kontrolle der
Übereinstimmung der gelieferten SIPs mit den
Standards des Archivs- Verantwortlich für
Hardware- und Softwarearchitektur des Archivs-
Überwachung von Systemfunktionen- Untersuchung
von Möglichkeiten zur Optimierung von
Systemfunktionen
24OAIS Systemverwaltung (Administration) II
-Entscheidung über Fortschreiben bzw. Migration
von Archivinhalten-Entwicklung und Überwachung
der für das Archiv verbindlichen Standards
25OAIS Erhaltungsplanung (Preservation Planing)
Sicherstellung des zukünftigen technischen
Zugriffs auf die im Archiv gespeicherten
Information- Überwachung der Entwicklungen des
Hard- und Softwaremarktes- Prüfung der
Lauffähigkeit der gespeicherten Information auf
neu entwickelten Systemen- Entscheidung über zu
verfolgende Erhaltungsstrategie
(Migration/Emulation)
26OAIS Zugriff (Access)
Bereitstellung von Archivinformation gegenüber
Konsumenten.- Auf Konsumentenanfrage Durchsuchen
des Archivinhalts- Auf Konsumentenanfrage
Erzeugen eines DIP- Überwachung der Auslieferung
des DIP an Konsumenten
27Digitales Magazin Kommunikation Archiv
abgebende Behörde
- Art und Umfang der elektronischen Unterlagen,
die archiviert werden sollen (DMS.../Speicherbeleg
ung) - Ansprechpartner für die Organisation und Technik
- Informationen über die technische Struktur der
Metadaten und Dokumente z.B. - XML-Schemadefinition oder CSV-Struktur der
Anbieteverzeichnisse - Dokumentation
- Beispiel eines Anbieteverzeichnisses
28Digitales Magazin Bewertung und Übernahme
(Fachverfahren)
- Beispiel relationale Datenbanken- gesamten
Datenbank archivwürdig- nur Auszüge sind
archivwürdig - Aussonderungsformat csv oder xml-File bei
einfacher StrukturÖffnen der Archivpakets in
z.B. in Exel möglich. - Aussonderungsformat SIARD-DatenbankformatEs
werden Struktur und Inhalt in SIARD Format
übersetzt, so dass jederzeit ein Zugriff auf die
Daten ohne die ursprüngliche Datenbanksoftware
möglich ist.
29Digitales Magazin Bewertung und Übernahme
(Fachverfahren)
- Beispiel Auswandererdatenbank
30Digitales Magazin Bewertung und Übernahme
(Fachverfahren)
31Digitales Magazin Bewertung und Übernahme
(Fachverfahren)
- Beispiel Digitales Wasserbuch
32Digitales Magazin Bewertung und Übernahme
(Fachverfahren)
33Digitales Magazin Dokumentation in der LAV
34Digitales Magazin Dokumentation in der LAV
35Digitales Magazin Dokumentation in der LAV
36Digitales Magazin Rheinland-Pfalz
Vorüberlegungen und Grundprinzipien
- Archivierung digitaler Unterlagen zentral nur an
einem Ort - Politische und finanzielle Unterstützung der
Landesregierung unverzichtbar - Offene, flexible und ausbaufähige Lösung mit
gutem Support - Integration in die bestehenden facharchivischen
und organisatorischen Strukturen
37Digitale Magazin Rheinland-Pfalz
- Sachmittel Pilotierung 2012/13 140.000
- Sachmittel Produktivbetrieb 2014/15 160.000
(beantragt) - Personal 1 Stelle hD, 2 Stellen ghD, 1
Informatiker
- Eigenes Referat angesiedelt in Zentralabteilung
- Personelle Verflechtungen zu EDV-Referat und
Referat Vorarchivische Registraturarbeit - Aktive Mitarbeit aller Facharchivarinnen und
Facharchivare aller Abteilungen bei
Behördenbetreuung, Bewertung und Übernahme
38Arbeitsauftrag Pilotierung
- Ermittlung einer geeigneten OAIS-konformen
Archivierungslösung (DIMAG hp/SER Scope
Solutions OAIS Siemens/Tessella) - Teststellung mit Probeübernahmen ausgewählter
Unterlagen - Ermittlung archivrelevanter IT-Anwendungen in der
Verwaltung - Evaluation des Testsystems Ermittlung künftiger
Bedarfe - Regelmäßige Information und Schulungen im
Kollegenkreis
39Digitale Archivierung Wo stehen wir?
- Pilotierung des Digitalen Magazins
Rheinland-Pfalz seit Januar 2012 - Schaffung organisatorischer, personeller,
finanzieller und technischer Voraussetzungen - Schulungen der Kolleginnen und Kollegen
- Produktivbetrieb Januar 2014
40Problemfall Die Kommunen
- Die Notwendigkeit eines kommunalen Digitalen
Magazins ist unbestritten, aber - technische, finanzielle, personelle und
organisatorische Möglichkeiten der Kommunen sind
beschränkt - hoher Schulungsbedarf bei den Archivarinnen und
Archivaren - kommunale Selbstbestimmung erschwert Verbünde und
Kooperationen
41Kooperationen
- Vorteile einer Archivierung im Verbund
- Kostensenkung
- Arbeitserleichterung durch Nachnutzung und
Vermeidung von Doppelarbeit - Fachlicher Austausch
- Bessere Durchsetzungsfähigkeit gegenüber Behörden
und Anbietern - Erleichterter Datenaustausch im Hinblick auf
Portallösungen
42Kooperationsmöglichkeiten
- Einrichtung von Archivierungsverbünden
- Kommunen untereinander (Beispiel NRW)
- Zentrales Kommunales Digitales Archiv
- Kommune mit Staat (Beispiel Baden-Württemberg)
- Länderübergreifende Kooperationen
- Voraussetzung Überwindung rechtlicher,
organisatorischer und finanzieller Hindernisse
43Empfehlungen und Hinweise
- Nutzen Sie Schulungsmöglichkeiten!
- Informieren Sie sich frühzeitig in den Behörden
über den Bedarf! - Warten Sie nicht, bis die Ereignisse Sie
überrollen! Bleiben Sie aktiv! - Sprechen Sie miteinander und mit anderen, die
bereits Erfahrungen haben! - Suchen Sie Verbündete in der Organisation, der
IT und nicht zuletzt in der Verwaltungsspitze! - Beginnen Sie jetzt mit der Schaffung der
organisatorischen und finanziellen
Voraussetzungen!
44Einstiegshilfen
- www.langzeitarchivierung.de Nestor-Seite mit
zahlreichen Informationsmaterialien - http//www.koopa.de/produkte/xdomea2.html Seite
zu xdomea 2.0 - http//www.archivschule.de/forschung/schriftgut/sc
hriftgutverwaltung.html Materialsammlung der
Archivschule Marburg zum Thema Schriftgutverwaltun
g - http//www.bundeskonferenz-kommunalarchive.de/empf
ehlungen.html Empfehlungen der BKK zur
elektronischen Archivierung - http//www.staatsarchiv.sg.ch/home/auds.html
Präsentationen der Beiträge des Arbeitskreises
Archivierung von Unterlagen aus digitalen
Systemen
45Kontakt
- Dr. Beate Dorfey
- Tel. 0261-91 29 103 Email b.dorfey_at_landeshaupta
rchiv.de - Irma Löffler
- Tel. 0261- 91 29 109Email i.loeffler_at_landeshaup
tarchiv.de - Marc Straßenburg
- Tel. 0261-91 29 207
- Email m.strassenburg_at_landeshauptarchiv.de