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Makro

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These operations take place every Monday in form of an online-auction, ... 13% * This diagram shows the ... money from the ECB in case of ... – PowerPoint PPT presentation

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Title: Makro


1
Makroökonomik6. Die Geldpolitik der EZB
2
Makroökonomik
  • 6. Die Geldpolitik der EZB
  • 6.1. Die geldpolitischen Ziele der EZB
  • 6.2. Die geldpolitischen Instrumente der EZB
  • 6.3. Die Geldschöpfung der Geschäftsbanken
  • 6.4. Kontrollfragen

3
Makroökonomik
  • 6. Die Geldpolitik der EZB
  •      6.1. Die geldpolitischen Ziele der EZB
  •          

4
6. Die Geldpolitik der EZB6.2.1. Die
geldpolitischen Ziele der EZB
  • Das Ziel der EZB-Geldpolitik ist im EG Vertrag
    (Art. 4.2 Art. 105) und im EZB-Statut (Art. 2)
    definiert
  • Vorrangiges Ziel ist "die Preisstabilität zu
    gewährleisten"
  • Im "Protokoll über die Konvergenzkriterien" legt
    Artikel 1 fest, dass
  • "Preisstabilität" in Bezug auf den
    "Verbraucherpreisindex" gelten soll.
  • In einer Pressemitteilung vom 13.10.1998 hat der
    EZB-Rat präzisiert, dass
  • "Preisstabilität definiert sein soll als ein
    jährlicher Anstieg des Harmonisierten
    Verbraucherpreisindexes (HVPI) des Euro-Raums von
    weniger als 2. Preisstabilität soll
    mittelfristig gelten."

5
6. Die Geldpolitik der EZB6.2.1. Die
geldpolitischen Ziele der EZB
CHAPTER II "OBJECTIVES AND TASKS OF THE
ESCB" Article 2 Objectives In accordance with
Article 105(1) of this Treaty, the primary
objective of the ESCB shall be to maintain price
stability. Without prejudice to the objective of
price stability, it shall support the general
economic policies in the Community with a view to
contributing to the achievement of the objectives
of the Community as laid down in Article 2 of
this Treaty. The ESCB shall act in accordance
with the principle of an open market economy with
free competition, favouring an efficient
allocation of resources, and in compliance with
the principles set out in Article 3a of this
Treaty. (Statute of the ESCB and of the ECB)
6
6. Die Geldpolitik der EZB6.2.1. Die
geldpolitischen Ziele der EZB
  • Bei der Verfolgung dieses Zieles ist die EZB
    unabhängig vom Einfluss politischer Gremien.
  • Das ist in Artikel 107 des EZB-Statuts
    ausdrücklich festgelegt
  • Die EZB ist mit diesem Statut eine der
    unabhängigsten Notenbanken der Welt.

Article 107 neither the ECB, nor a national
central bank, nor any member of their
decisionmaking bodies shall seek or take
instructions from Community institutions or
bodies, from any government of a Member State or
from any other body. (Statute of the ESCB and
of the ECB)
7
6. Die Geldpolitik der EZB6.2.1. Die
geldpolitischen Ziele der EZB
  • Empirische Studien zeigen, dass die politische
    Unabhängigkeit von Notenbanken im Durchschnitt zu
    niedrigeren Inflationsraten führt

8
6. Die Geldpolitik der EZB6.2.1. Die
geldpolitischen Ziele der EZB
  • Wie die EZB verfolgen auch viele andere moderne
    Notenbanken ein öffentlich verkündetes
    Inflationsziel
  • Bank of England 2,5 RPIX1) 1,75 HVPI1)
  • Schwedische Reichsbank 2 1 VPI1)
  • Norwegische Zentralbank 2½ 1 VPI
  • Bank of Canada 1 bis 3 VPI
  • Bank of Australia 1 bis 3 VPI
  • Reserve Bank of New Zealand 1 bis 3 VPI
  • Schweizer Nationalbank Übernahme des
    EZB-Inflationsziels
  • US-Federal Reserve System 1,5 - 2 PCE

1) RPIX Retail Price Index HVPI
Harmonisierter Verbraucherpreisindex VPI
Verbraucherpreisindex PCE Personal consumption
expenditures price index
9
6. Die Geldpolitik der EZB6.2.1. Die
geldpolitischen Ziele der EZB
  • Es ist wichtig, dass man sich klar macht, dass
    ein konstantes Inflationsziel aktive
    antizyklische Geldpolitik bedeutet. Um die
    Inflationsrate konstant zu halten, muss die
    Notenbank
  • in einer nachfragebedingten Rezession die
    Geldmenge und damit das Kreditangebot erhöhen, um
    die Nachfrage wieder zu erhöhen und dadurch eine
    Deflation zu vermeiden und
  • in einem nachfragebedingtem Boom die Geldmenge
    (und damit das Kreditangebot) senken, um die
    Nachfrage zu senken und eine Inflation zu
    vermeiden.
  • Das gilt für alle Inflationsziele egal ob sie
    größer oder kleiner als Null sind.

10
6. Die Geldpolitik der EZB6.2.1. Die
geldpolitischen Ziele der EZB
  • Warum nun aber streben die meisten Notenbanken
    eine Inflationsrate größer Null an und nicht
    einfach Nullinflation?
  • In der geldpolitischen Diskussion werden eine
    Reihe von Gründen für eine Inflationsrate größer
    Null genannt. Zu den wichtigsten zählen
  • Gefahr einer Deflationsspirale bei Nullinflation
  • Psychologische Effekte bei starren Nominallöhnen
  • Möglichkeit negative Realzinsen zu erzeugen
  • All diese Gründe werden jedoch kontrovers
    diskutiert es besteht hier in der
    wirtschaftspolitischen Debatte keine
    Einstimmigkeit !

11
6. Die Geldpolitik der EZB6.2.1. Die
geldpolitischen Ziele der EZB
  • Gefahr einer Deflationsspirale
  • Wie würden Sie reagieren, wenn Sie neue Möbel für
    Ihre Wohnung kaufen möchten und Sie wüssten, dass
    die Preise für Möbel um 5 pro Jahr sinken
    werden?
  • Was würde passieren, wenn alle Konsumenten sich
    so verhielten?
  • Wie würde das die Konjunktur beeinfussen?
  • Bisher (AU 3) haben wir immer unterstellt, dass
    die Haushalte darauf nicht weiter reagieren. Das
    muss aber nicht so sein
  • Es ist durchaus möglich, dass sie ihren Konsum
    weiter reduzieren, weil sie erwarten, dass sie
    für ihre Ersparnisse aufgrund des negativen
    Preistrends in Zukunft mehr Güter kaufen können.
  • Dann würde aber die Konsumquote noch weiter
    sinken und die Rezession würde sich weiter
    verstärken.
  • Einige Wirtschaftshistoriker sind der Meinung,
    dass dieser Mechanismus wesentlich zur
    Weltwirtschaftskrise (1929-33) beigetragen hat.

12
6. Die Geldpolitik der EZB6.2.1. Die
geldpolitischen Ziele der EZB
Inflations-rate
AUF-SCHWUNG
AUF-SCHWUNG
AB-SCHWUNG
AB-SCHWUNG
Zielinflationsrate ( Langfristiger Mittelwert)
2
Tatsächliche Inflation
3
B O O M
R E Z E S S I O N
B O O M
R E Z E S S I O N
2
1
Zeit
0
In der Realität schafft es keine Zentralbank ihre
Zielinflationsrate immer exakt zu realisieren In
Aufschwungphasen ist die Inflation in der Regel
größer und in Abschwungphasen kleiner als die
Zielrate!
2
3
gt Keine Deflation in Rezessionen, wenn die
Zielinflationsrate hoch genug ist!
13
6. Die Geldpolitik der EZB6.2.1. Die
geldpolitischen Ziele der EZB
Inflations-rate
AUF-SCHWUNG
AB-SCHWUNG
AUF-SCHWUNG
AB-SCHWUNG
3
B O O M
R E Z E S S I O N
B O O M
R E Z E S S I O N
2
Zielinflationsrate ( Langfristiger Mittelwert)
0
Tatsächliche Inflation
1
Zeit
0
2
gt Deflation in Rezessionen, wenn die
Zielinflationsrate Null ist!
3
gt Gefahr von Deflationsspiralen!
14
6. Die Geldpolitik der EZB6.2.1. Die
geldpolitischen Ziele der EZB
Inflations-rate
AUF-SCHWUNG
AB-SCHWUNG
AUF-SCHWUNG
AB-SCHWUNG
3
B O O M
R E Z E S S I O N
B O O M
R EZC E S S I O N
2
Zielinflationsrate ( Langfristiger Mittelwert)
0
Tatsächliche Inflation
1
Zeit
0
2
3
Deflationsspiralen können Rezessionen verstärken!
15
6. Die Geldpolitik der EZB6.2.1. Die
geldpolitischen Ziele der EZB
  • Psychologische Effekte bei starren Nominallöhnen
  • Im neoklassischen Modell (AU 2.1.) wurde die
    Abwesenheit von Geldillusion unterstellt. Das
    bedeutete u.a., dass die Arbeitnehmer bei einem
    Anstieg des Preisniveaus P? immer sofort einen
    Anstieg des Nominallohns verlangt haben w?, damit
    ihr Reallohn nicht sank w? / P?.
  • Laborexperimente zeigen jedoch, dass normale
    Menschen nicht so rational sind Bei der Frage
    Was ist fairer
  • (a) Eine Nominallohnkürzung um 2 bei einer
    Inflation von 0
  • (b) ein Nominallohnanstieg um 2 bei einer
    Inflation von 4?
  • entscheiden sich die meisten Menschen für ( ).
  • Da es im Strukturwandel stets Branchen gibt, die
    ihre Reallöhne senken müssen (i.d.R. Branchen mit
    niedrigqualifizierten Beschäf-tigten) damit es
    nicht zu Arbeitslosigkeit kommt, kann also eine
    Inflation größer Null die soziale Akzeptanz
    solcher Reallohnsenkun-gen erhöhen. Kritiker
    argumentieren allerdings, dass dies eine
    Täuschung der Arbeiter impliziert eine
    Ausnutzung mentaler Schwächen.

16
6. Die Geldpolitik der EZB6.2.1. Die
geldpolitischen Ziele der EZB
  • Möglichkeit negative Realzinsen zu erzeugen
  • Angenommen die Inflationsrate ist gleich 5 und
    der Zinssatz, der für einen Kredit gezahlt werden
    muss ist 3.
  • Welche Art von Geschäft wäre dann profitabel?
  • Wie würde sich diese Art von Geschäften auf die
    Gesamtnachfrage nach Gütern auswirken?
  • Wie würde das den Konjunkturzyklus beeinflussen?

17
6. Die Geldpolitik der EZB6.2.1. Die
geldpolitischen Ziele der EZB
  • Möglichkeit negative Realzinsen zu erzeugen
  • Um einen solchen Anreiz zu schaffen muss der
    Nominalzins it niedriger sein als die
    Inflationsrate (Pt1-Pt) / Pt
  • it lt (Pt1 - Pt) / Pt
  • Den niedrigsten Nominalzins, den eine Zentralbank
    mit normaler Geldpolitik erzeugen kann ist it
    0 (In diesem Fall muss die Notenbank ihr Geld zu
    einem Zins von Null hergeben).
  • Deshalb kann bei einer Inflationsrate von Null,
    (Pt1 - Pt) / Pt 0, der gewünschte Anreiz nicht
    geschaffen werden
  • it lt (Pt1 - Pt) / Pt 0
  • Folglich braucht die Notenbank eine
    Inflationsrate größer Null, um die Möglichkeit zu
    haben, in einer Rezession den Nominalzins unter
    die Inflationsrate zu senken.

18
6. Die Geldpolitik der EZB6.2.1. Die
geldpolitischen Ziele der EZB
  • Möglichkeit negative Realzinsen zu erzeugen
  • Wenn der Nominalzins (z.B. 2) niedriger ist als
    die Inflationsrate (z.B. 5), ist der reale
    Zinssatz negativ (z.B. -1). Der reale Zinssatz
    ist definiert als
  • Realer Zinssatz Nominaler Zinssatz ./.
    Inflationsrate
  • rt
    it ./. (Pt1 - Pt) / Pt
  • gt -3 2
    ./. 5

19
6. Die Geldpolitik der EZB6.2.1. Die
geldpolitischen Ziele der EZB
  • Auch gegen eine Inflationsrate größer Null sind
    eine Reihe von Argumenten in der Diskussion
  • Inflation erhöht die Kosten der Geldhaltung
  • Inflation erhöht die reale Steuerlast
  • Fehlentscheidungen durch Geldillusion
  • Auch hier verlaufen die Diskussionen kontrovers.

20
6. Die Geldpolitik der EZB6.2.1. Die
geldpolitischen Ziele der EZB
  • Inflation erhöht die Kosten der Geldhaltung
  • Wie viel Geld haben Sie gerade in Ihrem
    Portemonnaie?
  • Wie viel würden Sie darin halten, wenn die
    Inflationsrate bei 10 läge?

21
6. Die Geldpolitik der EZB6.2.1. Die
geldpolitischen Ziele der EZB
  1. Inflation erhöht die Kosten der Geldhaltung

Geld
Verbrauch des Geldbe-standes in 6 Tagen
100 Abhebung am Bankautomaten
gt zum Bankautomaten..
gt Transaktionskosten...
Geldausgaben pro Tag
Zeit
6. Tag
1. Tag
22
6. Die Geldpolitik der EZB6.2.1. Die
geldpolitischen Ziele der EZB
  1. Inflation increases the costs of holding money.

Geld
50 Reduzierung des Geldbestandes wg. höherer
Inflation
50 Abhebung am Bankautomaten
Verbrauch des Geldbe-standes in 3 Tagen
gt zum Bankautomaten
gt Transaktionskosten
Geldausgaben pro Tag
Zeit
1. Tag
3. Tag
23
6. Die Geldpolitik der EZB6.2.1. Die
geldpolitischen Ziele der EZB
  1. Inflation increases the costs of holding money.

Geld
50 Reduzierung des Geldbestandes wg. höherer
Inflation
50 Abhebung am Bankautomaten
gt2 mal in 6 Tagen zum Bankautomaten!
gt Doppelt so hohe Transaktionskosten!
Geldausgaben pro Tag
Zeit
gt Inflation erhöht die Kosten der Geldhaltung!
6. Tag
1. Tag
24
6. Die Geldpolitik der EZB6.2.1. Die
geldpolitischen Ziele der EZB
  • Inflation erhöht die reale Steuerlast
  • Numerisches Beispiel
  • (a) Kapitalertragssteuersatz ist t25.
    Nominalzins ist i4. Inflationsrate ist p2.
    Berechne den Wert der Steuerzahlung in Prozent
    des Realzinses vor Steuer.
  • (b) Kapitalertragssteuersatz ist t25.
    Nominalzins ist i4. Inflationsrate ist p0.
    Berechne den Wert der Steuerzahlung in Prozent
    des Realzinses vor Steuer.
  • Wie beeinfluss die Inflation die Steuerzahlung?
  • Wie könnte das Problem gelöst werden?

- 24 -
Prof. Dr. Rainer Maure
25
6. Die Geldpolitik der EZB6.2.1. Die
geldpolitischen Ziele der EZB
  • Inflation erhöht die reale Steuerlast

- 25 -
Prof. Dr. Rainer Maure
26
6. Die Geldpolitik der EZB6.2.1. Die
geldpolitischen Ziele der EZB
  • Inflation erhöht die reale Steuerlast

- 26 -
Prof. Dr. Rainer Maure
27
- 27 -
Prof. Dr. Rainer Maure
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6. Die Geldpolitik der EZB6.2.1. Die
geldpolitischen Ziele der EZB
  • Inflation erhöht die reale Steuerlast
  • (a) Nominaler Kapitalertragssteuersatz ist t25.
    Nominalzins ist i4. Inflationsrate ist p2.
    Wie hoch ist der reale Kapitalertragssteuersatz?
  • gt

gt Inflation erhöht die Kosten der Geldhaltung!
- 28 -
Prof. Dr. Rainer Maure
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6. Die Geldpolitik der EZB6.2.1. Die
geldpolitischen Ziele der EZB
  • Inflation erhöht die reale Steuerlast
  • (b) Nominaler Kapitalertragssteuersatz ist t25.
    Nominalzins ist i4. Inflationsrate ist p0.
    Wie hoch ist der reale Kapitalertragssteuersatz?
  • gt Vereinfachte Berechnung (ohne
    Zinseszinseffekt)

- 29 -
Prof. Dr. Rainer Maure
30
Der Effekt der Abgeltungssteuer auf die reale
Steuerbelastung ist um so höher je niedriger der
Realzins.
31
Wie diese Berechnung zeigt, kann bei Wertpapieren
mit niedrigem Realzins der reale Steuersatz über
200 reichen. Die reale Steuerbelastung ist dann
also höher als der reale Ertrag eines
Wertpapiers, so dass der Investor einen realen
Verlust macht.
32
6. Die Geldpolitik der EZB6.2.1. Die
geldpolitischen Ziele der EZB
  • Inflation erhöht die reale Steuerlast
  • Wie kann dieser Effekt der Inflation auf die
    reale Steuerlast verhindert werden?
  • Inflationsziel gleich Null setzen!
  • Besteuerung des realen Einkommens und nicht des
    nominalen Einkommens

- 32 -
Prof. Dr. Rainer Maure
33
6. Die Geldpolitik der EZB6.2.1. Die
geldpolitischen Ziele der EZB
  • Inflation erhöht die reale Steuerlast
  • Bei der obigen Kapitalertragssteuer ist der
    Grenzsteuersatz konstant.
  • Der Einkommensteuersatz steigt jedoch mit dem
    Nominaleinkommen.
  • Das führt dazu, dass der reale Steuersatz eines
    Haushaltes auch dann steigt, wenn sein
    Nominaleinkommen nur um die Inflationsrate
    steigt, das Realeinkommen also konstant bleibt.
  • Dieser reale Anstieg der realen Steuerbelastung
    bei konstantem Realeinkommen wird Kalte
    Progression genannt.

34
Marginaler Einkommensteuersatz nach dem
Einkommensteuergesetz
gt steigender Steuersatz für jeden Euro Einkommen
Resultierender Durchschnittsteuersatz
Beispiel Bei einem jährlichen Einkommen von 20
000 Euro beträgt der Durchschnittsteuersatz 14,56
35
Marginaler Einkommensteuersatz nach dem
Einkommensteuergesetz
gt steigender Steuersatz für jeden Euro Einkommen
Resultierender Durchschnittsteuersatz
Beispiel Bei einem jährlichen Einkommen von 20
400 Euro beträgt der Durchschnittsteuersatz 14,83
36
6. Die Geldpolitik der EZB6.2.1. Die
geldpolitischen Ziele der EZB
  • Inflation erhöht die reale Steuerlast
  • Das folgende nummerische Beispiel demonstriert
    den Effekt
  • Ein Arbeiter mit einem Einkommen von 20 000
    erhält als Kompensation für eine Inflationsrate
    von 2 einen Anstieg seines Nominallohnes von 2.
    Dem deutschen Einkommensteuertarif zu Folge
    beträgt sein Steuersatz bei einem Einkommen von
    20 000 14,56 . Nach dem Anstieg seines
    Nominallohnes um die Inflationsrate beträgt der
    Einkommensteuersatz 14,83 .
  • (a) Wie hoch ist der reale Anstieg seines
    Einkommens vor Steuer?
  • (b) Wie hoch ist der prozentuale reale Anstieg
    der Steuerbelastung?
  • Das folgende Schaubild wendet diese Formel des
    prozentualen Anstiegs der realen Steuerbelastung
    für eine Inflationsrate von 2 und 4 auf den
    gesamten Verlauf der Einkommensteuerkurve an

37
(No Transcript)
38
6. Die Geldpolitik der EZB6.2.1. Die
geldpolitischen Ziele der EZB
  • Inflation erhöht die reale Steuerlast
  • Natürlich kann man argumentieren, dass diese
    Steuereffekte nicht der Inflation anzulasten sind
    sondern dem Steuer-system.
  • Wenn das zu versteuernde Einkommen um die
    jährliche Inflation vermindert werden würde (mit
    der Inflationsrate deflationiert werden würde),
    käme es nicht zu einem inflationsbedingten
    Anstieg der realen Einkommensteuer.
  • Ein solches Verfahren wird in der Schweiz
    praktiziert.

39
6. Die Geldpolitik der EZB6.2.1. Die
geldpolitischen Ziele der EZB
  • Fehlentscheidungen durch Geldillusion
  • Theoretisch ist den meisten Menschen die Wirkung
    der Infla-tion klar. Wenn sie jedoch spontan
    entscheiden müssen und sich auf ihr Gefühl
    verlassen, liegen sie häufig daneben.
  • Das kann häufig zu Fehlentscheidungen führen. Bei
    Nullinflation tritt dieses Problem natürlich
    nicht auf.
  • Dazu folgendes Experiment Arnold, Berta und
    Claus erben 200 000 . Alle investieren sie
    dieses Geld in ein Haus. Nach 10 Jahren verkaufen
    sie ihre Häuser wieder.
  • Arnold lebt in einem Land, in dem die Preise im
    Durchschnitt um 25 gesunken sind, und erzielt
    einen Preis der 23 niedriger ist als sein
    Kaufpreis.
  • Berta lebt in einem Land mit Nullinflation und
    erzielt einen Preis der 1 niedriger ist als ihr
    Kaufpreis.
  • Claus lebt in einem Land in dem die Preise im
    Durchschnitt um 25 gestiegen sind und erzielt
    einen Preis der 23 höher ist als sein Kaufpreis.

40
6. Die Geldpolitik der EZB6.2.1. Die
geldpolitischen Ziele der EZB
  • Fehlentscheidungen durch Geldillusion
  • Bilden Sie die Rangfolge nach d. Höhe des
    Verkaufserlöses!
  • Die von solchen Fehleinschätzungen ausgehenden
    Fehlent-scheidungen resultieren bei einer
    Inflationsrate von Null nicht.
  • Wenn man davon ausgehen könnte, dass in 10 oder
    20 Jahren noch immer das gleiche Preisniveau
    herrschen wird wie heute, würden sich viele
    Finanzentscheidungen wesentlich vereinfachen.

Rang Arnold Berta Claus
1.
2.
3.




Rank Arnold Berta Claus
1. 37 1) 15 48
2. 10 74 16
3. 53 11 36
41
6. Die Geldpolitik der EZB6.2.1. Die
geldpolitischen Ziele der EZB
  • Zusammenfassung
  • Bei der Entscheidung, ob die Inflationsrate
    größer Null sein soll oder nicht, müssen Vor- und
    Nachteile gegeneinander abgewogen werden.
  • Das ist schwierig und man kann je nach
    Einschätzung der empirischen Bedeutsamkeit der
    Argumente zu unterschied-lichen Ergebnissen
    kommen.
  • Die Einschätzung, dass die Vorteile einer "nicht
    zu hohen und konstanten Inflationsrate größer
    Null" die Nachteile überwiegen, ist aber
    international weit verbreitet und dürfte derzeit
    überwiegen.

42
6. Die Geldpolitik der EZB6.2.2. Die
geldpolitische Strategie der EZB
And please let Mario Draghi accept the things he
cannot change, give him the courage to change the
things he can and the wisdom to know the
difference.
-42-
Prof. Dr. Rainer Maurer
43
Grundzüge Makroökonomik
  • 6. Die Geldpolitik der EZB
  • 6.1. Die geldpolitischen Ziele der EZB
  • 6.2. Die geldpolitischen Instrumente der EZB

44
6. Die Geldpolitik der EZB 6.2.3. Die
geldpolitischen Instrumente der EZB
plus Slowenien, Malta, Zypern, Slowakei,
Estland, und Lettland
Achtzehn
  • Entscheidungen über den Einsatz der
    geldpolitischen Instrumente der EZB werden vom
    EZB-Rat getroffen.
  • Dieser trifft sich jeden 2. Donnerstag.
    Geldpolitische Entscheidungen werden
    normalerweise alle 6 Wochen getroffen.
  • Der EZB-Rat fasst Mehrheitsbeschlüsse. Bei
    Stimmen-gleichheit entscheidet der Präsident.

45
Eurozone (18)    EU states obliged to join the
Eurozone (7)    EU state with an opt-out on
Eurozone participation (1)    EU state with a
public referendum to opt-out the Eurozone (1)   
Areas outside the EU using the euro with an
agreement (Monaco, San Marino, Vatican)    Areas
outside the EU using the euro without an
agreement (Andorra, Kosovo, Montenegro,)
L
46
Exkurs Die Euroland-Mitgliedsländer Nach der
2004 erfolgten Erweiterung der EU um 10 neue
Mitglieder bestand für die neuen Mitglieder die
Möglichkeit, einen Antrag zur Teilnahme zum
Wechselkursmechanismus II des Eurosystems zu
stellen. Wenn sie dann über zwei Jahre die
Kriterien dieses Wechselkursmechanismus erfüllen,
können sie Mitglied im Euroraum werden. Bislang
haben Slowenien (2007) sowie Malta und Zypern
(2008), die Slowakei (2009) und Estland (2011)
davon Gebrauch gemacht. Drei weitere Länder
(Dänemark, Lettland, Litauen) nehmen
Wechselkursmechanismus II teil und können
prinzipiell ebenfalls den Euro einführen.
Dänemark und Großbritannien hatten sich im
Vertrag von Maastricht eine Ausnahmeklausel
vorbehalten und von dieser auch Gebrauch gemacht.
Schweden verletzte die Konvergenzkriterien
bewusst, damit es den Euro nicht einführen
musste. Monaco, San Marino und Vatikan sind keine
EU-Mitglieder sind und deshalb nicht Teil des
Eurosystems. Aufgrund bilateraler Abkommen mit
der EU haben sie aber das Recht, den Euro als
einzige Währung zu nutzen sowie eigene Euromünzen
im begrenzten Umfang prägen zu lassen. Insgesamt
nutzen rund 40 Staaten und Teilstaaten den Euro
oder eine vom Euro abhängige Währung (z.B.
ehemalige Kolonien in Afrika). Manchmal wird auch
diese ganze Staatengruppe als Eurozone oder
Euroland bezeichnet. Die mit der Vergrößerung
des Eurosystems einhergehende Vergrößerung des
ECB-Rates führt zu Problemen Wenn die drei
weiteren Anwärterländer (Estland, Lettland,
Litauen) beigetreten sind, würde er 19
Notenbankpräsidenten umfassen, was den
Abstimmungsprozess erschweren würde. Es ist
deshalb eine Reform des ECB-Rates vorgesehen.
Danach sollen nie mehr als 15 Länder
stimmberechtigt sein. Das Stimmrecht soll
rotieren, wobei große Länder häufiger
stimmberechtigt sein sollen als kleine Länder.
- 46 -
Prof. Dr. Rainer Maurer
47
6. Die Geldpolitik der EZB 6.2.3. Die
geldpolitischen Instrumente der EZB
  • Anfang 2015 wird Litauen ebenfalls Mitglied der
    Währungsunion werden. Um den Abstimmungs-prozess
    praktikabel zu
  • halten wird dann ein monatlichen
    Rotations-mechanismus implementiert, der es
    erlaubt, die Zahl der stimmberechtig-ten Länder
    auf 15 zu begrenzen.
  • Alle Länder behalten jedoch das Rederecht.

Deutschland, Frankreich, Italien, Spanien,
Niederlande
48
6. Die Geldpolitik der EZB 6.2.3. Die
geldpolitischen Instrumente der EZB
  • Welche Instrumente hat die EZB um die
    Zinsbeschlüsse des EZB-Rates in der Praxis
    durchzusetzen?
  • Die EZB setzt zur Umsetzung dieser Beschlüsse die
    Geldversorgung der Geschäftsbanken ein.
  • Die dabei von der EZB normalerweise eingesetzten
    Instrumente sind
  • die Offenmarktpolitik
  • Hauptrefinanzierungsgeschäfte
  • Längerfristige Refinanzierungsgeschäfte
  • und die ständigen Fazilitäten
  • Spitzenrefinanzierungsgeschäft
  • Einlagefazilität

49
6. Die Geldpolitik der EZB 6.2.3. Die
geldpolitischen Instrumente der EZB
  • Offenmarktpolitik
  • 1.1. Hauptrefinanzierungsgeschäfte
  • Die EZB versteigert i.d.R. jeden Montag
    Zentralbankgeld in Form von Krediten mit einer
    Laufzeit von einer Woche.
  • Die Banken müssen dabei als Sicherheit
    festverzinsliche Wertpapiere (Staatsanleihen und
    Privatanleihen mit hoher Bonität) hinterlegen.
  • 1.2. Längerfristige Refinanzierungsgeschäfte
  • funktionieren wie Hauptrefinanzierungsgeschäfte
    haben aber Laufzeit von 3 Monaten.
  • Die Bestimmung des Kreditzinses erfolgt
    normalerweise im sogen. amerikanischen
    Zinstender-Verfahren. Es sind jedoch auch
    Abweichungen von diesem Verfahren möglich.

50
Amerikanischer Zinstender
Höchstgebot
Geplantes Zuteilungs-volumen
i
Marginaler Zuteilungssatz
Mindest-bietungssatz
imin
Kredit-volumen
Gebote ohne Zuteilung
Gebote mit Zuteilung
51
6. Die Geldpolitik der EZB 6.2.3. Die
geldpolitischen Instrumente der EZB
  • Amerikanischer Zinstender
  • Die EZB legt einen Mindestbietungssatz fest.
  • Ausgehend davon nennen Banken einen Zinssatz
    Mindestbietungssatz und ihre Kreditnachfrage zu
    diesem Zinssatz.
  • Die EZB reiht die Gebote der Banken in
    absteigender Zinshöhe auf und teilt ausgehend von
    dem Höchstgebot solange Kredite zu bis das von
    ihr angestrebte Gesamt-kreditvolumen erreicht
    ist.
  • Die einzelnen Banken erhalten den Kredit zu ihrem
    jeweiligen individuellen Bietungssatz.
  • Der Zinssatz, zu dem die letzte Bank noch eine
    Zuteilung erhält ist der marginale Zinssatz. Er
    kann höher sein als der Mindestbietungssatz.
    Reicht also eine Bank ein zu niedriges Zinsgebot
    ein, riskiert sie also, bei der Zuteilung leer
    auszugehen.

52
Quelle ECB
Quelle ECB Monatsbericht, Tabelle 1.3.
Geldpolitische Geschäfte des Eurosystems
53
Quelle ECB
Quelle ECB Monatsbericht, Tabelle 1.3.
Geldpolitische Geschäfte des Eurosystems
54
6. Die Geldpolitik der EZB 6.2.3. Die
geldpolitischen Instrumente der EZB
Von den geldpolitischen Instrumenten der ECB zum
Banknotenumlauf
Abschöpfung von Geld durch Girokonto-einlagen der
Regierungen und Reserven der Geschäftsbanken bei
der ECB
Geldpolitische Instrumente der ECB
Geldversorgung der Wirtschaft durch die ECB
./.


./.



Quelle ECB Monatsbericht, Tabelle 1.4.
Mindestreserve und Liquiditätsstatistik
55
6. Die Geldpolitik der EZB 6.2.3. Die
geldpolitischen Instrumente der EZB
Von den geldpolitischen Instrumenten der ECB zum
Banknotenumlauf
Abschöpfung von Geld durch Girokonto-einlagen der
Regierungen und Reserven der Geschäftsbanken bei
der ECB
Geldpolitische Instrumente der ECB
Geldversorgung der Wirtschaft durch die ECB
./.


./.



Quelle ECB Monatsbericht, Tabelle 1.4.
Mindestreserve und Liquiditätsstatistik
56
(No Transcript)
57
6. Die Geldpolitik der EZB 6.2.3. Die
geldpolitischen Instrumente der EZB
  • Ständige Fazilitäten dienen der Glättung des
    Zinses auf dem Interbankenmarkt und können von
    den am Eurosystem teilnehmenden Geschäftsbanken
    (ca. 800) jederzeit in Anspruch genommen werden
  • 2.1. Spitzenrefinanzierungsgeschäft
  • Übernachtkredit Bank kann bei unerwarteten
    Liquiditätsengpässen kurzfristig Zentralbankgeld
    zum Spitzenrefinanzierungszinssatz bekommen.
  • 2.2. Einlagenfazilität
  • Übernacht-Sparen Bank kann bei unerwarteten
    Liquiditätsüberschüssen kurzfristig
    Zentralbankgeld zum Einlagenzinssatz bei der EZB
    deponieren.

58
6. Die Geldpolitik der EZB 6.2.3. Die
geldpolitischen Instrumente der EZB
  • Wirkung der EZB-Zinssätze auf den
    Interbankenmarkt
  • Spitzenfinanzierungssatz
  • Obergrenze des Geldmarktzinses
  • Hauptrefinanzierungssatz 1 (aktuell
    0,3)
  • Einlagenfazilität
  • Untergrenze des Geldmarktzinses
  • Hauptrefinanzierungssatz ./. 1 (aktuell
    ./. -0,2)
  • Wie das folgende Schaubild zeigt, liegt der
    Tagesgeldsatz ( der Zinssatz, zu dem die Banken
    untereinander Bargeld handeln) immer zwischen dem
    Spitzenfinanzierungssatz und dem Zinssatz der
    Einlagenfazilität.

59
Quelle ECB, eigene Berechnungen
60
(No Transcript)
61
Refinanzierungsgeschäfte des EZB nach Laufzeiten
(mMonat)
Quelle EZB
62
Quelle ECB
1) Private Haushalte Laufzeit 1-5 Jahre
Zinsfixierung Neugeschäft 2) Unternehmen
außerhalb des Finanzsektors Laufzeit 1-5 Jahre
Zinsfixierung Neugeschäft
63
Quelle ECB
64
6. Die Geldpolitik der EZB 6.2.3. Die
geldpolitischen Instrumente der EZB
  • Der Einfluss der EZB auf die reale Wirtschaft
  • Mit ihren geldpolitischen Instrumenten kann die
    EZB also indirekt auch die längerfristigen
    Segmente des Kapitalmarktes (Markt für
    Unternehmens-, Hypotheken- und Konsumentenkredite)
    beeinflussen.
  • Das dauert zwar in der Praxis etwas länger als
    wir es im neoklassischen und keynesianischen
    Modell unterstellt haben, ändert aber nichts
    daran, dass die EZB damit letztlich genau wie
    in den Modellen die Nachfrage nach
    Investitions- und Konsumgütern beeinflusst und so
    mittelfristig Einfluss die reale Wirtschaft
    ausübt.

65
Grundzüge Makroökonomik
  • 6. Die Geldpolitik der EZB
  • 6.1. Die geldpolitischen Ziele der EZB
  • 6.2. Die geldpolitischen Instrumente der EZB
  • 6.3. Die Geldschöpfung durch Geschäftsbanken

66
6. Die Geldpolitik der EZB6.1.2. Die
Geldschöpfung durch Geschäftsbanken
  • Bisher wurde implizit unterstellt, dass Geld
    immer gleich Bargeld ist.
  • In der Praxis spielt Bargeld jedoch eine immer
    geringere Rolle.
  • Die Bezahlung mit EC- und Kreditkarten erfolgt
    mit einem anscheinend bargeldlosen Geld.
  • Wo kommt dieses Geld her?

67
6. Die Geldpolitik der EZB6.1.2. Die
Geldschöpfung durch Geschäftsbanken
  • Geldschöpfung im zweistufigen Bankensystem des
    Eurosystems)

Notenbank
Noten-bankgeld (Bargeld)
Geschäftsbanken
Bargeld
Nichtbanken Haushalte, Unter- nehmen, Staat
Giralgeld
) Nicht alle Notenbanksysteme arbeiten als
zweistufiges Bankensystem wie hier beschrieben.
Prominentes Beispiel für ein (fast) reines
Offenmarktsystem ist die Fed. Die Schöpfung von
bargeldlosem Geld ist aber trotzdem sehr
ähnlich.
68
6. Die Geldpolitik der EZB6.1.2. Die
Geldschöpfung durch Geschäftsbanken
  • Die Geschäftsbanken verleihen also mehr Geld an
    die Nichtbanken weiter, als Sie von der Notenbank
    bekommen.
  • Dieses zusätzliche Geld nennt man Geldschöpfung
    der Geschäftsbanken.
  • Aber wieso geht das?

69
  • Warum ist Giralgeldschöpfung möglich?

Das zeigt die Geschäftsbank braucht nur 2
Bargeld um einen Kredit von 10 zu vergeben!
Rückzahlung von 10 Kreditgut-haben auf das
Girokonto der Bank
10 Kreditgut-haben auf dem Girokonto des
Unternehmens
Geschäfts-bank
Unternehmen
2 in bar abgehoben vom Girokonto und zur
Barzahlung von Gütern verwendet.
8 Zahlung für Güterkauf per EC-Karte auf das
Girokonto des Unternehmens
10 Lohnzahlung auf das Girokonto des Haushaltes
- 69 -
Prof. Dr. Rainer Maurer
70
Exkurs Warum ist Geldschöpfung durch
Geschäftsbanken möglich? Wie das Schaubild zeigt,
wenn eine Geschäftsbank 10 an ein Unternehmen
verleiht, wird nur ein Bruchteil dieses Geldes in
bar abgehoben Die Geschäftsbank zahl die 10
zunächst nicht in bar aus, sondern überweist 10
to auf die Girokonten der Unternehmen. Wenn die
Unternehmen das Geld verwenden, um die Arbeiter
für ihre Arbeit zu entlohnen, werden sie dies
normalerweise als bargeldlose Überweisung auf die
Girokonten der Arbeiter durchführen. Die Arbeiter
verwenden das Geld, um von den Unternehmen Güter
und Dienstleistungen zu erwerben oder um den Teil
des Geldes, den sie sparen, den Unternehmen als
Kredit zur Verfügung zustellen. Wenn die Arbeiter
einen Teil des Geldes verwenden, um den Firmen
ihre Ersparnisse zur Verfügung zu stellen, kaufen
Sie Aktien oder Unternehmensanleihen oder sie
transferieren das Geld zu einer Bank, die es dann
als Kredit an die Unternehmen weiterleitet. All
diese Transaktionen werden normalerweise nicht in
bar sondern bargeldlos durch Überweisung von
Giralgeld durchgeführt. Wenn die Arbeiter einen
Teil des Geldes verwenden, um Güter und
Dienstleistungen von den Unternehmen zu kaufen,
werden sie den größten Teil davon mit Giralgeld
( EC-Karten, Kreditkarten, bargeldlose
Überweisungen) bezahlen, z.B. Mieten,
Versicherungsbeiträge, Stromrechnungen, Einkäufe
in Geschäften mit EC- oder Kreditkarte). Nur eine
kleine Menge dieser Käufe wird heute noch bar
bezahlt. Folglich wird nur ein Bruchteil (ca.
20) allen Giralgeldes, das die Geschäftsbanken
als Kredit vergeben, in bar abgehoben. Der größte
Teil dieses Giralgeldes wird zu bargeldlosen
Überweisungen verwendet. Das bedeutet, dass
Geschäftsbanken nur ca. 20 ihrer Kredite mit
Bargeld von der Notenbank decken müssen. Der Rest
ist Giralgeldschöpfung. Im obigen Beispiel
müssen die Geschäftsbanken nur 2 Bargeld
ausleihen, um einen Kredit in Höhe von 10
vergeben zu können.
- 70 -
Prof. Dr. Rainer Maurer
71
6. Die Geldpolitik der EZB6.1.2. Die
Geldschöpfung durch Geschäftsbanken
  • Man kann den Zusammenhang auch ganz einfach
    mathematisch beschreiben
  • Nehmen wir an, dass der Anteil, den die
    Nichtbanken von ihren Girokonten als Bargeld
    abheben, gleich c ist.
  • Nehmen wir an, dass die Kreditsumme, die die
    Geschäftsbanken als Girokontokredit vergeben,
    gleich M ist.
  • Dann ist also der Bargeldbedarf der
    Geschäftsbanken B gleich
  • B c M
  • Man sieht jetzt schon, wenn immer nur ein Teil
    aller Girokontokredite als Bargeld abgehoben
    wird, ist die Bargeldhaltungsquote kleiner als
    eins, c lt 1, so dass die Girokontokredite M
    größer sein können als das von der Notenbank
    ausgeliehene Bargeldvolumen B lt M !

72
Wieso hat die Bargeldhaltungsquote in den
entwickelten Ländern einen Abwärtstrend?
Quelle IMF International Financial Statistics
73
6. Die Geldpolitik der EZB6.1.2. Die
Geldschöpfung durch Geschäftsbanken
  • Für den Fall, dass die Bargeldhaltungsquote c
    leicht schwankt, halten alle Geschäftsbanken eine
    freiwillige Bargeldreserve von rF.
  • Außerdem gibt es in den meisten Ländern
    gesetzliche Vorschriften, nach denen die
    Geschäftsbanken eine Mindestreserve von rM
    halten müssen.
  • Wenn man das noch berücksichtigt, dann benötigen
    die Geschäftsbanken etwas mehr Bargeld
  • B (c rF rM) M
  • Wenn die Notenbank also ein Bargeldvolumen von
    B als Kredit an die Geschäftsbanken vergibt,
    können die Geschäftsbanken damit Kredite vergeben
    in Höhe von
  • M B (1 / (c rF rM) )

74
6. Die Geldpolitik der EZB6.1.2. Die
Geldschöpfung durch Geschäftsbanken
  • Wenn die Notenbank also ein Bargeldvolumen von
    B als Kredit an die Geschäftsbanken vergibt,
    können die Geschäftsbanken damit Kredite vergeben
    in Höhe von
  • M B (1 / (c rF rM) )
  • Zahlenbeispiel mit den ungefähren Werten für den
    Euroraum (s. nachfolgende Tabellen)
  • M 1000 Mrd. (1 /
    (0,18 0,00 0.02) )
  • M 5000 Mrd.
  • Aus den rund 1000 Mrd. Bargeld, das die EZB als
    Kredit verleiht, können die Geschäftsbanken also
    4000 Mrd. zusätzliches Geld schöpfen und weiter
    verleihen.
  • Das ist natürlich sehr lukrativ, da sie für diese
    4000 Mrd. keine Zinsen zahlen müssen!
  • Allerdings müssen Sie ihr bargeldloses
    Zahlungssystem unterhalten was zum Großteil
    aber auch über Kontogebühren erfolgt

75
6. Die Geldpolitik der EZB6.1.2. Die
Geldschöpfung durch Geschäftsbanken
  • Man kann an der Formel auch erkennen, dass die
    Notenbank durch ihre Festlegung der Größe der
    Bargeldmenge B, jederzeit steuern kann, wie
    viel zusätzliches Geld und damit Kredite die
    Geschäftsbanken schöpfen
  • M ? (1 / (c rF rM) ) B ?
  • M ? (1 / (c rF rM) ) B ?
  • Obwohl die Geschäftsbanken durch ihre
    Geldschöpfung das Geldangebot der Notenbank stark
    vergrößern, kann die Notenbank also das
    Geldmengenwachstum, so steuern, wie sie es für
    richtig hält.
  • Wenn der Trend zur bargeldlosen Volkswirtschaft
    anhält (s. obiges Schaubild) und die
    Bargeldhaltungsquote c? immer kleiner wird, so
    dass die Geschäftsbanken immer mehr Geld schöpfen
    M?, kann die Notenbank darauf mit einer
    Verringerung der Bargeldmenge B oder durch eine
    Erhöhung des Mindestreservesatzes rF reagieren.

ÜA 17
76
6. Die Geldpolitik der EZB 6.2.3. Die
geldpolitischen Instrumente der EZB
Volumen der Geldmengenaggregate der Europäischen Währungsunion, Ende Februar 2009, Mrd. Volumen der Geldmengenaggregate der Europäischen Währungsunion, Ende Februar 2009, Mrd. Volumen der Geldmengenaggregate der Europäischen Währungsunion, Ende Februar 2009, Mrd. Volumen der Geldmengenaggregate der Europäischen Währungsunion, Ende Februar 2009, Mrd.
Verbindlichkeiten von Notenbank u. Ge-schäftsbanken gegenüber Nichtbanken M1 M2 M3
Abnehmende Liquidität--gt Bargeldumlauf ( Notenbankgeld minus Reservehaltung der Geschäftsbanken) 721 721 721
Abnehmende Liquidität--gt Sichtguthaben (tägl. fällige Einlagen) 3417 3417 3417
Abnehmende Liquidität--gt Sparguthaben (Kündigungsfrist 3 Mo.) 1621 1621
Abnehmende Liquidität--gt Termineinlagen (Laufzeit bis 2 Jahre) 2331 2331
Abnehmende Liquidität--gt Repogeschäfte der G-Banken m. Nbk. 330
Abnehmende Liquidität--gt Geldmarktpapiere (Laufzeit bis 2 Jahre) 782
Abnehmende Liquidität--gt Schuldverschreibungen bis 2 Jahre 223
Abnehmende Liquidität--gt Summe 4138 8090 9427
Quelle ECB Monatsbericht, Tabelle 2.3. Monetäre
Statistik
77
(No Transcript)
78
(No Transcript)
79
  • Exkurs Die beiden Hauptgeschäfte von
    Geschäftsbanken Zahlungsverkehr
    Finanzintermediation
  • Wie die (schematisierte) konsolidierte
    Geschäftsbankenbilanz der EWU zeigt, betreiben
    Geschäftsbanken nicht nur das Zahlungsverkehrgesch
    äft sondern auch Finanzintermediation, d.h. sie
    leihen Geld von Nichtbanken und schreiben diesen
    dafür Spar- und Termineinlagen gut und verleihen
    dieses Geld dann weiter an andere Nichtbanken

Konsolidierte Geschäftsbankenbilanz
M B-R D B-R Bargeld in Umlauf
Verbindlichkeiten
Forderungen
BBargeld von Notenbank
R Reserve
M Geldbasierte Kredite
Zahlungsverkehrgeschäft
DGirokonto- einlagen
Spareinlagen, Termineinlagen, etc
Einlagenbasierte Kredite
Finanzintermediation
80
2 (
) 128,9
Der Mindestreserve rM für Euro-Geschäftsbanken
beträgt 2 ihrer Girokontobestände (overnight
deposits) plus ihrer Termineinlagen mit einer
Laufzeit bis zu 2 Jahren.
81
Da die Euro-Geschäftsbanken jederzeit die
Möglichkeit haben, sich über so genannte
Spitzenrefinanzierungsgeschäfte bei der EZB mit
Bargeld (zu einem erhöhten Zinssatz) einzudecken,
halten sie nur sehr geringe freiwillige Reserven
(excess reserves).
82
6. Die Geldpolitik der EZB6.1.2. Die
Geldschöpfung durch Geschäftsbanken
Sure, we need more research in alchemy,
witchcraft and sorcery to know where is the money
going to come from!
83
6.3. Kontrollfragen
  • Die Kontrollfragen bieten Ihnen die Möglichkeit,
    Ihr Verständnis der Lerninhalte dieses Kapitels
    zu überprüfen. Alle Fragen können mit Hilfe
    dieses Vorlesungsskriptes beantwortet werden.
    Sollten Sie Schwierigkeiten haben, wenden Sie
    sich nach den Vorlesungen an mich oder besuchen
    Sie mein Kolloquium oder senden Sie mir eine
    E-Mail.

84
6.4. Kontrollfragen
  1. Welches Ziel verfolgt die EZB mit ihrer
    Geldpolitik?
  2. Wie lauten die drei genannten Gründe, die für
    eine Inflationsrate größer Null sprechen?
  3. Wie lauten die vier genannten Gründe, die für
    eine Inflationsrate von Null sprechen?
  4. Berechnen Sie den realen Steuersatz, wenn der
    nominale Steuersatz gleich 25 ist, der
    Nominalzins gleich 5 ist, die Inflationsrate 4
    und der Investitionsbetrag 1. Beeinflusst die
    Höhe des Investitionsbetrages das Rechenergebnis?
  5. Ein Arbeiter mit einem Einkommen von 20 000
    erhält als Kompensation für eine Inflationsrate
    von 2 einen Anstieg seines Nominallohnes von 2.
    Dem deutschen Einkommensteuertarif zu Folge
    beträgt sein Steuersatz bei einem Einkommen von
    20 000 14,5 . Nach dem Anstieg seines
    Nominallohnes beträgt der Einkommensteuersatz
    15,1 . Bestimmen Sie den realen Anstieg der
    Steuerlast und den realen Anstieg des Einkommens
    nach Steuer.
  6. Erläutern Sie kurz Funktion, Zusammensetzung,
    Tagungs- und Abstimmungsmodalitäten des Rates der
    Europäischen Zentralbank.

85
6.4. Kontrollfragen
  1. Nennen und erläutern Sie die geldpolitischen
    Instrumente der ECB.
  2. Beschreiben Sie einen Zinstender nach dem
    amerikanischen Verfahren.
  3. Warum bewegt sich der Tagesgeldsatz im
    Interbankenhandel immer zwischen dem Einlagensatz
    und dem Spitzenrefinanzierungssatz der
    Europäischen Zentralbank?
  4. Beschreiben Sie den Einfluss der ECB auf den
    Kapitalmarkt.
  5. Auf welche Segmente des Kapitalmarktes hat die
    Europäische Zentralbank starken Zugriff, auf
    welche Segmente hat sie nur schwachen Zugriff.
    Wie kann man das erklären?
  6. Über welchen Weg beeinflusst die ECB die reale
    Wirtschaft?
  7. Wie entsteht Geld in einem zweistufigen
    Bankensystem?
  8. Erklären Sie den Prozess der Giralgeldschöpfung
    durch die Geschäftsbanken.
  9. Erläutern Sie, warum Giralgeld als Zahlungsmittel
    eingesetzt werden kann?

86
6.4. Kontrollfragen
  1. Wie groß ist die maximale Giralgeldmenge, die von
    den Geschäfts-banken insgesamt geschöpft werden
    kann, wenn die Summe ihrer Bargeldkredite von der
    Notenbank 2000 und die Bargeldhaltungs-quote
    der Nichtbanken 5 und der Überschussreservesatz
    0 und der Mindestreservesatz 0 beträgt? Wie
    ändert sich maximal schöpf-bare Giralgeldmenge,
    wenn die Notenbank einen Mindestreservesatz von
    5 einführt?
  2. Angenommen der langfristige Trend zum
    bargeldlosen Bezahlen führt zu einem Rückgang der
    Bargeldhaltungsquote von 18 im Jahr 2009 zu 16
    im Jahr 2010. Außerdem sei angenommen, dass im
    Jahr 2009 die freiwillige Reservequote rv Null
    ist, der gesetzliche Mindestreservesatz gleich 2
    ist und die Bargeldmenge, die von der Notenbank
    zur Verfügung gestellt wird gleich 1000 ist.
    (a) Wie stark muss die Notenbank die Bargeldmenge
    reduzieren, wenn sie die Geldmenge M (
    Giralgeldmenge Bargeld) auf dem Niveau des
    Jahres 2009 halten möchte? (b) Wie kann der
    gleiche Effekt erzielt werden durch eine
    Veränderung der Mindestreserve rr?

87
6.4. Kontrollfragen
  1. In Land A hat eine Aktienanlage in Höhe von 1
    Million im Jahr 1990 zu einem Gesamtertrag von
    2 Million im Jahr 2000 geführt. Die jährliche
    Inflationsrate war 4. In Land B hat eine
    Aktienanlage in Höhe von 1 Million im Jahr 1990
    zu einem Gesamtertrag von 1,6 Million im Jahr
    2000 geführt. Die jährliche Inflationsrate in
    Land B war 1. In welchem Land war der reale
    Ertrag der Aktieninvestition höher?
  2. Erläutern Sie die Gefahr einer Deflationsspirale
    wenn die Notenbank eine Inflationsziel von 0
    verfolgt. Warum ist diese Gefahr geringer, wenn
    das Inflationsziel über 2 liegt.
  3. Warum kann ein negativer Realzins ein starker
    Anreiz für den Kauf von Gütern sein?
  4. Geben Sie eine verbale Erklärung, warum eine
    Inflationsrate größer Null zu einem stetigen
    Anstieg der realen Einkommenssteuerlast führt,
    wenn ein progressiver Einkommenstarif gilt.
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