Title: 6. Stochastik in der Grundschule
16. Stochastik in der Grundschule
- Gliederung
- Einordnung der Thematik in den Mathematikunterrich
t der Grundschule - Möglichkeiten für die Behandlung im Unterricht
2Zum Begriff Stochastik
- Stochastik (ursprünglich)
- die Kunst des vernünftigen Vermutens, und zwar
des vernünftigen Vermutens in den für
menschliches Leben offensichtlich so typischen
Situationen, in denen es an sicherem und
zureichendem Wissen mangelt.
3Teilgebiete der Stochastik(für die Behandlung in
der Schule)
- Wahrscheinlichkeitsrechnung
- Kombinatorik
- Statistik
4Mathematikunterricht in der Grundschule
Standards der KMK von 2004
- Allgemeine mathematische Kompetenzen
- Probleme mathematisch lösen
- Kommunizieren
- Mathematisch argumentieren
- Mathematische Darstellungen verwenden
- Nutzen mathematischer Hilfsmittel und
Arbeitsweisen
- Inhaltsbezogene mathematische Kompetenzen
- Zahl und Operationen
- Form und Veränderung
- Muster und Strukturen
- Größen und Messen
- Daten, Häufigkeit und Wahrscheinlichkeit
?
5Kompetenz Daten, Häufigkeit und
Wahrscheinlichkeit
- Daten erfassen und darstellen
in Beobachtungen, Untersuchungen und einfachen
Experimenten Daten sammeln Daten mit Hilfe von
Strichlisten, Schaubildern, Häufigkeitstabellen,
Strecken- und Streifendiagrammen darstellen aus
Tabellen, Schaubildern und Diagrammen
Informationen entnehmen Verschiedene
Darstellungen des gleichen Sachverhalts
miteinander vergleichen
6Kompetenz Daten, Häufigkeit und
Wahrscheinlichkeit
- Wahrscheinlichkeiten in Zufallsexperimenten
vergleichen
Begriffe kennen sicher unmöglich möglich, aber
nicht sicher Gewinnchancen bei einfachen
Zufallsexperimenten (z. B. bei Würfelspielen)
einschätzen
7Kompetenz Zahl und Operationen
- einfache kombinatorische Aufgaben (z. B.
Knobelaufgaben) durch Probieren bzw.
systematisches Vorgehen lösen
in Kontexten rechnen
8Empfehlungen zu Zielen und zur Gestaltung des
Stochastikunterrichts
- Bereits in der Primarstufe sollten Elemente der
Wahrscheinlichkeitsrechnung und Statistik
verbindlicher Bestandteil der Pläne sein. - Gründe
- Die Schüler werden in ihrem täglichen Leben
bereits mit stochastischen Erscheinungen
(statistische Daten, Wahrscheinlichkeitsaussagen,
Spiele mit Zufallsgeneratoren u.a.) konfrontiert. - Entwicklung einer Datenkompetenz sowie einer
stochastischen Denkweise ist ein grundlegendes
Ziel mathematischer Bildung, das wie alle anderen
einer propädeutischen Behandlung in der
Grundschule bedarf. - Quelle http//www.mathematik.uni-dortmund.de/ak-s
toch/dokument/stellung.pdf
9Ziele des Stochastikunterrichts in der Primarstufe
- Am Ende der Primarstufe sollte ein Schüler
- 1. Fragen kennen und stellen können, die mithilfe
von Daten beantwortet werden können, - 2. erste Erfahrungen im Erfassen und Aufbereiten
von Daten mit Strichlisten, Häufigkeitstabellen,
Strecken- und Streifendiagrammen besitzen, - 3. Informationen aus einfachen Diagrammen
entnehmen können, - 4. die Wahrscheinlichkeit von künftigen
Ereignissen auf der Grundlage von Daten,
Erfahrungen oder der Analyse der Bedingungen des
Vorgangs vergleichen und qualitativ einschätzen
können - 5. über erste Erfahrungen mit einfachen
Zufallsexperimenten verfügen
10Empfehlungen zur Gestaltung des
Stochastikunterrichts in der Primarstufe
- kein eigenständiges Stoffgebiet
- Aspekt der den gesamten Mathematikunterricht
durchzieht - Integration in das Sachrechnen
- Vorerfahrungen der Schüler analysieren und
aufgreifen - den Schülern Möglichkeiten zu verschiedenen
Lösungswegen geben - den Schülern ein Vorgehen auf enaktiver Ebene
anbieten
11Statistik in der Grundschule
- Rahmenplan Hessen Mathematik (1995)
- Arbeitsbereich Mengen und Zahlen
- Ziele (S. 150)
- das Runden von Zahlen und das Darstellen in und
das Lesen von Tabellen und Schaubildern - Anregungen und Beispiele (S. 151)
- Zeitungsberichte mit großen Zahlen sammeln und
auswerten... - Einwohnerzahlen, Zuschauerzahlen bei
Großveranstaltungen usw. zusammenstellen,
vergleichen, in Schaubildern darstellen - Hochrechnungen durchführen Herzschläge in einer
Stunde...
12Daten erfassen und darstellen
- in Beobachtungen, Untersuchungen und einfachen
Experimenten Daten sammeln, strukturieren und in
Tabellen, Schaubildern und Diagrammen darstellen - aus Tabellen, Schaubildern und Diagrammen
Informationen entnehmen
13Aufgaben zu den Bildungsstandards
Aufgabenstellung Die Tabelle zeigt das Alter der
Jungen und Mädchen einer 4. Klasse.
Alter Anzahl der Jungen Anzahl der Mädchen
9 6 8
10 9 3
11 2 0
- 1. Aufgabe
- Wie viele Jungen sind in der 4. Klasse?
- 2. Aufgabe
- Wie viele Kinder besuchen diese 4. Klasse?
- 3. Aufgabe
- Wie viele der Kinder sind 9 Jahre alt?
- 4. Aufgabe
- Wie viele der Kinder sind älter als 9 Jahre?
80,9
68,1
70,2
70,2
63,8 der Schüler lösten alle Aufgaben richtig
14Aufgaben zu den Bildungsstandards
- 5. Aufgabe
- Zeichne zu der Tabelle ein Streifendiagramm.
42,9 bzw. 38,5
15Aufgaben zu den Bildungsstandards
6. Aufgabe Das Streifendiagramm stellt die
Anzahl der Jungen (J) und Mädchen (M) der
Waldschule dar.
34
Fülle zu diesem Streifendiagramm die Tabelle aus.
Klassenstufe Jungen Mädchen gesamt
Klasse 1
Klasse 2
Klasse 3
Klasse 4
gesamt
16Daten erfassen und darstellen
- von der ersten Schulwoche an möglich
- Themen aus der täglichen Erfahrungswelt der
Kinder - Klasse
- Schule
- Haustiere
- Geburtstage
- Geschwister
- Vornamen
- Anzahl der Buchstaben in Wörtern
17Quelle Das Zahlenbuch 1. Klett 2004, S. 115
18Daten erfassen und darstellen
- Leitideen
- Bereitstellung eines sinnstiftenden Anlasses
(L/K) - Lernen auf eigenen Wegen (K)
- Erstellen von eigenen Notationsformen (K)
- Gemeinsame Reflexion der Eigenprodukte (K-K ,
L-K) - Fortschreitende Schematisierung bzw.
Mathematisierung - Quelle Radatz u.a. Handbuch für den
Mathematikunterricht 1. Schuljahr. Schroedel
1996, S. 150
19Daten erfassen und darstellen
Quelle Radatz u.a. Handbuch für den
Mathematikunterricht 1. Schuljahr. Schroedel
1996, S. 152
20Daten erfassen und darstellen
- Beispiel Verkehrszählung (Klasse 3)
- Fragen bei der Durchführung
- Welche Merkmale werden erfasst?
- Wie werden Daten erfasst?
- Wie lange werden Daten erfasst?
- Wie werden die Daten dargestellt?
- Wie kann man die Daten auswerten?
Quelle Dennhöfer, Daniela / Neubert, Bernd Wie
viele Autos fahren an unserer Schule vorbei? -
Erfassen und Darstellen von Daten in der dritten
Klasse. In Grundschulunterricht 53(2006)2, S. 8
- 13
21Beispiel Verkehrszählung (Klasse 3)
- Welche Merkmale kann man bei einer
Verkehrszählung erfassen? - Vorschläge von Kindern
- Farbe der Fahrzeuge
- Automarke
- Auto-Kennzeichen
- Fahrtrichtung (von rechts oder links)
- Fahrzeugtypen
- Größe der Fahrzeuge
- Problem Welche Merkmalsausprägungen werden
erfasst?
22Auswertung der Daten
- Hochrechnung für den gesamten Tag
- 1) Peter will herausbekommen, wie viele Autos am
Tag bei ihm zu Hause vorbeifahren. - Er zählt in 10 Minuten genau 10 Autos. Da nachts
kaum Autos fahren, interessiert ihn nur die Zeit
von 8 Uhr morgens bis 8 Uhr abends. - Kannst du ausrechnen, wie viele Autos in diesen
_______ Stunden vorbeifahren? - (Tipp Überlege erst, wie viele Autos in einer
Stunde vorbeikommen) - 2) Kreuze an, was du zu dem Ergebnis denkst
- Das Ergebnis gibt genau wieder, wie viele Autos
an einem Tag vorbeifahren. - Das Ergebnis sagt nur, wie viele Autos ungefähr
vorbeikommen. - Das Ergebnis ist nicht so gut, weil am Tag nicht
immer gleich viele Autos kommen. - Das Ergebnis muss richtig sein, weil man es ja
ausgerechnet hat. - Das Ergebnis ist sehr gut, weil immer gleich
viele Autos vorbeikommen.
23Arithmetisches Mittel
- Peter hat diesmal mehrmals am Tag je 10 Minuten
gezählt. Hier sind seine Ergebnisse - 17 Autos (morgens)
- 5 Autos (am späten Vormittag)
- 15 Autos (mittags)
- 10 Autos (nachmittags)
- 13 Autos (abends)
- Nun will Peter wieder ermitteln, wie viele Autos
täglich vorbeifahren. - 1) Dafür muss er aber erst ausrechnen, wie viele
Autos es durchschnittlich in 10 Minuten sind. - (Tipp Falls du keine Idee hast, wie man das
herausfinden könnte, schaue in dem Briefumschlag
nach.) - 2) Um die Anzahl der Autos für den gesamten Tag
auszurechnen, kannst du (wenn du willst) die
Zahlen in den Taschenrechner eingeben.
24Aufgabenstellungen zur Statistik
- Beispielesammlung der Universität Wien
- Wetter
- Weitsprung
- Drehscheibe
- Buchstaben
- Popcorn
- Geschwister
- Größenvergleich
- Pulsmessung
- Trumpfkarten
- Mathematik
- Austrocknung
- Wandertag
- Würfelsumme
- Zahngesundheit
- Internetadresse http//www.stat4u.at/
25Fragestellungen in der Kombinatorik
- zwei Aufgabenstellungen
- 1) Es ist festzustellen, welche Möglichkeiten es
gibt, Elemente einer endlichen Menge nach
bestimmten Bedingungen auszuwählen oder
anzuordnen. - 2) Es ist festzustellen, wie viele Möglichkeiten
es dafür insgesamt gibt.
26- Zählen, Kombinieren, Anschauen gehören zu den
natürlichen Entwicklungen des Geistes, die man
durch den Unterricht nicht schaffen, sondern nur
beschleunigen soll daher hier das Verfahren
soviel möglich analytisch beginnen muss. Lesen
und Schreiben hingegen lässt sich nur synthetisch
(jedoch nach vorgängiger Analyse der Sprachlaute)
lehren. - 1. Das Kombinieren gemeiniglich ganz und sehr
mit Unrecht vernachlässigt gehört zu den
allerleichtesten und vieles erleichternden
Übungen, recht eigentlich für Kinder. Dass zwei
Dinge ihre Stellung rechts und links (hinten und
vorn, oben und unten) wechseln können, ist der
Anfang. Dass drei Dringe sich sechsfach (in einer
Linie) versetzen lassen, ist die nächste Folge.
Wie viele Paare man aus einer Menge vorliegender
Dinge nehmen könne, ist eine der leichtesten
Fragen. Wie weit man fortzuschreiten habe, müssen
die Umstände bestimmen. Nur sind nicht
Buchstaben, sondern Dinge und die Kinder selbst
zu versetzen, zu kombinieren und zu variieren. So
etwas muss man zum Teil scheinbar spielend
lehren. - Quelle
- Herbart Umriss pädagogischer Vorlesungen. Zweite
vermehrte Ausgabe. Göttingen Druck und Verlag
der Dieterichschen Buchhandlung, 1841
27Zugänge zur Kombinatorik
Quelle Das Zahlenbuch 1. Klett 2004, S. 18
28Quelle Das Zahlenbuch 1. Klett 2004, S. 119
29Zugänge zur Kombinatorik
- Bauen von Türmen
- Versucht so viele verschiedene Türme mit drei
Etagen wie möglich zu bauen! - Dabei müsst ihr beachten, dass jede der drei
Farben in jedem Turm einmal vorkommt!
30Bauen von Türmen
- Aufgabe 1
- Katrin hat blaue, rote und gelbe Bausteine. Sie
will Türme aus drei Bausteinen bauen. Jeder Turm
soll aus den drei Farben bestehen. Die Farben
sollen in unterschiedlicher Reihenfolge
vorkommen. Wie viele verschiedene Türme kann
Katrin bauen? - Aufgabe 2
- Stellt euch vor, Katrin hätte blaue, rote, gelbe
und weiße Bausteine. Sie möchte Türme aus den
vier Farben bauen. Die Farben sollen in
unterschiedlicher Reihenfolge vorkommen. Wie
viele Türme kann Katrin jetzt bauen?
31(No Transcript)
32Zugang zur Kombinatorik über das kartesische
Produkt
- Möglicher Sachverhalt Zusammenstellen von
Kleidungsstücken - Literaturhinweis (Reader)
- JUNG / NEUBERT / TOLLE Kleider und Hüte für
Pussy. In Sache-Wort-Zahl 28(2000)34, S. 21 -24
33Aufgabe zur Anwendung des kartesischen Produkts
(Klasse 3)
- Ein Menü besteht aus einer Vorspeise, einem
Hauptgericht und einem Nachtisch. Verschiedene
Gerichte stehen zur Auswahl - Vorspeise
- Gemischter Salat
- Milchmix
- Hauptgericht
- Spagetti Bolognese
- Nudelauflauf
- Käsespätzle
- Würstchen mit Kartoffelbrei
- Nachtisch
- Mousse au chocolat
- Obstsalat
- Pudding
- Wie viele Möglichkeiten gibt es, unterschiedliche
Menüs am Abschlussfest zu kochen?
34Kombinatorik bei geometrischen Aufgaben
35Kombinatorische Aufgaben
- Timo kauft sich jeden Tag nach der Schule eine
Eistüte mit drei Bällchen! An dem Eisstand gibt
es vier verschiedene Eissorten (Vanille,
Schokolade, Erdbeere und Schlumpfeis). Timo
möchte jeden Tag eine andere Eistüte essen. - Wie viele verschiedene Eistüten kann sich Timo
zusammenstellen?
36Argumente für die Behandlung kombinatorischer
Aufgaben in der Grundschule
- nur Rechnungen im Bereich der natürlichen Zahlen
- Beitrag zur Umwelterschließung
- vollständiges Verstehen von Problemen der
Kombinatorik braucht Zeit - Kombinatorische Aufgaben können zur Erreichung
von Zielen bei anderen mathematischen Inhalten
beitragen. - Möglichkeiten der Differenzierung
- An kombinatorischen Aufgaben können Kinder
erfahren, dass man mathematische Aufgaben
unterschiedlich interpretieren kann. - hohe intrinsische Motivation vor allem durch die
Möglichkeit zum spielerisch-experimentellen
Vorgehen. - gutes Übungsfeld für das Problemlösen
37Argumente für die Behandlung kombinatorischer
Aufgaben in der Grundschule
- Die Aufgaben (Anordnung von drei Geschenkpäckchen
bzw. Lichterketten) wirkten auf alle (!) Kinder
äußerst motivierend. Alle Gruppen gelangten
eigenständig zur Lösung der Aufgabe. - Die Vorgehensweisen waren äußert unterschiedlich
Einige legten systematisch mit Plättchen, andere
ungeordnet und ein Schüler präsentierte mir eine
korrekte rechnerische Lösung des Problems. -
- Ich spiele mit dem Gedanken, in meiner
Examensstunde etwas zum Thema Kombinatorik zu
machen - gute, motivierende und Raum für eigene
Lösungswege lassende Aufgaben gibt es meiner
Einschätzung nach in diesem Inhaltsbereich wie in
k(aum)einem anderen! - Quelle Auszüge aus einer e-mail der Referendarin
Julia Mellech vom 04.02.2006
38Erfahrungen zu Wahrscheinlichkeiten
- Am Anfang einfache Zufallsexperimente mit
- Würfel
- Münze
- Spielkarten
- Glücksrad
- Urnenmodell
- Ziel
- Einschätzen und Vergleichen von
Wahrscheinlichkeiten und nicht das Berechnen von
Wahrscheinlichkeiten
39Quelle Neubert, Bernd Grundschüler beurteilen
ein Würfelspiel Ein Erfahrungsbericht. In
Stochastik in der Schule 22(2002)1, S. 25 - 29
40Fragen zum Wurmspiel
- Für das Spiel gibt es noch drei andere
Spielregeln - Spieler 1 darf seine Spielfigur immer dann ein
Feld vorrücken, wenn die Summe der beiden Würfel
7 ist, Spieler 2 bei der Summe 3. - Spieler 1 darf seine Spielfigur immer dann ein
Feld vorrücken, wenn die Summe der beiden Würfel
12 ist, Spieler 2 bei der Summe 8. - Spieler 1 darf seine Spielfigur immer dann ein
Feld vorrücken, wenn die Summe der beiden Würfel
4 ist, Spieler 2 bei der Summe 10. - Bewertet die drei Spielregeln hinsichtlich der
Gewinnchancen der beiden Spieler. Welche
Spielregel ist für Spieler 1 die günstigste,
welche für Spieler 2? - Begründet Eure Antwort!
- Formuliert eine Spielregel, bei der Ihr die
größten Gewinnchancen habt! - Formuliert eine Spielregel, bei der beide Spieler
gleich große Gewinnchancen haben und es ein
faires Spiel ist! - Gibt es verschiedene Möglichkeiten?
41Zugänge zur Stochastik
- Klassisch-kombinatorischer Weg Berechnung
- Empirisch-statistischer Weg Schätzung aus
Beobachtungen