Title: Dipl. Psych. Susan Clever
1Somatopsychische Zusammenhänge bei
Diabetespatienten in Psychotherapie
2Fur die Therapie und langfristige Prognose des
Diabetes mellitus sind somatische und
psychosoziale Faktoren gleichermaßen wichtig.
3Was ist Diabetes mellitus? Typ1 Diabetes
-
- Tritt meist bei jüngeren Menschen auf, ab
Säuglingsalter. In einzelnen Fällen bei älteren
Menschen - Autoimmuner Prozess zerstört die Inselzellen in
der Bauchspeicheldrüse - Ohne Insulin kann der Zucker im Blut nicht in die
Zellen gelangen. Der Blutzucker steigt an. Die
Zellen verhungern. - Insulintherapie durch Injektion meist in eine
Bauchfalte ist von Anfang an notwendig
4Was ist Diabetes mellitus?Typ 2 Diabetes
- Tritt meist bei Menschen ab mittleren Alter auf,
in einzelnen Fällen schon bei Jugendlichen - Patienten haben eine Insulinresistenz,d.h.ihr
körpereigenens Insulin reicht nicht aus, um den
Blutzucker in die Zellen zu bringen - Gewichtszunahme und Bewegungsmangel begünstigen
die Insulinresistenz - Patienten haben aber auch einen Abbau der
insulinproduziernden Zellen in der
Bauchspeicheldrüse - Therapie Bewegung und/oder Gewichtsabnahme
und/oder Tabletten und/oder Insulin je nach
Verlauf und Dauer der Erkrankung
5Was ist Diabetes mellitus?Therapie
- Die Höhe des Blutzuckers wird durch das Stechen
in die Fingerkuppe und das Einlesen des
Bluttropfens über ein Teststreifen in ein Gerät
gemessen. - Patienten stellen ihre Therapie eigenständig nach
diesen Messungen ein. Sie streben Werte zwischen
ca. 80 und 140 mg/dl an. - Die Güte der Diabeteseinstellung wird an dem
HbA1c-Wert einmal im Quartal abgelesen. Ein Wert
zwischen 6,5 und 7,5 ist sehr gut. Je höher der
Wert, desto höher das Risiko für diabetesbedingte
Komplikationen - Ist die Einstellung wiederum zu niedrig, besteht
eine größere Gefahr für schwere Unterzuckerungen - Die Blutzuckerhähe ist nur begrenzt
kontrollierbar
6Auswirkungen der Hyperglykämie
- Akut Durst, Energielosigkeit, Libidoverlust,
Schlafstörungen, Polyurie.. - Chronisch Nephropathie (möglicher Endpunkt
Dialyspflicht)Polyneuropathie (möglicher
Endpunkt Amputation)Retinopathie (möglicher
Endpunkt Erblindung)KHK, HirninfarktInfektanfäll
igkeit.
Wie würde es Ihnen mit der Hyperglykämie
gehen? Welche psychische Störungen könnten sich
aus diesem Wissen und Erleben entwickeln?
7Auswirkungen der Hypoglykämie
- Akut 1. Herzrasen, Zittern, Blässe, weiche
Knie, Schwitzen.2. Verwirrung, Sprach-, Gang-
und SehstörungenKoma - Chronisch Hypowahrnehmungsstörungkognitive
Veränderungen bei rezividierenden schweren
Unterzuckerungen
Wie würde es Ihnen mit der Hypoglykämie
gehen? Welche psychische Störungen könnten sich
aus diesem Wissen und Erleben entwickeln?
8Clarke WL, Cox DJ, Gonder-Frederick LA, et al.
The relationship between non-routine use of
insulin, food, and exercise and the occurrence of
hypoglycemia in adults with IDDM and varying
degrees of hypoglycemic awareness and metabolic
control. The Diabetes Educator 199723(1)55-8.
9(No Transcript)
10Spannungsfeld in der Selbstbehandlung des Diabetes
Lebensqualität
Therapieentscheidungen
Folgeerkrankungen (diffuse, längerfristige
Bedrohung)
Hypoglykämien (akute Bedrohung)
Wie würden Sie sich entscheiden?
11Rückkoppelungsprozess in der Selbstbehandlung
kognitive Ebene
emotionale Ebene
Verhaltensebene
somatische Ebene
12Somatopsychische Zusammenhänge bei
Diabetespatienten in Psychotherapie
- Somatische Grundlagen
- diabetesspezifische psychische Störungen
13Patientencharakteristika einer Psychotherapiepraxi
s in einer Diabetesschwerpunktpraxis
- April 2005 Januar 2007 (21 Monate)
- 133 Patienten im Rahmen des Konsiliardienstes
vorgestellt. - 52 direkt von der Praxis
- 40 von anderen regionalen Schwerpunktpraxen
- 12 von regionalen Hausärzten
- 18 von Schwerpunktpraxen oder Hausärzten
außerhalb Hamburgs - 10 auf Empfehlung von Diabeteskliniken
- 1 von einem Berufsbildungswerk
- Durchschnittalter 41,48 Jahre (12 77)
- Geschlechtsverteilung Frauen 64 (n85)
- 103 mit Typ 1 Diabetes
- 27 mit Typ 2
- 1 pankreopriver Diabetes
- 2 Paare Typ 1 mit Komplikationen (schwere
Hypos diabetisches Fußsyndrom).
14Verteilung der psychologischen Diagnosen
- Depression 38
- Anpassungsstörung 36
- Phobische Störung 13 (12 vor Hypoglykämien 1 vor
erhöhten Blutzuckerwerten) - Hypoglykämie-Wahrnehmungsstörung 13
- Essstörung 11
- Erschöpfungszustand 10
- Zwangsstörung 3
- Sucht 3
- Soziale Phobie 1
- emotional-instabile Persönlichkeit 1
- Dissoziative Reaktion 1
- Schizoaffektive Psychose 1
- Schmerzsyndrom 1
- Hirnorganisches Psychosyndrom 1
15Themen in der Psychotherapie mit Diabetespatienten
- Funktionieren müssen, mangelnde
Selbstfürsorgefähigkeiten (z.B frühe
Verantwortung der Insulintherapie zur Entlastung
der Eltern, jetzt BZ200mg/dl) - Angst vor Folgeerkankungen (z.B. Hyposurfer mit
rezividierenden schweren Hypoglykämien) - Angst vor Hypoglykämien mit phobischer Vermeidung
und/oder sehr häufiges BZ-Messen (ca. gt 10 mal
tägl.) - Hoffnungslosigkeit bei steigendem Gewicht und
BZ-Werten (Insulinresistenz) - Schlechtes Gewissen bei Therapievernachlässigung
- Minderwertiges Selbstbild als chronisch Kranke
- Verarbeitung akuter Stoffwechselentgleisungen
(Kontrollverlust) - Verarbeitung diabetischer Folgeerkrankungen
(Unkontrollierbarkeit aversiver Endpunkte, Reue) - Insulintherapie bei Typ 2 Diabetes erlebt als
Kränkung