Title: Gelungene und mi
1Gelungene und mißlungene Interventionen
2Diese Datei ist demnächst downloadbar von unserer
Website
- http//reinhardmeyers.uni-muenster.de/aktuelles
.html - Dort finden Sie auch weitere Materialien zu
unseren Seminaren zu den Internationalen
Beziehungen und zur Friedens- und
Konfliktforschung
3Definition
- Die Intervention (lat. intervenire
- dazwischentreten, sich einschalten) bezeichnet
- das Eingreifen einer bis dahin unbeteiligten
- Partei in eine (Konflikt-)Situation zumeist mit
- dem Ziel, diesen zu bearbeiten (conflict
- management), zu lösen (conflict resolution)
- oder in eine bestimmte Richtung zu lenken
- bzw. zu einem bestimmten Zweck zu
- instrumentalisieren.
4Definition (2)
- Mit einem bestimmten Maß an Druck ausgeübte
Einflussnahme auf einen Staat bis hin zum
direkten Eingriff in dessen innere und äußere
Angelegenheiten durch einen anderen Staat - mit dem Zweck der Durchsetzung eigener
politischer, ökonomischer, gesellschaft-licher,
humanitärer usw. Ziele - Klassisches Mittel der Aussenpolitik der Mächte
5Definition (3)
- Humanitäre Intervention
- (zumeist) militärische Massnahme, die von
einem Staat oder einer Gruppe von Staaten mit
oder ohne Ermächtigung des Sicher-heitsrats der
UN auf dem Territorium eines anderen Staates ohne
dessen Ersuchen durchgeführt wird, um Menschen
beliebiger Staatsangehörigkeit vor massenhaften
und gravierenden Menschenrechtsverletzungen oder
den Auswirkungen herbeigeführter oder geduldeter
humanitärer Notlagen zu schützen
6Definition (4)
- Personenkreis im Interventionszentrum
- a) Rettung oder Schutz eigener Staatsangehöriger
aus Notlagen auf dem Territorium anderer Staaten - b) Rettung oder Schutz von Menschen beliebiger
Staatsangehörigkeit - Akteure
- Staat oder Staatengruppe, uni- oder
multilateral - . Legitimation
- mit oder ohne Ermächtigung durch den
Sicherheitsrat - Humanitär Begriff
- Schutz vor massenhaften und gravierenden
Verlet-zungen grundlegender Menschenrechte bei
staatlicher Untätigkeit oder Verfolgung
7Intervention (1)
- Ein höchst diffiziles und komplexes Thema nicht
erst - seit der Operation Enduring Freedom
8Intervention (2)
- Der extensive Gebrauch des Begriffs von der
Politik über - die Medizin, Psychologie, Pädagogik, Sozialarbeit
bis zur - Kunst wird belegt durch folgende Google-Werte
(16.6.2010, - ca.13.30)
- Intervention 62.000.000 Nennungen in 0,22 sec.
- Krisenintervention 225.000 Nennungen in 0,15
sec. - Humanitäre Intervention 30.900 Nennungen in 0,21
sec. - Konfliktintervention 17.500 Nennungen in 0,29
sec., Konnotationen dabei überwiegend gewaltfrei
bzw. zivil - Zum Vergleich
- Krieg 14.400.000 Nennungen in 0,14 sec.
- Frieden 8.650.000 Nennungen in 0,13 sec
9Intervention Gründe für den extensiven
Begriffsgebrauch
- Diskussion um weak failing failed states
Staatsversagen insbes. in der Dritten Welt - ethnonational motivierte (Bürger-)Kriege von
(Ex-) Jugoslawien bis Ruanda - Bedrohung durch den internationalen Terrorismus
insbes. nach 11.09.2001 - Erweiterung des Sicherheitsbegriffs nach Ende des
Ost-West-Konflikts durch Ein-bezug von Umwelt-,
Frauen-, Menschen- rechts- und internat.
Solidaritätsfragen zu einem erweiterten
Sicherheitsbegriff (sogen. securitization) - Entwicklung vom Interventionsverbot Art. 2 Abs.
3,4,7 UN-Ch. zum Interventionsgebot - vgl.
Report of the International Commission on
Intervention and State Sovereignty ICISS
Responsibility to Protect, Dez. 2001 - http//www.iciss.ca/report-en.asp R2P
- sowie Report of the High-level Panel on Threats,
Challenges and Change, United Nations 2004 A
more secure world Our shared responsibility - http//www.responsibilitytoprotect.org/index.php/
publications - International Coalition for the Responsibilty to
Protect ICRtoP
10Intervention Diskussionskontext Agenda für den
Frieden 1992. Friedensdiplomatie,
Friedenssicherung, Friedenskonsolidierung unter
Betonung des Präventionsgedankens
11(No Transcript)
12Originäre Problemstellung seit 1945
- Gewaltverbot Art. 2(4) UNO-Charta, komplettiert
durch Verbot der Einmischung in die inneren
Angelegenheiten Art.2(7) schon vorher
Briand-Kellog-Pakt (1929) Verbot des
Angriffskrieges - Exklusive Zuständigkeit des Sicherheitsrats bei
Bedrohung oder Bruch des Friedens bei Beschluss
über Massnahmen zur Wahrung oder
Wiederherstellung des Weltfriedens u. d.
internat. Sicherheit - Art. 39 UN-Ch. i.Verb. m. Art. 41,42 Regelungen
des Kap.VII UN-Charta - Ausnahme Selbstverteidigungsrecht nach Art.51
13Veränderungen der Problemlage
- Seit Ende des OWK und Entwicklung eines
erwei-terten Sicherheitsbegriffs
Neuinterpretation der Friedensbedrohung durch
systematische Verstöße gegen Grundwerte der
Staatengemeinschaft - Entwicklung des Völkerstrafrechts seiner
Tatbestände des Völkermordes und der Verbrechen
gegen die Menschlichkeit - Vom zwischenstaatlichen Frieden des Art. 39 zum
geordneten Zusammenleben der Völker Staaten mit
Durchsetzung der Menschenrechte, Sicherung der
Demokratie, Kampf gegen brutale Unterdrückung
durch verbrecherische Gewaltregime - Interpretationsdifferenzen zwischen (westlichen)
Großmächten kleineren Drittweltstaaten
14Genealogie der Erweiterung der Massnahmenaus
Art. 39 UNO-Charta
- Problem Feststellung, ob eine Bedrohung oder ein
Bruch des Friedens oder eine Angriffshandlung
vorliegt - 1991 Resolutionen zum Nordirak (Kurdenschutz), zu
Somalia zum ehem. Jugoslawien Hilfskrücke
Flüchtlings-ströme, die Nachbarstaaten
destabilisieren - Bedrohung des zwischenstaatlichen Friedens,
Absicherung des Gewaltverbots in den
internationalen Beziehungen, nicht aber im
innerstaatlichen Bereich
15Genealogie II
- SCR 808 22.02.93 Einsetzung des IStGH f.d.ehem.
Jugoslawien Begründung schwerwiegende
Menschenrechtsverletzungen sind a threat to
international peace and security Hilfskrücke
fällt weg - SCR 841 16.06.93 Haiti-Resolution Verstoß gegen
das Demokratieprinzip Putsch gg. Aristide
begründet Friedensbedrohung - SCR 864 15.09.93 Angola UNITA bedroht Frieden d.
militär. Vorgehen gegen Zivilbevölkerung
humanitäre Hilfsorganisationen - SCR 1101 Albanien 28.03.97 Stationierg. einer
Schutztruppe wg. Friedensbedrohung durch
derzeitige Krisensituation
16Genealogie III
- SCR 1244 1999 Kosovo-Resolution begründet
UNMIK-Protektorat durch Friedensbedrohung
vorausgegangen humanitäre Intervention der Nato
zur Sicherung der Lebensrechte der albanischen
Bevölkerung gegen die eigene Regierung (in
anderer Perspektive aber rechtswidriger
Angriffskrieg der Nato weil keine Autorisierung
durch SCR sondern Selbstmandatierung) - Bericht Responsibility to Protect 2001
- Bericht Human Security Now Mai 2003
- Bericht High-level Panel on Threats, Challenges
and Change 2004 A/59/565 General Assembly
02.12.2004 http//www.globalpolicy.org/component/c
ontent/article/226/32369.html
17Frage
- Rechtfertigt Art. 39 (klassischerweise) nur
präventives Handeln in Abwehr absehbarer
gewaltsamer Auseinandersetzungen zwischen Staaten
? - Oder bietet er die Legitimation zur Abwehr einer
recht breiten Palette möglicher Störungen der
internationalen Ordnung ? - Und was ist mit den Zuständen Folgen
asymmetrischer Kriege, Neuer Kriege, von
Revolutions- und Bürgerkriegen ?? Akte privater
Gewalt legitimieren keine Handlun-gen aus Art. 51
UNO-Charta
18noch ne Frage
- Führt die Verfestigung des Rechts auf
(humanitäre) Intervention zur Bildung einer
internationalen Zwei-Klassen-Gesellschaft
zwischen solchen Gross-mächten, die aufgrund
ihrer militärischen Kapa-zitäten von einer
entsprechenden völkerrechtlichen Ermächtigung
Gebrauch machen können, und solchen Klein- und
Mittelstaaten, die sich eher als das Opfer
solcher Interventionen sehen (müssen) ? - Versuch der früheren Kolonialmächte, die von den
Staaten der Dritten Welt erworbene Unabhängigkeit
wieder zu relativieren ?? - Bemäntelung klassischer Macht- und
Kanonen-bootpolitik ???
19Grundproblem aller Friedenssicherung
- Prämissen ähnlich wie in der Abschreckungspolitik
notwendig sind - Capability, Communication, Credibility
Problem Friede ist das Produkt, nicht die Summe
seiner Erfolgsbedingungen F (Cap. x
Cred. ) Comm. Fällt eine der drei Bedingungen
aus, d.h. geht gegen Null, muss
Friedens- sicherung versagen!
20und zum Schluss
21Third Party Intervention Characteristics
- Characteristic of third party intervention and
mediation are - long and patient positional bargaining, combined
with - a quest for package deals and a willingness to
use - leverage. It is often successful but, as with the
- intervention of UN organs, it tends to be
deployed - effectively when situations have already reached
a - stalemate and the parties are willing to
compromise, or - when one party is near to admitting defeat.
Positional - bargaining may be less successful in identifying
solutions and - averting conflicts at an early stage...
- (H.Miall The Peacemakers. Peaceful Settlement of
Disputes since - 1945, 199272)
22Phases/Elements Issue-oriented Mediation Relation-oriented consultation
Preparation Contact Initiation Official Level contacts chosen according to their position in organizational hierarchy Inofficial Level contacts chosen according to their functions in the conflict process
Definition of contact with and role Third Party Concentration on the direction of the moderation process moderation oriented towards resolution of issues and fulfillment of aims Direction of moderation process supported by a multitude of combinations of trainings, quasi-therapies, joint seminars, common projects, problem-solving workshops etc.
Description and diagnosis of conflict limited to a small number of (basic) issues Wide-ranging conflict mapping as part of the thorough anamnesis of inter-party relations
Main emphasis of conflict reflection and reframing (i.e. redefinition of partiesinterests from a win-lose to a win-win-situation) Boundary and context con- ditions definition of interests move from superficial, short- term positions/positional dif- ferences to more basic, longer- term interests Conflict pre-history history recognition of basic anxieties, fears and needs fathoming of interests/things in common prognosis of potential future conflicts and the conflict potential of future relationships
Aim Substantial agreement on settlement (or even better resolution) of conflict at a minimum at least, non-paper on possible options of conflict regulation Improvement of relationships increased willingness to partici-pate in bi- or trilateral mediation efforts
23Conflict Management by Third Party Intervention
Mode Conflict Settlement Conflict Resolution
Aims Termination of the partiesconflict behaviour achieve ment of compromise solutions Modification of a number or of all aspects of a conflict with the intention of finding self- supporting solutions
Means Intervention (armed or unarmed) Peace Enforcement Peace Keeping Good Offices, Mediation, Conciliation, Arbitration, Settlement i.e. in toto Procedures of peaceful conflict settlement Support of empathy development and mutual recognition of the other sides perspective Facilitation Controlled communication situations Adaptation of conflict resolution techniques from other social science fields (social work, marriage counselling labour relations race relations)
Principle A third party intervention aiming at
conflict resolution should start the conflict
parties on a learning process in the course of
which they should discover step by step which of
their interests, values, and aims are acceptable
for the other side. In consequence, quick and
fast solutions are very rare indeed.
24Frieden in Afghanistan
- Über welchen Frieden wollen wir reden ?
- innerstaatlich innergesellschaftlich -
nachbarschaftlich/regional - Generelle Friedensdefinition der
- Konfliktforschung Friede als Prozess der
- Abnahme von gewaltsamer und der Zunahme
- rechtsförmlicher Methoden und Verfahren der
- Konfliktlösung und Austragung von
- Interessendifferenzen
25- Euroatlantisches Verständnis
- Staat Inhaber des Gewaltmonopols
- Staat Sicherheitsproduzent (Schutz von Besitz,
Handel, Verkehrswegen) - Staat Garant von Rechtssicherheit
- Staat Garant individueller Freiheit
- Staat Garant von Menschenrechten
- Staat Garant politischer Teilhabe
- Staat Garant sozialer Sicherheit
- Der demokratische Wohlfahrtsstaat legitimiert
sich gegenüber seinem Bürger in der Bilanz durch
all diese Leistungen
Traditionales Verständnis Kleinteiligere
familiäre, gesellschaftliche, politische
Ordnungsstruktur basierend auf Familien- Clan-
oder Stammesbeziehungen legitimiert durch
ererbte oder (i.d.R. religiös) gestiftete
Autorität
Problem welches dieser Konzepte soll/kann auf
Afghanistan angewandt werden ?