Title: Kein Folientitel
1Die Neuordnung des Automobilvertriebs
Herausforderungen für Belegschaften und
Betriebsräte im Kfz-Gewerbe
Allgemeine Situation und aktuelle Entwicklungen
im Kfz-Handwerk
Projekt gefördert von der
Bearbeiter Stefanie Weimer, Hans Gerhard Mendius,
Petra Schütt
2Entwicklungstendenzen in den Händler- und
Servicenetzen nach GVO und Perspektiven der
Niederlassungsfreiheit 10/2005
TOP 1
3Der Vertrieb ...
- Die Zahl der Neuwagenzulassungen bleibt auch im
Jahr 2005 bisher hinter den Erwartungen zurück
(1. Quartal 2005 -1,9 ggü. Vorjahr) - Weiterhin sinkende Umsätze und Renditen im
Neuwagenhandel (Umsatzentwicklung 2004 zu 2003
-2,6 , stärkerer Rückgang als im Vorjahr) - Zusätzliche Probleme für den Neuwagenhandel durch
... - aggressive Re-Vermarktung von Flottenfahrzeugen
durch die Hersteller - weiterhin hohe Zahl an EU-Reimporten (gekündigte
Händler betätigen sich weiterhin im Handel) - Langfristige Tendenz nur noch begrenzte
Volumenzuwächse bei Neuzulassungen zu erwarten
4Das Servicegeschäft ...
TOP 1
- Gegenwärtig die Ertragsstütze im
Kfz-GewerbeAber 2004 erstmals seit Jahren
Auftragsrückgang um 3 , besonders betroffen
Vertragswerkstätten - Angesichts verschärften Wettbewerbsdrucks im
Neuwagengeschäft Bedeutung des Service für
Kundenzufriedenheit und Kundenbindung nimmt zu
(auch für den folgenden Neuwagenkauf) - Steigendes Durchschnittsalter und höhere
Werthaltigkeit der älteren Fahrzeuge - begünstigen das Servicegeschäft
- können aber den Trend zum Rückgang des
Servicemarktvolumens nicht kompensieren
(Ausdehnung der Wartungsintervalle, abnehmende
Reparaturanfälligkeit, sinkende
Fahrleistung/Fahrzeug)
5Entwicklung von Betrieben und Beschäftigung im
Kfz-Gewerbe
TOP 1
Betriebe von 1997 bis 2004
Beschäftigte von 1997 bis 2004 (inkl. Inhaber und
Auszubildende)
Quelle Geschäftsbericht des ZDK Stand 2005
6Reform der GVO Die wichtigsten Änderungen
TOP 1
- Eine Trennung von Vertrieb und Service ist
möglich - die Entscheidung liegt beim Vertragsbetrieb
- Vertrieb
- Der Händler darf im gleichen Ausstellungsraum
verschiedene Marken verkaufen der Hersteller
darf den Handel mit verschiedenen Marken nicht
verbieten (Mehrmarkenvertrieb) - Der Händler darf von seinem Standort aus
Fahrzeuge EU-weit anbieten und ab 2005 EU-weit
beliebig viele Niederlassungen eröffnen ohne
Zustimmung des Herstellers (Niederlassungsfreiheit
)
7Reform der GVO Die wichtigsten Änderungen
TOP 1
- Werkstatt
- Der Hersteller darf die Zahl seiner
Vertragswerkstätten nicht mehr beschränken jede
Werkstatt, die die Standards erfüllt, muss
autorisiert werden (Kontrahierungszwang) - Einer autorisierten Werkstatt kann der Hersteller
nicht verbieten, auch Fahrzeuge anderer Marken zu
reparieren bzw. sich als Werkstatt für
zusätzliche Marken autorisieren zu lassen
(Mehrmarkenservice) - Hersteller müssen technische Daten,
Reparaturwerkzeuge und Schulungsangebote auch für
unabhängige Werkstätten zugänglich machen (freier
Datenzugang) - Ersatzteile, die in gleicher Qualität in die
Erstausstattung geliefert werden, gelten als
Originalersatzteile - künftig auch für Vertragswerkstätten Direktbezug
beim Teilehersteller oder über den freien
Teilehandel möglich (OE-Teileliberalisierung)
8Kennzeichen der neuen Verträge
TOP 1
- Massive Anhebung der qualitativen Standards für
Vertrieb und Service weit über das für die
Sicherung der Qualität erforderliche Maß hinaus - Senkung der Grundmargen, Erhöhung des Anteils
leistungsabhängiger Boni - Noch weitergehende Rechte der Hersteller auf
Einblick in wirtschaftliche Kennzahlen ihrer
Kfz-Betriebe und Pflichten zur Datenüberlassung - Einflussnahme der Hersteller auf
Personalentwicklung und Besetzung von
betrieblichen Schlüsselpositionen - Höhere Anforderungen an Qualifizierung der
Mitarbeiter in Vertrieb und Service,
Kostenpflichtigkeit der Herstellerschulungen für
die Betriebe
9Zielrichtung der neuen Verträge
TOP 1
- Erschwerung des Marktzugangs für neue
Wettbewerber durch hohe Standards (Freie,
autorisierte Werkstätten) - Verhinderung von Mehrmarkenvertrieb und
Mehrmarkenservice - Instrument zur weiteren Netzoptimierung (z.B.
Förderung größerer Betriebseinheiten durch
Margengestaltung, Kündigungsmöglichkeiten bei
Nichterfüllung der Standards) - Zugriff auf das Endkundengeschäft und weitere
Professionalisierung des operativen Geschäfts der
Kfz-Betriebe
10Effekte der neuen Verträge für die Betriebe des
markengebundenen Kfz-Gewerbes
TOP 1
- Noch stärkere Einschränkung unternehmerischer
Handlungsspielräume (statt Regulierung jetzt
Überregulierung) - Schwächung der Position der Kfz-Betriebe
gegenüber ihren Herstellern - Steigenden Kosten durch Erhöhung der Standards
stehen sinkende Erträge durch Absenkung der
Margen gegenüber (Gefährdung der
Wirtschaftlichkeit vieler Kfz-Betriebe) - Psychologischer Effekt nachhaltige Beschädigung
der Beziehung Hersteller/Fabrikatsnetze durch
Vertragsgestaltung und ihre Vorgeschichte
11Entwicklung der Vertriebsnetze nach GVO (Stand
Januar 2004)
TOP 1
12Erste Tendenzen im Vertriebsnetz nach GVO
TOP 1
- Weitere Abnahme der Zahl von Händlerbetrieben und
Vertriebsstützpunkten - Trend zum Mehrmarkenhandel kommt stärker in Gang
als erwartet - große Händlergruppen erweitern systematisch ihr
Markenportfolio - auch der traditionelle Einmarkenhandel nutzt
zunehmend Option des Mehrmarkenhandels (Ausgleich
rückläufiger Erträge und Kapazitätsauslastung der
Stammmarke, psychologische Nachwirkungen der
Vertragsverhandlungen) - Nicht alle Hersteller sind vom Trend zum
Mehrmarkenhandel gleichermaßen erfasst - Versuch der Hersteller zur Kanalisierung des
Mehrmarkenhandels auf konzerneigene Marken - kleinere Hersteller/Importeure mit bisher
schwächeren Marktanteilen profitieren Senkung
der Markteintrittsschwellen
13Erste Tendenzen im Servicenetz nach GVO
TOP 1
- Zunahme der Anzahl der Wettbewerber auf dem
Servicemarkt, wenn auch nicht im erwarteten
Umfang - Autorisierte Servicebetriebe vor allem
Auffangbecken für gekündigte Markenhändler, kaum
Zugangschancen für freie Werkstätten - Starker Anstieg der Nur-Servicebetriebe
- Mehrmarkenservice häufig im Konzernverbund,
geringe Chancen markenfremder Bewerber auf
Autorisierung - Erste Effekte steigender Intrabrandwettbewerb im
markengebundenen Kfz-Service, erstmals
Marktanteilsgewinne der Freien am Servicemarkt
14Weitere Entwicklung der Vertriebsnetze abhängig
von ...
TOP 1
- ... möglichen Korrekturen an den Standards zwar
Nachbesserungen, aber Frage kosmetische
Korrekturen oder substantielle Zugeständnisse ? - ... rechtliche Überprüfung der Standards durch
EU/nationale BehördenGefahr zeitlicher
Bearbeitungsstau schafft Fakten - ... Einführung der Niederlassungsfreiheit 10/2005
Entscheidend Herstellerstandards für
zusätzliche Niederlassungen
15TOP 2
Auswirkungen der aktuellen wirtschaftlichen
Situation und der neuen Vertragsbedingungen auf
die Arbeitssituation der Beschäftigten im
Kfz-Gewerbe
Bewältigungsstrategien der Interessenvertretungen
Eindrücke aus den Betriebsfallstudien
16TOP 2
Die einbezogenen Betriebe ...
17Die wirtschaftliche Situation in den
Untersuchungsbetrieben ...
TOP 2
- Durchweg angespannte bis prekäre
wirtschaftliche LageIV sehen sich im
Überlebenskampf, mit dem Rücken zur Wand - Schließung von Standorten, Fusionen
- Schleichender bis massiver Beschäftigungsabbau
- Reduktion der Ausbildungszahlen bis hin zur
Einstellung von Ausbildungsaktivitäten
18Forderung nach Lohnverzicht und Mehrarbeit eher
die Regel als die Ausnahme
TOP 2
- Kürzung/Streichung von Urlaubs-/Weihnachtsgeld
- Reduktion von Leistungsprämien,
Notdienstpauschalen u.a. - Verlängerung der wöchentlichen Arbeitszeit
- Unbezahlte Überstunden
Begründung ...... Kostensteigerungen durch
Erhöhung der Standards ... Kostensenkungsprogramm
e der Hersteller schaffen zusätzlich Klima für
die Durchsetzung von Lohnverzicht auch im
nachgelagerten Kfz-Gewerbe
Die Arbeitnehmer müssen die Kosten hereinsparen,
die die Hersteller durch ihre Standards
verursacht haben
19Interessenvertretungen schließen vermehrt
Vereinbarungen zur Beschäftigungssicherung ab
(Betriebsvereinbarung/Sanierungstarifvertrag)
TOP 2
- Konfliktpotenzial ...
- zwischen Betriebsrat/örtlicher IG Metall
Verwaltungsstelle - innerbetrieblich
- Probleme ...
- mangelnde Dateneinsicht
- Komplexität der Beurteilung der Krisensituation
- keine Bindung an Vorlage eines Sanierungskonzepts
und fehlende Kontrolle seiner Umsetzung
20Betriebe geben steigendes Gewicht qualitativer
Kriterien für die Höhe der Margen an die
Beschäftigten weiter ...
TOP 2
- Tendenz zu Zielvereinbarungen/qualitativen
Leistungslohnkomponenten auch in der Werkstatt - Problem Messbarkeit und Beeinflussbarkeit der
Leistungskomponenten, steigender Stress, Mobbing - Qualitätstest (Werkstattests, Kundenzufriedenheits
befragungen etc.) und Konflikte um ihre
Konsequenzen gewinnen an Bedeutung
21Vermehrt Einführung von flexiblen
Arbeitszeitsystemen
TOP 2
- Ziele ...
- Bewältigung der von den Herstellern geforderten
verlängerten Öffnungszeiten bei zugleich
ausgedünnten Belegschaften - Abfangen der diskontinuierlicher werdenden
Werkstattauslastung - Einsparung von Mehrarbeitszuschlägen
22Auswirkungen der gestiegenen Qualifizierungsstanda
rds ...
TOP 2
- Ausweitung der Weiterbildungsaktivitäten in den
Betrieben nicht zuletzt wegen massiven
Umsetzungsdrucks der Hersteller - Verbesserung der Weiterbildungssituation in bis
dahin nicht aktiven Betrieben,wenn der BR es
offensiv in die Hand nimmt - BR können Einblick in die Weiterbildungspläne
verlangenWichtig eigene Informationsbasis des
BR über Soll/Ist hinsichtlich des
Qualifizierungsstands in der Belegschaft
- Mögliche Nebenwirkungen ...
- Diskrepanz zwischen markenspezifischen
Zertifikaten und Eingruppierungsmerkmalen im
Tarifvertrag - Verschlechterung der Situation älterer
Beschäftigter
23Neuregelung der Verkäuferentlohnung ...
TOP 2
- ... ein Thema, mit dem sich fast alle BR
befassen mussten,aber meist ungern
24Kein Einbezug der Beschäftigten und ihrer
Interessenvertretungen in die betriebliche
Umsetzung der neuen Verträge
TOP 2
- Aber ...
- Erhebliche Auswirkungen auf die konkrete Arbeits-
und Entlohnungssituation - Forderungen nach umfangreichen Beiträgen der
Beschäftigten zum Ausgleich der damit
verbundenen Folgekosten
25Auf dem Weg zu unternehmensübergreifenden
Interessenvertretungsstrukturen im Kfz-Gewerbe
TOP 3
Potenziale und Probleme
26Gesamtbetriebsrats (GBR) Gründung
TOP 3
- Auslöser ...
- Ausspielen der Standorte, Krisensituation
begünstigt Gründung von GBR - Probleme/Barrieren ...
- Unzureichende Informationen bei BR im
Kfz-Gewerbe zum Instrument GBR - Ängste und Skepsis gegenüber GBR
- Kontakt und Vertrauensaufbau zwischen den
Standort-BR - Überwindung von Widerständen der Geschäftsleitung
- Schaffung von Akzeptanz für das neue Gremium in
der Belegschaft
27GBR-Gründung im Kfz-Gewerbe i.d.R. nicht ohne
massive externe Unterstützung möglich
TOP 3
- Aber ...
- mangelnde Kooperation und Koordination durch die
Verwaltungsstellen - mangelnde Akzeptanz und Wertschätzung des
Instruments GBR auf Verwaltungsstellenebene - Defizite bei der Koordination und Unterstützung
der GBR-Arbeit im Handwerk auch auf
Organisationsebene in der IG Metall dominiert
Wahrnehmung von GBR/KBR als Industriethema
28GBR-Arbeit im Kfz-Handwerk
TOP 3
- GBR für Betriebsleitungen im Kfz-Handwerk ein
oft unbekanntes Wesen - Reaktionen der Geschäftsleitungen von Widerstand
zu allmählicher Akzeptanz - Wirtschaftsausschuss als unverzichtbares Pendant
zum GBR Probleme der qualifizierten
Einschätzung betriebswirtschaftlicher
Zahlenwerke ? Schulungsbedarf
29Effekte des GBR für die betriebliche
Mitbestimmungspraxis Erfahrungen der
Betriebsräte
TOP 3
- Kein Ausspielen der Standorte mehr
- Qualitätsverbesserung der Betriebsratsarbeit
- Betriebsräte gewinnen an Selbstbewusstsein
- Höhere Akzeptanz
- bei der Geschäftsleitung
- und bei der Belegschaft
- Gute GBR-Arbeit steigert den Organisationsgrad
- Vor allem
- Verbesserung der Handlungssituation der
betrieblichen IV bei Krisenbewältigung
30Vorläufiges Fazit
TOP 3
- GBR im Kfz-Gewerbe
- sehr positive Effekte für die betriebliche
Mitbestimmungssituation und die Bewältigung der
gegenwärtigen Branchenkrise - aber
- umfangreichere Verbreitung von GBR an einige
schwer zu schaffende Voraussetzungen gebunden
(Bereitstellung von Unterstützungskapazitäten,
Aufklärungsarbeit, Schulung, Vernetzung)