Title: Makro
1Hinweis Maßgeblich für die Klausur sind die in
der Vorlesung vermittelten Inhalte. Die Folien
erheben nicht den Anspruch auf Vollständigkeit.
Zum Verständnis der Folien ist ein Besuch der
Vorlesung erforderlich.
2- Literatur
- Blanchard, O. (2006) Macroeconomics, 4. Aufl.
- Burda, M. und C. Wyplosz (2005), Macroeconomics
A European Text. 4. Aufl. - Gärtner, M. (2003), Macroeconomics.
- Mankiw, N. Gregory (2003), Macroeconomics. 5.
Aufl. - Engelen, C. und J. Graf Lambsdorff (2006), Das
Keynesianische Konsensmodell, Passauer
Diskussionspapiere Nr. V-47-06. - Wohltmann, H.-W. (2000), Grundzüge der
makroökonomischen Theorie, 3. Aufl.
3Prof. Dr. Johann Graf Lambsdorff Universität
Passau WS 2006/07
y, s.y
I. Das Bruttoinlandsprodukt
f(k)
y
(nd)k
k
k
4Pflichtlektüre Frenkel, M. und K.D. John
(2006), Volkswirtschaftliche Gesamtrechnung, 6.
Aufl. S. 21-25, 37-39, 50-52, 54-55, 56.
5- Das Bruttoinlandsprodukt ist ein Maß für die
gesamtwirtschaftliche Produktion. Diese
entspricht in einer (geschlossenen)
Volkswirtschaft den gesamten Einnahmen der Firmen
(aus dem Verkauf von Endprodukten) und den
Ausgaben der Haushalte. - Das Bruttoinlandsprodukt wird bestimmt durch den
gesamten Marktwert aller Endprodukte an Gütern
und Dienstleistungen, welche in einer bestimmten
Periode in einem Land produziert werden. - Die Produktion wird also nach Marktpreisen
bewertet. - Es beinhaltet sowohl fassbare Güter (Nahrung,
Kleidung, Autos) als auch nicht-fassbare
Dienstleistungen (Haarschnitt, Reinigungsservice,
ärztliche Beratung).
6- Das Bruttoinlandsprodukt umfasst nur Güter und
Dienste, welche gegenwärtig produziert werden,
nicht solche der Vergangenheit oder Zukunft. Es
bezieht sich dabei auf ein bestimmtes
Zeitintervall (Jahr oder Quartal). - Es bezieht sich auf die Produktion innerhalb der
geographischen Abgrenzung eines Landes. - Gezählt werden alle produzierten und legal auf
Märkten gehandelten Güter. Vernachlässigt werden
Güter, welche zu Hause produziert und konsumiert
werden, ohne dabei über einen Markt ausgetauscht
zu werden. - Illegal gehandelte Güter (z.B. Drogen) werden
vernachlässigt.
7- Es werden nur Endprodukte und nicht
Vorleistungen einbezogen (so dass Doppelzählungen
vermieden werden). - Vorleistungen sind solche Güter und Dienste,
welche in der gleichen Periode im
Produktionsprozess wieder verwendet werden. - Die produzierten Vorleistungen gehören nicht zum
Inlandsprodukt, da sie im gleichen Zeitraum
wieder im heimischen Produktionsprozess
verbraucht werden. - Das Bruttoinlandsprodukt entspricht damit der
Wertschöpfung. Von der Summe aller
Produktionswerte (einschl. Vorleistungen) müssen
sämtliche Vorleistungen abgezogen werden.
8Produktionswert und Wertschöpfung am Beispiel der
Brotproduktion
Produktionswert 1500 Vorleistungen
800 Wertschöpfung 700
9- Reales und Nominales Bruttoinlandsprodukt
- Das nominale Bruttoinlandsprodukt misst die
Produktion von Gütern und Diensten zu aktuellen
Preisen. - Das reale Bruttoinlandsprodukt misst die
Produktion von Gütern und Diensten zu konstanten
Preisen. - Ein zutreffendes Bild der Produktion als Maßstab
des Wohlstands eines Landes erfordert, dass das
nominale BIP mit Hilfe des BIP-Deflators in das
reale BIP umgerechnet wird.
10Der BIP-Deflator misst das gegenwärtige
Preisniveau relativ zum Preisniveau eines
Basisjahres. Ein Anstieg des BIP-Deflators
bedeutet, dass ein Anstieg des nominalen BIP auf
Preiserhöhungen und nicht auf eine gestiegene
mengenmäßige Produktion zurück zu führen ist.
Ein Sinken des BIP-Deflators bedeutet, dass ein
sinkendes nominales BIP aus Preissenkungen
resultiert und nicht durch eine schrumpfende
mengenmäßige Produktion bedingt ist.
11Bruttoinlandsprodukt, Deutschland, real in
Preisen von 1995 und nominal
Bill.
BIP, real
BIP, nominal
Quelle World Development Indicators, eigene
Darstellung
12- Das Bruttoinlandsprodukt als Wohlfahrtsindikator
- Das reale Bruttoinlandsprodukt ist das beste
eindimensionale Maß für das Wohlergehen einer
Gesellschaft. - Als Pro-Kopf-Größe misst es das
durchschnittliche Einkommen und die
durchschnittlichen Ausgaben einer Person. - Ein höheres Pro-Kopf-Bruttoinlandsprodukt
indiziert einen höheren Lebensstandard.
13Glaubst du denn, du wärst klüger als alle unsere
Ökonomen, Statistiker und Minister? Unser
Lebensstandard hat sich deutlich erhöht! Du
merkst es bloß nicht, weil dies durch die
erhöhten Kosten neutralisiert wurde. Laxman,
Times of India,
14- Aber Das Bruttoinlandsprodukt ist nicht ein
perfektes Maß des Glücksempfindens oder der
Lebensqualität. Insbesondere fehlen Wertansätze
für die folgenden Güter - Der Wert der Freizeit.
- Der Wert einer sauberen Umwelt.
- Der Wert von Gütern und Diensten, welche nicht
über den Markt ausgetauscht werden, z.B.
freiwillige, unentgeltliche Arbeiten,
gegenseitige Hilfestellungen in der Familie. - Der Wert einer gerechteren Verteilung der
Einkommen.
15Das Bruttoinlandsprodukt weist aber eine hohe
Korrelation mit anderen Messgrößen auf. So
korreliert es hoch mit einem subjektiv geäußerten
Glücksgefühl.
Lebenszufriedenheit und Pro-Kopf-Einkommen in 51
Ländern anfangs der 90er-Jahre. Quelle A.
Stutzer (2001), Eine ökonomische Analyse
menschlichen Wohlbefindens, Zürich.
16Volkswirtschaftliche Gesamtrechnung
- Wir unterstellen eine geschlossene
Volkswirtschaft, d.h. wir vernachlässigen das
Ausland. - Wir vernachlässigen die ökonomische Aktivität des
Staates. - Es existieren daher nur private Haushalte und
Unternehmen.
Arbeitskraft
Vorleistungen (300)
Lohn (700)
Private Haushalte
Unternehmen
Zahlung (700)
Konsumgüter
17- Folgende vereinfachende Annahmen gelten
- Private Haushalte produzieren nicht. Sie
verausgaben ihre gesamten Einkommen vollständig. - Unternehmen bilden keine Ersparnisse.
- Es entstehen im Produktionsprozess keine Gewinne.
- Aufgrund der fehlenden Ersparnisbildung gibt es
kein Vermögen. - Unternehmen produzieren nur Konsumgüter und
Dienstleistungen, welche in der gleichen Periode
abgesetzt werden. - Die Güter werden mit Hilfe menschlicher
Arbeitskraft und Vorleistungen (Rohstoffe,
Transportkosten, usw.) produziert.
18F steht hierbei für das Faktoreinkommen Inlandspr
odukt Wertschöpfung 700 Produktionswert 1000
19- Entsprechend den wirtschaftlichen Funktionen in
der betrachteten Volkswirtschaft existiert ein
Einkommenskonto und ein Produktionskonto. - Das Produktionskonto soll hierbei die Produktion,
Einkommensentstehung und Einkommensverteilung
beinhalten. - Das Einkommenskonto erfasst die
Einkommenserzielung, Einkommensumverteilung und
Einkommensverwendung. - Anschaulich kann das Einkommenskonto als Konto
der Einkommensbezieher (hier der privaten
Haushalte) und das Produktionskonto als Konto der
Produzenten (hier der Unternehmen) betrachtet
werden.
20- Die eingezeichneten Ströme sind Zahlungsströme
(im Falle einer Kreditgewährung könnten wir auch
von Forderungsströmen sprechen). - Der mit dem Symbol C versehene Strom bedeutet,
dass den Produzenten aus dem Verkauf von
Konsumgütern an die Einkommensbezieher von diesen
Zahlungsmittel in Höhe von 700 zufließen. - Dem aus Konsumgüterverkäufen der Produzenten
resultierenden Strom fließt ein gleich starker,
aber entgegen gerichteter Strom von den
Produzenten zu den Einkommensbeziehern entgegen. - Dieser bringt zum Ausdruck, dass die Produzenten
an die Einkommensbezieher Löhne und Gehälter, so
genannte Faktoreinkommen, zahlen. Mit dem zweiten
Strom entsteht ein Kreislauf.
21- Die Faktoreinkommen beinhalten die so genannten
Erwerbs- und Vermögenseinkommen. - Die Erwerbseinkommen sind die Arbeitnehmerentgelte
und die Selbständigeneinkommen. - Zu den Vermögenseinkommen gehören Zinsen und
Mietzahlungen sowie die verteilten Gewinne in
Form von Dividendenausschüttungen oder
Gewinnentnahmen. - Wir hatten jedoch unterstellt, dass kein Vermögen
angesammelt wurde. Daher besteht das Einkommen
zunächst nur aus Erwerbseinkommen und wird hier
als Lohn bezeichnet.
22Darstellung in Kontenform
23- Unsere vereinfachende Annahme, private Haushalte
würden nicht produzieren, soll nun aufgegeben
werden. - Der Begriff privater Haushalt wird gemäß einer
Abgrenzung für die Mitgliedsstaaten der
Europäischen Union durch das europäische System
volkswirtschaftlicher Gesamtrechnungen
(abgekürzt ESVG verbindlich für alle
Mitgliedsstaaten der Europäischen Union ab April
1999 verbindlich) vorgenommen. - Zum Produktionswert der von privaten Haushalten
erzeugten Güter gehören einerseits
Dienstleistungen, die Hausangestellte,
Reinigungspersonal, butler u. ä. Erwerbstätige
gegen Entgelt produzieren und an andere private
Haushalte verkaufen.
24- Alle Unternehmungen gehören zum Sektor private
Haushalte, sofern sie keine (quasi-)
Kapitalgesellschaften sind (Aktiengesellschaften,
Gesellschaften mit beschränkter Haftung,
Genossenschaften, offene Handelsgesellschaften,
Kommanditgesellschaften). - D.h. alle Personengesellschaften ohne eigene
Rechtspersönlichkeit zählen zu den privaten
Haushalten (z.B. selbständige Landwirte,
Einzelunternehmer im produzierenden Gewerbe,
Handwerker, Händler, Gastwirte). - Die Produktion dieser Personengesellschaften
o.e.R. wird auf einem Produktionskonto der
privaten Haushalte verbucht.
25Darstellung in Kontenform
26- Nun soll die Annahme aufgegeben werden, dass
private Haushalte und Unternehmen nicht sparen
und nicht investieren. - Private Haushalte sparen dadurch, dass sie nur
einen Teil ihres Faktoreinkommens für Konsum
ausgeben. - Das hiermit angesammelte Vermögen stellen sie für
die Produktion den Unternehmen (oder den zu den
Haushalten zählenden Personengesellschaften) zur
Verfügung. - Hierfür erhalten sie dann Vermögenseinkommen, wie
z.B. Zinsen oder Dividenden.
27- Die Unternehmen erzielen Gewinne.
- Unternehmen sparen dadurch, dass sie diese
Gewinne nicht vollständig als Dividenden an die
private Haushalte abführen. - Die Ersparnis der Unternehmen entspricht somit
den einbehaltenen Gewinnen. - Diese werden verbucht als ein Einkommen, welches
sich die Unternehmen auf ihr Einkommenskonto
zuweisen. - Aufgrund der durch Nutzung eingetretenen
Wertminderung des Anlagevermögens müssen
Unternehmen ferner Abschreibungen verbuchen.
28- Auf der Seite der Produzenten wird unterstellt,
dass diese nicht nur Konsumgüter, sondern auch
Investitionsgüter, d.h. dauerhafte
Produktionsmittel wie maschinelle Anlagen,
produzieren. - Unter Konsum (C) verstehen wir nun sämtliche
Ausgaben der Haushalte für (Verbrauchs-) Güter
und Dienste mit Ausnahme von Häusern, welche als
Investition gezählt werden. - Demgegenüber zählen Ausgaben der Haushalte für
langlebige Konsumgüter (Auto, Fernseher,
Waschmaschine ) zum Konsum. - Investitionen (I) sind Ausgaben für
Kapitalausstattung, Vorräte und Bauten (Häuser),
also für Güter, welche nicht unmittelbar
verbraucht werden.
29Bezüglich der Investitionen sind folgende
Begriffe zu unterscheiden
Bruttoinvestition Ib Nettoinvestition
In Lagerinvestition IL Reinvestition
D (Brutto-) Anlage-investitition IbA
30Darstellung in Kontenform
Private Haushalte
Unternehmen
Produktionskonto
Produktionskonto
Investitions- güter
Wertschöpfung Löhne Zinsen
einbeh. Gewinne Abschreibungen
Einkommenskonto
Einkommenskonto
Konsumaus-gaben Ersparnis
Faktoreinkommen Löhne Zinsen
einbeh. Gewinne
31- Aus der Darstellung ist ersichtlich, dass zu
manchen Posten eine Gegenposition fehlt. Hierfür
ist ein Vermögensänderungskonto zu
berücksichtigen. - Wir betrachten nun zur Vereinfachung nur
gesamtwirtschaftliche Konten, vernachlässigen
also die Unterscheidung in private Haushalte und
Unternehmen. - Eine Darstellung kann entweder in Form eines
Flussdiagramms oder in Kontenform erfolgen.
32Flussdiagramm einer einfachen Volkswirtschaft
33- Die den Haushalten und Unternehmen zufließenden
Einkommen in Höhe von 820 werden in Höhe von 720
für Konsumzwecke ausgegeben und der Rest in Höhe
von 100 wird gespart. - Die Ersparnis fließt dem Vermögensänderungskonto
zu. Damit wird ein Teil der Bruttoinvestition in
Höhe von 250 finanziert. - Als Gedankenstütze kann man sich vorstellen, dass
das Vermögensänderungskonto beim Produktionskonto
Investitionsgüter in Höhe von 250 kauft und
bezahlt. - Der nicht durch Ersparnisse finanzierte Teil der
Bruttoinvestition in Höhe von 150 Einheiten wird
durch Abschreibungen finanziert, genauer aus
Abschreibungsgegenwerten.
34Gesamtwirtschaftliche Konten einer einfachen
Volkswirtschaft
Produktionskonto
Einkommenskonto
Vermögensänderungskonto
35Brutto- und Nettoinlandsprodukt
Das Nettoinlandsprodukt kann auf verschiedene
Arten berechnet werden YnCI (820)
(Verwendungsseite) YnCS (820)
(Aufteilungsseite) YnFLGvGu (820)
(Verteilungsseite) Es gilt ferner Bruttoinlandsp
rodukt YnD 970
36Zur Übung VWL-Quiz http//www.wiwi.uni-passau.de
/994.html Aufgaben 1 und 2
37Prof. Dr. Johann Graf Lambsdorff Universität
Passau WS 2006/07
y, s.y
II. Produktion und Wachstum
f(k)
y
(nd)k
k
k
38Pflichtlektüre Gärtner, M. (2003),
Macroeconomics, S. 221-250 267-271. Mankiw, N.
G. (2003), Macroeconomics. 5. Aufl. S. 180-204
208-222.
39- Der Lebensstandard, gemessen durch das reale
Bruttoinlandsprodukt pro Kopf, variiert stark
zwischen Ländern. - Der Lebensstandard in den reichsten und in den
ärmsten Ländern, gemessen durch das reale
Bruttoinlandsprodukt pro Kopf, unterscheidet sich
ca. um den Faktor 100.
40Quelle
41- Unter Produktivität versteht man die Menge an
Gütern und Diensten, welche in einer
Arbeitsstunde produziert werden. - Der Lebensstandard wird maßgeblich von der
Produktivität der Arbeitskräfte bestimmt. - Die Produktivität wird maßgeblich durch die
verschiedenen Produktionsfaktoren bestimmt.
42- Unter Produktionsfaktoren versteht man
insbesondere - Physisches Kapital
- Humankapital
- Natürliche Ressourcen
- Technischer Fortschritt
- (neuere Forschungen betonen auch
Sozialkapital. Hiermit kann z.B. das
gegenseitig entgegengebrachte Vertrauen gemeint
sein. Solche Faktoren werden stärker in den
Kulturwissenschaften betont und hier
vernachlässigt.)
43- Kapital ist ein aus der vergangenen Produktion
stammender Faktor, welcher in die gegenwärtige
Produktion eingeht. - Physisches Kapital ist der Bestand an Maschinen
und Bauten, welcher in die Produktion von Gütern
und Diensten eingeht.
44- Humankapital ist der ökonomische Begriff für das
Wissen und die Fertigkeiten, welche Arbeiter
durch Erziehung, Training und Erfahrung
akquirieren und zur Produktionssteigerung
einsetzen können. - Die Messung des Humankapitals ist schwierig.
Näherungsweise werden hierfür die Ausgaben
verwendet, welche getätigt werden, um den
Arbeitskräften das Verständnis neuer Prozesse und
Produkte zu vermitteln.
45- Natürliche Ressourcen sind Produktionsfaktoren,
welche von der Natur bereit gestellt werden.
Beispiele hierfür sind Boden, Metalle oder Öl.
Sie werden eingeteilt in - erneuerbare Ressourcen, wie z.B. Wälder oder
Fischbestände, und - nicht erneuerbare Ressourcen, wie z.B. Kohle oder
Mineralwasser. - Natürliche Ressourcen sind wichtig. Aber viele
Länder mit wenig Ressourcen (Deutschland, Japan)
können trotzdem einen hohen Lebensstandard
erzielen. Rohstoffbesitzer wie Gabun, Nigeria
oder Venezuela sind hingegen teilweise ärmer.
46- Technischer Fortschritt ist das Verständnis
innovativer Produktionstechnologien und
Organisationsmethoden (Prozessinnovationen) sowie
verbesserter oder neuartiger Produkte
(Produktinnovationen). - Humankapital ist im Gegensatz zu technischem
Fortschritt fest mit einer Arbeitskraft
verbunden. Es kann nicht käuflich erworben und
transferiert werden. - Während die Erfindung der Schreibmaschine
technischer Fortschritt ist, ist das Erlernen der
Zehn-Finger-Technik eine Form von Humankapital. - Für Humankapital müssen Ausgaben getätigt
werden, um den Arbeitskräften das Verständnis
neuer Prozesse und Produkte zu vermitteln.
47- Die Produktionsfunktion
- Ökonomen verwenden oft eine Produktionsfunktion,
um das Verhältnis zwischen der Menge an
Einsatzfaktoren und der erzielten Produktionshöhe
auszudrücken. - YAF(L, K, H, N)
- Hierbei indiziert Y die Produktion, A die
Produktionstechnologie, L die Anzahl an
Arbeitskräften, K die Menge an physischem
Kapital, H die Menge an Humankapital, N die Menge
an natürlichen Ressourcen und F() eine Funktion,
welche diese Faktoren kombiniert.
48- Eine Produktionsfunktion hat konstante
Skalenerträge, wenn für jede positive Zahl x
gilt - xYAF(xL, xK, xH, xN)
- Dies bedeutet, dass z.B. eine Verdoppelung aller
Einsatzfaktoren zu einer Verdoppelung der
Produktion führt. - Konstante Skalenerträge erscheinen plausibel
Wenn zu einer existierenden Betriebsstätte eine
zweite, identische an einem anderen Ort und unter
sonst gleichen Bedingungen erstellt wird, sollte
diese die gleiche Produktion hervorbringen können.
49- Produktionsfunktionen mit konstanten
Skalenerträgen haben eine interessante
Implikation. - Ersetzen wir x durch 1/L, dann folgt
- Y/LAF(1, K/L, H/L, N/L)
- Hierbei ist nun Y/L die Produktion pro
Arbeitskraft, K/L der Kapitaleinsatz je
Arbeitskraft, H/L das Humankapital je
Arbeitskraft und N/L die natürlichen Ressourcen
je Arbeitskraft. - Die Produktivität (Y/L) wird also von den
diversen Pro-Kopf-Einsatzfaktoren sowie dem Stand
der Technologie (A) bestimmt.
50- Die Frage der Konvergenz
- Sind Länder mit niedrigem Einkommen durch höhere
Wachstumsraten gekennzeichnet? - Falls dies so wäre, würden Einkommensunterschiede
im Zeitverlauf abgebaut. Dies wird als
catch-up-Effekt bezeichnet. - Ein solcher catch-up-Effekt würde sich
einstellen, wenn sinkende Grenzerträge
vorliegen. - Werden Einsatzfaktoren nämlich mit steigendem
Einsatz tendenziell unproduktiver, so hätten
Länder mit geringer Ausstattung eine höhere
Grenzproduktivität und damit einen
Produktionsvorteil gegenüber reicheren Ländern.
51- Werden alle Pro-Kopf Einsatzfaktoren der
gegebenen Produktionsfunktion verdoppelt, so
ergibt sich nur ein unterproportionaler Anstieg - AF(1, 2.K/L, 2.H/L, 2.N/L) lt 2.Y/L
- Dies ergibt sich, da die 1 sich nicht verdoppelt
hat. Es liegen also bei der gegebenen Funktion
sinkende Grenzerträge vor.
52Quelle für Graphik
53Wachstum und Pro-Kopf-Inlandsprodukt in US-Staaten
Quelle Barro und Sala-i-Martin (1995), Economic
Growth, S. 28.
54- Konvergenz scheint aufgrund empirischer Evidenz
dort vorzuliegen, wo Länder relativ ähnliche
Ausgangs-bedingungen haben. - Für die Welt insgesamt liegt gemäß empirischer
Evidenz keine Konvergenz vor. - Die fehlende weltweite Evidenz ist evtl. auf die
sehr unterschiedlichen politischen
Rahmenbedingungen dieser Länder zurückzuführen .
55- Für das Solow-Wachstumsmodell unterstellen wir
eine Cobb-Douglas-Produktionsfunktion, wobei wir
natürliche Ressourcen vernachlässigen - YAF(L,K)AKaL1-a , 0ltalt1.
- Hierbei indiziert Y die Produktion, A die
Produktionstechnologie, L die Anzahl an
Arbeitskräften und K die Menge an physischem und
Humankapital.
56- Es liegen positive und abnehmende Grenzerträge
beider Produktionsfaktoren vor. Es gilt
z.B. dY/dKAaKa-1L1-agt0 d2Y/dK2 Aa(a-1)
Ka-2L1-a lt0. - Es liegen konstante Skalenerträge vor
- A(xK)a(xL)1-a AxaKax1-aL1-a
- xAKaL1-axY.
57Quelle
58- Schreiben wir diese Funktion in Pro-Kopf-Terme
um, so folgt mit kK/L und yY/L - yY/L f(k)AKaL-a Aka .
- Das Pro-Kopf-Einkommen, y, ist somit eine
positive, aber abnehmende Funktion des
Pro-Kopf-Kapitalstocks, k. - Das erzielte Einkommen teilen Haushalte auf in
Konsum und Ersparnis. Bei einer festen Aufteilung
beträgt somit die gesamte Ersparnis pro Kopf
sysAka .
59- Die zeitliche Veränderung des Kapitalstocks wird
durch die Bruttoinvestitionen (I) und die
Abschreibungen (dK) bestimmt
- Die Pro-Kopf-Kapitalausstattung variiert sowohl
mit Veränderungen der Kapitalausstattung als auch
mit Veränderungen der Bevölkerung ( des
Arbeitseinsatzes). Es gilt
60- Wird dies berücksichtigt, so folgt für die
Dynamik des Pro-Kopf-Kapitalstocks
- Ein Anstieg des Pro-Kopf-Kapitalstocks ergibt
sich, wenn von den aus der bestehenden Produktion
resultierenden Pro-Kopf-Investitionen die
Abschreibungen abgezogen werden. Ferner müssen
neue Arbeitskräfte mit demselben Kapitalstock
ausgestattet werden.
61- Der Pro-Kopf-Kapitalstock verringert sich durch
Abschreibungen, welche proportional zum
existierenden Kapitalstock sind. - Zusätzlich verringert sich der Pro-Kopf-Kapitalsto
ck durch einen Anstieg der Bevölkerung, da der
bestehende Kapitalstock dann auf mehr
Arbeitskräfte zu verteilen ist. - Diese beiden Effekte zusammen bewirken ein
Schrumpfen des Kapitalstocks gemäß (dn)k . - Zum Erhalt des Pro-Kopf-Kapitalstocks müssen die
Investitionen gerade (dn)k betragen. Diese Größe
wird daher auch als notwendige Investition
bezeichnet.
62- Insgesamt folgt für die Dynamik des
Pro-Kopf-Kapitalstocks folgende Funktion
- Mit den aus der bestehenden Produktion
resultierenden Pro-Kopf-Investitionen müssen
zuerst die Abschreibungen beglichen werden. - Ferner müssen neue Arbeitskräfte mit demselben
Kapitalstock ausgestattet werden. - Ein Anstieg des Pro-Kopf-Kapitalstocks ergibt
sich nur, wenn die notwendigen Investitionen
geringer sind als die tatsächlichen Investitionen.
63y, s.y
f(k)
k
64- Ein steady-state ist definiert als eine
Situation, in der alle makroökonomischen
Aggregate mit einer über die Zeit konstanten Rate
wachsen.
- Hierfür ist ein konstanter Pro-Kopf-Kapitalstock
(k) erforderlich. - Im steady-state gilt also
- Hieraus folgt für den Pro-Kopf-Kapitalstock im
steady-state
65- Dies impliziert, dass das Niveau der Variablen K,
Y, und C mit einer konstanten Wachstumsrate n
wächst. Die sonstigen Parameter des Modells haben
auf diese Wachstumsrate keinen Einfluss. - Eine Verlagerung der Produktionsfunktion aufgrund
einer Änderung der Technologie, f(.), einer
Veränderung der Sparquote, s, der Wachstumsrate
der Bevölkerung, n, und der Abschreibungsrate, d,
haben Einfluss auf die diversen
Pro-Kopf-Variablen. - Ein fortgesetztes Wachstum von Pro-Kopf-Variablen
lässt sich mit dem Modell nicht erklären.
66Eine Verlagerung der Produktionsfunktion
y, s.y
f2(k)
f1(k)
(dn)k
y1
s.f2(k)
s.f1(k)
sy1
k
k1
67Eine Erhöhung der Sparquote
y, s.y
f(k)
(dn)k
y1
s2.f (k)
s2y2
s1.f (k)
s1y1
k
k1
68Quelle
69Eine Erhöhung der Wachstumsrate der Bevölkerung
y, s.y
f(k)
(dn2)k
(dn1)k
s.f (k)
sy1
k
k1
70Quelle
71- Eine Angleichung des Pro-Kopf-Einkommens können
wir erwarten, wenn die Produktionstechnologie,
die Sparquote, das Wachstum der Bevölkerung und
die Abschreibungsrate der jeweiligen Länder
gleich sind. - Mit Konvergenz ist dort nicht unbedingt zu
rechnen, wo diese Größen unterschiedlich sind. - Solche Unterschiede sind (neben den anderen
genannten Reformmaßnahmen eines Staates)
geeignet, die empirischen Belege für eine
weltweit fehlende Konvergenz zu begründen.
72- Die goldene Regel der Kapitalakkumulation
- Eine erhöhte Ersparnis bewirkt immer ein höheres
Pro-Kopf-Einkommen. - Aber der Konsum steigt nicht unbedingt, da
Ersparnis immer Konsumverzicht impliziert. - Ein Verhalten gemäß der goldenen Regel
beinhaltet, dass diejenige Sparrate angestrebt
wird, welche langfristig das Konsumniveau
maximiert.
73- Die Bezeichnung geht auf die biblische goldene
Regel zurück Was dir selbst verhasst ist,
das mute auch einem anderen nicht zu! (Buch
Tobit 4,15) Alles, was Ihr wollt, dass
euch die Menschen tun, das tut auch Ihr ihnen
ebenso. (Mt 7,12 Lk 6,31) - Wir streben das maximale Konsumniveau an unter
der Bedingung, dass wir es jedem Mitglied der
gegenwärtigen und der zukünftigen Generation
ermöglichen können.
74y, s.y
f(k)
(nd)k
c1
k1
k
75c (Pro-Kopf-Konsum)
cgold
sgtsgold
sltsgold
Zeit
s wechselt zu sgold
76- Bei exzessiver Ersparnis liegt eine dynamische
Ineffizienz vor, da zu jedem Zeitpunkt ein
höherer Konsum möglich ist. - Liegt die Ersparnis unterhalb von sgold, so kann
der Konsum erhöht werden. Während des
Anpassungs-pfades wird der gegenwärtige Konsum
aber unterschritten. - Ob ein solches Opfer in Kauf genommen wird ist a
priori nicht zu sagen. Es hängt davon ab, wie
Haushalte gegenwärtigen und zukünftigen Konsum
gewichten.
77- Armutsfallen
- Es wäre denkbar, dass die Grenzproduktivität des
Kapitals nicht kontinuierlich sinkt. - Statt dessen können sich Phasen sinkender und
solche steigender Kapitalproduktivität ergeben. - Bei geringer Kapitalausstattung kann die
Produktivität anfangs gering sein, da sich
Arbeitskräfte erst an den Einsatz von
Kapitalgütern gewöhnen müssen. - Erst mit steigendem Kapitaleinsatz steigt die
Grenzproduktivität. - Mit hohem Kapitaleinsatz ergibt sich, wie bisher,
ein Sättigungseffekt, so dass die
Grenzproduktivität dann wieder sinkt.
78Armutsfalle Typ I
y, s.y
f(k)
steady state
c
(nd)k
sf(k)
sy
k
Armutsfalle
79- In der Armutsfalle liegt auch ein steady-state
vor. - Dies ist aber ein instabiles Gleichgewicht.
- Ein Abweichen des Kapitalstocks nach unten
bewirkt, dass die Investitionen geringer sind als
diejenigen zur Aufrechterhaltung des
Kapitalstocks pro effektiver Arbeitseinheit. Der
Kapitalstock wird deshalb stetig abnehmen. - Ein Abweichen des Kapitalstocks nach oben
bewirkt, dass die Investitionen höher sind als
die notwendigen Investitionen. Der Kapitalstock
wird deshalb stetig wachsen.
80- Ein identischer Verlauf der Sparfunktion
ergibt sich auch bei der ursprünglichen
Produktionsfunktion, also bei einer stetig
abnehmenden Grenzproduktivität. - Notwendig ist dann ein komplexeres Sparverhalten
(Armutsfalle Typ II). Hierbei ist die marginale
Sparquote anfangs gering und erreicht erst bei
einem mittleren Einkommen eine normale und dann
konstante Größenordnung. - Dies lässt sich damit begründen, dass ein
geringes Einkommen für den täglichen Bedarf
aufgezehrt werden muss, so dass anteilig nur
weniger gespart werden kann.
81- Eine andere Form der Armutsfalle entsteht bei
einer Unstetigkeit von n. - Für Länder mit einem geringen Kapitalstock könnte
ein hohes Bevölkerungswachstum nhoch vorliegen.
Ist ein Grenzwert überschritten, so sinkt das
Bevölkerungswachstum auf nniedrig. - Ein Grund kann darin bestehen, dass
Familienplanung sich mit dem Entwicklungsniveau
verändert. So dienen Kinder als Alterssicherung
in ärmeren Ländern, wohingegen Sozialsysteme für
ein Renteneinkommen in reicheren Ländern sorgen.
82Armutsfalle Typ III
y, s.y
f(k)
sf(k)
khoch
k
kniedrig
Armutsfalle
83- Entwicklungshilfe ist dann unwirksam, wenn sie in
kleinen Dosen verabreicht wird. - Zur Überwindung einer Armutsfalle sollte ein big
push erfolgen, d.h. Ländern sollte ein Betrag
gegeben werden, welcher sie über die Armutsfalle
hinaus trägt. - Gegen dieses Argument wird allerdings
vorgebracht, dass eine sinnvolle Verwendung
derart vieler Hilfsgelder nicht organisiert
werden kann und evtl. in Unterschlagung und
Korruption endet. - In diesem Fall würde sich die Produktivität nicht
gemäß Produktionsfunktion entwickeln, sondern mit
einem Anstieg des Pro-Kopf Kapitalstocks evtl.
sinken.
84Prof. Dr. Johann Graf Lambsdorff Universität
Passau WS 2006/07
y, s.y
III. Geld und Inflation
f(k)
y
(nd)k
k
k
85Pflichtlektüre Jarchow, H.-J. (2003), Theorie
und Politik des Geldes, 11. Aufl., Göttingen
UTB, S. 1-20 451-455. Mankiw, N. G. (2003),
Macroeconomics. 5. Aufl. S. 75-108.
86- Was ist Geld?
- Alles, was zur Bezahlung von Gütern und
Dienstleistungen oder zur Abdeckung
wirtschaftlicher Verpflichtungen akzeptiert wird. - Die konkrete Erscheinungsform ist evtl.
Änderungen unterworfen. Bei ausgeprägter
Inflation verlieren Noten oftmals ihre Bedeutung
und werden durch knappe Güter wie Zigaretten oder
Butter ersetzt.
87(No Transcript)
88- Funktionen des Geldes
- Tauschmittelfunktion (Wertübertragungsfunktion).
- Dies ist ein wichtiger Bestandteil einer
arbeitsteiligen Wirtschaft, die hierdurch zu
einer Geldwirtschaft wird. - Naturaltausch ist kaum zu organisieren, da eine
doppelte Übereinstimmung der Bedürfnisse oder
eine Kette von Tauschtransaktionen organisiert
werden muss. - Dies würde hohe Suchkosten implizieren.
- Geld hilft dabei, den Tausch in Kauf und Verkauf
aufzuspalten.
89- Recheneinheit allgemeines Wertausdrucksmittel.
- Der Wert aller Güter, Forderungen und
Verbindlichkeiten wird in Einheiten ein und
derselben Bezugsgröße ausgedrückt. - Werden 200 Güter gegeneinander getauscht, müssten
(n?(n-1))/219900 Austauschverhältnisse bekannt
sein. - Ist ein Gut davon eine Recheneinheit, so
reduziert sich die Anzahl der Austauschverhältniss
e auf 199. - Dies bewirkt eine Einsparung an
Informationskosten.
90- Wertaufbewahrungsfunktion Wertspeicher.
- Oftmals liegt eine zeitliche Trennung von Kauf
und Verkauf vor. - Geld ermöglicht es, Kaufkraft zu lagern.
- Geld hat hierbei allerdings den Nachteil, dass es
keine Zinsen abwirft. - Andere Formen der Vermögensanlage (Sparguthaben,
Wertpapiere oder Sachvermögen) bringen Zinsen,
Dividenden, Pacht oder Mieten hervor. Außerdem
partizipieren diese u.U. an Preissteigerungen. - Dafür ist Geld allerdings risikolos (keine
Kursschwankungen).
91- Das Geldangebot
- Die Höhe des Geldangebots kann weitgehend von der
Zentralbank bestimmt werden. - Das Recht zur Emission von Euro-Noten liegt bei
der Europäischen Zentralbank (EZB) und den ihr
untergeordneten 12 nationalen Notenbanken. - Genauso bestimmt die EZB über das Ausgabevolumen
an Münzen. - Hieraus ergibt sich eine zentrale Funktion der
EZB für die Bestimmung des Geldangebots.
92- Die Regulierung der Geldmenge und die
Durch-führung der Geldpolitik wird vom EZB-Rat
vorgenommen.
- Der EZB-Rat be-steht aus dem Direktorium mit
dem Präsidenten, dem Vizepräsi-denten und vier
weiteren Mitgliedern sowie den Präsidenten der
nationalen Zentralbanken.
93- Grundsätzlich beschließt der EZB-Rat (wie auch
das Direktorium) mit einfacher Mehrheit, wobei im
Falle der Stimmengleichheit die Stimme des
Präsidenten den Ausschlag gibt. - Das Direktorium ist für die Umsetzung der
geldpolitischen Entscheidungen des EZB-Rats und
für die Führung der laufenden Geschäfte der EZB
verantwortlich. - Die Ausführung der geldpolitischen Beschlüsse
obliegt den Nationalen Zentralbanken. - Hierzu erhalten sie die erforderlichen Weisungen
vom Direktorium.
94- Zur Bestimmung des Geldangebots hat die EZB
verschiedene Instrumente zur Verfügung. - Die EZB kann das Geldangebot erhöhen, indem sie
zusätzliche Noten emittiert oder die Menge an
ausgegebenen Münzen ansteigen lässt. - Das zusätzliche Bargeld kann die Zentralbank mit
Hilfe von Offenmarktgeschäften den Nichtbanken
zuführen. - Um die Geldversorgung zu erhöhen, kauft die EZB
den Nichtbanken festverzinsliche Wertpapiere ab
und gibt diesen dafür Noten und Münzen.
95- Die Nichtbanken wünschen nur einen Teil ihres
Geldes bar zu halten. Einen anderen Teil des
Geldes bevorzugen sie in Form von Sichteinlagen. - Die Nichtbanken werden daher ihr zusätzliches
Bargeld bei den Banken gegen Sichteinlagen
eintauschen. - Ähnlich der anfänglichen Offenmarktoperation der
Zentralbank werden die Banken das Bargeld
verwenden, um den Nichtbanken Wertpapiere
abzukaufen (oder zusätzliche Kredite zu
vergeben).
96- So setzt sich der monetäre Expansionsprozess
fort. Am Ende ist die Geldmenge aufgrund der
Erhöhung des Bargeldes aber auch wegen der
steigenden Sichteinlagen angestiegen. - In der Praxis führt die EZB Offenmarktgeschäfte
nicht direkt mit Nichtbanken durch. - Vielmehr führt sie Offenmarktoperationen mit
Banken durch. Diese geben dann Noten und Münzen
an Nichtbanken weiter.
97- In der Praxis wird die technische Durchführung
der geschilderten Geldschöpfungsvorgänge
einfacher gehandhabt. - Anstatt größere Mengen an Bargeld zu übertragen,
halten Banken Überschussreserven bei der
Zentralbank. - Überschussreserven können durch eine einfache
Überweisung auf andere Banken übertragen werden. - Erst wenn ein Kunde einen Teil seiner
Sichteinlagen in bar abheben möchte, wird die
Bank dann die Überschussreserven bei der EZB in
Bargeld umtauschen.
98- Die Zentralbank hat weitere Möglichkeiten, das
Kreditvergabeverhalten der Banken zu
beeinflussen, um hiermit die Geldmenge zu
kontrollieren. - Zum einen kann sie eine Mindestreservepflicht
einführen. - Hierbei werden Banken verpflichtet, 2 v.H. der
Einlagen von Nichtbanken bei der EZB anzulegen. - Somit können nur 98 v.H. der Einlagen zur
Kreditvergabe verwendet werden. - Durch eine Anhebung der Mindestreservepflicht
kann die EZB den Geldmengenmultiplikator und
damit die Geldmenge reduzieren.
99- Eine weitere Möglichkeit der Geldmengensteuerung
hat die Zentralbank, wenn sie den Banken Kredite
gewährt. - Derzeit vergibt die EZB Kredite an die Banken
i.H.v. ca. 327 Mrd. (Stand August 2004). - Im Gegenzug zu den Krediten können die Banken
Bargeld von der EZB aufnehmen und dieses zum
Ankauf von Wertpapieren oder zur Kreditvergabe
verwenden. - Für die vergebenen Kredite wird die Zentralbank
aber Zinsen verlangen. - Je höher diese Zinsen, desto weniger lohnt sich
die Kreditaufnahme der Banken. Die Geldschöpfung
wird dann eingeschränkt.
100- Insgesamt sehen wir also, dass die Zentralbank
weitgehend die Geldmenge kontrollieren kann. - Hierbei steht sie aber zwei Größen gegenüber, die
sie nicht vollständig kontrollieren kann - Dem Anteil an Geld, welches Nichtbanken in Form
von Bargeld zu halten wünschen. - Dem Kreditvolumen, das Banken an Nichtbanken
vergeben wollen, indem die Banken Kredite bei der
Zentralbank aufnehmen.
101- In der derzeitigen Praxis der EZB ist die
Kreditvergabe und die Offenmarktpolitik
miteinander verknüpft. - Die EZB vergibt auf 1 Woche oder 3 Monate
befristete Kredite, wobei die Banken hierfür
festverzinsliche Wertpapiere verpfänden müssen. - Dies entspricht de facto einem zeitlich
befristeten Ankauf von Wertpapieren durch die EZB.
102- Inflation kennzeichnet eine Situation, in der
das allgemeine Preisniveau einer Volkswirtschaft
ansteigt. - Die Inflationsrate ist der prozentuale Anstieg
des Preisniveaus gegenüber dem Ausgangsniveau. - Die Lebenshaltungskosten sind ein Maß für die
gesamten Kosten der Güter und Dienste, welche von
einem typischen Konsumenten gekauft werden. - Ein Anstieg der Lebenshaltungskosten bedeutet,
dass ein typischer Konsument mehr Euro ausgeben
muss, um den Lebensstandard zu halten. - Das Statistische Bundesamt stellt hierfür
monatliche Daten zur Verfügung. Diese erlauben
es, die zeitliche Veränderung der
Lebenshaltungskosten zu verfolgen.
103(No Transcript)
104- Die Lebenshaltungskosten werden auch
Verbraucherpreisindex (VPI) genannt. - Zur Bestimmung der Lebenshaltungskosten muss
zunächst ein Warenkorb bestimmt werden. - Die wichtigsten Güter eines typischen
Konsumenten werden hierfür zu einem Warenkorb
zusammengefasst. - Mit Hilfe von Befragungen von Haushalten werden
in periodischen Abständen die passenden Gewichte
der einzelnen Güter bestimmt. - Haushalte werden hierzu seitens des
Statistischen Bundesamtes aufgefordert, ein Jahr
lang über ihre Einnahmen und Ausgaben Buch zu
führen.
105- Zu den wichtigsten Gütern müssen dann regelmäßig
die Preise zusammengetragen werden. - Hiermit können dann die gesamten Kosten des
Warenkorbes zu unterschiedlichen Zeitpunkten
bestimmt werden. - Ein Jahr wird als Basisjahr festgelegt und die
Ergebnisse anderer Jahre mit denen des
Basisjahres verglichen. - Die Inflationsrate im Jahre 2003,
beispielsweise, ergibt sich gemäß - Inflationsrate 2003 ? 100
VPI 2003 VPI 2002
VPI 2002
106- Der VPI ist ein akkurates Maß für das Preisniveau
des ausgewählten Warenkorbes, aber er ist kein
perfektes Abbild der Lebenshaltungskosten. - Substitutionsbias
- Veränderungen relativer Preise bewirken eine
Veränderung des Warenkorbes hin zu preis-werteren
Produkten. Durch diese Substitutions-effekte wird
der gesamte Warenkorb günstiger. - Der VPI unterstellt einen konstanten Warenkorb,
vernachlässigt also diesen Substitutionseffekt. - Hierdurch überschätzt der VPI die Inflationsrate.
107- Einführung neuer Produkte
- Der Warenkorb vernachlässigt die veränderte
Kaufkraft, welche durch die Einführung neuer
Produkte entsteht. - Neue Produkte erhöhen die Wahlmöglichkeiten eines
Konsumenten. Dies macht jeden Euro wertvoller. - Konsumenten brauchen weniger Euro, um den
gleichen Lebensstandard zu erreichen. - Der VPI vernachlässigt dies und überschätzt daher
die Inflationsrate.
108- Vernachlässigte Qualitätsverbesserungen
- Wenn sich die Qualität eines Gutes über die Jahre
verbessert, erhöht sich der Wert eines hierfür
ausgegebenen Euro, ohne dass sich das Preisniveau
des Gutes verändert. - Sofern im Mittel eher Qualitätsverbesserungen
auftreten kommt es dazu, dass der VPI die
Inflationsrate überschätzt.
109- Bei ausgewählten Produkten versucht das
Statistische Bundesamt die Berechnung des
Verbraucherpreis-index, um solche
Qualitätsveränderungen zu bereinigen (hedonische
Methode). - Ein Gut wird gedanklich in Qualitätseigenschaften
zerlegt und dann mit Hilfe einer
Regressionsanalyse der Einfluss dieser
Qualitätsmerkmale auf den Preis ermittelt. - Diejenigen Preisänderungen, die nur auf
qualitativen Veränderungen bestimmter
Eigenschaften beruhen, werden von den reinen
Preisänderungen rechnerisch getrennt und
eliminiert.
110- Insgesamt neigt der VPI aufgrund des
Substitutions-bias, der Einführung neuer Produkte
und vernach-lässigter Qualitätsverbesserungen
dazu, die Lebens-haltungskosten zu überschätzen. - Dies kann problematisch sein, sofern ein
Inflations-ausgleich bei staatlichen Programmen
oder in Tarifverhandlungen festgelegt wird (dies
wird auch Indexierung genannt. Eine solche
Indexierung ist in Deutschland rechtlich aber nur
eingeschränkt möglich). - Schätzungen ergeben, dass der VPI den
tatsächlichen Anstieg der Lebenshaltungskosten um
ca. einen Prozentpunkt pro Jahr überzeichnet.
111- Inflation muss unterschieden werden von einem
Anstieg einzelner Preise und einer Veränderung
relativer Preisverhältnisse zwischen einzelnen
Gütern und Diensten. - Seit Ende des 2. Weltkriegs lag die Inflation in
Deutschland bei etwa 3 Prozent. - Eine Deflation bezeichnet ein allgemeines Sinken
des Preisniveaus. Deflationsphasen gab es z.B.
während des 19. Jahrhunderts.
112- Hyperinflation bezeichnet einen extrem starken
Anstieg des Preisniveaus. Deutschland erlebte
dies in den 20er Jahren. - Eine Phase weltweit relativ hoher Inflation wurde
zuletzt in den 70er Jahren als Folge der beiden
Ölpreisschocks erreicht. - Seitdem ist die Inflationsrate in Deutschland und
in den USA etwa 2 Prozent. - Unter der Annahme, dass die Inflationsrate die
tatsächliche Abnahme der Kaufkraft überzeichnet,
kennzeichnet dieser Wert weitgehend
Preisniveaustabilität.
113- Die Quantitätstheorie der Inflation
- Die Quantitätstheorie des Geldes wird verwendet,
um die langfristigen Determinanten des
Preisniveaus und der Inflationsrate zu bestimmen.
- Das Geldangebot wird von der EZB bestimmt. Diese
kann z.B. durch Offenmarktpolitik das Geldangebot
kontrollieren. - Die (nominale) Geldnachfrage wird bestimmt durch
das allgemeine Preisniveau. - Da Geld als Zahlungsmittel gehalten wird, erhöht
sich die gewünschte Geldhaltung mit dem Preis
eines repräsentativen Warenkorbes.
114- Die primäre Ursache von Inflation ist das
Wachstum der Geldmenge. - Dies impliziert die klassische Dichotomie und
damit die Neutralität des Geldes, eine Aussage
die auf Hume zurückgeht - Die Geldmenge beeinflusst nur nominale Größen.
- Für reale Größen sind andere Einflussfaktoren
relevant.
115- Die Quantitätstheorie hat interessante
Implikationen für die Umlaufgeschwindigkeit des
Geldes. - Diese kennzeichnet die Schnelligkeit, bildlich
gesprochen, mit der ein Euro im Durchschnitt in
der Wirtschaft von einer Geldbörse zur anderen
wandert. - Die Umlaufgeschwindigkeit (V) wird als Relation
zwischen dem nominalen Inlandsprodukt (P.Y) und
dem Geldangebot (M) bestimmt - VP.Y/M
- Dies können wir als Quantitätsgleichung
schreiben M.VP.Y
116Nominales BIP, Geldmenge und Umlaufgeschwindigkeit
, USA
Indizes
(1960 100)
1,500
1,000
500
Geschwindigkeit
0
1960
1965
1970
1975
1980
1985
1990
1995
2000
117- Die Quantitätstheorie konstatiert, dass die
Umlaufgeschwindigkeit des Geldes im Zeitablauf
relativ konstant ist. - Dieser Sachverhalt ist weitgehend für Deutschland
und die Euro-Zone gültig und wird für die USA
ebenfalls bestätigt. - Allerdings kann sich die Umlaufgeschwindigkeit
langfristig ändern bei steigender Arbeitsteilung
(Transaktionsvolumen steigt stärker als das
Inlandsprodukt und erfordert höhere Geldhaltung),
Monetisierung (natural getauschte Güter werden
verstärkt mit Geld ausgetauscht) und
Kapitalintensität (relativ zu steigendem
Sachkapital und Vermögen soll auch mehr Geld
gehalten werden).
118- Auf Grund der Konstanz der Umlaufgeschwindigkeit
müssen die anderen Variablen auf eine Erhöhung
der Geldmenge reagieren - Entweder muss das Preisniveau ansteigen
- oder das Inlandsprodukt muss sich erhöhen.
- Die Neutralität des Geldes besagt aber, dass
reale Größen, wie das reale Inlandsprodukt, von
Geldmengenerhöhungen nicht tangiert werden. - Demzufolge kann nur das Preisniveau als Folge
einer Geldmengenerhöhung ansteigen. - Dieser Zusammenhang zeigt sich insbesondere bei
Hyperinflation, also einer Inflation, welche
einen Wert von 50 v.H. im Monat übersteigt.
119Geld und Preise in der Hyperinflation
(b) Ungarn
(a) Österreich
Index (Jan. 1921 100)
Index (Jan. 1921 100)
Preisniveau
100,000
100,000
Preisniveau
10,000
10,000
Geld- angebot
Geld- angebot
1,000
1,000
100
100
1925
1924
1923
1922
1925
1924
1923
1922
1921
1921
120Geld und Preise in der Hyperinflation
c) Deutschland
d) Polen
Index (Jan. 1921 100)
Index (Jan. 1921 100)
10 Mill.
100 Bill.
Preisniveau
Preisniveau
1 Bill.
1 Mill.
Geld- angebot
10 Mrd.
Geld-
100,000
100 Mill.
angebot
1 Mill.
10,000
10,000
1,000
100
1
100
1925
1924
1923
1922
1921
1925
1924
1923
1922
1921
121- Die Inflationssteuer
- Der Staat kann dadurch seine Ausgaben decken,
dass er neues Geld druckt und in Umlauf bringt. - Hiermit induziert er Inflation.
- Diese Inflation wirkt wie eine Steuer.
- Sie wird bezahlt von all denjenigen, welche Geld
besitzen. - Das Eintreiben der Steuer findet automatisch
dadurch statt, dass der Wert des Geldes
verringert wird.
122- Die Kosten der Inflation
- Inflation bei konstantem nominalen Einkommen
würde die Kaufkraft reduzieren. - Aber dieses Argument ist irreführend Alle
nominalen Größen steigen gleichermaßen bei
Inflation. - Eine Veränderung der Kaufkraft stellt sich nicht
ein, da Löhne genauso steigen wie die Preise des
repräsentativen Warenkorbes. - Andere Kosten der Inflation bleiben aber bestehen.
123- Schuhlederkosten entstehen, weil Menschen
versuchen, ihre Geldhaltung bei hoher Inflation
zu reduzieren. - Dies impliziert ein häufigeres Aufsuchen der Bank
zum Zweck der Abhebung von zinstragenden
Vermögensanlagen. - Hierbei entstehen Kosten für die involvierte Zeit
und Unannehmlichkeiten.
124- Menukosten entstehen, weil Preise angepasst
werden müssen. - Preislisten und Aushängeschilder müssen häufiger
aktualisiert werden. - Hierbei werden Ressourcen verbraucht, die
ansonsten im Produktionsprozess sinnvoller
verwendet werden könnten. - Wird hingegen auf häufige Preisanpassungen
verzichtet und stattdessen starke Preiserhöhungen
relativ selten durchgeführt, dann beeinflusst
Inflation die relativen Preise. Dies bewirkt aber
allokative Verzerrungen.
125- Steuerverzerrung
- Inflation erhöht die nominalen Erträge aus
Ersparnissen und Kapitalbesitz. - Nominale Wertsteigerungen führen evtl. beim
Verkauf der Anlage zu einem steuerpflichtigen
Bilanzgewinn. Sofern die nominale Wertsteigerung
aber der Inflation entspricht, hat sich der Wert
real nicht erhöht. Trotzdem wird er besteuert. - In der Einkommensteuererklärung wird das nominale
Zinseinkommen erfasst. Das reale Einkommen ist
aber geringer, da die Inflation einen Wertverlust
darstellt. - Insgesamt wird Sparen hierdurch unattraktiver.
126- Wie bildet sich der nominale Zinssatz in Reaktion
auf unterschiedliche Inflationsraten? - Kreditgeber werden einen Zuschlag dafür fordern,
dass die künftigen Rückzahlungen real entwertet
sind. - Kreditnehmer können nominal höhere Erträge
erzielen und sind daher in der Lage, auch nominal
höhere Zinsen zu bezahlen. - Insgesamt erscheint es daher plausibel, dass eine
erhöhte Inflation in voller Höhe die nominalen
Zinsen ansteigen lässt - Nominalzins Realzins Inflationsrate
- Dieser Zusammenhang wird Fisher-Effekt genannt.
127The Nominalzins und die Inflationsrate, USA
15
12
10
6
3
0
1995
1960
1965
1970
1975
1980
1985
1990
128- Eine Erhöhung der Inflation kann aber nun einen
Einfluss auf den Realzins haben. Eine Erhöhung
der nominalen Zinsen kompensiert nämlich
lediglich für einen inflationsbedingten
Wertverlust, muss aber trotzdem versteuert
werden.
Stabiles Land Inflations-land
Realzins 4 4
Inflationsrate 0 8
Nominalzins 4 12
Zinsminderung durch 25 Steuer 1 3
Nominalzins nach Steuer 3 9
Nominalzins nach Steuer abzgl. Inflation 3 1
129- Konfusion und Unbequemlichkeit
- Mit Inflation sind reale Werte schwerer über die
Zeit zu vergleichen. Geld verliert teilweise
seine Bedeutung als Recheneinheit. - Eine realistische Darstellung von Kosten,
Profiten und Erträgen einer Firma wird so
erschwert. - Investoren haben größere Schwierigkeiten,
erfolgreiche von erfolglosen Firmen zu
unterscheiden. - Der Kapitalmarkt wird behindert.
130- Willkürliche Umverteilung
- Die bisher erwähnten Kosten ergeben sich auch bei
einer konstant hohen Inflationsrate. - Weitere Kosten ergeben sich bei einer
unerwarteten Inflation. - Bei Hyperinflation ist die Inflationsrate auch
sehr volatil und kaum vorherzusagen. - Bezieher eines nominal fixierten Lohneinkommens
werden dann benachteiligt.
131- Kreditgeber werden von einer unerwarteten
Inflation benachteiligt. - Dies resultiert, da zumeist in Kreditverträgen
die Nominalzinsen fixiert sind. - Kreditnehmer werden von Inflation begünstigt, da
ihre Tilgung real günstiger wird. - Eine Deflation hingegen belastet Kreditnehmer.
- Vermögen wird somit willkürlich umgeschichtet.
- Hierdurch ergeben sich Verteilungsprobleme, evtl.
auch eine abnehmende Bereitschaft, mit regulärer
Arbeit Einkommen zu erzielen.
132Prof. Dr. Johann Graf Lambsdorff Universität
Passau WS 2006/07
y, s.y
IV. Kurzfristige Schwankungen
f(k)
y
(nd)k
k
k
133Pflichtlektüre Mankiw, N. G. (2003),
Macroeconomics. 5. Aufl. S. 257-262 Wohltmann,
H.-W. (2000), Grundzüge der makroökonomischen
Theorie. 3. Aufl. S. 38-61 und 69-105.
McDowell, M. et al. (2006), Principles of
Economics, S. 703-716. Blanchard, O. (2006),
Macroeconomics. 4. Aufl. S. 335-341.
134(No Transcript)
135- Bei der Betrachtung längerer Zeiträume ist,
insbesondere bei konstantem technischem
Fortschritt, mit einem stetigen Wachstum des BIP
zu rechnen. - In manchen Jahren fällt dieses Wachstum aber aus.
- Eine Rezession ist eine Periode
unterdurchschnittlichen Wachstums evtl. stellt
sich sogar ein fallendes Inlandsprodukt und ein
sinkendes Einkommen ein. - Dies geht zumeist einher mit einer erhöhten
Unterbeschäftigung. - Eine Depression ist eine besonders schwerwiegende
Rezession. - Diese periodischen Entwicklungen werden
Konjunkturzyklus genannt.
136Wachstumsrate des realen BSP
1972-1993 Früheres Bundesgebiet ab 1992
Gesamtes Bundesgebiet Datenquelle World
Development Indicators
137- Im Rahmen eines Konjunkturzyklus variieren die
meisten makroökonomischen Variablen im
Gleichlauf. - Eine fallende Produktion geht mit erhöhter
Unterbeschäftigung einher. Es besteht somit eine
inverse Beziehung zwischen Produktion und
Arbeitslosigkeit. - Die gleichlaufenden prozentualen Schwankungen der
Bruttoinvestition fallen oftmals besonders stark
aus. - Das Preisniveau steigt in Boomphasen und sinkt
oder stagniert in einer Rezession.
138- Wie unterscheiden sich kurzfristige von
langfristigen Betrachtungen? - Langfristig gilt die neoklassische Sichtweise
der Wirtschaft, bei der Produktion und Angebot
entscheidenden Einfluss besitzen. - Kurzfristig ist die Neutralität des Geldes
(klassische Dichotomie) nicht gegeben.
Geldmengenschwankungen können daher kurzfristig
reale Größen beeinflussen. - Kurzfristig ist die Inflationsrate konstant.
- Kurzfristig kann die gesamtwirtschaftliche
Nachfrage einen entscheidenden Einfluss auf
Inlandsprodukt und Beschäftigung haben.
139- Dieser keynesianischen Sichtweise fehlt dabei
die Zuversicht, dass die Wirtschaft zur
Markträumung neigt. U.a. wird argumentiert, dass - die langfristige Anpassung zu spät kommt, um
relevant zu sein Keynes in the long-run we are
all dead - selbstverstärkende Mechanismen existieren, welche
eine Anpassung an das langfristige Gleichgewicht
verzögern.
140- Eine zentrale Bedeutung kommt im Rahmen einer
kurzfristigen Analyse der Konsumnachfrage der
Haushalte zu. Konsum wird bestimmt durch - das laufende verfügbare Einkommen,
- das Vermögen,
- (erwartete) Preisänderungen,
- das zu erwartende Lebenseinkommen,
- die relative Position im Lebenszyklus,
- Steuerzahlungen.
- Im Rahmen einer Konsumhypothese werden
typischerweise nur einige wenige dieser
Einflussgrößen berücksichtigt.
141- Absolute Einkommenshypothese (Keynes 1936)
- Im Rahmen der absoluten Einkommenshypothese von
Keynes (1936) wird dem laufenden Einkommen eine
zentrale Rolle zugewiesen C C(Y) - Hierbei wird argumentiert, dass ein Anstieg des
Einkommens zu einem Anstieg des Konsums als auch
einem Anstieg der Ersparnis führt.
142- In linearisierter Form gilt C a cY, mit
agt0, autonomer Konsum c, marginale
Konsumquote, mit 0ltclt1. - Die private Ersparnis, S, ist die Differenz
zwischen verfügbarem Einkommen und privatem
Konsum - S Y C.
- Es folgt in linearisierter Form
- S Y a cY a sY s1-c
- Hierbei ist s die marginale Sparneigung (0 lt s lt
1).
143C,S
Y
144- Mit Hilfe der Konsumhypothese können wir nun den
Gütermarkt analysieren und uns der Frage stellen,
wie Angebot und Nachfrage auf dem Gütermarkt zum
Ausgleich kommen. - Hierbei unterstellen wir, dass alle Größen real
geplant werden. Der Konsumplan bezieht sich also
nicht auf eine nominale -Größe, sondern auf
(gewichtete) Mengen an Konsumgütern.
145- Im Gegensatz zu obigem Cartoon unterstellen wir
unterausgelastete Produktionskapazitäten. - Diese bewirken, dass Unternehmen eine zusätzliche
Nachfrage befriedigen können. - Wir unterstellen dabei, dass Unternehmen zu
konstanten Grenzkosten produzieren, so dass die
zusätzliche Nachfrage nicht die Inflation erhöht.
146Das Gütermarktmodell
- YSYD
- YYS
- II
- CacY
- YDCI
147Ad 1) Die geplante Güterproduktion wird durch die
Unternehmer festgelegt in Höhe der zu erwartenden
gesamtwirtschaftlichen Nachfrage. Für dieses
Gleichgewicht ist hier (im Gegensatz zur
Mikroökonomik) nicht das Preisniveau
verantwortlich. Dieses Preisniveau wird bestimmt
durch die Höhe der Inflationsrate, an die sich
die Wirtschaftssubjekte der Volkswirtschaft
gewöhnt haben. Aufgrund von Menukosten gibt es
kurzfristig keine weiteren Preisniveauschwankungen
. Kurzfristig werden Überstunden oder höhere
Maschinenlaufzeiten hingenommen, um die
Produktion zu erhöhen.
148Ad 2) Die geplante Produktion der Unternehmer
wird realisiert. Ad 3) Die Unternehmer planen
und realisieren die Höhe der Nettoinvestition.
Diese wird im Modell als exogen betrachtet und
autonom festgelegt. Nettoinvestitionen haben
keinen Effekt auf den Kapitalstock und damit die
Produktion (kurze Sicht!). Ad 4) Die Haushalte
antizipieren ihr verfügbares Einkommen, Y, und
planen die Aufteilung dieses Einkommens in Konsum
und Ersparnis. Ad 5) Gemäß gesamtwirtschaftlichem
Produktionskonto teilt sich das
Nettoinlandsprodukt auf in Konsum- und
Investitionsgüter.
149Es existieren Verhaltenshypothesen über geplante
Größen. Diese sind die Produktion, die
Nettoinvestition und der geplante Konsum (Y, I,
C). ? Unterschied zu ex-post Betrachtung, wo nur
realisierte Größen einander gegenübergestellt und
Plangrößen nicht betrachtet werden. ? Bei
Ungleichgewichten YS gt YD oder YS lt
YD erfolgen Planrevisionen in Form ungeplanter
Lagerbestandsveränderungen. Bei dieser Größe
können Plan und Realisierung also voneinander
abweichen.
150Angebots-Nachfrage-Diagramm
YD
YD
P
Y
Y
151 Zusammengefasstes Modell
152YS,YD C, I
Y
153- Dieses Gütermarktgleichgewicht lässt sich auch
dadurch abtragen, dass die gesamtwirtschaftliche
Ersparnis der Nettoinvestition gegenüber gestellt
wird. - Es gilt die Definitionsgleichung SY-C .
- Unter Verwendung der Gleichungen (3), (1), (2)
und (5) wird hieraus die (alternative)
Gleichgewichtsbedingung SI
154S, I
Y
155- In einer Volkswirtschaft können nun Störungen
auftreten. Wie verändert sich hierbei das
Gleichgewicht? - Diese Frage wird im Rahmen einer so genannten
komparativ-statischen Analyse beantwortet. - Hierzu leiten wir den Investitionsmultiplikator
(dY/dI) her
156Die Gleichun