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Was ist Metaphysik?

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Was ist Metaphysik? Rafael Capurro Hochschule der Medien www.capurro.de – PowerPoint PPT presentation

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Transcript and Presenter's Notes

Title: Was ist Metaphysik?


1
Was ist Metaphysik?
  • Rafael Capurro
  • Hochschule der Medien
  • www.capurro.de

2
Überblick
  • I. Metaphysik vor und nach Kant
  • Kant
  • Nietzsche
  • Encyclopédie
  • Suarez
  • Baumeister
  • Wolff
  • Baumeister
  • Kant
  • Hegel
  • Dilthey
  • Heidegger
  • Fazit

3
Überblick
  • II. Perspektiven der Metaphysik
  • Wortgeschichte (Aristoteles)
  • Alltagsmetaphysik
  • Metaphysik und Moderne
  • Metaphysik heute
  • Metaphysikgeschichte
  • Metaphysikkritik
  • Metaphysikforschung
  • Analytische Metaphysik

4
I. Metaphysik vor und nach Kant
5
Kant
"DIE MENSCHLICHE VERNUNFT HAT DAS
BESONDERE SCHICKSAL IN EINER GATTUNG IHRER
ERKENNTNISSE DASS SIE DURCH FRAGEN BELÄSTIGT
WIRD, DIE SIE NICHT ABWEISEN KANN, DENN SIE SIND
IHR DURCH DIE NATUR DER VERNUNFT SELBST
AUFGEGEBEN, DIE SIE ABER AUCH NICHT BEANTWORTEN
KANN, DENN SIE ÜBERSTEIGEN ALLES VERMÖGEN DER
MENSCHLICHEN VERNUNFT. DER KAMPFPLATZ DIESER
ENDLOSEN STREITIGKEITEN HEISST NUN M E T A P H Y
S I K." (Immanuel Kant Kritik der reinen
Vernunft, A VII)
6
Kant
"ES WAR EINE ZEIT, IN WELCHER SIE DIE K Ö N I G I
N ALLER WISSENSCHAFTEN GENNANT WURDE, UND, WENN
MAN DEN WILLEN VOR DIE TAT NIMMT, SO VERDIENTE
SIE, WEGEN DER VORZÜGLICHEN WICHTIGKEIT
IHRES GEGENSTANDES, ALLERDINGS DIESEN
EHRENNAMEN. JETZT BRINGT ES DER MODETON DES
ZEITALTERS SO MIT SICH, IHR ALLE VERACHTUNG ZU
BEWEISEN UND DIE MATRONE KLAGT, VERSTOSSEN UND
VERLASSEN, WIE H E K U B A (...) MODO MAXIMA
RERUM, TOT GENERIS NATISQUE POTENS (...) NUNC
TRAHOR EXUL, INOPS (...) (Ovid, Metam.) (EBEN
NOCH DIE ALLERHÖCHSTE, MÄCHTIG DURCH SO VIEL
SCHWIERIGKEITEN UND KINDER... WERDE ICH
JETZT, VERSTOSSEN UND HILFLOS, HINWEGGEFÜHRT.) (Ka
nt, KrV A VII)
7
Kant
  • "AUCH WÄRE ES BEI DIESER LAGE DER SACHEN EBEN
    NICHT NÖTIG GEWESEN, SO WEIT AUSZUHOLEN UND IN
    DEM
  • FIEBERHAFTEN GEHIRNE BETROGENER SCHWÄRMER DURCH
  • HÜLFE DER METAPHYSIK GEHEIMNISSE AUFZUSUCHEN.
  • DER SCHARFSINNIGE H U D I B R A S HÄTTE UNS
    ALLEIN DA RÄTSEL AUFLÖSEN KÖNNEN, DENN NACH
    SEINER MEINUNG
  • WENN EIN HYPOCONDRISCHER WIND IN DEN EINGEWEIDEN
  • TOBET, SO KOMMT ES DARAUF AN, WELCHE RICHTUNG ER
  • NIMMT, GEHT ER ABWÄRTS, SO WIRD DARAUS EIN F-,
  • STEIGT ER ABER AUFWÄRTS, SO IST ES EINE
    ERSCHEINUNG
  • ODER EINE HEILIGE EINGEBUNG.
  • (Immanuel Kant, Träume eines Geistersehers
    erläutert durch Träume der Metaphysik, 73)

8
Nietzsche
  • Friedrich Nietzsche Menschliches,
    Allzumenschliches (Werke I, Hrsg. K. Schlechte, 9
    (S. 452)
  • Metaphysische Welt. - Es ist wahr, es könnte
    eine metaphysische Welt geben die absolute
    Möglichkeit davon ist kaum zu bekämpfen. Wir
    sehen alle Dinge durch den Menschenkopf an und
    können diesen Kopf nicht abschneiden während
    doch die Frage übrig bleibt, was von der Welt
    noch da wäre wenn man ihn doch abgeschnitten
    hätte. Dies ist ein rein wissenschaftliches
    Problem und nicht sehr geeignet, den Menschen
    Sorge zu machen aber alles, was ihnen bisher
    metaphysische Annahmen wertvoll, schreckenvoll,
    lustvoll gemacht, was sie erzeugt hat, ist
    Leidenschaft, Irrtum und Selbstbetrug die
    allerschlechtesten Methoden der Erkenntnis, nicht
    die allerbesten, haben daran glauben lehren.

9
Nietzsche
  • Wenn man diese Methoden als das Fundament aller
    vorhandenen Religionen und Metaphysiken
    aufgedeckt hat, hat man sie widerlegt! Dann
    bleibt immer noch jene Möglichkeit übrig aber
    mit ihr kann man nichts anfangen, geschweige
    denn, daß man Glück, Heil und Leben von den
    Spinnenfäden einer solchen Möglichkeit abhängen
    lassen dürfte. Denn man könnte von der
    metaphysischen Welt gar nichts aussagen als ein
    Anderssein, ein uns unzugängliches,
    unbegreifliches Anderssein es wäre ein Ding mit
    negativen Eigenschaften, - Wäre die Existenz
    einer solchen Welt noch so gut bewiesen, so
    stünde doch fest, daß die gleichgültigste aller
    Erkenntnis eben ihre Erkenntnis wäre noch
    gleichgültiger als dem Schiffer in Sturmesgefahr
    die Erkenntnis von der chemischen Analysis des
    Wassers sein muß.

10
Nietzsche
  • Friedrich Nietzsche Götzen-Dämmerung
  • Wie die "wahre Welt" endlich zur Fabel wurde.
  • Geschichte eines Irrtums
  • 1. Die wahre Welt, erreichbar für den Weisen, den
    Frommen, den Tugendhaften, - er lebt in ihr, er
    ist sie.
  • (Älteste Form der Idee, relativ klug, simpel,
    überzeugend. Umschreibung des Satzes "Ich,
    Plato, bin die Wahrheit")
  • 2. Die wahre Welt, unerreichbar für jetzt, aber
    versprochen für den Weisen, den Frommen, den
    Tugendhaften ("für den Sünder, der Buße tut").
  • (Fortschritt der Idee sie wird feiner,
    verfänglicher, unfaßlicher - sie wird Weib, sie
    wird christlich...)
  • 3. Die wahre Welt, unerreichbar, unbeweisbar,
    unversprechbar, aber schon als gedacht ein Trost,
    eine Verpflichtung, ein Imperativ.
  • (Die alte Sonne im Grunde, aber durch Nebel und
    Skepsis hindurch die Idee sublim geworden,
    bleich, nordisch, königsbergisch.)

11
Nietzsche
  • 4. Die wahre Welt - unerreichbar? Jedenfalls
    unerreicht. Und als unerreicht auch unbekannt.
    Folglich auch nicht tröstend, erlösend,
    verpflichtend wozu könnte uns etwas Unbekanntes
    verpflichten?...
  • (Grauer Morgen. Erstes Gähnen der Vernunft.
    Hahnenschrei des Positivismus.)
  • 5. Die "wahre Welt" - eine Idee, die zu nichts
    mehr nützt ist, nicht einmal mehr verpflichtend -
    eine unnützt, eine überflüssig gewordene Idee,
    folglich eine widerlegte Idee schaffen wir sie
    ab!
  • (Heller Tag Frühstück Rückkehr des bon sens und
    der Heiterkeit Schamröte Platos Teufelslärm
    aller freien Geister.)
  • 6. Die wahre Welt haben wir abgeschafft welche
    Welt bleibt übrig? die scheinbare vielleicht?...
    Aber nein! mit der wahren Welt haben wir auch die
    scheinbare abgeschafft!
  • (Mittag Augenblick des kürzesten Schattens Ende
    des längsten Irrtums Höhepunkt der Menschheit
    INCIPIT ZARATHUSTRA.)

12
Encyclopédie
  • Encyclopédie (1751-1780)
  • METAPHYSIQUE, s.f. c'est la science des raisons
    des choses. Tout a sa métaphysique et sa
    pratique la pratique, sans la raison de la
    pratique etla raison sans l'exercice, ne forment
    qu'une science imparfaite. Interrogez un peintre,
    un poete, un musicien, un géometre, et vous les
    forcerez à rendre compte de ses opérations,
    c'est-à-dire à en venir à la métaphysique de son
    art.
  • Quand on borne l'objet de la métaphysique à des
    considérations vuides et abstraites sur le tems,
    l'espace, la matiere, l'esprit, c'est une science
    méprisable mais quand on la considere sous son
    vrai point de vue, c'est autre chose. Il n'y a
    guere que ceux qui n'ont pas assez de pénetration
    qui en disent du mal.

13
Suarez
  • FRANCISCO SUAREZ (1548-1617) DISPUTATIONES
    METAPHYSICAE
  • IN PRIMO TOMO PROEMIUM.
  • INTER OMNES AUTEM NATURALES SCIENCIAS, EA, QUAE
    PRIMA OMNIUM EST, ET NOMEN PRIMAE PHILOSOPHIAE
    OBTINUIT, SACRAE AC SUPERNATURALI THEOLOGIAE
    PRAECIPUE MINISTRAT. UM QUIA AD DIVINARUM RERUM
    COGNITIONEM INTER OMNES PROXIME ACCEDIT, TUM
    ETIAM QUIA EA NATURALIA PRINCIPIA EXPLICAT ATQUE
    CONFIRMAT, QUAE RES UNIVERSAS COMPREHENDUNT,
    OMNEMQUE DOCTRINAM QUODAMMODO FULCIUNT ATQUE
    SUSTENTANT.
  • DISPUTATIO PRIMA DE NATURA PRIMAE PHILOSOPHIAE
    SEU METAPHYSICAE ET IDEO METAPHYSICA DICTA EST,
    QUASI POST PHYSICAM, SEU ULTRA PHYSICAM
    CONSTITUTA, POST (INQUAM) NON DIGNITATE, AUT
    NATURAE ORDINE, SED ACQUISITIONIS, GENERATIONIS,
    SEU INVENTIONIS, VEL SI EX PARTE OBJECTI ILLUD
    INTELLIGAMUS, RES, DE QUIBUS HAEC SCIENTIA
    TRATAT, DICUNTUR ESSE POST PHYSICA SEU NATURALIA
    ENTIA, QUIA EORUM ORDINEM SUPERANT, ET IN ALTIORI
    RERUM GRADU CONSTITUTAE SUNT.

14
Suarez
  • IN PRIORI TOMO
  • Disputatio I De natura primae philosophiae seu
    metaphysicae
  • II De ratione essentiali seu conceptu entis
  • III De passionibus entis in communi et
    principiis ejus
  • IV De unitate transcendentali in communi
  • V De unitate individuali, ejusque principio
  • VI De unitate formali et universali
  • VII De variis distinctionum generibus
  • VIII De veritate seu vero quod es passio entis
  • IX De falsitate seu falso
  • X De bono seu bonitate transcentali
  • XI De malo
  • XII De causis entis in communi

15
Suarez
  • XIII De materiali causa substantiae
  • XIV De causa materiali accidentium
  • XV De causa formali substantiali
  • XVI De formali causa accidentali
  • XVII De causa efficiente in communi
  • XVIII De causa proxima efficiente, ejusque
    causalitate, et omnibus quae ad causandum
    requirit
  • XIX De causis necessario, et libere seu
    contingenter agentibus, ubi etiam de fato,
    fortuna et casu
  • XX De prima causa efficiente, primaque ejus
    actione, quae est creatio.
  • XXI De prima causa efficiente, et altera ejus
    actione, quae est conservatio.
  • XXII De prima causa, et alia ejus actione, quae
    est cooperatio, seu concursus cum causis
    secundis.
  • XXIII De causa finali in communi.
  • XXIV De ultima finali causa, seu ultimo fine.
  • XXV De causa exemplari
  • XXVI De comparatione causarum ad effecta.
  • XXVII De comparatione causarum inter se.

16
Suarez
  • IN POSTERIORI TOMO
  • XXVIII De divisione entis in infinitum et
    finitum
  • XXIX De primo et increato ente, an sit.
  • XXX De primo ente seu deo, quid sit.
  • XXXI De essentia entis finiti ut tale est, et
    illius esse, eorumque distinctione.
  • XXXII De divisione entis creati in substantiam
    et accidens.
  • XXXIII De substantia creata in communi
  • XXXIV De prima substantia seu supposito, ejusque
    distinctione a natura.
  • XXXV De immateriali substantia creata
  • XXXVI De substantia materiali in communi
  • XXXVII De communi ratione, et conceptu
    accidentis
  • XXXVIII De comparatione accidentis ad
    substantiam
  • XXXIX De divisione accidentis in novem summa
    genera

17
Suarez
  • XL De quantitate continua
  • XLI De quantitate discreta, et coordinatione
    praedicamenti quantatis et proprietatibus ejus.
  • XLII De qualitate et speciebus ejus in communi
  • XLIII De potentia
  • XLIV De habitibus
  • XLV De qualitatum contrarietate
  • XLVI De intensione qualitatum
  • XLVII De relationibus realibus creatis
  • XLVIII De actione
  • XLIX De passione
  • L De quando, et in universum de durationibus
  • LI De ubi
  • LII De situ
  • LIII De habitu
  • LIV De ente rationis

18
Baumeister
  • POSITIONES METAPHYSICAE (in "Philosophia
    definitiva", 1775) (von Friedrich Chr. BAUMEISTER
    1709-1785 nach Chr. Wolff)
  • I. EX ONTOLOGIA
  • PRINCIPIUM CONTRADICTIONIS CONSTITUIT HAEC
    PROPOSITIO
  • IMPOSSIBILI EST, IDEM SIMUL ESSE ET NON ESSE.
  • NIHIL EST SINE RATIONE SUFFICIENTE
  • QUOD IMPOSSIBILE EST, ID QUOQUE NON POTEST AD
    EXISTENTIAM PERVENIRE, SIVE A NON POSSE AD NON
    ESSE VALET CONSEQUENTIA.
  • FORMA DAT ESSE REI
  • II. EX COSMOLOGIA
  • IN NATURA NIHIL FIT PER SALTUM
  • MUNDUS EST ENS COMPOSITUM
  • OMNE MIRACULUM, CUM FIT, FIT PER SALTUM

19
Baumeister
  • III. EX PSYCHOLOGIA
  • ANIMA EST ENS SIMPLEX.
  • ANIMA EST IMMORTALIS.
  • ANIMAE BRUTORUM SUND EX SUA NATURA
  • INDESTRUCTIBILES.
  • INTER HOMINIS BRUTIQUE ANIMAM TANTA
  • EST DIFFERENTIA, QUANTA MAXIMA ESSE POTEST.
  • IV. EX THEOLOGIA NATURALI
  • DATUR DEUS.
  • DEUS EST ENS A SE.
  • DEUS LIBERRIME MUNDUM CREAVIT.
  • DEUS EST DOMINUS OMNIUM RERUM.

20
Wolff
  • CHRISTIAN WOLFF (1679-1754) (Deutsche Metaphysik)
  • VERNÜNFTIGE GEDANKEN VON GOTT, DER WELT UND DER
    SEELE DES MENSCHEN, AUCH ALLEN DINGEN ÜBERHAUPT
    (Halle 1720)
  • - Selbsterfahrung u. Descartes' "cogito ergo
    sum"
  • was richtig demonstriert wird, ist ebenso gewiß,
    als wir sind.
  • - Grundprinzipien Satz vom Widerspruch, Satz vom
    Grunde
  • Wesen (Möglichkeit) als Grundbestimmung eines
    Dinges.
  • Ordnung (Ähnlichkeit des Mannigfaltigen).
  • Vollkommenheit Zusammenstimmung des
    Mannigfaltigen.

21
Wolff
  • "Prima philosophia sive Ontologia
  • - EMPIRISCHE PSYCHOLOGIE was wir in der
    täglichen
  • Erfahrung von der Seele (Bewußtsein) wahrnehmen
    (Erkenntnis, Empfindung, Einbildungskraft,
    Gedächtnis, Verstand, Erfahrung, Experiment,
    Vernunft, Erwartung, Lust, Affekte, Wille,
    Wahlfreiheit)
  • - KOSMOLOGIE Welt als ein Ganzes aus Teilen
    zusammengesetzt
  • (Maschinenmodell) Welt als nexus rerum gemäß
    ratio sufficiens. Natur bewegende und bewirkende
    Kraft, die das Wesen des Dinges determiniert
    (Natur macht keine Sprünge)

22
Wolff
  • - RATIONALE PSYCHOLOGIE Seele als Substanz,
    Kraft, Selbstbewußtsein (Aristot. Substanz
    Leibniz Monade) prästabil. Harmonie
    Vollkommenheit des Verstandes (Deutlichkeit der
    Begriffe und Schlüsse), der Vernunft (Einsicht in
    alle Wahrheiten) des Willens (vollst. Vorstellung
    des Besten).
  • - NATÜRLICHE THEOLOGIE Beweis Gottes aus der
    Kontigenz der Welt Eigenschaften Gottes
    Vorherwissen (folgt aus dem
  • Satz v. Grunde) Verstand (Quelle aller Dinge)
    Wille
  • (Ursache ihrer Wirklichkeit) hat die beste Welt
    geschaffen.

23
Wolff
  • CHRISTIAN WOLFF PHILOSOPHIA PRIMA SIVE ONTOLOGIA
    (1728)
  • PARS I DE NOTIONE ENTIS IN GENERE ET
    PROPRIETATIBUS, QUAE INDE CONSEQUUNTUR
  • I. DE PRINCIPIIS PHILOSOPHIAE PRIMAE
  • - De principio contradictionis
  • - De principio rationis sufficientis
  • II. DE ESSENTIA ET EXISTENTIA ENTIS
  • - De possibili et impossibili
  • - De determinato et indeterminato
  • - De notione entis (ens dicitur quod existere
    potest)
  • III. DE GENERALIBUS ENTIS AFFECTIONIBUS
  • - De identitate similitudine
  • - De ente singulari universali
  • - De necessario contingente
  • - De quantitate
  • - De ordine, veritate perfectione

24
Wolff
  • PARS II DE SPECIEBUS ENTIUM ET EORUM AD SE
    INVICEM RESPECTU
  • I. DE ENTE COMPOSITO
  • - De essentia entis compositi
  • - De extensione, continuitate, spatio tempore
    (tempus non datur nisi existentibus successivis
    in continua serie)
  • - De qualitatibus magnitudine entis compositi
  • - De motu
  • II. DE ENTI SIMPLICI
  • - De differentia entis simplicis compositi
  • - De modificationibus rerum, praesertim
    simplicium
  • - De ente finito infinito
  • III. DE RESPECTU ENTIUM AD SE INVICEM
  • - Dependentia rerum earumque relatione
  • - De causis
  • - De signo

25
Wolff
  • WOLFF, VERNÜNFTIGE GEDANKEN VON GOTT... 29 u.
    30
  • "WENN EIN DING A ETWAS IN SICH ENTHÄLT, DARAUS
    MAN VERSTEHEN KANN, WARUM B IST, B MAG ENTWEDER
    ETWAS IN A ODER AUSSER A SEIN, SO NENNET MAN
    DASJENIGE, WAS IN A ANZUTREFFEN IST, DEN GRUND
    VON B A SELBST HEISSET DIE URSACHE, UND VON B
    SAGET MAN, ES SEI IN A GEGRÜNDET. NEMLICH DER
    GRUND IST DASJENIGE, WODURCH MAN VERSTEHEN KANN,
    WARUM ETWAS IST, UND DIE URSACHE IST EIN DING,
    WELCHES DEN GRUND VON EINEM ANDEREN IN SICH
    ENTHÄLT."

26
Wolff
  • "WO ETWAS VORHANDEN IST, WORAUS MAN BEGREIFEN
    KANN, WARUM ES IST, DAS HAT EINEN ZUREICHENDEN
    GRUND.
  • DEROWEGEN WO KEINER VORHANDEN IST, DA IST NICHTS,
    WORAUS MAN BEGREIFEN KANN, WARUM ETWAS IST,
    NEMLICH WARUM ES WIRKLICH WERDEN KANN, UND ALSO
    MUSS ES AUS NICHTS ENTSTEHEN.
  • WAS DEMNACH NICHT AUS NICHTS ENTSTEHEN KANN, MUSS
    EINEN ZUREICHENDEN GRUND HABEN, WARUM ES IST,
    ALSO ES MUSS AN SICH MÖGLICH SEIN UND EINE
    URSACHE HABEN,DIE ES ZUR WIRKLICHKEIT BRINGEN
    KANN, WENN WIR VON DINGEN REDEN, DIE NICHT
    NOTWENDIG SIND.
  • DA NUN UNMÖGLICH IST, DASS AUS NICHTS ETWAS
    WERDEN KANN, SO MUSS AUCH ALLES, WAS IST, SEINEN
    ZUREICHENDEN GRUND HABEN WARUM ES IST."

27
Baumgarten
  • ALEXANDER G. BAUMGARTEN METAPHYSICA (1766)
  • I. PROLEGOMENA METAPHYSICORUM
  • Metaphysica est scientia primorum in humana
    cognitione principiorum.
  • Ad metaphysicam referuntur ontologia, cosmologia,
    psychologia, et theologia naturalis.
  • II. TRACTATIO
  • 1) ONTOLOGIA
  • A) PROLEGOMENA
  • ONTOLOGIA (die Grund-Wissenschaft) (ontosophia,
  • metaphysica, metaphysica universalis,
    architectonica, philosophia prima) est scientia
    praedicatorum entis generaliorum.

28
Baumgarten
  • B) TRACTATIO DE PRAEDICATIS ENTIUM
  • a) internis
  • aa) universalibus possibili, conexum, ens, unum,
    verum, perfectum
  • bb) disiunctis necessarim/contingens
    mutabile/immutabile, reale/negativum,
    singualre/universale, totale/partiale,
    substantia/accidens, simplex/compositum,
    finitum/infinitum
  • b) externis
  • aa) idem et diversum
  • bb) simultaneum successivum
  • cc) causa causatum
  • dd) signum signatum

29
Baumgarten
  • 2) COSMOLOGIA
  • A) PROLEGOMENA
  • B) TRACTATIO DE MUNDI Mundus (die ganze Welt)
    (universum, pan) est series multitudo, totum)
    actualium finitorum, quae non est pars alterius.
  • Sic mundus existit. Ergo est in se possibilis.
  • Mundus optimus

30
Baumgarten
  • 3) PSYCHOLOGIA
  • A) PROLEGOMENA
  • B) TRACTATIO DE PSYCHOLOGIA
  • Si quid in ente est, quod sibi alicuius potest
    esse conscium, illud est ANIMA (eine Seele).
  • In me exsistit quod sibi alicuius potest esse
    conscium, Ergo in me exsistit anima. Cogito
    quaedam corpora huius universi, eorumque
    mutationes, huius pauciores, illius plures, unius
    plurimas, ultimum quidem pars mei est, hinc
    CORPUS MEUM (mein Leib) est, cuius mutationes
    plures cogito, quam ullius alius corporis
  • a) empirica
  • b) rationali

31
Baumgarten
  • 4) THEOLOGIA NATURALIS
  • A) PROLEGOMENA
  • B) TRACTATIO DE DEI 820 A posse dei ad esse
    eiusdem valet consequentia i.e. existentia eius
    per essentiam ipsius sufficienter determinatur.

32
Kant
  • ALLE MENSCHLICHE KENNTNISSE (sind der Form
    nach)
  • 1) HISTORISCHE die "ex datis", bloß aus der
    Erfahrung genommen werden
  • 2) VERNUNFTERKENNTNISSE die "ex principiis", aus
    gewissen Grundsätzen genommen werden.
  • a) philosophische Erkenntnis aus Begriffen
  • b) mathematische aus der Construction der
    Begriffe.

33
Kant
  • PHILOSOPHIE
  • 1) in sensu scholastico das System der philos.
    Vernunfterkenntnisse aus Begriffen geht auf
    Geschicklichkeit
  • (Vernunftkünstler bloß spekulat. Wissen, ohne
    zusehen, wie viel es zum letzten Zwecke beiträgt)
  • a) Vorrat von Vernunfterkenntnissen
  • b) systematischer Zusammenhang derselben
  • 2) in sensu cosmopolitico Wiss. von den letzten
    Zwecken geht auf Weisheit
  • (der praktische Philosoph ist eigentlich
    Philosoph)
  • (Kant Vorl. über Metaphysik)

34
Kant
  • PHILOSOPHIE NACH DEM WELTBEGRIFF
  • 1) WAS KANN ICH WISSEN? DAS ZEIGT DIE METAPHYSIK
  • 2) WAS SOLL ICH TUN?DAS ZEIGT DIE MORAL
  • 3) WAS DARF ICH HOFFEN? DAS LEHRT DIE RELIGION
  • 4) WAS IST DER MENSCH? DAS LEHRT DIE
    ANTHROPOLOGIE
  • MAN KÖNNTE ALLES ANTHROPOLOGIE NENNEN, WEIL SICH
    DIE DREI ERSTEN FRAGEN AUF DIE LETZTERE
    BEZIEHEN.

35
Kant
  • Kritik der dogmatischen M.
  • gt die Ideen und Grundsätze der Vernunft führen
    zu Widersprüchen (Antinomien, Paralogismen),
    wenn sie transzendent und konstitutiv (statt
    immanent und regulativ) als Bedingung eines
    Objektes der Erfahrung) auf übersinnliche Objekte
    angewandt werden .

36
Kant
  • gt Transzendentalphilosophie betrachtet nur den
    Verstand und die Vernunft selbst in einem System
    aller Begriffe und Grundsätze, die sich auf
    Gegenstände überhaupt beziehen, ohne Objekte
    anzunehmen, die gegeben wären (Ontologia)
  • Sie berührt nicht das Übersinnliche, welches doch
    der Endzweck der Metaphysik ist gehört also zu
    dieser nur als Propädeutik)
  • In ihr ist seit Aristoteles' Zeiten nicht viel
    Fortschreitens gewesen. Sie ist wie eine
    Grammatik oder wie die Logik.

37
Kant
  • gt aller Metaphysik muß Erkenntniskritik (Kritik
    der reinen Vernunft) vorangehen
  • gt Die M. kann zwar nicht "die Grundveste der
    Religion" sein, muß aber doch stets als
    "Schutzwehr" derselben bleiben
  • gt Die "dialektische" Natur menschlicher V. kann
    nie einer solchen Wiss. entbehren. Diese
    Wissenschaft zügelt die V. und hält sie von
    Verwüstungen, die eine gesetzlose spekul.V.in
    Moral und Religion anrichten würde.

38
Kant
  • gt Eigentliche Philosophie ist M., denn sie
    bezieht alles auf Weisheit, aber durch den Weg
    der Wissenschaft
  • gt Eben deswegen ist M. auch die Vollendung aller
    Kultur der menschlichen Vernunft.

39
Kant
  • gt Daß sie, als bloße Spekulation, mehr dazu
    dient, Irrtümer abzuhalten als die Erkenntnis zu
    erweitern, tut ihrem Werte keinen Abbruch,
    sondern gibt ihr vielmehr Würde und Ansehen durch
    das Zensoramt, welches die allgemeine Ordnung und
    Eintracht, ja den Wohlstand des wiss. gemeinen
    Wesens sichert und dessen mutige und fruchtbare
    Bearbeitungen abhält, sich nicht von dem
    Hauptzweke, der allgemeinen Glückseligkeit, zu
    entfernen.

40
Kant
  • gt Die M. hat zum eigentliche Zwecke ihrer
    Nachforschung nur drei Ideen Gott, Freiheit und
    Unsterblichkeit... Alles, womit sich diese
    Wissenschaft sonst beschäftigt, dient ihr bloß
    zum Mittel, um zu diesen Ideen und ihrer Realität
    zu gelangen. Sie bedarf sie nicht zum Behuf der
    Naturwissenschaft, sondern um über die Natur
    hinaus zu kommen.
  • gt Über die Grenze der Erfahrung kann die M.
    nicht hinaus. nur von Erscheinungen gibt es
    theoretische Erkenntnis. Das Übersinnliche kann
    nur in praktisch-sittlicher Absicht bestimmt
    werden.

41
Kant
  • gt Die Kritik verhält sich zur gewöhnlichen
    Schulmetaphysik gerade wie Chemie zur Alchimie,
    oder wie Astronomie zur wahrsagenden Astrologie

42
Kant
  • gt M. ist ihrem Wesen und ihrer Endabsicht nach
    ein vollendetes Ganze entweder Nichts oder
    Alles, was zu ihrem Endzweck erforderlich ist
    kann also nicht, wie etwa Mathematik oder
    empirische Naturwissenschaft, die ohne Ende immer
    fortschreiten, fragmentarisch abgehandelt
    werden."
  • gt Was die V. eigentlich mit der M. will?
    (Endzweck) Sie ist die Wissenschaft, von der
    Erkenntnis des Sinnlichen zu der des
    Übersinnlichen durch die Vernunft
    fortzuschreiten.

43
Kant
  • gt Die ersten und ältesten Schritte in der M.
    wurden nicht etwa als bedenkliche Versuche bloß
    gewagt, sondern geschahen mit völliger
    Zuversicht, ohne vorher über die Möglichkeit der
    Erkenntnisse a priori sorgsame Untersuchungen
    anzustellen. Was war die Ursache von diesem
    Vertrauen der Vernunft zu sich selbst? das
    vermeinte G e l i n g e n. Denn in der Mathematik
    gelang es der Vernunft, die Beschaffenheit der
    Dinge a priori zu erkennen, über alle Erwartung
    der Philosophen vortrefflich warum sollte es
    nicht ebensogut in der Philosophie gelingen?
  • (aber die Mathematik kann ihre Objekte
    anschaulich konstruieren und an ihnen ihre Sätze
    bewahrheiten, währen die Behauptungen der (dogm.)
    M. in der Luft schweben).

44
Kant
  • Der zweite Schritt der M. ist der des
    Skeptizismus, der in den Antinomien der V. seine
    letzte Grundlage hat.
  • Der dritte Schritt der M. ist der Kritizismus,
    die Kritik der r.V. selbst in Ansetzung ihres
    Vermögens, die menschliche Erkenntnis überhaupt,
    es sei in Ansehung des Sinnlichen oder
    Übersinnlichen, a priori zu erweitern.

45
Kant
  • gt Nachdem die moralischen Gesetze das
    Übersinnliche im Menschen, die Freiheit, deren
    Möglichkeit keine Vernunft erklären, ihre
    Realität aber in jenen praktisch-dogmatischen
    Lehren beweisen kann, entschleiert haben, so hat
    die V. gerechten Anspruch auf Erkenntnis des
    Übersinnlichen, aber nur mit Einschränkung auf
    den Gebrauch in der letzteren gemacht, da sich
    dann eine gewisse Organisation der reinen
    praktischen Vernunft zeigt,

46
Kant
  • Wo erstlich das Subjekt der allgemeinen
    Gesetzgebung als Welturheber, zweitens das
    Objekt des Willens der Weltwesen als ihres jenem
    gemäßen Endzweckes, drittens der Zustand der
    letzteren, in welchem sie allein der Erreichung
    desselben fähig sind, in praktischer Absicht
    selbstgemachte Ideen sind, welche aber ja nicht
    in theoretischer aufgestellt werden müssen, weil
    sie sonst aus der Theologie Theosophie, aus der
    moralischen Teleologie Mystik und aus der
    Psychologie Pneumatik machen und so Dinge, von
    denen wir doch etwas in praktischer Absicht zu
    Erkenntnis benutzen könnten, ins Überschwengliche
    hin verlegen, wo sie für unsere Vernunft ganz
    unzugänglich sind und bleiben.

47
Kant
  • gt Man kann ja transzendente Objekte denken,
    ohne daß die Erfahrung ihnen je widersprechen
    könnte aber durch keine Erfahrung können
    transzendente Begriffe belegt werden, so daß
    diese Begriff "ganz leer" und die Sätze, welche
    Gegenstände derselben als wirklich annehmen,
    "ganz irrig" sein können, "und es ist doch kein
    Probierstein, diesen Irrtum zu entdecken."

48
Kant
  • gt Selbst der Begriff des Übersinnlichen läßt
    sich theoretisch nicht in seiner Realität direkt
    dartun es läßt sich nicht beweisen oder
    widerlegen, "ob nicht alles, was ist und sein
    kann, auch Gegenstand möglicher Erfahrung sei."

49
  • gt Die Ontologie löst eigentlich die metaphyische
    Sprache auf, und entwarf sozusagen eine
    metaphysische Grammatik. Diese Sätze
    interessierten zwar die spekulative V., aber man
    kann sich doch ohne sie behelfen, wie Newton dies
    bewiesen, und für sie würde man nichts
    unternehmen. Daher kommt es, daß in vielen
    Ländern die M. eine verächtliche Wissenschaft
    gewesen ist.

50
Kant
  • gt Eigentliche M. ist die Anwendung der
    Transzendentalphilosophie auf in der V. gegebene
    Begriffe (die ihr notwendig sind), denen aber
    keine korrespondierenden Gegenstände in der
    Erfahrung gegeben werden können (folglich aufs
    Übersinnliche). Das kann also nur das Unbedingte
    sein, denn das ist die einzige theoretische
    Vernunftidee. Also geht die M.
  • 1) auf das, wovon nur das Ganze als absolut
    unbedingt vorgestellt werden soll
  • 2) auf Dinge, sofern sie an sich sinnlich
    unbedingt sind

51
Kant
  • gt Alle Wissenschaften, worin Vernunft gebracht
    wird, haben ihre M.
  • gt M. ist Wissenschaft von den Prinzipien aller
    Erkenntnis a priori aus Begriffen überhaupt
  • gt Der Geist muß diszipliniert werden seine
    Unarten ihm abgewöhnt werden.

52
Kant
  • DOGMATISCHE METAPHYSIK
  • Erkenntnis apriori der Dinge an sich (des
    Übersinnlichen) alle Erfahrung übersteigende
    transzendente Metaphysik
  • KRITISCHE METAPHYSIK
  • METAPHYSIK DER SPEKULATIVEN VERNUNFT (M.i.e.S.)
  • METAPHYSIK DER SITTEN

53
kANT
  • I. METAPHYSIK DER SPEKULATIVEN VERNUFT
  • 1) Transzendentalphilosophie (Ontologie)
    (Propädeutik) (Kritik) betrachtet nur den
    Verstand und die Vernunft selbst in einem System
    aller Begriffe und Grundsätze, die sich auf
    Gegenstände überhaupt beziehen, ohne Objekte
    anzunehmen, die gegeben wären (Ontologia) Sie
    berührt nicht das Übersinnliche, welches doch der
    Endzweck der M. ist gehört also zu dieser nur
    als Propädeutik)
  • In ihr ist seit Aristoteles' Zeiten nicht viel
    Fortschreitens gewesen. Sie ist wie eine
    Grammatik oder wie die Logik.

54
Kant
  • Elementarlehre
  • a) Transzendentale Ästhetik
  • b) Transzendentale Logik
  • Methodenlehre
  • a) Die Disziplin der reinen Vernunft
  • b) Der Kanon der reinen Vernunft
  • c) Die Architektonik der reinen Vernunft
  • d) Die Geschichte der reinen Vernunft

55
Kant
  • 2) Metaphysik der Natur (Physiologie der r.V.)
    (rationale Physiologie)
  • Immanente Physiologie (geht auf die Natur, soweit
    als ihre Erk. in der Erfahrung kann angewandt
    werden)
  • a) rationale Physik
  • b) rationale Psychologie (vs. Erk. in
    theor.Absicht Pneumatik)
  • Transzendente Physiologie
  • a) transzendentale Welterkenntnis (rationale
    Kosmologie)
  • b) tranzendentale Gotteserkenntnis (rationale
    Theologie) (vs. Erk. in theor.Absicht
    Theosophie)

56
  • II. METAPHYSIK DER SITTEN Praktischer Gebrauch
    der r.V. enthält die Prinzipien, welche das Tun
    und Lassen a priori bestimmen und notwendig
    machen (moralische Teleologie vs. theor.Absicht
    Mystik)
  • 1) Metaphysische Anfangsgründe der Rechtslehre
  • 2) Tugendlehre

57
Kant
  • Ist das Dasein ein Prädikat?
  • WOLFF GLAUBTE, DIE ABSOLUTE NOTWENDIGKEIT
    EINGESEHEN ZU HABEN. ER NAHM DEN BEGRIFF
    WILLKÜRLICH AN, UND KONCIPIERTE SICH ALLE
    REALITÄTEN
  • DAS DASEIN ABER SCHLOSS ER MIT EIN UNTER ALLE
    REALITÄTEN, UND SAGTE

58
Kant
  • DASJENIGE WESEN, WELCHES ALLE REALITÄTEN HAT,
    MUSS AUCH NOTWENDIG DAS DASEIN HABEN. DANN IST ES
    FREILICH KEIN WIDERSPRUCH UND KEINE
    SCHWIERIGKEIT ABER NUN KANN ICH JA DIESES WESEN
    WIEDER MIT ALLEN SEINEN REALITÄTEN WEGNEHMEN. ER
    SAGT ABER

59
Kant
  • WENN ICH MIR EIN WESEN DENKE, DASS ALLE
    REALITÄTEN HAT, UND DAS DASEIN AUCH EINE REALITÄT
    IST SO MUSS EIN SOLCHES WESEN, DAS ALLE
    REALITÄTEN HAT, AUCH DAS DASEIN HABEN DENN SONST
    HÄTTE ES NICHT ALLE REALITÄTEN ALSO MUSS ES
    NOTWENDIG EXISTIEREN.

60
Kant
  • AUF DIESE ART BEKOMMT MAN, GLEICHSAM WIE DURCH
    EINE ZAUBERKRAFT, DAS DASEIN EINES ABSOLUT
    NOTWENDIGEN WESENS, MAN WEISS SELBST NICHT WIE.
    WENN ABER EINE SO WICHTIGE SACHE SO LEICHT UND SO
    BALD ABGEMACHT IST SO STECKTGEWISS AUCH EIN
    FEHLER DARIN, DER NOCH NICHT DURCHDACHT IST.
  • DAS DASEIN IST EINE POSITION UND KEIN PRÄDIKAT.

61
Kant
  • WAS SAGEN WIR ABER NUN VON DER ABSOLUTEN
    NOTWENDIGKEIT DES DASEINS?
  • DASS WIR SIE NICHT OBJEKTIV DURCH DIE VERNUNFT
    EINSEHEN KÖNNEN, SONDERN NUR ALS EINE NOTWENDIGE
    HYPOTESE UNSERER VERNUNFT VORAUSSETZEN MÜSSEN.
  • DIESE TRANSZENDENTALE BEWEIS MACHT SCHON AN SICH
    DIE TRANSZENDENTALE THEOLOGIE AUS.

62
Kant
  • I. Kant Fortschritte
  • "Aber diese Wissenschaft ist Metaphysik, und das
    ändert die Sache ganz und gar. Dies ist ein
    uferloses Meer, in welchem der Fortschritt keine
    Spur hinterläßt, und dessen Horizont kein
    sichtbares Ziel enthält, an dem, um wie viel man
    sich ihm genähert habe, wahrgenommen werden
    könnte." (A 8)

63
Kant
  • Erstes Stadium "DAS STADIUM DES DOGMATISM"
  • "Die ersten und ältesten Schritte in der
    Metaphysik wurden nicht etwa als bedenkliche
    Versuche bloß gewagt, sondern geschahen mit
    völliger Zuversicht, ohne vorher über die
    Möglichkeit der Erkenntnisse a priori sorgsame
    Untersuchungen anzustellen. Was war die Ursache
    von diesem Vertrauen zu sich selbst? Das
    vermeinte Gelingen.

64
Kant
  • (...) Dieser Gang der Dogmatiker von noch älterer
    Zeit, als der des Plato und Aristoteles, selbst
    die eines Leibniz und Wolff mit eingeschlossen,
    ist, wenn gleich nicht der rechte, doch der
    natürlichste nach dem Zweck der Vernunft und der
    scheinbaren Überredung, daß alles, was die
    Vernunft nach der Analogie ihres Verfahrens,
    womit es ihr gelang, vornimmt, ihr eben so wohl
    gelingen müsse." (A 15)

65
Kant
  • Zweites Stadium "DAS STADIUM DES SKEPTIZISM"
  • "Der zweite, beinahe eben so alte, Schritt der
    Metaphysik war dagegen ein Rückgang, welcher
    weise und der Metaphysik vorteilhaft gewesen sein
    würde, wenn er nur bis zum Anfangspunkte ihres
    Ausganges gereicht wäre, aber nicht um dabei
    stehen zu bleiben, mit der Entschließung, keinen
    Fortgang ferner zu versuchen, sondern ihn
    vielmehr in einer neuen Richtung vorzunehmen.
    (...)

66
Kant
  • Woran konnte man dieses Mißlingen und die
    Verunglückung ihrer großen Anschläge erkennen?
    (...) es sind beabsichtige und vermeinte
    Eroberungen im Felde des Übersinnlichen, wo vom
    absoluten Naturganzen, was kein Sinn fasset,
    insgleichen von Gott, Freiheit und
    Unsterblichkeit die Frage ist, die hauptsächlich
    die letzteren drei Gegenstände betrifft, daran
    die Vernunft ein praktisches Interesse nimmt
    (...)

67
Kant
  • Dieser Gang der Skeptiker ist natürlicher Weise
    etwas spätern Ursprungs, aber doch alt genug
    (...)
  • Die Ausdehnung der Zweifellehre, sogar auf die
    Prinzipien der Erkenntnis des Sinnlichen, und auf
    die Erfahrung selbst, kann man nicht füglich für
    eine ernstliche Meinung halten, die in irgend
    einem Zeitalter der Philosophie stattgefunden
    habe, sondern ist vielleicht eine Aufforderung an
    die Dogmatiker gewesen, diejenigen Prinzipien a
    priori,auf welchen selbst die Möglichkeit der
    Erfahrung beruht, zu beweisen, und, da dieses
    nicht vermochten, die letztere ihnen auch als
    zweifelhaft vorzustellen."

68
Kant
  • Drittes Stadium "DAS STADIUM DES KRITIZISM DER
    REINEN VERNUNFT"
  • "Der dritte und neueste Schritt, den die
    Metaphysik getan hat, und der über ihr Schicksal
    entscheiden muß, ist die Kritik der reinen
    Vernunft selbst, in Ansehung ihres Vermögens, das
    menschliche Erkenntnis überhaupt, es sei in
    Ansehung des Sinnlichen oder des Übersinnlichen,
    a priori zu erweitern."

69
Kant
  • "DIESER ENDZWECK, AUF DEN DIE GANZE METAPHYSIK
    ANGELEGT IST, IST LEICHT ZU ENTDECKEN, UND KANN
    IN DIESER RÜCKSICHT EINE DEFINITION DERSELBEN
    BEGRÜNDEN
  • "SIE IST DIE WISSENSCHAFT, VON DER ERKENNTNIS DES
    SINNLICHEN ZU DER DES ÜBERSINNLICHEN DURCH DIE
    VERNUNFT FORTZUSCHREITEN." (...)

70
Kant
  • DIE ONTOLOGIE IST DIEJENIGE WISSENSCHAFT (ALS
    TEIL DER METAPHYSIK), WELCHE EIN SYSTEM ALLER
    VERSTANDESBEGRIFFE UND GRUNDSÄTZE, ABER NUR,
    SOFERN SIE AUF GEGENSTÄNDE GEHEN, WELCHE DEN
    SINNEN GEGEBEN, UND ALSO DURCH ERFAHRUNG BELEGT
    WERDEN KÖNNEN, AUSMACHT.

71
Kant
  • SIE BERÜHRT NICHT DAS ÜBERSINNLICHE, WELCHES DOCH
    DER ENDZWECK DER METAPHYSIK IST, GEHÖRT ALSO ZU
    DIESER NUR ALS PROPÄDEUTIK, ALS DIE HALLE, ODER
    DER VORHOF DER EIGENTICHEN METAPHYSIK, UND WIRD
    TRANSZENDENTAL-PHILOSOPHIE GENANNT, WEIL SIE DIE
    BEDINUNGEN UND ERSTEN ELEMENTE ALLER UNSERER
    ERKENNTNIS APRIORI ENTHÄLT.

72
Kant
  • IN IHR IST SEIT ARISTOTELES' ZEITEN NICHT VIEL
    FORTSCHREITENS GEWESEN. DENN SIE IST SO WIE EINE
    GRAMMATIK DIE AUFLÖSUNG EINER SPRACHFORM IN IHRE
    ELEMENTARREGELN, ODER DIE LOGIK EINE SOLCHE VON
    DER DENKFORM IST, EINE AUFLÖSUNG DER ERKENNTNIS
    IN DIE BEGRIFFE, DIE A PRIORI IM VERSTAND LIEGEN,
    UND IN DER ERFAHRUNG IHREN GEBRAUCH HABEN
  • FÜR DIE ONTOLOGIE HAT NUN DER BERÜHMTE WOLFF
    (...) UNSTREITIGE VERDIENSTE." (Kant,
    Fortschritte A 10)

73
Kant
  • "ÜBER DIESE SCHWIERIGKEIT ABER WEGGESEHEN, D.I.
    WENN AUCH SEELE UND KÖRPER ALS ZWEI SPEZIFISCH-
    VERSCHIEDENE SUBSTANZEN, DEREN GEMEINSCHAFT DEN
    MENSCHEN AUSMACHT, ANGENOMMEN WERDEN, BLEIBT ES
    FÜR ALLE PHILOSOPHIE,

74
Kant
  • VORNEHMLICH FÜR DIE METAPHYSIK UNMÖGLICH
    AUSZUMACHEN, WAS, UND WIE VIEL DIE SEELE, UND
    WAS, ODER WIEVIEL DER KÖRPER SELBST ZU DEN
    VORSTELLUNGEN DES INNERN SINNES BEITRAGE, JA, OB
    NICHT VIELLEICHT, WENN EINE DIESER SUBSTANZEN VON
    DER ANDERN GESCHIEDEN WÄRE, DIE SEELE
    SCHLECHTERDINGS ALLE ART VORSTELLUNGEN
    (ANSCHAUEN, EMPFINDEN UND DENKEN) EINBÜSSEN
    WÜRDE. ALSO IST ES SCHLECHTERDINGS UNMÖGLICH ZU
    WISSEN

75
Kant
  • (...) OB SIE (die menschl. Seele, RC) EIN GEIST
    SEI (DENN UNTER DIESEM WORTE VERSTEHT MAN EIN
    WESEN, WAS AUCH OHNE KÖRPER SICH SEINER UND
    SEINER VORSTELLUNGEN BEWUSST SEIN KANN) ODER
    NICHT. (...)

76
Kant
  • MAN MÜSSTE DENN ETWA (um die Seele als
    abgesonderte Natur zu erkennen, RC) DEN VERSUCH
    ZU MACHEN SICH GETRAUEN, DIE SEELE NOCH IM LEBEN
    AUSSER DEN KÖRPER ZU VERSETZEN, WELCHER OHNGEFÄHR
    DEM VERSUCHE ÄHNLICH SEIN WÜRDE, DEN JEMAND MIT
    GESCHLOSSENEN AUGEN VOR DEM SPIEGEL ZU MACHEN
    GEDACHTE, UND AUF BEFRAGEN, WAS ER HIERMIT WOLLE,
    ANTWORTETE ICH WOLLTE NUR WISSEN, WIE ICH
    AUSSEHE, WENN ICH SCHLAFE. (Kant, Fortschritte,
    A 145)

77
Hegel
  • HEGEL ÜBER KANT UND WOLFF
  • "DER BORNIERTE VERSTAND GENIESST HIER (in Kants
    "berühmten Kritik der spekulativen Theologie" RC)
    SEINES TRIUMPHES ÜBER DIE VERNUNFT, WELCHE IST
    ABSOLUTE IDENTITÄT DER HÖCHSTEN IDEE UND DER
    ABSOLUTEN REALITÄT, MIT VÖLLIG MISSTRAUENSLOSER
    SELBSTGENÜGSAMKEIT.

78
Hegel
  • KANT HAT SICH SEINEN TRIUMPH DADURCH NOCH
    GLÄNZENDER UND BEHAGLICHER GEMACHT, DAS ER
    DASJENIGE, WAS SONST ONTOLOGISCHER BEWEIS FÜRS
    DASEIN GOTTES GENANNT WURDE, IN DER
    SCHLECHTESTEN FORM, WELCHER ER FÄHIG IST UND DER
    IHM VON MENDELSSOHN UND ANDERN GEGEBEN WURDE,
    WELCHE DIE EXISTENZ ZU EINER EIGENSCHAFT
    MACHTEN, WODURCH ALSO DIE IDENTITÄT DER IDEE UND
    DER REALITÄT ALS EIN HINZUTUN VON EINEM BEGRIFF
    ZU EINEM ANDEREN ERSCHEINT, AUFGENOMMEN HAT

79
Hegel
  • WIE DENN KANT ÜBERHAUPT DURCHAUS EINE
    UNWISSENHEIT MIT PHILOSOPHISCHEN SYSTEMEN UND
    MÄNGEL AN EINER KENNTNIS DERSELBEN, DIE ÜBER EINE
    REIN HISTORISCHE NOTIZ GINGE, BESONDERS IN DEN
    WIDERLEGUNGEN DERSELBEN ZEIGTE.

80
Hegel
  • NACH DIESER VÖLLIGEN ZERTRETUNG DER VERNUNFT UND
    DEM GEHÖRIGEN JUBEL DES VERSTANDES UND DER
    ENDLICHKEIT, SICH ALS DAS ABSOLUTE DEKRETIERT ZU
    HABEN, STELLT SICH DIE ENDLICHKEIT ALS
    ALLERHÖCHSTE ABSTRAKTION DER SUBJEKTIVITÄT ODER
    DER BEWUSSTEN ENDLICHKEIT ALSDENN AUCH IN IHRER
    POSITIVEN FORM AUF, UND IN DIESER HEISST SIE
    PRAKTISCHE VERNUNFT."
  • (Schelling/ Hegel Kritisches Journal der Philos.
    1802-3, Glauben oder Wissen, S. 279-80)

81
Dilthey
  • Wilhelm Dilthey über Leibniz/Wolff (in Das
    Wesen der Philosophie, darin Schlußbetrachtung
    über die Unmöglichkeit der metaph. Stellung des
    Erkennens., aus Einleitung in die
    Geisteswissenschafaten, Bd. 1, S. 286-408) (bei
    Reclam 135ff)

82
Dilthey
  • " Schlußbetrachtung über die Unmöglichkeit der
    metaph. Stellung des Erkennens (...) Der logische
    Zusammenhang als Ideal der Metaphysik. (...) Die
    Metaphysik hat durch Leibniz in dem Satz vom
    Grunde eine Formel entworfen, welche den
    notwendigen Zusammenhang in der Natur als Prinzip
    des Denkens ausspricht.

83
Dilthey
  • In der Aufstellung dieses Prinzips hat die
    Metaphysik ihren formalen Abschluß erreicht. Denn
    der Satz ist nicht ein logisches, sondern ein
    metaphysisches Prinzip, d.h. er drückt nicht ein
    bloßes Gesetz des Denkens, sondern zugleich ein
    Gesetz des Zusammenhangs der Wirklichkeit und
    damit auch die Regel der Beziehung zwischen
    Denken und Sein aus.

84
Dilthey
  • Ist doch seine letzte und vollkommenste Formel
    diejenige, welche in dem Briefwechsel mit Clarke
    vorkam, nicht lange vor dem Tode von Leibniz "Ce
    principe est celui du besoin d'une raison
    suffisante, pourqu'une chose existe, qu'un
    événement arrive, qu'une vérité ait lieu." Dies
    Prinzip tritt bei Leibniz stets neben dem des
    Widerspruchs auf, und zwar begründeter Satz des
    Widerspruchs die notwendigen Wahrheiten, dagegen
    der des Grundes die Tatsachen und tatsächlichen
    Wahrheiten. Eben hier aber zeigt sich die
    metaphysische Bedeutung dieses Satzes.

85
Dilthey
  • Christian Wolff hat diesen Satz darauf
    zurückgeführt, daß nicht aus Nichts ein Etwas
    entstehen könne, sonach auf das Prinzip das
    Erkennens, aus dem wir seit Parmenides die
    Metaphysik ihre Sätze ableiten sahen. (...) Und
    blicken wir von Leibniz und Wolff vorwärts, so
    ist die im Satze vom Grunde enthaltene
    Voraussetzung über den logischen
    Weltzusammenhang schließlich in dem System von
    Hegel mit Verachtung jeder Frucht vor der
    Paradoxie als Realprinzip der ganzen Wirklichkeit
    entwickelt worden."

86
Dilthey
  • Obwohl die tatsächlichen Wahrheiten auf den
    Willen Gottes zurückgehen, so ist dieser Wille
    selber doch nach Leibniz schließlich von dem
    Intellekt geleitet. Und so tritt hinter dem
    Willen wiederum das Antlitz eines logisches
    Weltgrundes hervor. (...)
  • Hiernach bedeutet der Satz des zureichendes
    Grundes die Behauptung von einem lückenlosen,
    logischen Zusammenhang, der jede Tatsache und
    entsprechend jeden Satz in sich faßt er ist die
    Formel für das von Aristoteles in engerem Umfang
    aufgestellte Prinzip der Metaphysik. (...)

87
Heidegger
  • FUNDAMENTALONTOLOGIE (Analytik)
  • 1. Analytik des Daseins als Zeitlichkeit
  • 2. Analytik der Temporalität des Seins
  • METONTOLOGIE (Synthetik) Metaphysik der Existenz,
    (Ethik)
  • ein Wissen, das sich zur Ganzheit konkret
    (endlich) verhält (Existierkunst) Ethik sich
    gänzlich einer Sache hingeben, zugleich aber
    über die Endlichkeit des Tuns bewußt sein.
  • Umschlag von "prote philosophia" in die
    "theologia"
  • Ontologie was wir verstehen Existenz
  • Theologie was uns überwältigt Geworfenheit
  • -gt GA 26 Metaph. Anfangsgründe der Logik, 1928,
    199-202

88
Heidegger
  • ZUSAMMENHANG ZEIT/SEINSVERSTÄNDNIS
  • a) ÄUSSERLICHE HINWEISUNG
  • Im Hinblick auf die Zeit wird das Sein in
    folgenden
  • Seinsregionen eingeteilt
  • 1. DAS INNERZEITIGE NATUR, GESCHICHTE
  • 2. DAS AUSSERZEITIGE
  • -gt DAS UNZEITIGE
  • 3. DAS ÜBERZEITIGE
  • dabei
  • SEIN WIRD VERSTANDEN AUS EINEM ZEITBEZUG,
  • Problem dieses Bezuges von Sein u n d Zeit

89
Heidegger
  • b) IN DAS ZENTRUM DES PROBLEMS WEISENDE
    HINWEISUNG
  • Inwiefern ein Zusammenhang zwischen Sein und Zeit
    gesehen wurde
  • aa) Titel für das Sein des Seienden OUSIA
  • ousia was das Seiende als Seiendes (on he on)
    ausmacht
  • doppelte Bedeutung der Ousia
  • - als modus existendi Sein Vorhandensein
  • - als modus essendi Sein Was-sein (Wesen)
    (das, was etwas zu dem macht, was es ist mag es
    existieren oder nicht) beide Grundbedeutungen
    sind auf Zeit orientiert
  • - Existentia aei on, was jederzeit da ist
  • - Essentia das, was im vorhinein (aei das
    Seiende bestimmt

90
Heidegger
  • bb) DIESES SEIN (idea, genos) IST FRÜHER ALS DAS
    SEIENDE
  • - proteron physei (a priori)
  • - proteron pros hemás kein "früher als ohne Zeit
    was Zeit (im proteron physei) besagt, bleibt
    dunkel nicht im Sinne des vulgären Zeitbegr.
    sondern Früher von sich her (nicht vom
    Erfaßtwerden her).

91
Heidegger
  • Fazit
  • Sein ist "an sich" früher, nicht logisch, auch
    nicht ontisch im Sinne, daß das Sein, wie ein
    Seiendes, schon früher vorhanden wäre, sondern
    ontologisch, d.h. wie verhält sich Sein
    ursprünglich zur Zeit
  • cf. Anamnesis im erfassen von Sein erfassen wir
    nichts Neues sondern wir existieren immer schon
    in dessen Verstehen (psyche)

92
Heidegger
  • 1) Radikalisierung des Seinsproblems
  • Sein und Seele
  • - vom Bewußtsein her (Bergson)
  • - Dasein und Zeitlichkeit
  • wenn Sein ursprüngl. Bezug zur Zeit hat und wenn
    Seinsverst. zum Wesen des Daseins gehört dann muß
    die Zeit das Dasein mitbestimmen.
  • gt Zeitlichkeit als Grundverf. des Daseins
    nachweisen
  • wenn Apriori Grundcharakter des Seins
  • und Apriori eine Zeitbestimmung ist
  • und Zus. Apriori und Dasein

93
Heidegger
  • 2) Universalisierung des Seinsproblems
  • - Kantianismus wenn ontol. Problem, dann ist
    dieses nur als Realismus entschieden (Mißachtung
    der Erk.th.)
  • - Phänomenologie Betonung des Objektes
  • aber MH die Subjektivität zum Problem machen!
  • von hier aus kein Problem der Realität der
    Außelwelt
  • sondern Aufklärung der Weise des Daß-seins der
    Dinge und ihrer
  • regionalen Verfassung (modi existendi, je solchen
    von Seienden,
  • die im ihrem Wassein verschieden sind/modi
    essendi)
  • Sein umspannt alle möglichem Regionen
    Naturdinge Raum, Zahl, Leben, menschl. Dasein,
    Geschichte, Kunstwerke.

94
Heidegger
  • PROBLEM DER EINHEIT DER SEINSIDEE UND IHRER
    REGIONALEN ABWANDLUNGEN
  • wesentliche Gliederung essentia / existentia
  • sowie Unterschied Sein / Seiendes (ontol.Diff.
    ermöglicht das
  • Seinsverständnis oder wie verhält sich die
    universale Seinsidee zu den Artikulationen (ohne
    eine solche würden wir die Unterschiede nicht
    machen können)
  • daher Seiendes ist auch ohne Dasein
  • aber Sein (also Glieder des Seienden) nur sofern
    Dasein
  • Seiendes ohne Dasein ist bereits vom Dasein/Sein
    her denkbar.

95
Heidegger
  • LEITFRAGE DER METAPHYSIK WAS IST DAS SEIENDE (ti
    to on)
  • PLATON IDEA
  • ARISTOTELES OUSIA
  • KANT GEGENSTÄNDLICHKEIT
  • HEGEL DAS ABSOLUTE SUBJEKT
  • GRUNDZUG DER BESTÄNDIGEN ANWESENHEIT/GEGENWART
  • gt IN DER ABENDLÄNDISCHEN METAPHYSIK IST DAS SEIN
    DES SEIENDEN IM HORIZONT DER Z E I T VERSTANDEN
  • OHNE DASS DIE METAPHYSIK DARUM GEWUSST HAT

96
Heidegger
  • KANT HEIDEGGER
  • KrV Daseinsanalytik
  • Vernunft Dasein
  • Zweck an sich selbst Selbstsorge
  • Kategorien Existenzialien

97
Heidegger
  • DIE KANTISCHE GRUNDLEGUNG DER METAPHYSIK SETZTE
    EIN BEI DER EGRÜNDUNG DESSEN, WAS DER
    EIGENTLICHEN METAPHYSIK, DER METAPHYSICA
    SPECIALIS, ZUGRUNDELIEGT.
  • DIESE IST ABER - ALS "ONTOLOGIE" - BEREITS DIE ZU
    EINER DISZIPLIN VERFESTIGTE FORM DESSEN, WAS IN
    DER ANTIKE, ZULETZT BEI ARISTOTELES, ALS EIN
    PROBLEM DER "PROTE PHILOSOPHIA", DES EIGENTLICHEN
    PHILOSOPHIERENS, STEHEN BLIEB.

98
Heidegger
  • DIE FRAGE NACH DEM "ON HE ON (NACH DEM SEIENDEN
    ALS EINEM SOLCHEN) HÄLT SICH ABER DORT IN EINEM
    FREILICH DUNKLEN ZUSAMMENHANG MIT DER FRAGE NACH
    DEM SEIENDEN IM GANZEN ("THEION") SO MUSS DIE
    FRAGE DER "ERSTEN PHILOSOPHIE", WAS DAS SEIENDE
    ALS SOLCHES SEI, ÜBER DIE FRAGE, WAS DAS SEIN
    ALS SOLCHES SEI, ZURÜCKGETRIEBEN WERDEN ZU DER
    NOCH URSPRÜNGLICHEREN VON WO AUS IST DERGLEICHEN
    WIE SEIN, UND ZWAR MIT DEM GANZEN REICHTUM DER IN
    IHM BESCHLOSSENEN GLIEDERUNGEN UND BEZÜGE,
    ÜBERHAUPT ZU BEGREIFEN?
  • (Kant und das Problem der Metaphysik, 199-203)

99
Heidegger
  • SEIN UND ZEIT
  • DEM MENSCHEN IST
  • - SEIN EIGENES SEIN
  • - WIE AUCH DAS SEIN ALLER ANDEREN SEIENDEN
    ERSCHLOSSEN (AUFGESCHLOSSEN, ENTHÜLLT, GELICHTET)
  • DA ERSCHLOSSENHEIT VON SEIN
  • SEIN SEINSWEISE DES MENSCHEN (EXISTENZ)

100
Heidegger
  • EXISTENZIAL-ONTOLGISCHE ANALYTIK DES DASEINS
  • - KOMPLEXE SEINSVERFASSUNG
  • - URSPRÜNGLICHER SEINSSINN EXISTENZIALE
    ZEITLICHKEIT
  • VULGÄRER ZEITBEGRIFF JETZTFOLGE
  • (DAS VERHÄLTNIS VON SEIN U N D ZEIT BLEIBT
    VERBORGEN)

101
Heidegger
  • EXISTENZIALER ZEITBEGRIFF
  • ERSCHLOSSENHEIT VON SEIN U N D
  • SEINSVERSTEHENDE EXISTENZ
  • ZEIT ZU... (ETWAS ZU TUN) JETZT, DAMALS, DANN
    WOFÜR? VERHALTUNG ZUM SEIENDEN (ZEITNEHMEN)
  • (WELT DAS GANZE DER UM-ZU-BEZÜGE)

102
Heidegger
  • DIE ZEIT WIRD BESTIMMT DURCH
  • 1) BEDEUTSAMKEITSBEZÜGE DER WELT (Weltzeit)
  • 2) DATIERBARKEIT (jetzt, damals, dann)
  • 3) GESPANNTHEIT (jetzt, während des Vortrags)
  • 4) ÖFFENTLICHKEIT (mit den anderen geteilt)
  • FAZIT
  • VORSTELLUNG VON ZEIT ALS JETZTFOLGE HAT IHR
    NATÜRLICHES (SEINSART DES ALLTÄGLICHEN DASEINS)
    ABER NICHT MEHR AUSSCHLIESSLICHES RECHT

103
Heidegger
  • EXISTENZIALE ZEITLICHKEIT
  • EINHEIT DER EXISTENZIALEN (VS. SEIN
    VORHANDENSEIN) ZUKUNFT
  • vulgärer Begriff Noch-nicht-Jetzt
  • ursprünglicher Begriff aufschließen (m-) einer
    Möglichkeit
  • (auf diese Möglichkeit zu-kommen)

104
Heidegger
  • GEWESENHEIT
  • vulgärer Begriff Nicht-mehr-Jetzt
  • ursprünglicher Begriff ich bin mein Gewesen
  • (auf mich zurück-kommen)
  • GEGENWART
  • vulgärer Begriff Jetzt
  • ursprünglicher Begriff begegnen lassen
    (aufgeschlossen)
  • (mir-begegnen-lassen)
  • ICH KANN NUR GEWORFENE MÖGLICHKEITEN
  • ENTWERFEND AUFSCHLIESSEND. (Sorge)

105
Heidegger
  • MODI DER SICH ZEITIGENDEN ZEITLICHKEIT
  • EIGENTLICHER (AUFSCHLIESSENDER) MODUS
  • AUFSCHLIESSEN DES ENTWERFEN-KÖNNENS AUF DIE
    ÄUSSERSTE MÖGLICHKEIT DES EIGENEN TODES
  • VON DIESER EIGENTLICHEN ZUKUNFT KOMMT DAS DASEIN
    AUF SEIN GEWORFENES ERSCHLOSSENSEIN ZURÜCK UND
    ÜBERNIMMT ES UNVERSTELLT DIESE "ÜBERNAHME" IST
    ALSO EINE "WIEDERHOLUNG"

106
Heidegger
  • DIE UNVERSTELLTE GEGENWÄRT IST DER "AUGEN-BLICK"
    (ODER DER VERSTEHENDE BLICK FÜR DIE SITUATION)
    DIE EXISTENZIALE ZUKUNFT IST DAS "VORLAUFEN (IN
    DIE MÖGLICH. DES EIGENENTODES)

107
Heidegger
  • UNEIGENTLICHER (VERSCHLIESSENDER) MODUS ZUKUNFT
    GEWÄRTIG (MAN LÄSST DIE MÖGLICH KEIT NICHT AUF
    SICH KOMMEN) GEWESENHEIT GEWESENSEIN (MAN
    VERSCHLIESST SICH SEINER EIGENEN VERGANGENHEIT)
    GEGENWART GEGENWÄRTIGEN (VERSCHLOSSEN FÜR DIE
    SITUATION)

108
Heidegger
  • PHILOSOPHIE - WAS WIR SO NENNEN - IST DAS
    IN-GANG-BRINGEN DER METAPHYSIK, IN DER SIE ZU
    SICH SELBST UND ZU IHREN AUSDRÜCKLICHEN AUFGABEN
    KOMMT. DIE PHILOSOPHIE KOMMT NUR IN GANG DURCH
    EINEN EIGENTÜMLICHEN EINSPRUNG DER EIGENEN
    EXISTENZ IN DIE GRUNDMÖGLICHKEITEN DES DASEINS
    IM GANZEN.

109
Heidegger
  • FÜR DIESEN EINSPRUNG IST ES ENTSCHEIDEND EINMAL
    DAS RAUMGEBEN FÜR DAS SEIENDE IM GANZEN SODANN
    DAS SICHLOSLASSEN IN DAS NICHTS, D.H. DAS
    FREIWERDEN VON DEN GÖTZEN, DIE JEDERHAT UND ZU
    DENEN ER SICH WEGZUSCHLEICHEN PFLEGT ZULETZT DAS
    AUSSCHWINGENLASSEN DIESES SCHWEBENS, AUF DAS ES
    STÄNDIG ZURÜCKSCHWINGT IN DIE GRUNDFRAGE DER
    METAPHYSIK, DIE DAS NICHTS SELBST ERZWINGT
    WARUM IST ÜBERHAUPT SEIENDES UND NICHT VIELMEHR
    NICHTS?
  • (M. Heidegger Was ist Metyphysik?1929, 37-42)

110
Heidegger
  • DAS METAPHYSISCHE DENKEN BERUHT AUF DEM
    UNTERSCHIED
  • ZWISCHEN DEM, WAS WAHRHAFT IST UND DEM, WAS,
    DARAN
  • GEMESSEN, DAS NICHT WAHRHAFT SEIENDE AUSMACHT.
  • FÜR DAS WESEN DER METAPHYSIK LIEGT DAS
    ENTSCHEIDENDE JEDOCH KEINESWEGS DARIN, DASS DER
    GENANNTE UNTERSCHIED SICH ALS DER GEGENSATZ DES
    ÜBERSINNLICHEN ZUM SINNLICHEN DARSTELLT, SONDERN
    DARIN, DASS JENER UNTERSCHIED IM SINNE EINER
    ZERKLÜFTUNG DAS ERSTE UND TRAGENDE BLEIBT.

111
Heidegger
  • SIE BESTEHT AUCH DANN FORT, WENN DIE PLATONISCHE
    RANGORDNUNG ZWISCHEN DEM ÜBERSINNLICHEN UND
    SINNLICHEN UMGEKEHRT UND DAS SINNLICHE
    WESENTLICHER UND WEITER IM EINEM SINNE ERFAHREN
    WIRD, DEN NIETZSCHEN MIT DEM NAMEN DIONYSOS
    BENNENT.
  • (M. Heidegger Vorträge und Aufsätze, Wer ist N.
    Zarathustra? S. 114)

112
Heidegger
  • DIE UNTERSCHEIDUNG ZWISCHEN SINNLICHEM UND
  • ÜBERSINNLICHEN IST EIN ÜBERGANG VO PHYSISCHEN UND
    DER "PHYSIK" IM WEITESTEN SINNE ZUM
    METAPHYSISCHEN UND ZUR METAPHYSIK. DIE
    UNTERSCHEIDUNG DES SINNLICHEN (AISTHETON) UND DES
    NICHTSINNLICHEN (NOETON) IST DAS GRUNDGEFÜGE
    DESSEN, WAS VON ALTERSHER METAPHYSIK HEISST.

113
Heidegger
  • BENENNEN WIRD MIT "WELT" DAS GANZE DES
    WIRKLICHEN, SEINEN GRUND UND SEINE URSACHE
    MITEINBEGRIFFEN, DANN LÄSST SICH SAGEN ALLE
    ABENDLÄNDISCHE WELTAUFFASSUNG UND WELTAUSLEGUNG
    IST SEIT PLATON "METAPHYSISCH". SEIT DERSELBEN
    ZEIT BESTIMMT MAN AUCH DAS WESEN DER KUNST
    (TECHNE - ARS) UND SOMIT AUCH DAS WESEN DER
    DICHTKUNST IM SINNE DER METAPHYSIK.

114
Heidegger
  • DAS KUNSTWERK GILT IN ALLER METAPHYSIK ALS ETWAS
    SINNLICHES, DAS FREILICH NICHT FÜR SICH IST,
    SONDERN DAS SINNLICHE DES KUNSTWERKES IST, WAS
    ES IM KUNSTWERT IST,
  • FÜR DAS NICHTSINNLICHE UND ÜBERSINNLICHE, WAS MAN
    AUCH DAS GEISTIGE UND DEN GEIST NENNT.
  • HEGEL SAGT (...) "DAS SINNLICHE DES KUNSTWERKES
    SOLL NUR DASEYN HABEN, INSOFERN ES FÜR DEN GEIST
    DES MENSCHEN, NICHT ABER INSOFERN ES SELBST ALS
    SINNLICHES FÜR SICH SELBER EXISTIERT.
  • (GA 53, 18-19)

115
Heidegger
  • "SEIN UND ZEIT" IST VIELMEHR DAHIN UNTERWEGS, AUF
    DEM WEGE ÜBER DIE ZEITLICHKEIT DES DASEINS IN DIE
    INTERPRETATION DES SEINS ALS TEMPORALITÄT EINEN
    ZEITBEGRIFF, JENES EIGENE DER "ZEIT" ZU FINDEN,
    VON WOHER SICH "SEIN" ALS ANWESEN ER-GIBT.

116
Heidegger
  • DAMIT IST ABER GESAGT, DASS DAS IN DER
    FUNDAMENTAL- ONTOLOGIE GEMEINTE FUNDAMENTALE KEIN
    AUFBAUEN DARAUF VERTRÄGT. STATTDESSEN SOLLTE,
    NACHDEM DER SINN VON SEIN ERHELLT WORDEN WÄRE,
    DIE GANZE ANALYTIK DES DASEINS URSPRÜNGLICHER UND
    IN GANZ ANDERER WEISE WIEDERHOLT WERDEN."
  • (MH, Seminarprotokoll über den Vortrag "Zeit und
    Sein", ZD 34)

117
Fazit
  • 1) Explizite und implizite Metaphysik
    Grundbegriffe der Wissenschaften Biologie,
    Informatik, Physik...
  • 2) Metaphysisch argumentieren
  • Begründung des Endlichen im Unendlichen (Gott)
  • vs. Eröffnung des unendl. Horizontes in der
    Endlichkeit
  • Met.
  • Themen gott, Seele, Ich, Freiheit,
    Unsterblichkeit

118
Fazit
  • 3) M. und Metaphysikkritik
  • - Kynismus
  • - Marxismus (Deutsche Staatsbibliothek)
  • - Bloch Tüb.Einl. 344-356 (Metaph. als Lehre
    vom Übersinnl.? nein, sondern als Ontologie
    konkrete Utopie bisher Vermengung, aber seit
    Arist. Met. ist Ontologie.
  • - Positivismus Mach
  • - Wittgenstein Tractatus
  • - Analyt. Philosophie Russell, Putnam

119
Fazit
  • 3) Marquard
  • "Die Met. ist jene kognitive Branche, die
    Probleme hat, mit denen sie nicht fertig wird
    und die Theodizee ist das - wie ich hier partiell
    mitbelegt zu haben glaube - in exemplarischer
    Weise.
  • Probleme zu haben, mit denen man nicht fertig
    wird, ist wiss.theoretisch ärgerlich, aber
    menschlich normal.
  • Skeptiker sind- meine ich - jene Leute, die
    wiss.theoretische Ärgernisse verschmerzen
    zugunsten menschlicher Normalität für sie ist
    Metaphysik - das Nichtfertigwerden - gerade kein
    Gegner, sondern das Menschliche so kann es für
    Skeptiker - die für das Menschliche optieren -
    niemals zuviel Metaphysik geben. Es existieren
    menschliche Probleme, bei denen es
    gegenmenschlich, also ein Lebenskunstfehler
    wäre, sie nicht zu haben, und übermenschlich,
    also ein Lebenskunstfehler, sie zu lösen. Die
    skeptische Kunst, diese Kunstfehler nicht zu
    begehen, ist die Metaphysik und professionelle
    Metaphysiker sind Leute, die sorgfältig und
    erfolgreich gelernt haben, mit Problemen nicht
    fertig zu werden gerade darin liegt ihr Wert.

120
Fazit
  • Freilich wer auf ein Problem gar keine Antwort
    gibt, verliert schließlich das Problem das ist
    nicht gut. Wer auf ein Problem nur eine Antwort
    gibt, glaubt das Problem gelöst zu haben und
    wird leicht dogmatisch auch das ist nicht gut.
    Am besten ist es, zu viele Antworten geben das -
    etwa bei der Theodizee -bewahrt das Problem, ohne
    es wirklich zu lösen es muß tausend Antworten
    geben, vielleicht im Orient tausenduneine und in
    Spanien tausendunddrei.

121
Fazit
  • Beantwortungsabstinenz und Beantwortungsmonismus
    sind schädlich nützlich ist ein exzessiv
    ausschweifen des Beantwortungsleben, das es meist
    schon gibt als Geschichte der Metaphysik, die
    darum das Organon der Skepsis ist."
    (Entlastungen, S. 28 in Apologie des
    Zufälligen)

122
Fazit
  • Apologie des Zufälligen, S. 48
  • "Man muß - gerade auch gegenwärtig - ablassen vom
    Unsinn des Sinnfrageverbots (etwa durch das
    analytische Sinnkriterium, d.h. den
    Sinnlosigkeitsverdacht gegen die Metaphysik).
    Darum plädiere ich - obzwar Skeptiker - für
    Metaphysik, weil die Metaphysik Sinnfragen
    festhält.

123
Fazit
  • Sie tut das zwar durch metaphysische Antworten
    aber zuweilen kann man Fragen nur durch Antworten
    festhalten (Antworten sind häufig vor allem ein
    Fragentransportmittel), und Sinnfragen kann man
    häufig nur durch metaphysiche Antworten
    festhalten.

124
Fazit
  • Um Sinnfragen sinndiätetisch gemäßigten -
    gegebenenfalls nichtmetaphysischen - Antworten
    zuzuführen, muß man sie zunächst einmal haben
    und es ist besser, sie metaphysisch zu haben, als
    sie gar nicht zu haben, wenn es auch - das ist
    die Meinung des Skeptikers - nicht allemal gut
    ist, sie metaphysisch zu beantworten.
  • Aber auch skeptisch gesehen, haben met. Antworten
    durchaus Vorteile denn die Met. gibt in der
    Regel auf eine Frage nicht nur eine, sondern
    mehrere, d.h. zu viele Antworten und hält gerade
    dadurch die Frage offen."

125
Perspektiven der Metaphysik
126
Wortgeschichte
  • tà metà tà physikà nach der Überlieferung eine
    bibliothekarische Bezeichnung Andronikos von
    Rhodos (1. Jh.n.Chr.) soll bei der
    Zusammenstellung der Aristotelischen Schriften
    die Einzelabhandlung, welche die heutige
    "Metaphysik" des Aristoteles ausmachen, hinter
    der Physik eingereiht und sie mit der Bezeichnung
    "ta..." versehen haben.

127
Wortgeschichte
  • Anlaß Aristoteles selbst verweist auf die Bücher
    der Physik. Der Name selbst kommt nicht in den
    Texten des Aristoteles vor. Er spricht von
  • - erste Philosophie (prote philosophía)
  • - Theologie (theologiké)
  • oder einfach
  • - Weisheit (sophía)
  • Aber die Namensgebung hatte tiefere (sachliche)
    Gründe als eine bloße bibliothekarische
    "Verlegenheit"! Warum eine Verlegenheit, da
    schon drei Namen?

128
Wortgeschichte
  • Ándronikos von Rodos Schulhaupt des Peripatos um
    70 v.Ch. an der Erneuerung des Peripatos
    entscheidend beteiligt. Sein besonderes Interesse
    galt der Logik. Mit ihr sollte das Studium des
    Aristoteles beginnen.
  • Gestützt auf die soeben wieder entdeckten
    Lehrschriften des A. scheint Andronikos dem
    philos. Unterricht eine feste Form gegeben zu
    haben. Er ist er erste der A.Kommentatoren. Ihm
    lagen die Schriften des A. im bis heute
    erhaltenen Umfang vor. Andronikos wirkte als
    Sammler und Herausgeber der aristotelischen
    Schriften.

129
Wortgeschichte
  • Die älteste Bezeugung des Titels Meta ta physika
    stammt von Nikolaus von Damaskus (2. Hälfte des
    1. Jh. v.Chr.) nach einem Scholi
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