Title: HKS und ADHS
1HKS und ADHS
- Von den Problemen der Gesellschaft mit den
Zappelphilipp Kinder
2Gliederung
- Begriffe
- Geschichte der Namen
- Ursachen von ADHS
- Diagnosekriterien nach DSM IV
- Vergleich zu ICD 10
- Diagnostik von ADHS
- Therapiemöglichkeiten von ADHS diagnostizierten
Kindern - Multimodale Therapie
- Umgang mit Kindern, die ADHS Symptome aufzeigen
- Epidemiologie
- Das Medikament
- Wirkung von Methylphenidat
- Neu auf dem Markt Strattera
- Die Kritik
- Literatur
3I Begriffe
- HKS
- Hyperkinetisches Syndrom
- ADHS
- Aufmerksamkeits- Defizit-Hyperaktivitäts- Störung
- (Beinhaltet ADS als Subtyp)
4II Geschichte der Namen
- 1845 Heinrich Hoffmann Struwelpeter
- 1902 Georg Still Some abnormal psychical
conditions in children - 1930er- 1960 Diagnose MCD (minimale celebrale
Dysfunktion) - 1954 Markteinführung Ritalin
- 1980 Aus USA kommt Attention Deficit Disorder
(D ADS) - 1994 DSM IV prägt ADHS
5III Ursachen von ADHS
- ADHS ist zu etwa 80 auf erbliche Faktoren
zurückzuführen (Philip Aherson, Kings College
London, 2001) - Verhaltensstörung wird von einer Fehlregulation
des Dopaminstoffwechsels begleitet. Dopaminsignal
wird zu schwach über die Rezeptoren vermittelt. - Alkohol und Nikotin während der Schwangerschaft
begünstigen den Ausbruch der Symptomatik ebenso
wie Erziehungsfehler.
Ausgehend von einer genetischen Disposition für
ADHS, welche alleine noch nicht die Symptomatik
hervorruft, entsteht ein Teufelskreis zwischen
genetischen und sozialen Ursachen
6IV Diagnosekriterien nach DSM IV
A) Entweder eins oder beides
1) 6 (gt) der folgenden Symptome von Unaufmerksamkeit haben seit wenigstens 6 Monaten bestanden in einem unpassenden und nicht dem Entwicklungsstand entsprechenden Ausmaß 2) 6 (gt) der folgenden Symptome von Hyperaktivität- Impulsivität haben seit wenigstens 6 Mon. Bestanden (...).
a) Beachtet oft Einzelheiten nicht genau oder macht Flüchtigkeitsfehler bei schulischen Aufgaben, der Arbeit oder bei anderen Tätigkeiten. a) Zappelt oft mit Händen oder Füßen oder windet sich auf dem Stuhl.
b) Oft Mühe, langfristig aufmerksam zu sein bei Arbeit oder Spiel. b)Verlässt oft den Sitzplatz im Klassenzimmer oder in anderen Situationen, bei denen Sitzenbleiben erwartet wird.
c) Scheint oft nicht zuzuhören, wenn direkt angesprochen. c) Rennt oft herum oder klettert überall hoch in unpassenden Situationen.
d) Führt oft Anweisungen nicht vollständig aus oder beendet Arbeiten in der Schule, Zuhause oder am Arbeitsplatz nicht (...) d) Hat oft Mühe bei Spiel- u. Freizeitaktivitäten keine Geräusche zu machen.
e) Hat oft Mühe, Aufgaben und Tätigkeiten planvoll abzuwickeln. e) Ist oft umtriebig oder benimmt sich oft wie von einem Motor angetrieben.
f) Vermeidet, übernimmt nur ungern oder verweigert oft Aufgaben, die anhaltende Konzentration erfordern. f) Redet oft übermäßig viel.
g) Verliert oft Dinge, die für Aufgaben und Tätigkeiten notwendig sind. g) Platzt oft mit der Antwort heraus, bevor Fragen komplett gestellt sind.
h) Wird oft leicht abgelenkt durch unwesentliche Reize h) Hat oft Mühe zu warten, bis er/sie an der Reihe ist.
i) Ist oft vergesslich bei Alltagstätigkeiten. i) Unterbricht oder stört oft andere.
7IV Diagnosekriterien nach DSM IV
- B) Einige Symptome der Hyperaktivität-
Impulsivität oder Unaufmerksamkeit mit
beeinträchtigender Wirkung waren vor dem Alter
von 7 Jahren vorhanden. - C) Beeinträchtigung durch die Symptome tritt in
zwei oder mehr Bezugssystemen auf. - D) Es muss eine deutliche Beeinträchtigung im
sozialen, Lernleistungs- oder beruflichen Bereich
vorliegen. - E) Die Symptome treten nicht ausschließlich im
Rahmen einer Umfassenden Entwicklungsstörung,
Schizophrenie, oder anderen Psychosen auf und
sind nicht besser erklärt durch eine andere
psychische Störung.
8V Vergleich zu ICD 10
- Für die Diagnose F.90 Hyperkinetische Störung
sollten Unaufmerksamkeit und Hyperaktivität in
mehr als einer Situation auftreten. - Verhaltensprobleme sollen vor dem 6 Lebensjahr
auftreten und von längerer Dauer sein.
9VI Diagnostik von ADHS
- Erkennen der Symptomatik
- Behandlung durch qualifizierte- wünschenswert
speziell fortgebildete- Ärzte - Abgrenzung von anderen Diagnosen, z.B. Tic
Störungen - Verhaltensbeobachtungen
- Fragebögen (z.B. Conners, VBV)
- Bildgebende Verfahren ( SPECT, PET,NMR)
- Entwicklungs-u. Intelligenztests
10VII Therapiemöglichkeiten von ADHS
diagnostizierten Kindern
Medikamentöse Therapie
Verhaltenstherapie, Ergotherapie
Beratung
Multimodale Therapie
Laut einer amerikanischen Studie (MTA) führte
eine Kombination aus medikamentöser Therapie und
Verhaltenstherapie in 68 der untersuchten Fälle
zu einer Besserung der Symptome!
Die Studie ist kritisch zu betrachten, da sie
nicht Placebo kontrolliert und doppelblind ist!
11VIII Multimodale Therapie von ADHS
diagnostizierten Kindern
- Medikamentöser Bestandteil
- Medikinet, Ritalin Tabl. à 10mg 0,5-0,8mg/kg
KG - Wirkungseintritt 20 min. Dauer 2-4 Std.
- Ritalin SR Tabl. à 20mg 1mg/kg KG
- Wirkungseintritt 30-60 min. Dauer 6-8 Std.
- Verhaltenstherapie
- Ist erster Behandlungsschritt vor dem Beginn der
medikamentösen Therapie. - Beinhaltet Konzepte zum Selbstmanagement des
Kindes. - Schließt umfassende Beratung von Eltern,
Erziehern mit ein.
Therapieziel ist eine soziale Integration,
stabiles Selbstwertgefühl und Gewährleistung
einer begabungsentsprechenden Schul u.
Berufsausbildung!
12IX Umgang mit Kindern, die ADHS Symptome
aufzeigen
- Klare Regeln und Strukturen aufstellen
- Mit Belohnungen arbeiten
- Stärken unterstützen und erwähnen
- Fehlverhalten nicht beachten, da eine Reaktion
evtl. das Verhalten unwillentlich noch verstärkt. - Ggf. Bewegungspausen im Schulalltag .
- Keine Maßregelungen im aktuellen
Erregungszustand.
13 X Epidemiologie
- Versichertenstichprobe der AOK Hessen v. 01.01.98
bis 31.12.2000 ICD 10 Diagnosen auf
Krankenscheinen
N 63115 Kinder Bezogen auf 2000 Nach Geschlecht
1981-99 32497 Jungen 30618 Mädchen 330 Empfänger von Metylphenidat 0,88 Jungen 0,15 Mädchen
Behandlungsprävarenz 0,52 Behandlungsprävarenz 0,52 Behandlungsprävarenz 0,52
- Daten der Bundesdrogenbeauftragten
(veröffentlicht 2002) - Prävalenzschätzung zu ADHS 2-6 bei Kindern
6-18J.
14XI Das Medikament Ritalin( Methylphenidat)(hie
r stellvertretend für Präparate wie Concerta,
Medikinet)
- Wird vom Schweizer Konzern NOVARTIS produziert.
- Psychostimulantie u. gehört zu den Amphetaminen.
- 1971 von der WHO zusammen mit z.B. Kokain in
Kategorie II der Convention for Psychotropic
Drugs eingestuft. - Unterliegt dem Betäubungsmittelgesetz (BtMG 1981
Anlage II (verkehrsfähige aber nicht
verschreibungsfähige Betäubungsmittel) . - 12,5 Millionen Euro Umsatz im Jahr 1999
- Laut Frankfurter Rundschau (2001 6-8 Millionen
behandelter Kinder in Deutschland - Langzeitfolgen unbekannt!!!
15XII Wirkung von Methylphenidat
Methylphenidat entfaltet seine Wirkung vermutlich
im synaptischen Spalt, der Kontaktstelle zwischen
zwei Nervenenden. In diesem Bereich werden
Nervenimpulse durch den Austausch der Botenstoffe
Dopamin und Noradrenalin übertragen. Der
Wirkstoff hemmt offenbar die Wiederaufnahme von
Dopamin in die sendende Nervenzelle und verstärkt
damit die Dopamin-Wirkung im Synaptischen Spalt.
Quelle mehr-vom-tag Internetseite des Concerta
Herstellers Janssen Cillag
16XIII Neu auf dem Markt Strattera
- Seit 1.03.05 in Apotheken erhältlich
- Wirkstoff Atomoxetin
- Keine stimulierende Wirkung auf die Psyche
- Unterliegt nicht dem BtmG
- Verhindert, dass das aus Dopamin gebildete
Noadrenalin von den Nervenzellen wieder
aufgenommen und damit unbrauchbar gemacht wird. - Britische Arzneimittelaufsichtsbehörde warnt vor
vereinzelt auftretenden Leberschäden! - (Quelle taz Nr. 7618, 18.03.05, S. 18. Claudia
Borchard Tuch)
17XIV Die Kritik
- Die Tendenz zur Vereinfachung macht glauben, auf
Transmittersubstanzen könnten nur Pharmaka
einwirken, zu Hirnchemie passe nur Chemie. Dass
das menschliche Gehirn bis ins Erwachsenenalter
bildbar bleibt und auch Umwelteinflüsse seine
Funktion, Chemie und Struktur(!) verändern, wird
geflissentlich übersehen. (J. Martinus,ADS,
hyperaktiv, verhaltensgestört oder was? In
Pädiatrische Praxis 59, S.397-406 2001
www.paediatrica.de) - In eigenen Worten
- Gerade weil die Medizin keine eindeutige
Ursachenklärung bietet und Kinder, Eltern und
Lehrer einer Vielzahl von fachkundigen
Informationen gegenüberstehen sind vielleicht wir
als Sozialpädagogen gefragt. Wir nehmen die
Kinder an so wie sie sind- mit oder ohne Ritalin-
und helfen Familien unter Beachtung ihrer
gesamten, sozialen Situation.
18Quellenangaben
-
- Borchard- Tuch, Claudia Medikamente für den
Zappelphilipp, Taz, Nr. 7618 vom 18.03.05, S. 18 - Caspers-Merk, Bundesdrogenbeauftragte, Position
Zur Anwendung von Methylphenidat bei der
Behandlung des Aufmerksamkeitsdefizit- und
Hyperaktivitätssyndroms (ADS) www.bmgs.bund.de
2002 - Grosse,K.-P., Skrodizki, K. Diagnostik und
Therapie bei ADHS, Leitlinie der
Arbeitsgemeinschaft ADHS der Kinder u.
Jugendärzte e.V., 2001 - Martinius, J.Aufmerksamkeitsdefizitstörung,
hyperaktiv, verhaltensgestört oder was?
Pädiatrische Praxis 59, S. 397-406, 2001 - Rothenberger, Aribert, Banaschewski, Tobias
Hilfe für den Zappelphilipp in GehirnGeist
Dossier Nr. 2/2005, Verl. Spektrum der
Wissenschaft - Seidler, Eduard Zappelphilipp und ADHS Von der
Unart zur Krankheit, Deutsches Ärtzteblatt 101,
Ausgabe 5 vom 30.01.2004