Title: Manualisierte psychodynamische Therapie der Borderline-St
1Manualisierte psychodynamische Therapie der
Borderline-Störung-TFP-
- Referenten
- Jochen Schwarz
- Oliver Winter
2Themenüberblick
- Einführung in die Grundlagen der TFP
- Wichtige Elemente im Ablauf der Diagnostik und
Behandlung - Grundelemente der TFP
- Die einzelnen Phasen der TFP
- Besondere Schwierigkeiten im Therapieverlauf
3Einführung in die Grundlagen der TFP
- Begriffserklärung und Prinzip
- TFP Transference Focussed Psychotherapy
- Prinzip
- Überführen rigider und primitiver
internalisierter Objektbeziehungen sowie
abgespaltener Anteile in eine reifere,
integriertere und flexiblere Form - Dies geschieht in der Arbeit an der Übertragung
und am Widerstand durch Deutung dieser Tendenzen - ? Integrierende Internalisierung abgespaltener
Anteile
4Einführung in die Grundlagen der TFP
- Grundprinzipien
- Starke Betonung auf die Stabilität des
Behandlungsrahmens - Stark von verbaler Teilnahme geprägt
- Grundsätzliches Anerkennen und tolerierendes
Aushalten feindlicher Aspekte des Patienten - Zunehmendes Verunmöglichen selbst
zerstörerischer Verhaltensweisen des Patienten
durch Klärung und Konfrontation - Verwenden von Deutungen, um dem Patienten Brücken
zwischen seinen Gefühlen und Handlungen zu
verdeutlichen - Blockieren von Acting-outs durch den
Therapievertrag - Starke Fokussierung auf Deutungen im Hier und
Jetzt - Sorgfältiges Beobachten der Gegenübertragungsgefüh
le
5Einführung in die Grundlagen der TFP
- Das Konzept der Spaltung
- Abwehrfunktion Partialisieren von affektiv nicht
integrierbaren Objekt und Selbstrepräsentanzen - Schwierigkeiten des Patienten sind unbewusste
Wiederholungen von pathologischen,
internalisierten Beziehungen aus der
Vergangenheit (Wiederholungszwang)
6Einführung in die Grundlagen der TFP
- Unterschied zu anderen Borderline-Therapien
- Keine Vermittlung von skills sondern
Überführung des Patienten in ein höheres
Strukturniveau - Besserung und letztendliche Verhaltensänderung
ergibt sich durch das Integrieren der
abgespaltenen Partialobjektbeziehungen - Grundsätzliche Ablehnung supportiver Techniken,
da diese das Therapieziel gefährden
7Einführung in die Grundlagen der TFP
- Anwendungsgebiete des TFP
- Alle Persönlichkeitsstörungen, sobald eine
Borderline-Persönlichkeit im weiteren Sinne
vorliegt (Komorbidität) - DSM-IV-Cluster-B-Störungen
8Einführung in die Grundlagen der TFP
- Vorteile der FTP
- Lern- und lehrbares Manual
- Regelmäßige Supervision, wobei die Manualtreue
anhand audiovisueller Materialien beurteilt wird
(Kompetenzskala)
9Wichtige Elemente im Ablauf der Diagnostik und
Behandlung
- Anamnese- und Diagnostik-Phase
- Grundsätzlich Partnerschaftliche Haltung, die
dem Patienten gegenüber eine größtmögliche
Transparenz einnimmt (vermeidet Misstrauen) - Analyse der Vorgeschichte mit biographischen
Eckdaten, wichtigen Ereignissen der Kindheit und
Jugend sowie die Abfolge des Auftretens der
Symptome und damit einhergehender
Belastungssituationen - Keine intuitive Diagnostik sondern Betonung des
eignungsdiagnostischen (für das Verfahren
geeignet) Aspektes
10Wichtige Elemente im Ablauf der Diagnostik und
Behandlung
- Phänomenologische Diagnostik
- Beachten folgender Punkte
- Komorbidität
- Cluster der Borderline-Störung (affektiv,
impulsiv, Identitätsdiffusion) - Erfüllt der Patient fünf oder (deutlich) mehr
DSM-IV-Kriterien?
11Wichtige Elemente im Ablauf der Diagnostik und
Behandlung
- Strukturelle Diagnostik
- Struktur der Störung ergibt sich aus den
Bereichen - Abwehr
- Qualität der Objektbeziehungen
- Realitätseinschätzung
- Stabilität der Identität
- Aspekte wie Aggression, Sexualität etc.
12Wichtige Elemente im Ablauf der Diagnostik und
Behandlung
- Spezielle diagnostische Aspekte
- Suizidale Handlungen in der Vergangenheit
- Verstehen suizidaler Handlungen, Gedanken und
Drohungen in ihrer Auslösedynamik - Zentrales Ziel der Therapie ist das Verhindern
von Suiziden, bis es zu einer Stabilisierung
kommt - Problematik der Unterscheidung einer phasenhaft
verlaufenden Suizidalität von einer eher
charakterologischen Suizidalität
13Wichtige Elemente im Ablauf der Diagnostik und
Behandlung
- Frühere Therapieerfahrungen
- Möglichkeit des Aufnehmens kritischer Punkte in
den Therapievertrag - Möglichkeit der Kontaktaufnahme zu früheren
Therapeuten - Gefahr Entwertung früherer Therapeuten
14Wichtige Elemente im Ablauf der Diagnostik und
Behandlung
- Ressourcen und soziale Situation
- Wohnung, Arbeit etc.
- Interessen und Hobbies
- Besonderes Einbeziehen des Partners zu Anfang der
Therapie (u.U. als Verbündeten des
Therapeuten), um Spaltungen aufzuheben
15Grundelemente der TFP
- Kanäle des therapeutischen Zugangs
- Behandlungsziele
- Techniken der TFP
- Regeln bzgl. der Vorgehensweise in der
TFP-Behandlung
16Kanäle des therapeutischen Zugangs
- Drei Möglichkeiten, die dem Therapeuten einen
intellektuellen und einfühlenden Zugang zum
Patienten ermöglichen - Verbale Kommunikation
- Nonverbale Kommunikation (Handlung und Affekte
des Patienten) - Gegenübertragungsgefühle des Therapeuten
17Behandlungsziele der TFP
- 1. Ziel Definition der dominanten
Objektbeziehungen - 2. Ziel Beobachten und Deuten der Rollenwechsel
des Patienten - 3.Ziel Beobachten und Deuten von Verbindungen
zwischen sich abwehrenden Objektbeziehungsdyaden - 4. Ziel Integrieren abgespaltener Teilobjekte
- ?Ziele sind aufeinander aufbauend und begleiten
die gesamte Therapie als eine Art innere
Richtschnur
181.Ziel Definition der dominanten
Objektbeziehungen
- Erster Schritt Erfahren und Tolerieren von
Konfusion - Zustand der Verwirrung Patient sucht Hilfe,
begegnet dem Therapeuten aber bösartig und
undurchsichtig. - Konfusion beinhaltet wichtige Informationen
- Zeigt Stärke des Therapeuten auf
191.Ziel Definition der dominanten
Objektbeziehungen
- Zweiter Schritt Identifizieren der dominanten
Objektbeziehungen - Identifizieren der typischen Rollen des
Patienten (Theaterstück) - Beobachtung innerer Zustände des Patienten zum
besseren Rollenverständnis - Generelle Beobachtung der Bereiche, in denen
Einigkeit bzw. keine Einigkeit erzielt wird
201.Ziel Definition der dominanten
Objektbeziehungen
- Dritter Schritt Benennen der Rollen
- Wichtig ist hier
- Einen Moment zu wählen, in dem die Rolle noch
aktiviert ist, der damit einhergehende
Hauptaffektsturm aber schon abgeklungen ist. - Eine omnipotent wirkende Art sollte bei der
Rollenbenennung vermieden werden - Keine Tatsachenmitteilung, sondern
Hypothesenmitteilung
211.Ziel Definition der dominanten
Objektbeziehungen
- Vierter Schritt Beachten der Reaktion des
Patienten - Beobachten der Assoziationen und Veränderungen in
der Therapeut-Patient-Interaktion - Eine genau getroffene Charakterisierung der
Objektbeziehung kann zu einer Verstärkung oder
einem schlagartigen Wechsel führen.
222.Ziel Beobachten und Deuten der Rollenwechsel
des Patienten
-
- Unbewusste, oszillierende Selbst- und
Objektrepräsentanzen des Patienten auf sich
selbst und den Therapeuten sollen identifiziert
und analysiert werden
233. Ziel Beobachten und Deuten von Verbindungen
zwischen sich abwehrenden Objektbeziehungsdyaden
-
- Entstehung von intrapsychischen Konflikten durch
sich abwehrende Objektbeziehungsdyaden
244.Ziel Integrieren abgespaltener Teilobjekte
- Integration der dissoziierten positiven und
negativen Sichtweisen von sich und anderen
Personen - Erkenntnis eines integrativen Konzeptes von sich
selbst und Anderen - Verständnis der Ursachen bzgl. der Spaltung
25Techniken der TFP
- Anwendung der psychoanalytischen Grundprinzipien
von - Klärung
- Konfrontation
- Deutung
26Klärung
- Besseres Verständnis durch erfragen der
subjektiven Wahrnehmung des Patienten - Klärung signalisiert Interesse am Patienten
- Klärung dient auch dazu, der Konfusion des
Patienten strukturierend zu begegnen -
27Konfrontation
- Bewusste und unbewusste Aspekte werden dem
Patienten verdeutlicht, indem wenig verbundene
Inhalte des Patienten, durch Konfrontation
zusammengefügt werden
28Deutung
- Deutungen erfolgen im Hier-und-Jetzt und beziehen
sich hauptsächlich auf die Therapeuten-Patienten-B
eziehung - Bewusstmachung von noch unbewusst wirkenden
Objektbeziehungen - Folgende Aspekte müssen bei der Deutung beachtet
werden - Klarheit
- Schnelligkeit
- Treffsicherheit und Tiefe
- Ebenen der Deutung
29DeutungAspekt Treffsicherheit und Tiefe
- Folgende Prinzipien der Deutungsarbeit müssen
berücksichtigt werden - Ökonomisches Prinzip Deutungen stehen mit dem
zentralen Affekt der jeweiligen Therapiestunde in
Verbindung - Dynamisches Prinzip Fokussierung
intrapsychischer konflikthafter Kräfte und deren
Niederschlag in den Objektbeziehungsdyaden - Strukturelles Prinzip Berücksichtigung der
Strukturen von Es, Ich und Über-Ich bei der
Abwehr und Triebseite
30Deutung
- Deuten kann auf drei Ebenen erfolgen
- Deutung kreist um die Ebene des Ausagierens
oder der primitiven Abwehrmechanismen gt
Wahrnehmung von inneren Erfahrungen wird
vermieden - Deuten einer offensichtlichen und aktivierten
Objektbeziehung - Deutung von Objektbeziehungen, die durch die
gegenwärtig aktivierte Objektbeziehung gestützt
werden
31Regeln bzgl. der Vorgehensweise in der
TFP-Behandlung
- Hierarchisches Vorgehen
- Auswahl eines Hauptthemas in jeder
Therapiestunde. - Schutz des Behandlungsrahmens und Setzen von
Grenzen - Bewahren der technischen Neutralität und der
begründeten Ausnahmen davon
32Regeln bzgl. der Vorgehensweise in der
TFP-Behandlung
- Ausgehen von der Grundlage gemeinsam geteilter
Realitätseinschätzungen bei den Interventionen - Analysieren der positiven und negativen Aspekte
der Übertragung - Systematisches Vorgehen bei Analyse und Deutung
- Beibehaltung einer fortdauernden Aufmerksamkeit
für die Vorgänge der Gegenübertragung
33Die einzelnen Phasen der TFP
- Kontraktphase
- Dauer ca. 2 - 4 Stunden
- Kein einfaches aufoktryieren der Bedingungen
- Abklären folgender Punkte
- Start der Therapie erst nach Abschluss des
Kontraktes - Vorhersehbare Bedrohungen für die Therapie
- Unterscheidung zwischen echtem Notfall und
chronischer Suizidalität - Verantwortungsbereiche von Therapeut und Patient
- Regeln bzgl. Telefonanrufen
34Die einzelnen Phasen der TFP
- Kontraktphase Allgemeiner Teil
- Pünktlichkeit, Regelmäßigkeit, Finanzierung
- Kein Erwarten konkreter Hilfe oder Ratschläge
- Verpflichtung des Patienten, alles offen
mitzuteilen, was ihn in der Stunde beschäftigt - Notwendigkeit des Einsatzes audiovisueller
Techniken - Eigene Verantwortungsbereiche des Therapeuten
35Die einzelnen Phasen der TFP
- Kontraktphase - Spezifischer Teil
- Besprechen von Schwierigkeiten, die in der
Therapie auftauchen können - Unter Umständen sukzessives Erneuern des
Vertrages bei Symptomatiken mit
selbstverstärkendem Charakter bzw. sekundärem
Gewinn
36Die einzelnen Phasen der TFP
- Eingangsphase der Behandlung
- Hierarchische Betrachtung der für den Patienten
typischen Problembereiche, die ihren Ausdruck
auch auf der Übertragungsebene finden - Potenzielle Schwierigkeiten
- Sekundärproblematik sozialer Beeinträchtigungen
- Unterminieren der Therapie durch den
Therapeuten selbst - Ambivalenzen des Patienten
- Unehrlichkeit des Patienten
37Die einzelnen Phasen der TFP
- Mittelphase der Behandlung
- Weiteres Analysieren der Übertragungsbeziehungen
- Häufiger Wechsel zu subtileren Acting-out
Formen bzw. Acting-in - Veränderung der Übertragung von mehr unreifen zu
mäßiger unreifen/reifen Übertragungsformen - Bearbeiten von Konflikten, die um primitiven Hass
kreisen
38Die einzelnen Phasen der TFP
- Schlussphase der Behandlung
- Annähern der Behandlung an eine klassisch
psychoanalytisch orientierte Therapie bzw. münden
in eine solche - Kein Zwang zur Psychoanalyse, wenn das Ziel
(Überführung in ein höheres Funktionsniveau)
erreicht wurde
39Besondere Schwierigkeiten im Therapieverlauf
- Suizidalität und Selbstverletzung
- Telefonieren mit dem Therapeuten
- Umgang mit Vertragsbrüchen
- Somatisierungstendenzen
- Sexuelle Übertragungen
- Dissoziative Tendenzen
- Kontakt mit anderen Therapeuten
- Trivialisierungen in der Therapie
- Ferienabwesenheit
- Medikation
- Fokussierung auf das Trauma
40Danke für Eure Aufmerksamkeit