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200 Jahre Gesellschaft f r Natur- und Heilkunde in Berlin Die Bedeutung Martin Heinrich Klaproths und Sigismund Friedrich Hermbstaedts f r die moderne Chemie – PowerPoint PPT presentation

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Title: Folie 1


1
200 Jahre Gesellschaft für Natur- und Heilkunde
in Berlin
Die Bedeutung Martin Heinrich Klaproths und
Sigismund Friedrich Hermbstaedts für die moderne
Chemie
Prof. Dr. Jörn Müller Institut für
Chemie Technische Universität Berlin
25. Februar 2010
2
Martin Heinrich Klaproth geb. 01.12.1743 in
Wernigerode gest. 01.01.1817 in Berlin
Sigismund Friedrich Hermbstaedt geb. 14.04.1760
in Erfurt gest. 22.10.1833 in Berlin
Mitglied Nr. 1
Mitglied Nr. 11
3
Die Gründungsmitglieder der Gesellschaft für
Natur- und Heilkunde in Berlin
4
(No Transcript)
5
Klaproths Lebensweg I
Geboren am 01.12.1743 in Wernigerode als Sohn
eines armen Schneiders. Bis Ende 1758
Schulbesuch in Wernigerode. Bis Ostern 1764
Lehrjunge der Rats-Apotheke Quedlinburg. Bis
Ostern 1766 Geselle der Rats-Apotheke
Quedlinburg. Bis Ostern 1768 Geselle der
Hof-Apotheke Hannover. Bis 1770 Geselle der
Mohren-Apotheke Berlin sowie Weiterbildung
(Analytik) bei den Chemikern Johann Heinrich
Pott (1692?1777) und Andreas Sigismund Marggraf
(1709?1782). Bis 1771 Geselle der
Rats-Apotheke Danzig. März bis Ende April 1771
Geselle in der Schwan-Apotheke Berlin, enge
Freundschaft mit dem Besitzer Valentin Rose d.
Älteren (1736?1771). Nach dessen Tod
Provisor der Apotheke und Vormund des Sohnes
Valentin Rose d. Jüngeren (1762?1807). 13.02.1780
Heirat mit der vermögenden Christiane
Sophie Lehmann (eine Nichte Marggrafs).
Geburtsstätte
Valentin Rose d. Ä. verheiratet mit einer anderen
Nichte Marggrafs eine ihrer Töchter verheiratet
mit Hermbstaedt damit war Klaproth der
angeheiratete Onkel von Hermbstaedt.
Marggraf
6
Klaproths Lebensweg II
1780 Erwerb der Bären-Apotheke in Berlin
(ursprünglich gegründet vom Vater A. S.
Marggrafs, der Schwan-Apotheke in der Spandauer
Straße benachbart). Ablegen des pharmazeutischen
Examens. Einrichtung eines chemischen
Laboratoriums. 1800 Veräußerung der inzwischen zu
großem Ansehen gelangten Apotheke.
Gedenktafel Spandauer Str. 25
7
Klaproths Lebensweg III
Seit 1782 Dozentur am Collegium
medico-chirurgicum.
Seit 1783 Privatvorlesungen in Chemie.
Seit 1784 Lehramt an der Bergakademie (Vorläufer
der TU Berlin).
Seit 1787 Dozentur an der Artillerieakademie.
1788 Wahl zum ordentlichen Mitglied der Akademie
der Wissenschaften.
1800 Ernennung zum ordentlichen Chemiker der
Akademie als Nachfolger von Franz Carl
Achard (1753?1821 Errichter der ersten
Rübenzuckerfabrik der Welt).
1803 Fertigstellung des neuen chemischen
Laboratoriums der Akademie
(Nutzungsrecht später an Universität).
1810 Berufung zum Professor der Chemie an der
neu- gegründeten Berliner Universität
auf Vorschlag von Alexander von Humboldt.
F. C. Achard
8
Klaproths Lebensweg IV
Klaproth nach 1811
  • 1813 Erster Schlaganfall, dem weitere folgten.
  • Januar 1817 Todestag (73 Jahre alt).
  • Grabrede von Hermbstaedt.

Das chemische Laboratorium in der Dorotheenstraße
10
Gedenktafel am Dorotheenstädtischen Friedhof
9
Klaproths Nachfolge an der Universität
Der Lehrstuhl von Klaproth blieb 5 Jahre vakant.
Berzelius lehnte einen Ruf an die Universität ab,
schlug stattdessen seinen Schüler Eilhard
Mitscherlich (1794?1863) vor.
1822 Berufung von E. Mitscherlich als a. o., 1825
als o. Professor.
10
Hermbstaedts Lebensweg I
Geboren am 14.04.1760 in Erfurt als Sohn eines
Actuarius und Stadtvoigts.
Nach Schulbesuch 1774 Studium der
Arzneiwissenschaft an der Universität zu Erfurt.
Der Chemiker Wilhelm Bernhard Trommsdorf
(1738?1782) weckt sein Interesse an Chemie und
Pharmakologie.
Nach Promotion zum Dr. phil. Übersiedlung nach
Langensalza als Repetent der chemischen
Vorlesungen von Johann Christian Wiegleb
(1732?1800). Erweiterung der chemischen und
pharmazeutischen Kenntnisse.
1782?1784 Officium in der Ratsapotheke in Hamburg.
1784 für 1 Jahr Provisor der Apotheke zum weißen
Schwan in Berlin (4 Jahre nach Ausscheiden von
Klaproth). Beginn der Freundschaft mit Klaproth.
1786 Studienreise u. a. nach Göttingen, Halle,
Leipzig, Freiberg Bekanntschaft mit namhaften
Wissenschaftlern, darunter Johann Beckmann
(1739?1811), Ökonom, Physiker und Naturforscher
und Begründer der Technologie ferner Johann
Friedrich Gmelin (1748?1804), bekannt durch sein
Werk Grundsätze der Technischen Chemie (1786).
Beckmann
Gmelin
11
Hermbstaedts Lebensweg II
Seit 1787 Privatvorlesungen über Physik, Chemie,
Technologie, Pharmazie.
1788 Eheschließung mit Magdalena Rose, Tochter
von Valentin Rose d. Ä.
1790?96 Führung der Kgl. Hofapotheke.
Seit 1790 Professor für pharmazeutische Chemie
am Collegium medico- chirurgicum.
Seit 1794 Dozentur für Experimentalphysik an der
Bergakademie.
1794 Titel Obersanitätsrat, Berufung in das
Obercollegium sanitatis.
Seit 1795 Chemie- und Physikvorlesungen für
Schüler der Pépinière.
1796 Assessor beim Manufaktur- und
Kommerzienkollegium und 1797 Mitglied der
Technischen Deputation dieser dem
Fabriken-Department unterstehenden
Behörde. Beginn der Ausübung des späteren
Spezialgebietes Förderung der Gewerbe
auf wissenschaftlicher Grundlage.
1797 Linderung der Atemnot des an
Brustwassersucht erkrankten Königs
Friedrich Wilhelm II durch Behandlung mit
Lebensluft (Sauerstoff).
1798?1808 Kgl. Obermedizinalrat und
Generalstabsapotheker für die preußische
Armee.
12
Hermbstaedts Lebensweg III
1800 Wahl zum außerordentlichen, 1808 zum
ordentlichen Mitglied in die
physikalische Klasse der Akademie der
Wissenschaften.
1802 Umzug in ein neu erbautes und großzügig
ausgestattetes Arbeits- und Wohnhaus in
der Georgenstraße 43 dort bis zum Tode gewohnt
und Vorlesungen gehalten sowie
experimentiert.
1810 Ernennung zum außerordentlichen, 1811 zum
ordentlichen Professor der
technologischen Chemie an der Universität Berlin.
1816 Tod der Gattin Magdalena.
1817 Übernahme der Chemievorlesungen Klaproths
an der Bergakademie.
1820 Chemie-Unterricht an der Kgl. Allgemeinen
Kriegsschule.
1821 Stiftung des Vereins zur Beförderung des
Gewerbefleißes in Preußen durch
Christian Peter Wilhelm Beuth (1781?1853) Wahl
Hermbstaedts zum Vorsteher der Sparte
Physik und Chemie.
1826 Beteiligung an der Gründung der chemischen
Fabrik Kunheim (seit 1928 Kali-Chemie AG).
22.10.1833 Plötzlicher und unerwarteter Tod (73
Jahre alt, Nervenschlag). Beisetzung auf dem
Dorotheenstädtischen Friedhof.
13
Hermbstaedts Lebensweg IV
Urteil eines Zeitgenossen Hermbstaedt hat bis
ins hohe Alter die geistige Kraft und
Frische eines Jünglings bewahrt.
C. P. W. Beuth
Hermbstaedts Ordinariat blieb unbesetzt, da kein
Nachfolger zu finden war, der die Technologie in
vergleichbarer Breite zu vertreten
vermochte. Erst 1873 Errichtung eines
Extraordinariats für Technologie.
Gedenkstele nach Entwurf Schinkel
14
Klaproth als Analytiker
Zitat Berzelius Klaproth ist der größte
analytische Chemiker Europas.
Erkannte als erster die Notwendigkeit,
quantitativ wichtige Niederschläge vor dem
Wägen bis zur Gewichtskonstanz bei bestimmten
Temperaturen zu trocknen bzw. zu glühen (u.
a. durch Nutzung der Brennöfen bei KPM).
Forderung nach reinsten Reagenzien. Peinliche
Vermeidung von Fehler- quellen, z. B. Einfluss
von Arbeitsgeräten (Tiegelmaterial).
Einführung des Brauches, nicht nur die
Endergebnisse, sondern auch die Einzelgewichte
der erhaltenen Niederschläge anzugeben.
Verbesserung des Silikataufschlusses durch
Alkalischmelze im Silbertiegel. Zum Nachweis
von Alkalien in Mineralien Einführung des
Silikataufschlusses mit Bariumnitrat, später
mit Bariumcarbonat.
Nachweis von Phosphor als Ursache für die
gefürchtete Kaltbrüchigkeit von Eisen.
Ausfällung und Abtrennung des Eisen(III) von
Mangan durch Natriumsuccinat.
Äußerst sorgfältige ebenso wie selbstkritische
Arbeitsweise.
Klaproth beendete den (den Wissenschaftsfortsch
ritt hemmenden) Unfug, nach willkürlichen
Vorstellungen korrigierte Resultate vorzulegen.
15
Klaproth als Mineraloge
Einige 100 quantitative Analysen an Mineralien
aus aller Welt, die meisten vielmals
durchgeführt. Jedoch keinerlei systematische
Folgerungen an die Ergebnisse geknüpft.
Klaproth verfügte auch nicht über das
kristallographische Wissen seines Zeitgenossen
René-Just Haüy (1743?1822).
Beispiele für Mineralanalysen Alaun, Apatit,
Rotkupfererz, Gelbbleierz, Basalt, Aragonit,
Lepidolith, Dolomit, Smaragd, Topas, Granat,
Kryolith. Diverse Stein- und Metallmeteore.
Weitere Mineralien im Zusammenhang mit der
Entdeckung neuer Elemente behandelt.
Anlegen einer bedeutenden Mineraliensammlung
mit 4831 Einzelstücken (3139
nichtmetallische, 1486 metallische Mineralien, 23
Meteoriten, 183 größere Stücke). Wurde nach
Klaproths Tod von der Universität angekauft.
Entdeckung der Dimorphie am Beispiel
Kalkspat/Aragonit.
Beiträge zur chemischen Kenntnis der
Mineralkörper (Band I 1795, Band VI 1815).
War lange Zeit Standardwerk für exakte
Mineralanalysen.
Darüber hinaus hatte Klaproth eine bedeutende
Sammlung chemischer Präparate und ein
umfassendes Herbarium (von Nicolai als Berliner
Sehenswürdigkeit gerühmt).
16
Die Vier-Elemente-Lehre der Antike und des
Mittelalters
17
Die Vier-Elemente-Lehre der Antike und des
Mittelalters
18
Robert Boyle ? früher Wegbereiter der modernen
Chemie
1627?1692 Physiker, Chemiker, Naturphilosoph. Grün
dungsmitglied und ab 1680 Präsident der Royal
Society in London.
Bedeutende Leistungen
Gesetz von Boyle und Mariotte (p V const)
und andere Gaseigenschaften.
Ablehnung der 4-Elemente Lehre des Aristoteles
ebenso wie der 3-Prinzipien- Lehre des
Paracelsus (Salz, Schwefel, Quecksilber)
zugunsten des modernen Elementbegriffs
chemisch unzerlegbare Bausteine der Materie.
Verfolgte dennoch alchimistische Bestrebungen
zur Elementumwandlung.
Mitbegründer der Analytischen Chemie, vor allem
nasschemische Analysentechnik.
Anhänger der Corpusculartheorie.
Befürworter gründlicher experimenteller
Methoden (Empirie).
19
Die Phlogistontheorie ? Irrgarten der Chemie
????????? - brennbar
Naturwissenschaftl. Versuch, den chemischen
Prozess der Verbrennung zu erklären.
Frühere Erklärungen nach der Vierelementen-Lehre
(Antike, Alchemie) Empedokles Der brennende
Körper setzt Feuerteilchen frei
(korpuskular). Aristoteles Die Verbrennung führt
als Prinzipienwechsel zu einer anderen elementare
n Zusammensetzung der Materie (abstrakt). Paracels
us (1493?1541) Materie ist aus den Elementen
Schwefel, Salz und Quecksilber zusammengesetzt.
Bei der Verbrennung eines Körpers werden
Schwefelteilchen frei.
Basierend auf Vorarbeiten von Johann Joachim
Becher (1635?1682) wurde die Phlogiston-Theorie
von Georg Ernst Stahl (1659?1734) zu Beginn des
18. Jhr. ausgearbeitet. Einige
Kernaussagen Ein Stoff kann nur verbrennen, wenn
er Phlogiston enthält, das bei der
Verbrennung entweicht und von der Luft
aufgenommen wird. Die entweichenden,
unsichtbaren Phlogiston-Partikel setzen andere
Partikel in Drehbewegung, die Stoffe erhitzen
sich, es entsteht eine Flamme (Phlogiston auch
als Wärmestoff). Brennende Körper in
geschlossenen Gefäßen erlöschen nach einiger
Zeit, da die Luft dann mit Phlogiston gesättigt
ist.
20
Die Phlogistontheorie ? Irrgarten der Chemie
Holz dephlogistierte Luft ? Asche
phlogistierte Luft Metall dephlogistierte Luft
? Rest phlogistierte Luft Erz Holzkohle
(Phlogiston) ? Metall gebundene Luft
G. E. Stahl
Verbrennung (so auch das Atmen und Rosten) und
Reduktion sind also wechselseitige Prozesse
Verbrennung Stoff A gibt Phlogiston ab, Stoff B
nimmt es auf Reduktion Stoff B gibt das
aufgenommene Phlogiston wieder an Stoff A ab
Stärke der Theorie Erste Systematisierung
wichtiger chemischer Prozesse aufgrund allgemeingü
ltiger innerer Zusammenhänge, losgelöst von
äußeren Stoffmerkmalen.
Schwächen Qualitative Arbeitsweise und
Vernachlässigung gasförmiger Reak- tionsprodukte
führte zu offensichtlichen Widersprüchen. Z.B.
wurde die Massen- zunahme bei der
Metallverbrennung mit negativer Phlogistonmasse
erklärt, was wiederum im Widerspruch zur
Massenabnahme bei der Holzverbrennung stand.
21
Phlogistiker, die zum Verfall der Theorie
beitrugen
1 Joseph Black 1728?1799
2 Henry Cavendish 1731?1810
3 Carl Wilhelm Scheele 1742?1786
4 Joseph Priestley 1733?1804
1 Reindarstellung von gebundener Luft (CO2)
aus MgCO3 Säure. Dieses Gas entsteht auch
bei der Atmung, Gärung und Verbrennung von
Holzkohle.
2 1766 Darstellung von brennbarer Luft (H2)
(Phlogiston?) aus Eisen Säure. Bei der
Verbrennung mit dephlogistierter Luft entsteht
Wasser (dieses also kein Element!).
3 1771 Entdeckung von Feuerluft (O2) über
versch. Verfahren. Das Element Luft besteht
aus Feuerluft und verdorbener Luft (N2).
Publikation erst 1776.
4 1774 Isolierung von dephlogistierter Luft
(O2) durch Erhitzen von HgO, jedoch nicht als
Element erkannt. Priestley-Versuche mit Mäusen.
22
Antoine Laurent de Lavoisier Die Widerlegung der
Phlogistontheorie
1743?1794
Lavoisier mit seiner Frau Marie 1788
Traité élémentaire de chimie (1789)
Exakte quantitative Arbeitsweise (Messen,
Wiegen, Dokumentieren) Entwicklung geeigneter
Apparate für volumetrische und gravimetrische
Gasanalyse.
Oxidationstheorie (1772?1785) Beim Verbrennen
eines Stoffes erfolgt Massezu- nahme, die dem
Verbrauch an Feuerluft (Oxygenium) entspricht.
Bei der Reduktion eines Metalloxids mit Kohle
wird der Sauerstoff auf das Reduktionsmittel
übertragen.
Wiederholung der Cavendish-Versuche Wasser ist
kein Element!
Gesetz von der Erhaltung der Masse. Begründer
der Stöchiometrie. Bestimmung der ualen
elementaren Zusammensetzung vieler Stoffe.
Neue Namensliste der Elemente und Reformierung
der lateinischen Namensgebung.
23
Akzeptanz der Oxidationstheorie in Deutschland
Hermbstaedt hat als erster deutscher Chemiker die
Oxidationstheorie von Lavoisier 1791 in seinem
Lehrbuch Systematischer Grundriß der allgemeinen
Experimental- chemie übernommen. 1792
veröffentlichte er dessen Traité élémentaire de
chimie unter dem Titel System der
antiphlogistischen Chemie in deutscher
Übersetzung.
Klaproth war theoretischen Neuerungen gegenüber
grundsätzlich skeptisch und zunächst weit
entfernt, Lavoisiers Theorie zu adoptieren.
1786 Wiederholung des Lavoisierschen Versuchs
der Zerlegung von Wasserdampf (Durchleiten durch
glühendes Eisenrohr), jedoch phlogistische
Deutung Die sich dabei bildende brennbare Luft
ist reines (aus dem Eisen stammendes)
Phlogiston, gemischt mit Wasserdünsten.
Erst nach eingehender experimenteller Überprüfung
(Mittel der Akademie der Wissenschaften) machte
sich Klaproth nach 1792 die Anschauungen
Lavoisiers vollkommen zu eigen. Im ersten
preußischen Arzneibuch (Pharmacopoea Borussica,
1799) führte er sie einschließlich der neuen
Nomenklatur auch für den Bereich der Pharmazie
als allein gültig ein.
Dank seiner inzwischen gewonnenen Autorität wurde
Klaproth so zum Vorbild für die junge Generation
und Wegbereiter für die moderne Chemie.
24
Klaproth vs. Proust, Berthollet, Dalton
Joseph Louis Proust (1754?1826), Apotheker und
Chemiker und einer der führenden Analytiker
seiner Zeit (u. a. H2S-Trennung). Sein Gesetz der
konstanten Proportionen stützte sich auf eigene
und vor allem auf Klaproths analytische Methoden
und Befunde.
Geriet darüber in einen langjährigen Streit mit
Claude-Louis Berthollet (1748?1822), Mediziner
und Chemiker. Begriff der chemischen Affinität.
Lehnt die Proustsche Theorie ab. Stattdessen
existiert Vielzahl von Verbindungen zweier
Stoffe in beliebigen Gewichtsverhältnissen.
Klaproth würdigt Berthollets Anschauungen
ausgiebig, ohne auf Prousts Gedankengänge
einzugehen!
John Dalton (1766?1844), Metereologe und
Chemiker. Wichtige Gasgesetze. 1808 A New System
of Chemical Philosophy Quantitative
Atomhypothese und Gesetz der multiplen
Proportionen (z. B. CH4 u. C2H4). Bestimmung
einer Reihe relativer Atom- und Molekülmassen.
Daltons bahnbrechende Arbeiten fanden
bei Klaproth keine erkennbare Resonanz.
25
Klaproth als Entdecker bzw. Mitentdecker von
Elementen
Gedenkstele von Ralf Sander (1996) auf dem Campus
der TU Berlin.
Cer (1803) Uran (1789) Titan (1795) Strontium
(1793) Tellur (1798) Zirkonium (1789)
Zusätzlich Chrom (1797) Beryllium (1798) Yttrium
(1800)
26
Die bekannten 15 Elemente um 1700
27
Die zwischen 1700 und 1800 entdeckten 18 Elemente
28
Entdeckung des Urans 1789
Klaproth fand das Uran in der Pechblende (heute
Uraninit, UO2 bis U3O8). Wurde ursprünglich für
ein Zink- oder Wolframerz gehalten.
Namensgebung Uranit, später Uranium, nach dem von
Herschel 1781 gefundenen Planeten Uranus.
Grube Georg Wagsfort bei Johanngeorgenstadt
Niederschlema
29
Entdeckung des Urans 1789
  • Pechblende in Salpetersäure gelöst ? UO2(NO3)2,
    Neutralisation mit Natronlauge
  • Ausfällung eines gelben Metallkalkes
    Na2U2O7. Starkes Erhitzen mit Kohlepulver
  • unter Luftabschluss im Porzellanofen ?
    Sintermasse aus metallisch glänzenden
  • Körnchen UO2!!!, von Klaproth für metallisches
    Uran gehalten.

24.09.1789 Vorstellung des neuen Elementes vor
der Preußischen Akademie der Wissenschaften.
Nachfolgend mehrfache Revision der Anschauung
über die Natur der Pechblende erst 1797 als
oxidisches Uranerz bezeichnet.
Erste Darstellung von reinem Uran 1841 durch
Eugène Péligot in Paris (Reduktion von UCl4 mit
K).
Frühe Verwendung von Uranoxiden Färbung von Glas
und Porzellan (gelb, grün).
Entdeckung der Radioaktivität 1896 durch Antoine
Henri Becquerel. Ein Uranpräparat erzeugte auf
einer Photoplatte unter Licht- ausschluss eine
Schwärzung.
30
Entdeckung des Zirconiums 1789
Aus Ceylon (Sri Lanka) stammende Mineralproben
von Zirkon (1789) und Hyacinth (1795), ZrSiO4,
wurden von Klaproth in eine neue Erde, ZrO2,
überführt, die er Zirkonerde nannte.
Die Darstellung von metallischem Zirconium gelang
erst 1824 Berzelius durch Erhitzen von K2ZrF6 mit
Kalium im Eisenrohr. Verunreinigung durch
Hafnium!
Jöns Jakob Berzelius 1779-1848
31
Klaproths Definition von Erden
Trockene, unentzündliche, feuerbeständige, der
Metallisierung widerstehende Körper, teils in
Säuren, teils in Alkalien, teils in bloßem Wasser
löslich.
Einfache Erden können nicht in ungleichartige
Bestandteile zerlegt werden, haben also
elementaren Charakter. Sie wurden von Klaproth
nicht eindeutig als Metalloxyde erkannt bzw.
nicht immer widerspruchsfrei von Metallischen
Erden oder Metalloxyden abgegrenzt.
Bis ca. 1790 kannte man 6 einfache
Erden Kalkerde (CaO) Baryterde (BaO) Talkerde
(MgO) Beryllerde (BeO) Kieselerde
(SiO2) Tonerde (Al2O3)
32
Entdeckung des Strontiums 1793
Strontianit (SrCO3), benannt nach dem
schottischen Dorf Strontian.
1790 erkennt Adair Crawford (1749?1795), dass der
von ihm erstmalig beschriebene Strontianit von
Calcit (CaCO3) und Witherit (BaCO3) zu
unterscheiden sei.
Thomas Hope (1766?1844) unterscheidet die 3
Elemente 1792 anhand ihrer Flammenfärbungen
(Publikation 1793).
Unabhängig davon weist Klaproth 1793 im
Strontianit eine neue einfache Erde nach
Strontinerde, später Strontianerde genannt (SrO).
1808 erstmalige Gewinnung von (unreinem)
metallischem Strontium (Name!) durch Sir Humphry
Davy (1778?1829) auf elektrolytischem Wege an
einer Quecksilber-Kathode.
33
Entdeckung des Titans 1795
Der englische Geistliche und Chemiker William
Gregor (1761-1817) entdeckte 1791 in einem aus
Cornwall stammenden, Ilmenit (FeTiO3)
enthaltenden Sand ein neues Element in Form
seines Oxids.
Ilmenit
Unabhängig davon fand Klaproth 1795 im Roten
Schörl (Rutil, TiO2) aus Boinik (Ungarn), der
damals für eine Art Granat oder Turmalin gehalten
wurde, eine weiße Erde und benannte das
zugrundeliegende Metall nach den Ursöhnen der
Erde Titanium.
Rutil
Das Metall (unrein) stellte erstmals J. J.
Berzelius 1825 durch Reduktion von Titandioxid
mit Natrium dar.
34
Entdeckung des Chroms 1797
Rotbleierz bzw. Krokoit, PbCrO4
Die Entdeckung des Chroms im sibirischen Krokoit
wird allgemein dem französischen Chemiker Louis
Nicolas Vauquelin (1763? 1829) zugeschrieben.
Benennung nach der Farbigkeit der Verbindungen
???µa Farbe.
Vauquelin wandelte Krokoit mit Salzsäure in
Chrom(III)oxid um 2 PbCrO4 10 HCl ? 2 PbCl2
5 H2O Cr2O3 3 Cl2 Anschließend Reduktion des
Oxids mit Holzkohle zum (unreinen) Metall.
Klaproth entdeckte und publizierte das Element
jedoch unabhängig im selben Jahr!
Erstmalige (elektrolytische) Reindarstellung von
Chrom 1854 durch Robert Wilhelm Bunsen
(1811?1899).
35
Entdeckung des Tellurs 1797
Tellur wurde 1782 zunächst von dem
österreichischen Chemiker Franz Joseph Müller von
Reichen- stein (1740?1825) in Golderzen aus der
Grube Mariahilf (Rumänien) entdeckt. Er vermutete
darin ein neues Halbmetall und nannte es
metallum problematicum.
Nagyagit Pb3(Pb,Sb)3S6(Au,Te)3
Sylvanit (Au,Ag)Te2
1797 erhielt Klaproth Proben der Erze von Müller
von Reichenstein und bestätigte nach
sorgfältigen Unter- suchungen das neue Element,
das er Tellurium nannte (lat. tellus Erde).
Vortrag vor der Akademie der Wiss. am 25.01.1798
unter Würdigung von Reichensteins. Tellur war
das einzige von ihm (mit-)entdeckte Metall, das
Klaproth auch elementar in Händen hielt.
Museum f. Naturkunde
36
Entdeckung des Cers 1803
Das Element wurde in Form seiner Erde 1803 von
Klaproth bei der Analyse von Cerit aus
Bastnäs (Schweden) entdeckt. Wegen der Ockerfarbe
benannte er die neue Erde Ochroiterde.
Cerit aus Bastnäs
Fast gleichzeitig und unabhängig fanden auch J.
J. Berzelius und Wilhelm Hisinger (1766?1852) in
Stockholm diese Erde und benannten das
zugrundeliegende Metall nach dem gerade
entdeckten Planetoiden Ceres Cerium.
1825 Herstellung von metallischem Cer über
Reduktion von CeCl3 mit Na durch Carl Gustav
Mosander (1797?1858) in Stockholm. 1839 Nachweis,
dass die Ochroiterde von Klaproth eine Mischung
mehrerer Erden darstellte.
37
Zur Entdeckung des Berylliums und Yttriums
Vauquelin isolierte erstmalig die Beryllerde
(BeO) 1798 aus Beryll und Smaragd
(Be3Al2Si6O18) und nannte das Element
Glycinium. Klaproth bestätigte wenig später
die Natur der Beryllerde, die er aus sibirischem
Beryll gewonnen hatte er führte den heute
gebräuchlichen Namen Beryllium ein.
Beryll
1794 hatte der finnische Chemiker Johan Gadolin
(1760?1852) in einem bei Ytterby in Schweden
gefundenen Mineral, das den Namen Gadolinit
erhielt, eine neue Erde (Y2O3) gefunden, die vom
Schweden Ekeberg 1798 als Yttererde bezeichnet
wurde. Klaproth und Vauquelin stellten 1800
diesen Befund durch genaue Analysen sicher.
J. Gadolin
Gadolinit
Sowohl Beryllium als auch Yttrium wurden
in metallischer Form erst 1828 von
Friedrich Wöhler (1800?1882) durch Schmelzen
der Chloride mit Kalium gewonnen.
F. Wöhler
38
Entdeckung des mineralischen Kaliums 1797
Nach herkömmlicher Ansicht wurden folgende fixe
Laugensalze unterschieden Alcali vegetabile
(K2CO3), ausschließlich in Pflanzenasche
gefunden. Alkali minerale (Na2CO3), vorrangig
aus Mineralien gewonnen. Alkali volatile
(NH42CO3 bzw. NH4HCO3). Die entsprechenden
Hydroxide hießen ätzende oder caustische
Laugensalze.
Bei eingehenden analytischen Untersuchungen des
Leucits (KAlSi2O6, ein Zeolith) stellte
Klaproth regelmäßig einen Substanzverlust von ca.
20 fest. Er fand schließlich die folgende
Erklärung (1797 veröffentlicht)
Höchst unerwartet bin ich durch Auffindung eines
Bestandteils überrascht worden, welcher in
einem Stoffe besteht, dessen Dasein wohl noch
niemand innerhalb der Grenzen des Mineralreiches,
und am wenigsten in der natürlichen Mischung
eines festen, mineralogisch einfachen Fossils je
vermutet hat. Dieser gegenwärtig in der
Eigenschaft einer oryktognostischen Substanz auf
den Schauplatz tretende Bestandteil des Leucits
ist kein anderer, als das bisher dem
Pflanzenreiche ausschließlich eigen geglaubte
und deswegen auch nach selbigem also benannte
Pflanzenalkali!
Klaproth führte daraufhin neue Namen ein Alcali
vegetabile Kali (? Kalium) Alcali minerale
Natron (ältere Bezeichnung), später Natrum
(? Natrium)
39
Entdeckung der Honigsteinsäure 1802
1789 erstmalige Beschreibung des aus
Braunkohle- gruben in Thüringen stammenden
seltenen Minerals Honigstein (Mellit) durch A. G.
Werner und C. A. S. Hoffmann.
Diverse Analysen verschiedener Autoren mit
deutlich voneinander abweichenden Ergebnissen
veranlassten Klaproth 1802 zu eigenen
Untersuchungen. Ergebnis
dass der Honigstein aus einer natürlichen
Verbindung der Alaunerde mit einer Säure bestehe
dass aber diese Säure keine einfache
Mineralsäure, sondern von der Natur der
Pflanzensäuren sei....Da nun die Säure des
Honigsteins sich als eine, aus Sauerstoff,
Kohlenstoff und Wasserstoff zusammengesetzte und
daher durch Feuer leicht zerstörbare, Säure zu
erkennen giebt, dabei aber in ihrem Verhalten
mit keiner der jetzt bekannten Säuren
übereinkömmt so würde sie diesemnach unter den
vegetabilischen Säuren als eine Säure von eigener
Natur, und zwar vorerst noch unter dem Namen
Honigsteinsäure (Acidum melilithicum) aufzuführen
seyn.

Heutige Kenntnis Mellit ist das Aluminiumsalz
der Benzolhexacarbonsäure Al2C6(COO)6 16 H2O
40
Wichtige Schriften Klaproths
Zahlreiche Publikationen über experimentelle
Arbeiten und zusammenfassende Herausgabe in
den 6 Bänden Beiträge zur chemischen Kenntnis
der Mineral- Körper, 1795?1815 französische
und englische Übersetzung.
Pharmacopoea Borussica, gemeinsam mit
Formey, Hermbstaedt und Rose 1799 1., 1804
2., 1813 3. Auflage.
1806/07 Herausgabe der völlig umgearbeiteten
Auflage von Grens Systema- tisches Handbuch
der gesamten Chemie.

1807?1819 gemeinsam mit Wolff Chemisches
Wörterbuch in 9 Bänden enzyklopädische
Behandlung des gesamten chemischen Wissens der
damaligen Zeit französische und italienische
Übersetzung.
Klaproth zeichnete auch als Mitherausgeber
diverser Periodika, u.a. Neues allgemeines
Journal der Chemie (1803?1805). Neues
allgemeines Journal für die Chemie, Physik und
Mineralogie (1806?1809).
41
Leistungen Hermbstaedts
Chemiker 1782 Herstellung von Oxalsäure durch
Oxidation von Weinsäure mit Salpetersäure. 1785
Untersuchung der Chinarinde-Inhaltsstoffe,
Auffindung des Calciumsalzes der
Chinasäure. 1792 Propagierung der
antiphlogistischen Lehre Lavoisiers und
Verbreitung der neuen chemischen
Nomenklatur.
Technologe Verbreitung und Fortentwicklung des
vorhandenen chemisch-technologischen
Praxiswissens der verschiedensten Gewerbe durch
eine Fülle von Vorträgen, Vorlesungen,
Abhandlungen und Lehrbüchern sowie eigene
Laboruntersuchungen. Gewerbeförderung durch
Vermittlung naturwiss. Grundlagen von Produktion
und Verarbeitung, Einführung neuer Verfahren,
Beratung bei Firmengründungen.
Ausgewählte Tätigkeitsfelder Zuckerfabrikation
Textilherstellung und verarbeitung Färberei
Gerberei Brauerei Branntweinproduktion
Veredelung von Flachs und Hanf
Bleiweiß- Herstellung Drucktechnik Tabakanbau
Schießpulverproduktion Alaun- und
Seifensiederei Bleicherei Papierherstellung
Agrikulturchemie Soda- Herstellung
Arzneimittel. Neben technologischen spielten auch
kameralistische und juristische Aspekte stets
eine Rolle.
42
Wichtige Schriften Hermbstaedts I
Physikalisch-chemische Versuche und
Beobachtungen (1786 Bd. 1, 1789 Bd. 2)
Magazin der Technologie (1789)
Bibliothek der neuesten physikalischen,
chemischen, metallurgischen und
pharmazeutischen Literatur (4 Bde. 1787?95)
Systematischer Grundriß der Allgemeinen
Experimentalchemie (3 Bde. 1791)
Grundriß der Experimentalpharmazie (2 Bde.
1792/3)
Katechismus der Apothekerkunst, oder die
ersten Grundsätze der Pharmazie für
Anfänger (1792)

Grundriß der Färbekunst (3 Aufl. 1802/06/25)
Theoretisch-praktisches Handbuch der
allgemeinen Fabrikenkunde (1807)
Grundsätze der experimentellen agronomischen
Chemie (1808)
Grundriß der Technologie (2 Aufl. 1814/30)
Kompendium der Technologie (als Leitfaden
zum Gebrauch akademischer Vorlesungen) (1831)
43
Wichtige Schriften Hermbstaedts II
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